19. Kapitel
Schwarzer Schnee rieselte langsam und federleicht auf mich herab, als ich wieder zu mir kam. Nein. Kein Schnee. Asche. Asche, die gleich den kleinen, weißen Flöckchen auf mich und meine Umgebung herabschwebte und alles unter einem Mantel aus grauschwarzen Stoff begrub.
Ich blinzelte ein paar Mal. Der Himmel über mir, der bis vor wenigen Herzschlägen noch rosarot und golden geleuchtet hatte, hatte jegliche Farbe verloren. Nun erinnerte er mich an den Himmel an besonders regnerischen Tagen in London. Dann, wenn ich es mir mit Mum und ihren selbst gebackenen Keksen vor dem Fernseher gemütlich machte, dem Regen, der gegen die Fensterscheiben prasselte, lauschte, und durch die Kanäle zappte, auf der Suche nach irgendetwas Interessantem. Bloß mit dem Unterschied, dass ich mich hier eindeutig nicht in London befand und dass der Regen nicht aus herabnieselndem Wasser, sondern aus Asche bestand.
Langsam drehte ich meinen Kopf auf die Seite, als ich eine Bewegung in meinem Augenwinkel wahrnahm. Nur, um zu bemerken, dass mein Körper mehr oder weniger in Flammen stand. Flammen, die zwischen meinen Fingern und an meinem Arm empor züngelten und mit heißen Zungen über meine Haut leckten, mich zu meiner Überraschung allerdings nicht verbrannten.
Ich runzelte die Stirn und hob meine Hand ein Stück an, zu benommen, um erschrocken hochzufahren. Sie hinterließ einen glühenden Abdruck auf dem Untergrund, auf dem ich lag, brannte allerdings zu meiner Erleichterung nicht weiter. Kaum, dass ich sie von der Erde unter mir löste, erloschen die Flammen, die sie umhüllt hatten.
Langsam richtete ich mich auf. Beobachtete, wie das Feuer, dass meinen Oberkörper umgab, verschwand und unter mir bloß ein glimmender Abdruck in der Form eines menschlichen Körpers zurück blieb, kaum, dass ich auf den Füßen stand.
Mit einer Hand tastete ich nach meinen Haaren, um fest zu stellen, ob diese noch da waren - man konnte ja bezüglich Feuer nie wissen -, dann sah ich mich um.
Ich befand mich immer noch auf der Lichtung des Nachtblumen-Sees. Nur, dass die Wiese, die den See zuvor umrahmt hatte, nun unter einer dicken Ascheschicht verschwunden war und die Bäume des Waldes dahinter bloß nur noch als verkohlte Zahnstocher dem farblosen Himmel entgegen ragten.
Ich schluckte und sah mich suchend nach Sharon um, fand sie allerdings nirgends. Natürlich nicht. Sie war schließlich die Erste gewesen, die die Flammen erfasst hatten.
Mein Blick wanderte hin zum Nachtblumen-See, der einzig und alleine unverändert in der Mitte der Aschelandschaft lag. Selbst die tiefvioletten Seerosen schwammen noch unberührt auf dem dunklen Wasser dahin, als hätte das Feuer sie alleine verschont. Zögerlich trat ich auf den See zu, kniete mich an dessen Ufer und sah hinab in die endlose Schwärze, die das Wasser mir bot.
Das Spiegelbild, dass ich dabei auf die glatte Oberfläche warf, zeigte zu meiner Überraschung mein vollkommen unversehrtes Gesicht. Keine Verbrennungen oder desgleichen, wie ich es vielleicht nach der ganzen Flammengeschichte erwartet hätte, nein. Ganz einfach mein gewöhnliches, mir nur allzu bekanntes Ich, gekleidet in ein einfaches Shirt und Jeans, die, zumindest rein optisch, gut aus meinem Kleiderschrank in London her stammen konnten.
Meine Hände wanderten hin zu meinem Hals, wo sie auf das kühle Leder des Halsbandes meiner biologischen Mutter trafen. Das Einzige, was ich von der Zeremonie noch trug.
Die Zeremonie...
