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22. Kapitel

Die Tür war nicht abgeschlossen. Chloe hatte mir erklärt, dass das hier im Camp nicht von Nöten war, da Diebstahl zum Campverweis führen konnte und niemand eine wütende Sharon erleben wollte.

Leise schlich ich mich die Treppe hinauf auf mein Zimmer, hoffte, dass ich meine genannte Mitbewohnerin nicht aufwecken würde.
Oben angekommen fiel ich augenblicklich ins Bett. Das Gebräu, das mir Sharon zu Anfang der letzten Nacht geben hatte und das mich hätte wach halten sollen, hatte eindeutig an Wirkung nachgelassen, wenn nicht auch vollkommen verloren. Bleierne Müdigkeit hatte sich in meinen Gliedern breit gemacht, erfüllte diese mit unglaublicher Schwere, sodass ich augenblicklich in einen tiefen und festen Schlaf davon driftete, kaum, dass mein Kopf das Kissen berührte.

Als ich wieder erwachte, war es beinahe schon wieder Mittag. Zumindest ließ mich das die Sonne draußen vor meinem Fenster vermuten, die bereits außer Sichtweite geklettert war und wahrscheinlich schon bald senkrecht über dem Ferienhaus stehen würde.

Mit einem herzhaften Gähnen streckte ich mich und trat die Bettdecke, die sich während meines Schlafes gleich einer Schlange um meine Beine gewickelt hatte, an das andere Ende des Bettes. Für einen Moment lang schloss ich noch mal die Augen, genoss die Stille, die den Raum um mich herum erfüllte, holte dann tief Luft und schwang meine Beine aus dem Bett.

Eilig suchte ich mir eine saubere Hose und ein frisches Oberteil aus meinem Kleiderschrank heraus, ehe ich anschließend schnell in Richtung Badezimmer davon huschte, um endlich die widerlich stinkenden Klamotten von der Zeremonie von meinem Körper zu pellen, in denen ich geschlafen hatte. Kaum war das erledigt, stieg ich auch schon unter die Dusche.

Während das warme Wasser sämtlichen Schweißgeruch von meiner Haut spülte, merkte ich, wie ich das Gespräch zwischen Penelope und mir, sowie die gesamte Ratssitzung in meinem Kopf wieder und wieder wiederholte, wobei die Sätze: "Wir werden dich aus allem so gut wie möglich raus halten", und, "Sharon fühlt sich verantwortlich für dich", immer wieder hervor stachen.

Mit einem energischen Kopfschütteln stellte ich das Wasser wieder ab und beschloss, meine Gedanken vorerst bezüglich der vergangenen Stunden beiseite zu schieben, damit ich wenigstens den Morgen, oder besser gesagt den Mittag, mit einigermaßen klarem Kopf beginnen konnte.

Leichter gesagt als getan, denn als ich fertig abgetrocknet und angezogen den dunstigen Schleier des Badezimmerspiegels beiseite wischte, um meine Haare zu bürsten, sah mir an Stelle meiner gewohnten Fassade das Gesicht einer Fremden entgegen.

Eine recht vertraute Fremde, wenn man das so sagen konnte, denn sie besaß meine Gesichtszüge. Meine Wangenknochen, mein Kinn und unverkennbar meine Nase. Dennoch war sie allerdings nicht ich. Ihre Augen waren von einem viel intensiveren und strahlenderem Blaugrün als die meinen und ihr Haar glänzte in einem gesunden dunkelbraun, ganz so, als käme sie soeben frisch aus einem Friseursalon.
Von den mir nur all zu bekannten blassen Iriden, die so aussahen, als hätte ein Vorschulkind recht schlecht die Farben Blau und Grün in seinem Wasserfarbkasten zusammen gemischt, sowie meinen einfachen, langweilig braunen Haaren waren keine Spur mehr zu entdecken.

