Kapitel 42
Jakob POV
Noch immer war ich ein Stück weit sprachlos. Nachdem Lou in Harrys Arme zurückgekehrt, Joey zu Sally gekrabbelt war und Luca nun ebenfalls auf meinem Schoss kuschelte, war eine Stille eingekehrt, die wir so unter uns nicht kannten.
Ja, wir schwiegen auch mal miteinander, gerade auch nach einer anstrengenden Session. Aber diese Stille hier war...
Ich sah zu Sally rüber, der unglaublich liebevoll durch die Haare seines Mannes streichelte, in sich hinein lächelte. Einmal mehr war er gerade das komplette Gegenteil des Stereotyps, den ich am Anfang in ihm gesehen haben.
Genauso seine Session mit Lou. Wenn ich hätte wetten müssen, hätte ich eher auf eine Art zu spielen, wie bei Tom getippt. Härter, kompromissloser, als ich. Sicher auch nicht weniger achtsam, aber eben härter.
Das was ich eben aber gesehen hatte, war eine Session die so unfassbar gut auf Lou abgestimmt war, obwohl er ihn erst so kurz kannte.
Ich musste ehrlich sein, Sally hatte mich mit seinem Spiel, der Art des Umgangs mit seinem Sub wirklich beeindruckt.
"Kleiner, wie fühlst du dich?", unterbrach er dann irgendwann die Stille und meine Gedanken, lehnte sich vor und sah zu Lou, der neben mir bei Harry im Arm lag.
"Gut, sehr gut.", gab dieser zurück, lächelte zu dem Mann hinüber, der zufrieden nickte.
"Das freut mich. Du hast dich wirklich gut geschlagen, denn mit der Stille habe ich eine große Schwäche von dir getroffen, oder?", die Eisaugen fixierten ihn und Lou senkte den Blick, nickte.
"Ja, das hast du. Ich kann mich gerade in solchen Momenten schlecht kontrollieren. Anders als früher habe ich über die Jahre gelernt loszulassen und eben das auch zu verlautbaren. Nun wieder komplett still zu sein, fällt mir genauso schwer wie abwarten."
Ich grinste, nickte. Ja, auch das Warten lassen war eine Komponente gewesen, die eine große Herausforderung für ihn dargestellt hatte.
"Das habe ich schon gewusst. Mir war es wichtig heute zu erkennen, in wie weit du dich einlassen kannst, in wie weit du deinem Dom so gefallen willst, dass du an deine Grenzen kommst und damit meine ich nicht irgendwelche ausgefallenen Praktiken, sondern Grenzen die man im Kopf hat, Verhaltensweisen, die man schwer ablegen kann. Und ich bin wirklich erstaunt, wie sehr du mit dir gekämpft und dich selbst besiegt hast. Deine Männer können stolz auf dich sein."
Lou wuchs mit dem Lob, strahlte nun über beide Ohren und als ich Harry ansah konnte ich auch bei ihm ein stolzes Lächeln ausmachen, während er seinem Mann einen Kuss in den Nacken hauchte.
XXX
Wir saßen noch ein paar Minuten im Playroom, ehe Sally die Runde auflöste, Luca und Joey bat, den Raum wieder herzurichten und mit uns anderen rüber ins Wohnzimmer ging.
"Braucht ihr noch eine weitere Nachbesprechung? Habt ihr Fragen?", kam es, nachdem wir alle die kleinen Snacks genossen, die die Jungs vorher vorbereitet hatten.
"Ich habe keine. Ich fand die Session gelungen und hoffe selbst bald in den Genuss zu kommen.", sprang Luca vor, sah zu Sally und als der den Kopf zu ihm drehte, nickte, blickte er sofort wieder nach unten.
"Von mir aus jederzeit, Goldi.", ich sah zu Sally rüber, der Schmunzelte. "Also wirklich.", er schüttelte nun den Kopf. "Ist von euch noch keiner darauf gekommen, ihn so zu nennen?", er beugte sich zu ihm rüber, streichelte über seine blonden Haare. "Blonde Haare und goldenes Herz. Also Goldi.", Joey begann zu kichern und auch Lou hielt sich die Hand vor den Mund.
"Oder gefällt es dir nicht? Lou ist Kleiner und du Goldi. Passt doch.", er zuckte mit den Schultern, nahm dann einen Schluck seines Wiskeys, den er genüsslich den Hals hinunter laufen ließ.
"Ich finds passend.", Harry nickte und es war unfassbar, wie seine Laune Sally gegenüber wirklich umgeschlagen war. Von kaum zu verhehlender Abneigung schien er nun fast schon, den Blicken nach zu urteilen, zu Bewunderung gewechselt zu sein.
"Ist ok.", Luca, dessen Wangen ein wenig rot angelaufen waren, grinste, drückte sich dann an mich. "Morgen kommen ja erstmal die Mädels wieder, aber vielleicht, mal abends, oder nächstes Wochenende?", stellte er in den Raum.