Kaum war der Gedanke an die vergangene Nacht am See in meinem Kopf aufgetaucht, ließ mich auch schon das laute Poltern von Donner über mir unwillkürlich zusammen zucken und erschrocken nach oben blicken.
Der Ascheregen hatte ausgesetzt und ich befürchtete schon, dass es jeden Moment tatsächlich zu schütten beginnen könnte - mit echtem Wasser, nicht mit Asche, meine ich - als sich mit einem erneuten, lauten Donnerpoltern der Vogel, der mich vorhin angegriffen hatte, vom Himmel löste und herab auf die Erde geschwebt kam.
Sein Gefieder leuchtete in den Farben der Flammen, die mich zuvor umhüllt hatten, seine dunklen, stechenden Augen waren geradewegs auf mich fixiert.
Als der Vogel auf einem der mit Ruß beschmierten Felsen in meiner unmittelbaren Nähe landete und die mächtigen Schwingen auf seinem Rücken faltete, bemerkte ich, wie eine Gänsehaut mich überkam. Unbehagen stieg in mir auf, als das Geschöpf, das beinahe genauso groß war wie ich selber, den Kopf schräg legte und mich gründlich musterte, wobei es seine Augen zu schmalen Schlitzen verengte und das seltsame Gefühl in mir somit nur noch umso mehr verstärkte.
"Hi", brachte ich schließlich zögerlich und mit kratziger Stimme, als hätte ich jede Menge an Sand oder desgleichen verschluckt, hervor und hob langsam die Hand, als der Vogel nicht damit aufhörte, mich an zu starren. Mein Gegenüber regte sich nicht, musterte mich stattdessen in einer eisigen Gelassenheit weiter, als versuche er gerade jeden Millimeter meiner Seele zu erforschen und zu ergründen. Wahrscheinlich tat er das auch in diesem Moment. Ausschließen sollte ich es zumindest mal nicht.
Ich biss mir auf die Unterlippe und versuchte dem undurchdringlichen Blick des Raubvogels stand zu halten.
Meine Augen wanderten von dem scharfen, an der Spitze leicht gebogenen Schnabel seine gefiederte Brust hinab zu seinen langen Klauen. Ich schluckte, als mir bewusst wurde, wie leicht mich dieses Tier anfallen und in der Luft zerfetzen konnte. Wie es mich schon in der Luft zerfetzt hatte.
Endlich bewegte sich der Vogel vor mir auf dem Fels. Er öffnete seinen Schnabel und gab ein leises, zufriedenes Krächzen von sich, als sei er mit der Wahl seines Frühstücks - ja, ich kam mir mehr oder weniger in diesem Moment wirklich wie zukünftiges Vogelfutter vor - äußerst zufrieden, dann schüttelte er den von Federn prächtig geschmückten Kopf und breitete die Schwingen aus.
Sein flammender Körper leuchtete in einem goldenen Licht auf und ich sah, wie er sich zu verändern begann. Wie die Flügel zu Armen, die Klauen zu Beinen und der Schnabel zu Mund und Nase verschmolzen, bis schlussendlich ein Mann vor mir auf dem von Asche verschmierten Fels saß, genau dort, wo bis vor wenigen Sekunden noch der Raubvogel gehockt hatte.
Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, überlegte es mit dann jedoch im gleichen Moment wieder anders und zog es stattdessen vor, mein neues Gegenüber bloß schweigend anzustarren, es zu mustern. Genauso, wie es der große Vogel vorhin mit mir getan hatte.
Schätzen tat ich den Mann vor mir auf dem Stein auf Mitte vierzig. Er war in eine weiße, mit Federn bestickte Tunika mit dazu passenden Hosen gekleidet. Seine Haut war von der Sonne dunkelgebräunt und gegerbt, sein rabenschwarzes Haar zu einem glänzenden Pferdeschwanz im Nacken zusammen gebunden.
„Megan Frye." Seine dünnen Lippen, die wie von einem Bleistift gezogen unter einer dominanten Adlernase platziert worden waren, verzogen sich zu einem kleinen Lächeln, als er mich ins Auge fasste. „Es ist mir eine Ehre."
