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37. Kapitel

Draußen war es kalt und nebelig, als ich ein weiteres mal an diesem Tag mir einen Regenmantel überzog, um unser Haus zu verlassen. Ein Wetter, das mehr oder weniger die nahenden Herbstmonate einzuläuten schien und das mir wieder einmal bewusst machte, wie lange ich doch hier bereits im Camp Cetan Wí lebte. Anfang des Sommers war ich erst hier her gekommen und nun war es schon beinahe Oktober.

Mit eiligen Schritten folgte ich Keith nach auf den kleinen Pfad, der uns zwischen den weißen Hauswänden hindurch in den Wald führte. Über uns hingen wie kleine Kristalle Regentropfen im Geäst der Bäume und schimmerten angesichts des mattgrauen Himmels darüber trüb vor sich hin. Ganz anders wie damals an meinem ersten Tag hier im Camp, wo die Sonne groß und golden über dem Gelände geschienen hatte und die Luft vom Lachen und der Radiomusik der Teenager erfüllt worden war. Nun war das Einzige, was mich an jenen Tag noch vergleichsweise erinnerte die Falken, die nach wie vor gleich Wächtern hoch oben in der Luft über den Baumkronen des Waldes hinweg schwebten und ab und zu hohe Kreischlaute von sich gaben, als würden sie sich somit einander Befehle zurufen.

Mit einem leisen Seufzer zog ich mir die Ärmel des Regenmantels über meine klamm werdenden Finger und konzentrierte meinen Blick nach vorne auf Keiths Hinterkopf, der, ebenfalls in einen dunklen Regenponcho gehüllt, mit großen Schritten voran durch das Gebüsch lief. An seiner Seite hing eine weiße Stofftasche mit dem Logo der Dolphin Mall von Miami darauf.

Was sich genau in dieser befand konnte ich nur spekulieren, allerdings vermutete ich stark, dass es sich bei deren Inhalt um Bündelweise Kräuter handeln musste, ähnlich den Bündeln von Sharon von damals, als sie mit mir zum ersten mal ein Ritual am Nachtblumen-See durchgeführt hatte.

Bei dem Gedanken an Sharon biss ich mir unwillkürlich auf die Unterlippe und versuchte die wirren Gefühle, die bis gerade eben noch in mir gewütet hatten, zu unterdrücken. Überraschend erfolgreich übrigens, was allerdings vermutlich nur mit Keith zusammen hing, da dieser im gleichen Moment die Fingerspitzen seiner beiden Hände aneinander legte und einen grünleuchtenden Energieball heraufbeschwor, der, schwer als würde er aus reinem Blei bestehen, auf den Waldboden vor ihn plumpste, dort ein paar Schritte weit rollte und dann die Gestalt eines Löwen annahm, der mir geschätzt bis zur Taille reichte.

Der Löwe, aus schimmernder, grüner Magie bestehend, gab ein leises Knurren von sich, streckte und schüttelte sich und seine Gliedmaßen ausgiebig, als sei er so eben erst aus einem Jahrhunderte anhaltenden Dornröschenschlaf erwacht, wandte sich anschließend um und lief den Pfad vor uns gemächlichen Schrittes voran, die -je tiefer wir in den Wald hinein gelangten - immer dunkler werdende Umgebung mit einem sanften Lichtschein erleuchten. "Nur für alle Fälle", sagte Keith mit einem kleinen Grinsen auf seinen Lippen, als ich zu ihm aufschloss und mich neben ihm auf den Pfad schob. "An manchen Tagen kann es echt finster hier zwischen den Bäumen werden, selbst wenn es erst Nachmittag ist."