Perplex hob ich die Hand und fuhr mir mit den Fingerspitzen über meine Stirn, meinen Nasenrücken hinab bis zu meinem Kinn. Die vertraute Fremde im Spiegel tat es mir gleich. Ich blinzelte ein paar Mal, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass das fremde Gesicht verschwinden würde, je länger ich mit den Augenlidern klimperte, und ich mein altes, gewohntes Spiegelbild wieder erblicken konnte, aber nichts desgleichen geschah. Die strahlenden, blaugrünen Augen und die glänzenden Haare blieben dort wo sie waren.

Einen Moment lang noch starrte ich mein mehr oder weniger neues Ich an, dann schüttelte ich nur den Kopf, wickelte mir wieder das Handtuch um die Stirn und beschloss, einfach später wieder zurück zu kommen, um mir die Haare zu bürsten. Vielleicht sogar mit meinem alten Spiegelbild, wenn möglich.

Als ich die Treppe zum Wohnzimmer herunter stieg, traf ich auf Chloe, die verschwitzt und in Sportklamotten gekleidet am Küchentisch saß, einen angebissenen Apfel in der Hand. "Guten Morgen", begrüßte ich sie, während ich an ihr vorbei auf den Schrank mit den Cornflakes zusteuerte und mir im Gehen eine saubere Schüssel von der Spüle schnappte.

"Morgen", erwiderte sie knapp und sah von dem angebissenen Apfel in ihrer Hand auf. Ich spürte, wie sie mich mit ihren hellblauen Augen von der Seite her musterte und konnte mir ausmahlen, wie sie prüfend eine ihrer Augenbrauen in die Höhe zog.

"Die Magie steht ihr", sagte sie schließlich anerkennend, als ich gerade nach einer Packung Früchtemüsli griff, um den Inhalt in meine Schüssel zu schütten. "Sehr hübsch." "Findest du?", fragte ich und drehte mich um, wobei ein paar Rosinen am Rand der Schüssel vorbei auf die Arbeitsfläche sprangen. Sie nickte. "Ist so etwas denn", ich zögerte und hielt kurz in der Bewegung inne, ehe ich die Verpackung dann wieder zurück an ihren angestammten Platz stellte, "normal bei Schamanen?" Ich deutete auf mein Gesicht.

Chloe zuckte mit den Schultern. "Tja", sagte sie dann, ehe sie sich wieder auf ihren Apfel konzentrierte und herzhaft hinein biss. "Was Magie nicht alles kann, nicht wahr?" Mit vollem Mund grinste sie mich breit an.

"Sie verändert mein Aussehen?" Irritiert sah ich zu ihr hinüber. "Nur, wenn sich gerade große Mengen an ihr in deinem Körper befinden", erwiderte Chloe. "Zum Beispiel nach einem besonders schwierigem Ritual oder so ähnlich, wenn dir dein Totemtier große Mengen seiner Energie leiht. Und wenn man mal berücksichtigt, dass dein Totem nahezu als eines der mächtigsten dieser Welt gilt, so kann man gut davon ausgehen, dass sich gerade sehr viel außerweltliche Energie in dir befindet."

Sie schenkte mir einen vielsagenden Blick und knabberte dann weiter an ihrem Apfel herum. "Du weißt es schon?", fragte ich verwundert und ging hinüber zum Kühlschrank, um nach der Milch zu greifen. "So gut wie jeder hier weiß es schon", erwiderte Chloe ruhig und drehte den Apfel in ihrer Hand hin und her, als suche sie nach einer Stelle, wo sie noch nicht hinein gebissen hatte. "Der zweite Phönix in ach nur so kurzer Folge und das geradewegs in unserem Camp." Sie lachte auf und mir entging der spöttische Unterton in ihrer Stimme nicht, der dabei mit schwang. "Welch eine Ehre."