Ich antwortete nicht. Wahrscheinlich, da ich nach wie vor damit beschäftigt war, ihn entgeistert anzustarren, denn - seien wir mal ehrlich - man sah nicht jeden Tag, wie ein brennender Vogel innerhalb von Sekunden die Gestalt eines erwachsenen Mannes annahm.
„Mein Namen ist Jonathan", stellte sich mein Gegenüber in diesem Moment ungehindert meines Schweigens vor. „Jonathan Grey."
„Megan", erwiderte ich, kaum, dass ich mich aus meiner Starre gelöst hatte und nickte ihm zu, auch, wenn er offensichtlich bereits meinen Namen zu kennen schien.
Der Mann, Jonathan, lächelte daraufhin nur, stützte das Kinn in seine Hand auf sein Knie ab und schien auf etwas zu warten. Eine Reaktion meinerseits, wie ich vermutete. Irgendwelche Worte, die ich sagen sollte, damit unser Gespräch weiter voranlaufen konnte.
Allerdings wusste ich nicht, was für Worte das genau sein sollten.
Das eigentlich bereits wieder abgeschwächte Unbehagen in mir verstärkte sich augenblicklich wieder ein wenig angesichts der Schweigens, welches sich zwischen uns beiden ausbreitete und ich ließ meinen Blick an ihm vorbei über die Landschaft um uns herum gleiten, um dies zu überspielen.
Nichts, außer der verbrannte Wald soweit wie das Auge reichte.
Die Ascheflocken, die zuvor vom Himmel herabgeschwebt waren, hingen nun bewegungslos, wie dort festgefroren, in der Luft über uns, bewegten sich keinen Millimeter mehr zur Erde herab.
„Das ist nicht die Realität, oder?", fragte ich schließlich, um die unangenehme Stille zwischen uns beiden zu durchbrechen, als meine Augen einmal von links nach rechts und wieder zurück gewandert waren. „Die ganzen Flammen und alles drum dran. Die Asche. Das ist alles nicht echt, nicht wahr?"
Das Lächeln auf Jonathan Greys Lippen vertiefte sich ein wenig, als hätte er auf diese Frage bereits gewartet. Er erhob sich geschmeidig wie eine Katze von seinem Felsen und sah sich um. „Nein, das ist es nicht", sagte er dann und klopfte sich ein wenig Ruß von den Ärmeln seiner Tunika.
„Bin ich denn in der Geisterwelt?" Ich kniff die Augen zusammen und betrachtete die in der Luft erstarrte Asche über mir.
„Offensichtlich", sagte er und sein Lächeln wurde noch ein Stückchen breiter, wirkte beinahe warmherzig auf mich, als würde ich ihn an etwas oder jemanden Bestimmten erinnern.
Erneut sah ich mich um, ließ meine Augen ein weiteres Mal über die verkohlte und verwüstete Landschaft um mich herum wandern, ehe sie wieder auf Jonathan trafen. „Sharon meinte, dass mein Totem mich bei der Zeremonie zu sich in die Geisterwelt nehmen würde", sagte ich leise und biss mir auf die Unterlippe, nicht sicher darüber, ob ich den Gedanken, der mir gerade durch den Kopf geschossen war, laut aussprechen sollte. „Heißt das etwa, dass... Sind Sie..."
Aber Jonathan lachte nur auf. „Nicht doch!", winkte er ab und grinste mich breit an. Ein Kichern rollte über seine schmalen Lippen hinweg, als fände er diesen Gedanken äußerst amüsant, riss sich dann allerdings wieder zusammen, räusperte sich und fügte schließlich: „Nunja, zumindest nicht ganz", hinzu.
„Wie meinen Sie das?", fragte ich und runzelte die Stirn.
Jonathan strich sich den hellen Stoff seiner Tunika glatt. Dann sagte er: „Ich bin ein Ehemaliger. Ein Vergangener."
„Ein Vergangener?", wiederholte ich und er nickte. „Ein vergangener Schamane. Einer von jenen ehemaligen Phönixträgern, die vor dir erwählt worden sind. Eine frühere Verkörperung des Donnervogels."
„Eine frühere Verkörperung?", wiederholte ich. „Wollen Sie mir etwa damit sagen, dass Sie..."
