Kapitel 2
Hallo Ihr Lieben,
nach schier endlos langer Zeit bin ich zurück. Erst Lou in Hamburg, was ein wirklicher Traum war, dann der Urlaub am Meer und schlussendlich der weniger schöne Eingriff am Herzen, hat mich gehindert, unseren Jungs in der Zeit eine Stimme zu geben. Nun bin ich aber zurück.
Ich denke vorerst noch unregelmäßig. Muss ja erst wieder reinkommen ins Schreiben. Aber nun nicht mehr mit längeren Wartephasen.
So denn, ich hoffe Ihr seid noch dabei und habt die Jungs genauso vermisst, wie ich.
Viel Spaß
Eure Schäfchenbetreuerin
Jakob POV
Die Nacht war schon weit fortgeschritten und auch wenn die anderen Jungs inzwischen ruhig neben mir schliefen, ließen mich die Worte von Tom nicht los.
Mein Mentor war immer der für mich stärkste Mensch gewesen, den ich je kennenlernen durfte. Jemand, der scheinbar über allem schwebte. Ihn nun so gebrochen zu sehen, zu wissen, dass er genau wie ich über Jahrzehnte ein Geheimnis mit sich rumgeschleppt hatte, dass ihn sicher innerlich zerfraß, tat mir im Herzen weh. Erstmals konnte ich nun auch Lucas Gefühle nachempfinden, die Enttäuschung, die er damals gespürt haben muss, als von mir meine Vergangenheit ans Licht kam, die ich all die Jahre aus Angst mich damit auseinanderzusetzen, verschwiegen hatte.
Ich sah zur Tür, überlegte, ob ich nicht kurz frische Luft schnappen sollte um aus dem Gedankenkarussell auszusteigen, doch in dem Moment rutschte mein Mann noch ein wenig näher an mich heran. Seine Lippen hauchten einen zarten Kuss auf meinen Hals während er leise flüsterte: "Ich weiß genau wie du dich fühlst, aber auch ich habe gelernt, dass nicht ich die Schuld trug, dass du es nicht erzählt hast, sondern das es Deine Entscheidung war. Genauso ist es bei Tom.", er streichelte mir liebevoll über den Arm und in dem Moment merkte ich, wie ein wenig Entspannung einzusetzen schien.
Auch wenn ich auch dann nicht einschlafen konnte, waren die Worte von Luca genau das gewesen, was ich gebraucht hatte. Zum einen Namen sie mir auf der einen Seite das schlechte Gewissen, die Angst, dass er sich noch Vorwürfe machte, nichts bemerkt zu haben und auf der anderen Seite half es mir auch, die Situation zu Tom klarer zu sehen.
Schlussendlich muss ich dann doch irgendwann in den Schlaf übergeglitten sein, denn als ich die Augen aufschlug war es bereits hell im Zimmer und als ich den Kopf leicht hob, lag nur noch Harry bei mir, der aber wohl wie ich vor Kurzem noch schlief.
Ich streckte mich ein wenig und durch die Bewegung im Bett, schien auch er aufzuwachen, denn er schlug langsam die Augen auf.
"Jakob.", sagte er leise und streckte seine Hand in meine Richtung.
"Harry.", gab ich zurück und er runzelte kurz die Stirn. "Kein Sunny?", fragte er und ich schluckte, konnte selbst nicht sagen, warum ich ihn nicht bei seinem Kosenamen genannt hatte.
Zum Glück blieb mir auch eine Antwort darauf erspart, denn in der Sekunde als ich mich räusperte ging die Tür auf und Luca und Louis standen in der Tür.
"Na ihr Schlafnasen, endlich wach? Frühstück wartet und Tim hat auch schon angerufen. Hopp aus dem Bett.", kam es von meinem Mann und während Louis Harry aus dem Bett Richtung Bad zerrte, folgte ich Luca.
XXX
"Was hat Tim gesagt?", war das Erste, was ich am Frühstückstisch fragte und Luca seufzte.
"Er meinte das Tom wohl gar nicht mehr sprechen wollte gestern Abend, aber er sich immerhin in Tims Arme gekuschelt hat. Ein Zeichen, dass er seinem Freund wirklich vertrauen muss und das er sich scheinbar auch wirklich bis zu einem gewissen Grad auch schon fallen lassen kann.", ich nickte, biss von meinem Brötchen ab.