Er zupfte sich das dunkle Material seines Ponchos zurecht und fuhr sich anschließend durch sein feuchtes Haar, sein Blick nach wie vor auf den grünlich schimmernden Pelz seines Löwens vor sich gerichtet. "Weiß Sharon denn, das wir hier sind?", fragte ich und überlegte dabei gleichzeitig, wie wohl mein Totem in solch einer Umgebung aussehen würde. Bisher war es mir nämlich noch nicht gelungen, den Donnervogel in seiner irdischen Gestalt heraufzubeschwören, was zwar von Lilia mit einem: "Das ist beim ersten Mal einer der schwersten Zauber für einen Schamanen überhaupt", abgetan worden war, mich allerdings dennoch frustriert hatte. Schließlich konnte selbst die kleine Eywa die irdische Version ihres Totems heraufbeschwören und wirkte dabei nicht einmal im geringsten angespannt oder gar bemüht.

"Nope", verneinte meine Begleitung in diesem Moment und löste somit meine Gedanken von Lilias Unterricht und meinen wenig erfolgreichen Versuchen, meine Magie in die Gestalt des Donnervogels zu zwingen. Überrascht sah ich ihn von der Seite her an und beobachtete seine Mundwinkel dabei, wie diese sich zu einem erneuten Grinsen seinerseits in die Höhe bogen. "Sie hat bereits genug mit dem Einbruch bei dir zu Hause und der Entwendung der Unterlagen zu tun, da wollte ich sie nicht stören. Ich werde es ihr später erzählen, wenn Jack Majores damit aufgehört hat ihr am Telefon einen Vorwurf nach dem anderen an den Kopf zu werfen."

"Jack Majores?", wiederholte ich den Namen und zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. "Der Leiter eines der größeren Camps hier in Amerika", erklärte mir Keith mit knappen Worten und wischte sich einen herabgefallenen Regentropfen mit dem Handrücken von der Stirn. "Ein wahrer Kotzbrocken wenn du mich fragst. Absolut eingebildet und hochnäsig und im ständigen Wettstreit mit Sharon, welcher Camp die besseren Schamanen hervor bringen würde. Er war sehr enttäuscht darüber, dass der Phönixträger nicht in seinem Camp erwählt worden ist."

"Und nun versucht er diese Tatsache mit den verschwundenen Dokumenten wett zu machen?", fragte ich und schüttelte nur mit dem Kopf. "Wie ein kleines Kind", stimmte Keith mir zu und vergrub seine beiden Hände in den Taschen seines Regenumhangs, während seine Miami - Tasche lose auf seiner Schulter baumelte und ich schon befürchtete, dass sie bei seinen großen Schritten jeden Moment herab rutschen würde.

"Und du glaubst wirklich, dass das funktionieren wird?", fragte ich und zuckte im gleichen Augenblick zurück, als ein herabfallender Regentropfen geradewegs auf meiner Nasenspitze landete. Keith neben mir lachte leise auf und warf mir einen amüsierten Blick zu, ehe er fragte: "Was genau? Dass Jack Sharon wegen dem Verlust der Dokumente vor sämtlichen Schamanen-Größen ankreiden wird oder unsere kleine Geheimmission hier?"

"Sowohl als auch", sagte ich und musste beim Klang seiner Stimme, der er bei seinen letzten Worten einen geheimniskrämerischen Unterton verpasst hatte, lächeln.

"Sagen wir es so", sagte Keith und ich bemerkte, wie er seinen Körper augenblicklich kerzengerade aufrichtete und die Schultern straffte. "Wenn Sharon die Dokumente nicht bald als wieder gefunden meldet, wird sie einige Probleme bekommen und das nicht nur von Jack Majores, diesem Idioten. Sie hat das Original einer einzigartigen Abschrift verloren, das zwar an manchem Ort noch als Kopie vorhanden vorliegt, allerdings bei Weitem nicht den gleichen Wert besitzt wie die verschwundenen Dokumente. Und ich rede hier nicht vom Wert des Geldes sondern auch von dem historischen Wert, den die Aufzeichnungen der vergangenen Phönixträger, wie jung sie auch seien mögen, besitzen. Einige Schamanen des Donnervogels pflegten es gewisse Botschaften durch Magie verschlüsselt auf ihren Aufzeichnungen zu hinterlassen und sei es auch nur ein Ritual, wie man besonders schnell nasse Wäsche trocknet ohne sie in die Sonne zu hängen. Der magische Wert der originalen Dokumente eines Phönixträgers ist unvorstellbar, auch wenn es sich bei ihnen zu Anfang bloß um einfache weiße Stücke Papier handelt."