Ich sprach den Satz nicht zu Ende. „Dass ich tot bin?", erledigte dies Jonathan für mich. „Aber ja doch, Megan."
„Und wie können Sie dann hier sein?", fragte ich überrascht. „Als Toter, meine ich. Ich dachte Tote leben nicht hier."
„Das stimmt." Er nickte. „Aus diesem Grund ruhen mein Geist und meine Seele auch im Reich der Toten und nicht hier. Das, was du hier siehst, ist bloß eine Erscheinung meines sterblichen Ichs. Eines der vielen Gesichter, die der Donnervogel annehmen kann, wenn er zu den Lebenden sprechen will." Mit langsamen Schritten kam er auf mich zu.
„Wenn er will", sagte er, „dann kann er auch er eine Frau sein. Oder ein Kind. Er kann als Erscheinung das Gesicht jedes seiner ehemaligen Schamanen nach Belieben auswählen. So, wie es ihm gerade passt."
Während er sprach, begann sein Körper sich zu verändern. Zuerst wurde er zu dem einer Frau mit augenscheinlich lateinamerikanischen Wurzeln, gehüllt in bunte Gewänder, dann zu dem eines kleinen Jungen mit kurzgeschorenem Haar, gekleidet in Camouflage.
„Für dich", sprach Jonathan mit der Stimme des kleinen Jungen weiter und nahm schließlich wieder seine ursprüngliche Form an, „wählte er mich. Zu meiner Verwunderung, um ehrlich zu sein, aber dennoch fühle ich mich geehrt."
Er lächelte mir zu und fuhr sich anschließend mit der Hand über seinen gebogenen Nasenrücken, der mich stark an den Schnabel des Vogels zuvor erinnerte.
Ich nickte nur langsam, erwiderte sein Lächeln vorsichtig, während ich ihn genau beobachtete und versuchte, mir jede einzelne seiner Bewegungen einzuprägen. „Warum bin ich hier?", fragte ich schließlich, obwohl diese Frage eigentlich mehr als überflüssig war und ich die Antwort bereits kannte.
„Warum du hier bist?" Jonathan lachte auf. „Warum wohl, Megan?" Er machte eine kurze Pause und musterte mich mit seinen dunklen Augen gründlich, ehe er mit feierlicher Stimme sagte: „Du wurdest vom Phönix erwählt. Vom Donnervogel."
„Vom Donnervogel?", echote ich und er nickte. „Du bist hier, damit er seine Kraft mit dir teilen kann. Damit du und er eine Bindung eingehen könnt."
Er trat näher an mich heran und ich spürte die mir nun all zu bekannte elektrische Spannung, wie sie mich überkam. Hörte die Energie, die uns auf einmal umgab, in der Luft vor sich hin knistern.
Jonathans dunkle Augen hatten sich zu verfärben begonnen. Ein goldener Glanz legte sich über seine Iriden, woraufhin die Spannung um uns herum nur noch umso stärker wurde und sich die feinen Härchen auf meinem Arm aufzustellen begannen. "Damit du die seine Magie empfangen kannst", murmelte er, während sich goldene Fäden seinen Nacken hinab zu flechten begannen, über seine Oberarme und seinen gesamten Oberkörper hinweg, hin bis zu seinen Fingerspitzen.
Ich hielt den Atem an, als er seine eine Hand hob und mit ihr sachte den Anhänger um meinen Hals berührte.
Und plötzlich, mit einem Schlag, durchfloss mich Kraft. Kraft in einem Ausmaße, wie ich zuvor sie nie gespürt hatte und wie ich sie mir nie hätte vorstellen können. Kraft, so intensiv, dass sich mein Körper auf einmal anfühlte, als würde er ihr nicht standhalten und jeden Moment in tausende einzelne Teilchen zersplittern können.
Gleißend helles Licht begann vor meinen Augen auf zu flackern, blendete mich, sodass ich diese zusammen kneifen musste. Nur, um hinter meinen geschlossenen Lidern die schemenhafte Gestalt des Phönix aufblitzen zu sehen, die Flügel in einem Meer aus Flammen zu ihrer vollen Größe aufgespannt. Ein stechender Schmerz begann auf meinen Muskeln zu brennen, in meinem Kopf zu pochen und ich riss den Mund auf, um zu schreien, aber kein Ton kam über meine Lippen.