"Und wie war er dann heute morgen?", fragte Harry unvermittelt, bevor ich diese Frage stellen konnte.
"Alles wie immer. Kein Anzeichen, kein Wort von der Session. Er war vollkommen normal.", Luca zuckte mit den Schultern und ich seufzte.
"Kennen wir das nicht alle?", stellte ich in den Raum und Louis stimmte mit einem traurigen Blick zu.
"Ja. Kennen wir. Verdrängung. Aber ich denke, das Tim da der Richtige ist, der ihm da durch helfen kann. Beide wissen, dass wir da sind, wenn sie uns brauchen, dennoch bin ich der Meinung, dass wir uns und unsere Hilfe nicht weiter aufdrängen sollten.", Harry wollte schon etwas erwidern, doch ich hob die Hand.
"Das sehe ich genauso. Tom muss das für sich selbst entscheiden. Tim weiß durch seinen Job gut genug, was es in solchem Falle für Hilfsangebote gibt und ich bin mir sicher, dass Tom wenn sicher nicht Niclas konsultieren würde, wenn er denn überhaupt von Extern Hilfe annehmen wollen würde. Lass uns einfach abwarten. Ich werde Tom nachher schreiben, dass ich jederzeit da bin, wenn er mich braucht und dann lassen wir sie in Frieden.", meine Stimme duldete auch keinen Widerspruch und so aßen wir still auf, bevor ich am beim Abräumen sagte: "Und wir vier müssen auch reden.", mein Blick ging auf Harry, der hart schluckte, dann nickte.
"Gleich?", ich sah wie sich die Haare an seinen Armen aufstellten. Jedoch sicher nicht mit Vorfreude. Sein Verhalten am gestrigen Tag zu diskutieren... da war er vermutlich ganz und gar nicht scharf drauf. Vielleicht hatte er sogar gehofft, dass durch die Sache mit Tom das Ganze unter den Tisch fallen würde.
"Ja, gleich. Lou und Luca können hier klar Schiff machen, Du gehst bitte hoch und machst das Bett und ich spreche kurz mit Tim und schreibe Tom. In einer halben Stunde im Wohnzimmer?", ich sah die andern beiden Männer an, die nickten, aber auch nicht gerade glücklich aussahen und kurze Zeit später ging jeder erstmal seiner Aufgabe nach.
XXX
Harry POV
Während ich die Betten machte, versuchte ich mich innerlich zu beruhigen. Was sollte ich den anderen Jungs sagen, was in mich gefahren war? Ich selbst wusste ja nicht mal genau, wieso ich mich gegenüber Filou so merkwürdig verhielt.
Irgendwas triggerte Filou in mir, das dieses Tier in mir zum Vorschein brachte. Nicht das ich bei ihm plötzlich Spaß an sadistischem Spiel hatte, es war vielmehr dieses Schlampenimage, was sich von ihm bei mir im Kopf eingebrannt hatte und was ich irgendwie aus ihm heraushaben wollte.
Ich mochte ihn, sehr irgendwie auf meine ganz verschrobene Art. Er war unheimlich attraktiv, anziehend und ich wollte ihn unbedingt besitzen und... ich wollte das er aufhörte, so offensiv zu sein, sich quasi jedem anzubieten, sofern Blake das erlaubte und ich wollte vor allem auch die alten Geschichten nicht hören.
Hatte ich es ihm austreiben wollen mit meinem Verhalten?
Noch immer grübelnd ging ich die Treppe nach unten und stellte fest, dass die Jungs bereits alle auf mich warteten.
Louis legte sofort sein Handy weg, während Luca die Fernbedienungen auf dem Tisch noch einmal vernünftig ordnete und Jakob mich einfach nur auffordernd ansah.
"Da wir nun vollzählig sind, können wir ja nun über gestern sprechen.", begann Jakob direkt ohne Umschweife und ich ließ mich auf den Sessel sinken, der ihm gegenüber stand.
"Ich denke ich spreche für uns alle, dass das, was du Harry gestern als Dom gezeigt hast, sehr zur Verwunderung aller beigetragen hat.", formulierte er es wirklich noch sehr nett. "Wir wussten, dass das Spiel mit Filou für dich etwas Besonderes wird, aber das hatten wir so nicht erwartet."