"Wir werden einen Termin finden, da bin ich sicher.", ging ich nun dazwischen. "Und ich habe auch keine Fragen oder Anmerkungen mehr. Wie Luca schon gesagt hat, fand auch ich die Session gelungen. Für jemanden, der Lou so kurz kennt, war die Session wirklich schon sehr individuell angepasst und mir hat gefallen was ich gesehen habe.", stimmte ich meinem Mann zu und sah wie ein zufriedenes Lächeln die Lippen des Mannes mir gegenüber zierte.
"Harry?", sprach er nun den Mann an, bei dem wir alle ein wenig innerlich gezittert hatte, ob die Eifersucht nicht doch wieder zuschlug.
"Ich war anfangs sehr angespannt.", begann er, streichelte über Lous Arm. "Auf Grund unserer Vergangenheit, ", er stockte einen Moment und ich war gespannt, ob er nun die Karten auf den Tisch legen würde, "die wir vielleicht mal an einem anderen Tag thematisieren können, war ich besorgt. Alle anderen Doms kannten und kennen Lous Geschichte und gehen entsprechend mit ihm um. Du hast es quasi im Blindflug gemacht und nur die gesundheitlichen Einschränkungen gewusst.", die eisblauen Augen verengten sich und ich sah wie der Körper sich etwas versteifte.
"Du sagst mir jetzt damit nicht, dass es seelisch irgendwelche Traumata gegeben hat, die ich hätte wissen müssen, um ihn nicht unter Umständen zu retraumatisieren?", die Stimme erhob sich, eine Nuance von Ärger gesellte sich hinzu und zu der Dominanz, die er sowieso schon ausstrahlte, machte diese nun noch mehr Eindruck.
Harry räusperte sich und bevor er antworten konnte, war es Lou, der das Wort ergriff. "Ich wollte nicht, dass du es weißt.", kam es leise von ihm. "Ich habe das alles soweit verarbeitet, habe es im Griff und wusste das ich sicher bin. Zum einen habe ich Vertrauen in dich gehabt und zum anderen waren meine drei Männer dabei, die ein Auge auf dich hatten. Entsprechend habe ich nicht gesehen, dass ich diese sehr...", er stockte und ich sah, dass Harry ihm über den Rücken strich. "... schlimme Erfahrung mit dir teilen muss. Jetzt ist es aber so, dass ich das Gefühl habe, sie mit dir, euch...", er sah kurz zu Joey, lächelte diesen an. "teilen kann."
Das Gesicht von Sally begann sich ein wenig zu entspannen und dennoch kam: "Das war fahrlässig, von jedem von Euch. Auch wenn ihr dabei wart, auch wenn Louis sich noch so gut therapiert fühlt geht eine Retraumatisierung schneller, als man denken kann." Er schüttelte kurz den Kopf.
"Hört zu, sollte noch einer von euch ein Traumata haben, will ich darüber Bescheid wissen, bevor wir miteinander spielen. Das ist meine Bedingung. Ich hatte noch nie einen abgestürzten Sub und bin stolz darauf und das will ich gerade bei euch nicht ändern.", überrascht sah ich ihn an.
"Noch nie?", fragte ich deshalb auch und er schüttelte den Kopf und ich sah, wie Joey seinen Mann stolz anhimmelte.
"Mein Master ist sehr akribisch, wenn es um Subs geht, mit denen er spielt. Er ist der verantwortungsvollste Mensch den ich kenne. Aber sicher liegt auch das an seiner...", ein scharfer Blick von Sally ließ ihn verstummen.
"Was Joey sagen will, setzte er fort. Bevor ich in die Szene eingestiegen bin, habe ich Psychologie studiert und eine Ausbildung zum Therapeuten gemacht. Ich weiß also um jegliche Probleme, die vorhanden sein könnten und welche Auswirkungen sie möglicherweise haben, wenn man nicht entsprechend vorsichtig und umsichtig agiert."
Ich glaube ich war nicht der Einzige, dem der Mund offen stand. Sally war wirklich eine Wundertüte und jede neue Information mehr, die ich bekam war...
"Ich bitte euch aber, dass dieses unter uns bleibt. Ich bin damit nie hausieren gegangen. Meine Vergangenheit geht niemanden etwas an und das soll auch so bleiben. Aber wenn wir tatsächlich eine tiefer gehende Freundschaft eingehen wollen, ihr euch mir öffnet, so muss ich es auch in eure Richtung tun.", sprach er nun und noch immer waren wir alle wie erstarrt.
Doch dann war es einmal mehr Lou, der sich zuerst im Griff hatte. "Versprochen. Das erklärt für mich einiges.", sagte er, lächelte zu ihm hinüber und begann dann im Groben zu erzählen, was ihm widerfahren war.
XXX
Nachdem Lou fertig gewesen war, hatte Harry direkt angeknüpft und auch wenn man wenig in Sallys Gesicht lesen konnte, war in seinen Augen doch Schock und Abscheu für die Menschen zu sehen, die den beiden diese schlimmen Dinge angetan hatten.