Dann, ohne jegliche Vorwarnung, war alles auf einmal vorbei. Ich spürte, wie Jonathan die Hand wieder zurück zog und somit der Zustrom der Kraft augenblicklich wieder stoppte.
Meine Knie gaben schlagartig unter mir nach und ich sank in mich zusammen hinab auf den Boden, stützte mich mit den Händen schweratmend in die Asche, um nicht vollkommen auf dieser zusammenzubrechen.
„Alles in Ordnung?", fragte mich Jonathan vorsichtig, der ein paar Schritte zurückgetreten war und mich besorgt aus der Entfernung heraus betrachtete. Ich nickte benommen. Auch, wenn vor meinen geschlossenen Augen immer noch Lichtblitze zuckten und mein Körper sich auf einmal so anfühlte, als beständen dieser gänzlich aus Wackelpudding.
Vorsichtig tastete ich mit meinen zitternden Fingern nach dem Anhänger um meinen Hals, zuckte allerdings wieder augenblicklich zurück, als ich die glühende Hitze bemerkte, die von ihm ausging.
Ein paar Minuten lang verharrte ich in meiner nach vorne gebeugten Haltung, sammelte mich allmählich wieder.
Als ich mich schließlich wieder aufrichtete und auch allmählich wieder auf die Beine kam, bemerkte ich, dass Jonathan sein weißes Gewand gegen kurze Shorts und ein T-Shirt des Yellowstone-Nationalparks eingetauscht hatte.
„Ist bequemer", sagte er auf meinen fragenden Blick hin und zuckte mit den Schultern. „Und außerdem ist das Traditionelle nicht so ganz das Meine."
Er strich sein Shirt glatt und sah auf die Armbanduhr, die er auf einmal um sein Handgelenkt herum trug.
„Es ist schon spät", stellte er fest. „Du solltest so langsam wieder zurück kehren. In die Realität, meine ich. Nicht, dass man sich noch Sorgen oder so macht."
Er zwinkerte mir zu, dann wandte er sich um in Richtung Nachtblumen-See und deutete mir, ihm zu folgen.
„Dann war das schon alles?", fragte ich, als ich neben ihn an den Rand des Sees trat, nach wie vor noch etwas wackelig auf den Beinen. „Für's Erste", erwiderte Jonathan, der sich über das Ufer hinweg beugte, um in die unendliche Schwärze des Sees hinabsehen zu können. Als ich es ihm gleich tat, bemerkte ich, wie ein goldenes Licht am Grunde des Sees aufzuglimmen begann, als hätte man dort unten einen Scheinwerfer oder so ähnlich angeworfen.
„Es wird höchste Zeit", sagte Jonathan und nickte, ehe er sich mir zuwandte und mir die Hand entgegen streckte. „Es war mir eine Freude, dich kenne zu lernen, Megan. Und eine große Ehre, dir deine Kräfte zu verleihen."
„Danke." Ich lächelte und ergriff seine Hand. „Auf Wiedersehen, Mr Grey."
„Mit Sicherheit." Jonathan lächelte, nickte, ehe er hinzufügte: "Und nenn mich bitte Jonathan. Wir sind schließlich nun mehr oder weniger auf gleicher Augenhöhe, nicht wahr? Da kann man das 'Sie' ruhig weg lassen." Er zwinkerte mir zu, drückte noch einmal meine Hand, dann ließ er sie los.
Kaum hatte er das getan, begannen seine Gesichtszüge zu zerbröckeln und sein Körper, genauso wie die restliche Aschelandschaft um ihn herum, zu Staub zu zerfallen. Staub, der dem farblosen Himmel entgegen stieg und dort vom Wind davon geweht wurde.
Mit offenem Mund starrte ich auf das Nichts, dass sich auf einmal vor mir auftat, ehe auch der schmale Streifen Ufer, auf dem ich stand und der als Einziges zusammen mit dem Nachtblumen-See zurück geblieben war, unter mir nachgab und ich hinein in das schwarze Gewässer stürzte, dem goldenen Licht in der unendlichen Dunkelheit entgegen.
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