Lou neben ihm nickte und auch Luca zeigte seine Zustimmung. "Wieso hast du so gehandelt. Das war so gar nicht deine Art, derart hart, unempathisch und grob vorzugehen.", die dunkelblauen Augen fixierten mich und wie bei einem Automatismus senkte ich den Blick, sah auf meine Schuhe und zuckte mit den Schultern.
"Ich, ich habe eben selbst noch einmal versucht, mir auf mein eigenes Verhalten einen Reim zu machen. Aber wenn ich ehrlich bin...", ich sah auf, sah zu meinem Mann, der mich mit einer gewissen Neugierde anblickte. "... ich habe selbst keine wirkliche Ahnung. Das Einzige was ich sagen kann ist, dass ich bei Filou immer das Gefühl habe, dass ich ihm dieses "Schlampe sein" austreiben will, weil er dafür zu schade ist. Aber auf der anderen Seite will mein Dom ihn auch besitzen und das ist ja genau konträr dazu, wenn ich ihn eigentlich nur exklusiv an der Seite eines Mannes sehen wollen würde."
Es herrschte einen Moment stille, ehe Jakob sich zurücklehnte, die Arme vor der Brust verschränkte und einmal tief durchatmete. "Willst du vielleicht der exklusive Mann sein?", fragte er und ich sah im Augenwinkel, wie Lou sich bei der Frage verkrampfte und auch mein Magen drehte sich um.
Dennoch konnte ich nicht sofort eine Antwort geben, doch schüttelte bereits langsam den Kopf.
"Nein, das, das ist es nicht. Wirklich nicht.", brachte ich irgendwann über die Lippen und hörte Louis erleichtert ausatmen. Scheinbar hatte er die Luft angehalten, weil er Angst vor meiner Antwort gehabt hatte.
"Ja, dann...", auch Jakob klang erleichtert, fuhr sich durch die Haare. "... ist das ja zumindest geklärt, trotzdem ist dein Verhalten einerseits nicht schön gewesen und das du die Grundsätze vergessen hast..."
Wie schon gestern fühlte ich mich schlecht, beschämt, eines Doms nicht würdig. "Ich weiß. Ich weiß auch nicht wie das passieren konnte. Vielleicht war es, durch das Ganze Vorgeplänkel der Tage davor, dass meine Kontrolle verloren gegangen ist. Ich habe mich teilweise auch wie in Trance gefühlt, so ein bisschen wie damals bei Luca.", ich sah zu dem Blonden, der sich scheinbar auch an diese Session erinnerte, an der ich alles andere als sanft mit ihm gewesen war.
"Da war es ja auch so, dass ich in einem Tunnel war, aber was mich da rein gebracht hat, weiß ich nicht. Es...", ich sah wieder auf den Boden und hoffte, dass die anderen drei meine Reue fühlen konnten.
"Möglich ist es.", Jakobs tiefe Stimme holte mich aus meinen Gedanken. "Dennoch darf so etwas nicht passieren. Niemals. Die Gefahr, wenn man allein mit einem Sub spielt und niemand aufpasst.", Luca legte sanft seine Hand auf den Arm seines Mannes.
"Jakob. Ich denke Harry ist geläutert genug. Er kennt die Gefahren und schau ihn doch an. Es tut ihm mehr als leid. Ich denke wir brauchen darauf nicht mehr rumzuhacken.", überrascht sah ich zum Blonden, der mir leicht zulächelte.
"Und mit Filou hat es ja auch jemanden getroffen, der das verträgt und wir müssen halt auch mal so ehrlich sein und sagen, dass er ja auch schon vorher hätte abbrechen können, wenn er mit Harrys Stil nicht einverstanden gewesen wäre. Wir Subs sind schließlich auch für uns selbst verantwortlich.", fügte er noch dazu und ich sah Lou nicken. Das Luca mich mal derart verteidigen würde, hätte ich so auch nicht erwartet.
"Ja, du hast schon Recht mit deinen Worten.", Jakob sah seinen Mann an, dann Lou, bevor er sich wieder mir zuwandte. "Dennoch war es falsch. So denn, wir haben jetzt darüber gesprochen und es denke ich nach diesem Gespräch auch abgehakt. Bei Filou hast Du dich ja gestern bereits entschuldigt und er nimmt es dir ja auch nicht übel. Meiner Meinung nach, sollten wir aber ein Spiel mit Blake und Filou nicht noch einmal wiederholen, oder seht ihr das anders?"
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