Luca hatte nur kurz von seinen Verlustängsten berichtet, aber das er ansonsten zum Glück keine schlimmen Erfahrungen hatte machen müssen und dann, ja dann lagen alle Augen auf mir.
"Was ist mit dir, Jakob?", Sally sah mich prüfend an und es war, als würde er bis in die Abgründe meiner Seelen blicken können.
"Ich... Ich denke nicht das ich...", begann ich und er hob die Augenbrauen, sah zu meinen Männern, die sich in dem Moment unwohl zu fühlen schienen, wussten, dass ich sowieso Probleme hatte, noch immer mit der Vergangenheit klar zu kommen und jetzt vor ihm davon erzählen?
"Ich denke es ist spät und die Jungs gehören ins Bett.", sagte er nun überraschend. "Geht ihr bitte schon mal vor? Ich denke ich spreche mit Jakob allein noch ein paar Minuten."
Harry sah mich an und auch Lucas Blick zeigte Besorgnis. In mir fuhren meine Gefühle gerade Achterbahn.
"Habt keine Sorge. Ich passe auf ihn auf.", kam es nun ruhig und souverän von Sally, er sah die Jungs alle nacheinander an, nickte ihnen zu. "Und sollte etwas sein, werde ich mich nicht scheuen, euch dazu zu holen. Aber Jakob ist erwachsen und manchmal spricht es sich einfacher, wenn nicht alle dabei sind. Vor allem Menschen, die dann wieder mitleiden und nicht nur mitfühlen."
"Ich denke er hat Recht.", war es Luca, der als erster aufstand, nach Lous Hand griff. "Jakob kann uns jederzeit rufen und falls er nicht reden will, muss er das auch nicht tun. Aber vielleicht, vielleicht tut es ihm ja auch gut.", ich hörte die Worte meines Mannes, der sich zu mir runterbeugte, mich liebevoll küsste.
"Außer du willst, dass wir bleiben.", fügte er dann an, doch ich schüttelte langsam den Kopf.
"Es ist, es ist ok.", sagte ich und versuchte ein verunglücktes Lächeln, versuchte immer noch meine Gedanken zu ordnen, die von - Ich will es erzählen, bis auf keinen Fall- reichten.
"Bist du dir sicher? Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist.", Harry hockte sich kurz vor mir, sah mich von unten an, die grünen Augen unsicher. Natürlich. Er hatte mich in meiner schwersten Zeit am meisten von allen getragen, hatte alles getan, damit ich wieder auf die Beine kam. Das ihm das Loslassen an der Stelle schwer fiel, war natürlich klar.
"Denk dran, ich weiß was ich tue.", kam es nun wieder von Sally. Die Stimme war ruhig, warm.
"Jakob?", Harry sah mich wieder an. "Willst du es allein versuchen?", fragte er nun noch einmal direkt und ich sah zu Sally rüber, der mich aufmunternd ansah.
"Ja. Ich schaffe das allein. Geht ihr nach oben. Wenn ich euch brauche, rufe ich.", wiederholte ich noch einmal und Harry seufzte.
"Gut. Ich akzeptiere das, aber Sally, wenn du...", er brauchte nicht auszureden, denn der große Dom stand auf, kam zu uns rüber, reichte Harry die Hand und zog ihn wieder in eine stehende Position zurück.
"Hab keine Sorge. Es wird ihm gut gehen. Vertraut mir, so wie ihr mir vorhin Louis anvertraut habt.", die eisblauen Augen fixierten noch einmal jeden von ihnen und dann war es soweit. Nacheinander verabschiedeten sie sich bei mir mit einem Kuss, bevor auch Joey sich von Sally verabschiedete.
Mein Herz raste, als ich die Tür hörte, die zuging und Sally sich mit seinem Glas wieder mir gegenüber in den Sessel fallen ließ.
"So Jakob. Ich denke es wird Zeit, dass ich auch deine Geschichte höre, denn ich denke, ich werde der sein, der dir endlich zu dem verhelfen kann, wonach sich deine Seele, dein Innerstes schon seit Jahrzehnten sehnt. Fang an."
XXX
Hallo Ihr Lieben,
so nach ewig langer Pause geht es nun endlich weiter. Ich habe tatsächlich selbst nochmal alle 7 Teile gelesen, um wieder Zugang zu meinen Jungs zu bekommen und ich denke, das ist jetzt passiert.
Dieses Kapitel hat sich quasi von allein geschrieben und ich habe endlich wieder "JungsTV" vor meinen Augen, wenn der Laptop vor mir steht.
Ich hoffe nun, dass Ihr trotz der langen Pause noch an den Herren Interesse hegt und Lust habt, ihre Geschichte weiterzuverfolgen.
Fühlt Euch gedrückt, wenn Ihr mögt und ich freue mich wie immer, wenn Ihr mir Eure Meinung zum Verlauf da lasst... wenn Ihr sagt, was Euch beim Lesen bewegt.
Eure Schäfchenbetreuerin
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