"Dir", ich zögerte und drehte mich mit der Milch in der Hand zu ihr um, "gefällt das nicht?" "Ob es mir nicht gefällt?", erwiderte Chloe und schob die Unterlippe vor wie ein schmollendes Kleinkind, dann zuckte sie bloß mit den Schultern. "Mir ist eigentlich ziemlich schnurz-piep-egal welches Totem du hast, weißt du? Und selbst wenn es der König aller Totemtiere währe, wenn es den überhaupt gibt..." Wild gestikulierte sie in der Luft herum, wobei ein Stück Apfel abfiel und auf dem Boden landete. Sie bückte sich und hob es auf, schnippte es auf den Teller direkt vor sich, ehe sie weiter sprach: "Du bleibst dennoch für mich die Person, die du bist. Schließlich macht dich dein Charakter aus, nicht dein Totem."

Sie machte eine kurze Pause und schien zu überlegen, dann sagte sie: "Allerdings kann ich diesbezüglich nur von mir reden. Was die Anderen betrifft, so kann ich dir bei ihnen nichts versichern. Und das gefällt mir nicht." Nachdenklich starrte sie an mir vorbei auf den Magnetensmiley an der geschlossenen Kühlschranktür. "Weißt du", sagte sie dann und pustete sich einige blaue Haarsträhnen aus der Stirn, die aus ihrem Pferdeschwanz herausgerutscht waren. "Ich habe schon viele Personen gesehen, die sich verändert haben, nur, da sie auf einmal etwas Besonderes waren. Weil sie auf einmal im Mittelpunkt jeglicher Aufmerksamkeit standen." Sie biss sich auf die Unterlippe. "Ich möchte nicht, dass du dich veränderst, weißt du?", gestand sie mir dann. "Ich mag dich vielleicht nicht einmal zwei ganze Tage lang kennen, aber ich finde, dass du ein guter Mensch bist. Um einiges besser zumindest als manch anderer Mitbewohner, den ich bereits vor dir hatte."

Auf einmal wirkten ihre blauen Augen wieder mal ein wenig glasig, als versuchte sie, die Tränen einer unschönen Erinnerung, die bei diesen Worten in ihrem Kopf aufgetaucht war, zurück zu halten. Wie schon beim letzten Mal, als sie über eine vergangene Mitbewohnerin geredet hatte. Ich beobachtete, wie sie einmal tief Luft holte, wie sich ihre Hände kurz um den Apfel herum verkrampften, ehe sie ein zartes Lächeln auf ihre Lippen setzte. "Lass das dich einfach nicht verändern, Megan, okay? Auch wenn du der Phönix sein magst, lass es dir nicht zu Kopf steigen."

"Das werde ich nicht", versprach ich ihr, erwiderte ihr Lächeln und einen Moment lang sahen wir uns einfach nur an. "Gut", sagte Chloe schließlich knapp und wandte abrupt ihren Blick ab, nickte, biss ein ein letztes Mal in ihren Apfel und legte dann den angeknabberten Rest auf den Teller vor sich ab. Mit dem Handrücken wischte sie sich über den Mund.

"Ehe ich es vergesse", sagte sie dann und griff nach einem Glas Wasser neben dem Teller, nahm einen tiefen Schluck daraus. "Ich habe vorhin Lilia getroffen. Ich soll dir von ihr ausrichten, dass sie dich vor der Veranda des Haupthauses erwartet. In einer Stunde beginnt dein Training."

***

Um ehrlich zu sein, hatte ich mir das Training mit Lilia etwas anders vorgestellt, als es am Ende tatsächlich war. Ich hatte gedacht, dass ich mit ihr auf einen der Trainingsplätze gehen würde, die Chloe mir gestern gezeigt hatte. Dass sie versuchen würde, mir das beizubringen, was die anderen Jungschamanen dort praktizierten.

Aber Fehlanzeige. An Stelle des mit Sand ausgelegten Trainingsplatzes führte Lilia mich auf eine kleine, idyllische Lichtung irgendwo in der Mitte des Waldes, die meinem Gefühl nach zu Folge weit entfernt von den anderen trainierenden Teenagern lag.