"Und unsere Geheimmission?", fragte ich und versuchte den Gedanken, dass Sharon nun wegen mir Schwierigkeiten bekommen könnte, vorerst nach hinten zu schieben. Darüber nachdenken konnte ich schließlich noch später. Das, was Keith nun mit mir vor hatte, war wesentlich wichtiger. "Glaubst du die Vergangenen werden mir sagen können, wer der Dieb gewesen ist?"

"Ein Versuch ist es zumindest Wert", erwiderte Keith und zupfte sich die Träger seiner Tasche wieder zurecht, die ihm tatsächlich nun bei unserem eiligen Schritttempo ein wenig von der Schulter gerutscht waren.

"Und wenn es nicht klappt?"

Keith zögerte für einen Augenblick lang und schien zu überlegen und ich sah, wie er seine Augenbrauen zu einem finsteren Gesichtsausdruck zusammen zog. "Dann können wir höchstens hoffen, dass deine Vorgänger dir sagen können, was genau dein Vater in diesen Dokumenten niedergeschrieben hat. Vielleicht können wir dann in Erfahrung bringen, weshalb man sie dir entwendet hat."

~~~

Der Nachtblumen-See lag in weiße Schleier gehüllt vor uns. Das Gras, in das Keith sich neben mir gekniet hatte, um die richtige Kräutermischung zu kombinieren, war noch feucht vom nächtlichen Regen und der Himmel spiegelte sich trist und grau als eine undurchdringliche Wolkendecke über unseren Köpfen auf der dunklen Wasseroberfläche des Sees wieder.

Ruhig war es hier. Bloß das Rascheln von Keiths Kräuterbündeln und das leise Fluchen des Jungen neben mir, als dieser sich beinahe das heiße Wasser, das er in einer Thermoskanne mit sich trug, über die Hände goss. Langsam ließ ich meine Augen über die friedlich stille Umgebung wandern. Die dunklen, beinahe schwarz wirkenden Tannen am Waldrand, deren glatten Stämme hoch dem Himmel entgegen reichten und das silberne Schilf, zwischen dem sich der weiße Nebel eingenistet hatte.

Es schwer vorstellbar, dass ich geradewegs hier vor erst wenigen Monaten umgeben von zahlreichen, farbenrohen Totemtieren vom Donnervogel erwählt worden war. Und noch unvorstellbarer war es, gleich ohne Sharons Hilfe, die mich gekonnt durch das Ritual in die Geisterwelt geleitet hatte, in jene Aschewelt zurück zu kehren, in der ich aufgewacht war, nachdem der Phönix mich als den seinen Schamanen ausgesucht hatte.

"Und es muss tatsächlich kein Vollmond am Himmel stehen, damit ich in die Geisterwelt gelangen kann?", fragte ich und Keith schüttelte bloß den Kopf, während er mit einem kleinem Stößel in der Brühe herum stampfte, die ich gleich trinken sollte. "Die Totemtiere brauchen das Mondlicht, um in unsere Welt zu gelangen", erklärte er mir dabei. "Wir brauchen dafür bloß das eine oder andere magische Ritual und jemand, der sich einigermaßen mit Pflanzenkunde auskennt." Er hielt kurz inne und betrachtete kritisch die klumpige, schwarze Masse in seiner Schale, dann nickte er zufrieden, stand auf und drückte mir besagten Behälter in beide Hände. "Trink."

Die schwarze Klumpenmasse - was auch immer sie beinhaltete - roch streng und bitter und schmeckte auch dementsprechend, als ich sie so schnell wie möglich meinen Hals hinunter kippte.

Augenblicklich bemerkte ich, wie meine Sicht verschwamm und meine Beine unter mir nachzugeben begannen. Ganz anders wie damals bei dem Ritual, das Sharon mit mir durchgeführt hatte. Damals hatte ich noch darauf warten müssen, dass ein Totemtier zu mir kommen und mich in die Geisterwelt entführen würde. Jetzt brauchte ich bloß Keith, der mich - zu meiner eigenen Überraschung - mit Leichtigkeit hochzuheben schien, um mich und meine mehr und mehr schwindenden Sinne in Richtung Ufer zu tragen. Das Letzte, was ich wahrnahm, kurz bevor mein Körper der schwarzglänzenden Oberfläche entgegen fiel, waren seine Hände, die warm an meinen Armen hielten, ehe mein Gesicht in die Kälte des Sees eintauchte und ich ins ewige Nichts davon driftete.