Die Lichtung war an sich sehr hübsch. Hohe, dunkelgrün bestückte Tannen umsäumten eine kleine Wiese, wo das Gras und allerlei Wildblumen nur so vor sich hin wucherten. In der Nähe hörte ich das Rauschen eines kleinen Baches, der Duft von Kiefernnadeln und Harz hing in der Luft.

Lilia hatte sich im Schneidersitz auf einem der vielen mit Moos befleckten Felsen nieder gelassen, die wild verstreut aus der Wiese hervor ragten, ganz so, als hätten sich Riesen oder so ähnlich hier mal eine kleine Kieselschlacht geleistet. Auf einigen von ihnen waren kleinere oder auch größere Türme aus glatten, ovalen Steinen errichtet, die dunkel im Sonnenlicht vor sich hin glänzten.

"Bevor wir anfangen", begann Lilia schließlich, als ich mich fertig umgesehen und ihr gegenüber auf einem weiteren Felsen Platz genommen hatte, "sollte ich vielleicht das eine oder andere über Magie noch klar stellen."

Sie hob eine Hand, ballte diese zur Faust und als sie sie wieder öffnete, schwebte eine Blütenknospe aus blauen Energiefäden bestehend über ihren Fingerspitzen.
„Dir sollte bewusst sein, Megan", sagte sie, „dass Magie nichts Selbstverständliches ist. Sie ist kein Geschenk, dass man einfach in die Wiege gelegt bekommt. Kein Gratisgutschein, der einem hinter her geworfen wird. Magie muss man sich verdienen. Man muss sie sich erarbeiten."

Sie machte eine Pause und strich behutsam mit ihrer anderen Hand über die zarten, geschlossenen Blütenblätter. Kaum hatte sie das getan, begann die Knospe sich zu regen, erblühte vor meinen Augen zu einer Lilie aus blauer Magie.

„Manche von uns behaupten, dass die Magie aus der Geisterwelt gewissermaßen unsere Lebenskraft, unsere Essenz sei. Und wer weiß, vielleicht stimmt das auch."
Nachdenklich begutachtete sie die Blume in ihrer Hand, ehe sie fort fuhr: „Aber das heißt noch lange nicht, dass wie sie unterschätzen sollten. Dass wir uns von ihr täuschen lassen sollten.

Magie aus der Geisterwelt ist gefährlich und egal, wie schön und gut sie uns manchmal erscheinen mag, so kann sie zu einer unvorstellbaren Bedrohung werden, wenn man sie falsch gebraucht."

Sie krampfte die Hand unter der magischen Lilie zusammen und ich sah, wie diese mit einem Zischen, gleich Wasser, das auf eine heiße Herdplatte spritzte, in Sekundenschnelle verwelkte, ehe sie zu Staub zerfiel.
Blauer, knisternder Staub, der hinab zur Erde rieselte und das Gras unter sich verbrannte, sodass nur noch ein dunkler Fleck nackter Erde übrig blieb.

„Und genau das ist der Grund, weshalb wir hier sind." Langsam ließ Lilia ihre Hand wieder sinken. „Damit wir die Grenzen dieser Magie kennen lernen. Damit wir unsere Grenzen kennen lernen."

Eindringlich sah sie mich an und schwieg einen Augenblick lang, damit ich ihre letzten Worte verinnerlichen konnte. Dann klatschte sie in die Hände und sagte mit plötzlich neu gewonnener Fröhlichkeit: „Nun denn. Da das hier dein erster offizieller Trainingstag ist, dachte ich mir, dass wir mit etwas sehr einfachem beginnen." Sie sah sich um und deutete dann auf einen Steinhaufen ganz in unserer Nähe. "Siehst du den flachen Stein dort ganz oben auf der Spitze?", fragte sie mich. "Ich möchte, dass du ihn zum schweben bringst. Ungefähr so." Sie streckte zwei von bläulichen Lichtfäden umflochtene Finger nach dem Steinturm vor uns aus und ich beobachtete, wie die Spitze des Turms leicht erzitterte, sich zu bewegen begann und sich dann, wie von einer unsichtbaren Kraft getragen, von den restlichen Steinen löste, einige Zentimeter weit aufstieg, um dort vor sich hin schwebend in der Luft zu verharren.

"Du musst deine innere Kraft nutzen. Deinen inneren Willen", erklärte mir Lilia, während sie mit kleinen Fingerbewegungen den Stein hin und her dirigierte, ehe sie ihn wieder absetzte. "Am besten schließt du dafür die Augen. Konzentrier dich. Gehe tief in dich hinein und suche die Verbindung zwischen dir und deinem Totem. Wenn du sie gefunden hast, dann versuche sie zu öffnen und die Magie, die dann in dir frei gelassen wird, auf den Stein vor dich zu richten. Verstanden? Es hört sich schwerer an, als es in Wirklichkeit ist."

Ich nickte nur, schloss dann die Augen, wie sie es mir geraten hatte, und versuchte, so gut wie möglich in mich hinein zu horchen und die Verbindung, von der Lilia gesprochen hatte, zu finden. Was leichter gesagt als getan war, denn jetzt mal ganz ehrlich: Wie sollte ich bitte eine Verbindung zu meinem Totem in mir finden, wenn ich nicht einmal wusste, wie so eine Verbindung aussah beziehungsweise wie sie sich anfühlte? "Du wirst wissen, wenn du sie gefunden hast", sagte Lilia in diesem Moment, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Ein kurzer Blick durch meine zusammen gekniffenen Augen zeigte mir, dass auch sie die Lider geschlossen hatte. Ihre Hände waren entspannt auf ihre Knie gelegt, ganz so, als würde sie meditieren.

"Du bist zu angespannt, Megan", fuhr sie in diesem Moment weiter fort. "Ich kann hören, wie du rum hampelst." Ich schloss augenblicklich die Augen wieder und presste die Lippen aufeinander. Dann versuchte ich mich erneut meiner inneren Kraft hinzugeben, wie Lilia es genannt hatte, aber vergeblich. Da war nichts. Zumindest nichts, was ich als eine Verbindung zu meinem Totem identifizieren konnte. Lilias Stimme, die mir wieder und wieder sagte, ich solle versuchen mich zu entspannen und endlich still sitzen, half dabei auch nicht sonderlich weiter. Unruhig rutschte ich auf meinem Stein hin und her und war bereits kurz davor, mit einem genervten Aufstöhnen wieder die Augen zu öffnen und zu sagen, wie zwecklos es doch war, als ich es entdeckte.

Einen kleinen, unscheinbaren Riss im hintersten Teil meines Kopfes, aus dem ein blasses, weißes Licht hervor quoll. Am liebsten hätte ich vor Begeisterung laut aufgelacht und Lilia darauf aufmerksam gemacht, dass ich die Verbindung endlich gefunden hatte, aber ich wollte nicht riskieren, sie deswegen wieder zu verlieren. Ich kniff die Augen also umso fester zusammen und stellte mir vor, wie ich meine beiden Hände nach dem Riss ausstreckte und versuchte, ihn langsam aber sicher zu öffnen. Den kleinen Spalt, durch den das überirdische Licht hinein in meine Gedanken drang, zu vergrößern.

Es klappte mehr schlecht als recht. Ich spürte, wie wieder kalter Schweiß auf meiner Haut ausbrach und wie sich meine Hände zu verkrampfen begannen. Wie sich meine Fingernägel in das Fleisch meiner Handinnenflächen bohrten. Aber dann plötzlich, ohne Vorwarnung, gab der Riss nach und ich spürte, wie sich das Licht schlagartig in meinem gesamten Körper auszubreiten begann und mit ihm das Gefühl der Magie, wodurch sich wieder die feinen Härchen auf meinen Armen aufrichteten und mich eine elektrische Spannung überkam.