~~~

Erwachen tat ich in jener mir nur all zu bekannten Welt aus Ruß und Asche, in der mich der Phönix schon einmal willkommen geheißen hatte. Schwarz rieselte die Asche gleich dunklen Schneeflocken auf mich hinab, legte sich federweich auf meine Haut und verfingen sich in meinen Haaren. Über mir hing ein farbloser Himmel. Trist und trostlos wie er auch schon in der realen Menschenwelt gewesen war.

Es war seltsam wieder hier zu sein. Seltsam und dennoch vertraut, auch wenn ich bisher nur ein einziges Mal in dieser Welt aus Ruß und Asche erwacht war und ich, anders wie beim ersten mal, nicht noch einmal im Flammen stand - Zum Glück. Vermutlich, da es diesmal nicht der Phönix gewesen war, der mich hier her zu sich geholt hatte, sondern da ich freiwillig gekommen war. Mehr oder weniger zumindest.

Mit einer Hand wischte ich mir die hinab rieselnde Asche aus den Augen, mit der anderen richtete ich mich gleichzeitig auf, sodass ich mich nun in einer aufrechten Sitzposition befand und meine Umgebung viel besser wahrnehmen konnte.

Sie hatte sich nicht sonderlich viel verändert. Da war der Nachtblumen-See direkt vor mir. Ganz und gar unberührt mit seinem silbrigen Schilf und dem schwarzen Wasser, das gleich flüssigem Teer reglos im wie vom Regen ausgewaschen wirkenden Licht des Himmels dalag.

Die Wiese um ihn herum war erneut unter einen hohen Schicht Asche verschwunden, die Flecken auf meiner Kleidung hinterließ und die sich grau und leblos vom Ufer des Sees aus bis hin zum Horizont erstreckte, der durch einen silbernen Lichtstreifen in weiter Ferne markiert wurde. Die Bäume, die in der realen Welt mit dunkelgrünen Nadeln oder Blättern gespickt waren ragten hier in der Geisterwelt bloß wie schwarze, abgebrochene Zähne aus dem Boden empor, sodass die Umgebung aussah wie das Maul eines riesigen Tieres, das jeden Moment zuschnappen konnte. Und der See, schwarz und friedlich in der betäubenden Stille daliegend, war der Schlund, der alles und ein jenen verschlingen konnte, würde das Tier es bloß wollen.

Bei diesem Gedanken überkam mich ein Schauer und ich rappelte mich eilig unbeholfen auf, als suchten meine Gliedmaßen eine Möglichkeit der Flucht vor diesem gigantischen Tier. Und vermutlich hätten sie das auch wirklich getan, wäre da nicht diese mir vertraute Stimme hinter mir gewesen, die mich zuerst zusammen zucken, dann jedoch auf dem Absatz herumwirbeln ließ. "Sei gegrüßt Megan."

Jonathan Grey persönlich. Oder besser gesagt die Gestalt Jonathan Greys, die der Donnervogel dazu benutzte um mit mir zu kommunizieren. "Es ist schön dich zu sehen." Seine schmalen Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln, als würde er sich tatsächlich darüber freuen, dass ich ihn hier in der Geisterwelt besuchte und ich sah, wie sich die Haut um seine Augen herum zu kleinen Fältchen zusammen knitterte. "Was kann ich für dich tun?"

A/N:

Ich wünsche Euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr und hoffe, dass Ihr allesamt gut und wohlbehalten in 2019 ankommt! ^^

Lg

Raven

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