Mit einem erschrockenen Aufkeuchen riss ich wieder die Augen auf und starrte auf meine Hände, aus denen kleine, weiße Lichtfäden hervorsprossen und damit begannen, sich um meine Finger zu flechten. "Gut, Megan!", hörte ich Lilias begeisterte Stimme. "Mach weiter so! Konzentriere dich jetzt auf den Stein vor dir! Versuche ihn zu bewegen!"

Und genau das versuchte ich. Allerdings gelang mir das nicht so, wie ich es vielleicht erwartet oder auch gewollt hatte, denn statt dass ich einzig und alleine die Spitze des Turmes anhob, gab es ein lautes, knackendes Geräusch wie bei eine Stromleitung, auf der eine viel zu hohe Spannung lag, und der Steinturm zersprang mit einem lauten Knall in all seine Einzelteile.

"Wow." Lilia blinzelte ein paar Mal erschrocken und wedelte dann mit der Hand vor ihrer Nase herum, um den verbrannten Geruch, der sich auf einmal um uns herum ausbreitete, zu vertreiben. "Das", sie zögerte, „war zwar nicht genau das, was du tun solltest, aber auf jeden Fall nicht schlecht für den Anfang." Sie schnippte mit dem Finger und der Steinturm baute sich vor unseren Augen wieder zu seiner vollen Größe auf. "Versuche es noch mal. Diesmal vielleicht mit etwas weniger Magie. Es sei denn, du willst die ganze Lichtung hier noch in Schutt und Asche zerlegen."

"Alles klar." Ich nickte, schloss die Augen und versuchte erneut, die Magie wieder in mir hervor zu rufen. Diesmal gelang es mir um einiges schneller als beim ersten Mal, aber das Ergebnis war nicht wirklich besser. Vielleicht sogar etwas schlechter, wenn man die Tatsache bedachte, dass die Steintürme in meiner unmittelbaren Nähe ebenfalls bedrohlich zu erzittern begannen, als wollten auch sie unbedingt in all ihre Einzelteile zerlegt werden. "Es ist noch nie ein Meister vom Himmel gefallen", meinte Lilia mit einem kleinen, aufmunterndem Lächeln, als sie nach meinem geschätzt elften Versuch wieder den Steinhaufen mit einem Schnippen ihrer Finger zusammen fügte. Oder war es nicht schon der zwölfte?

Wie auch immer. Zumindest dauerte es mich fast eine ganze Stunde, bis ich es schaffte, meine Magie so zu minimieren, dass keiner der übrigen Steintürme mehr darunter zu leiden hatte und nur die Spitze meines eigentlichen Zieles leicht erzitterte. Den Stein endgültig zum Schweben brachte ich allerdings erst weitere sechzig Minuten später und dies auch mehr schlecht als recht. An statt ruhig in der Luft zu ruhen, als hätte man ihn dort auf ein unsichtbares Podest gestellt, eierte er bei mir nämlich hilflos von einer Seite zur anderen, bis er schließlich einen steilen Sturzflug hinab zur Erde machte. "Wie gesagt", sagte Lilia und seufzte leise auf. "Es ist noch nie ein Meister vom Himmel gefallen."


A/N:

Hey Leute,

ich hoffe euch hat Megans erste Trainingsstunde gefallen. ^^

Da ich jetzt für die nächsten zwei bis drei Wochen in Urlaub fahre und mein dortiger Internetempfang, sowie meine freie Zeit zum Schreiben sich höchstwahrscheinlich in Grenzen halten werden, wird das nächste Kapitel sehr wahrscheinlich erst in zwei Wochen erscheinen. Ich hoffe, ihr nehmt mir das nicht übel.

Lg

Raven

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