Kapitel 18
Harry POV
Die nächsten Tagen waren tatsächlich durch den plötzlichen Antrag von Liam an Timmy recht turbulent. Statt entspannt die Hochzeit zu planen, wollten die beiden eine schnelle Hochzeit ohne großes Vorgeplänkel und da wir uns angeboten hatten mitzuhelfen, hatten sie uns auch entsprechend für alles eingeplant, sodass wir neben der Kinderbetreuung nur noch die Hochzeit am nächsten Wochenende vorbereiteten.
"Ich habe endlich die Zusage für die Lieferung der Blumen am Freitagabend.", Luca, der schon ewig rumtelefoniert hatte, damit pünktlich am Samstag die Blumen den Garten von Liam schmücken würden, atmete erleichtert auf.
"Liefern die nur, oder schmücken die auch?", fragte Jakob, der sich um das Catering und die Servicekräfte kümmerte.
"Liefern nur. Schmücken müssen wir selbst. Aber ich bin schon mit Lous Mädels in Kontakt. Lottie meinte sie und die Zwillinge können das erledigen. Also da ist ein Check auf dem Blumenthema.", Jakob lächelte, schien ebenso erleichtert.
"Wir haben uns da irgendwie ganz schön was aufgehalst.", Lou, der den Junggesellenabschied von den beiden Männern organisierte, seufzte lautstark. "Liam hat scheinbar keine Ahnung gehabt, was das alles an Arbeit ist, innerhalb so kurzer Zeit, sonst hätte er das nie..."
Ich lachte. "Na ja, du kennst Liam. Mr. Perfect in Organisation hat vermutlich gedacht, es braucht nur ein vernünftiges Projektmanagement. Aber er hat sicher den Umfang unterschätzt. Hat er denn tatsächlich alle seine Punkte bereits abgearbeitet?"
Lou schüttelte den Kopf. "Nein. Er sucht immer noch jemanden, der sie trauen kann. Das Standesamt meinte, sie hätten so schnell niemanden, schon gar nicht am Wochenende. Da ist er dran. Dann haben sie noch Anproben für ihre Anzüge, Hotels für die Familien ist er noch am Abtelefonieren, da die Meisten bereits in der Nähe ausgebucht sind. Also es bleibt spannend, ob alles erledigt werden kann."
"Zur Not könnten wir ja auch einen Teil seiner Familie unterbringen.", schlug Jakob vor und ich nickte.
"Ja, theoretisch. Aber wir dürfen nicht vergessen, er hat ja Lous Geschwister, meine Mom und Gemma auch eingeladen. Die müssen ja auch hier schlafen."
Daran schien Jakob nicht gedacht zu haben. "Stimmt, hast Recht. Na ja, es wird schon eine Lösung geben. Und das Wichtigste ist doch, dass wir jemanden finden, der die beiden traut. Alles andere kann man zur Not improvisieren."
XXX
Es war unglaublich, aber wir hatten es mit allen Händen tatsächlich geschafft, die Hochzeit bis zum Samstag auf die Beine zu stellen.
Nach einem, von beiden so gewünschten ruhigen Jungengesellenabschied, machten wir uns nun alle morgens fertig, um um 12 Uhr der Trauung beizuwohnen.
Wir waren erst gegen 2 Uhr ins Bett gekommen und so war 8 Uhr aufstehen wirklich eine Herausforderung.
"Machst du die Mädchen fertig?", hörte ich Jakob Luca fragen und der seufzte.
"Gemma und Anne kümmern sich doch.", gab er zurück, streckte sich, bevor er sich im Bett aufsetzte und Lou anstupste, der entweder tatsächlich noch schlief, oder sich einfach schlafend stellte.
"Aufstehen, Schlafmütze.", die Decke wurde meinem Mann weggezogen und schon saß er kerzengerade da, die Haare zerwühlt, das Gesicht zerknittert und die Laune auf dem Nullpunkt.
"Will schlafen.", murrte er und griff nach Jakobs Decke, die dieser jedoch fest im Griff behielt und Lou nur anknurrte.
"Steh auf. Es wird Zeit. Wir haben alle noch keine Lust."
Ich schmunzelte, rappelte mich hoch und griff meine bereitgelegten Klamotten. Wir würden alle Anzüge nach Augenfarben tragen. Das war der verrückte Wunsch von Timmy gewesen. So trugen Lou und Jakob jeweils hell- und dunkelblaue, Luca einen hellgrauen und ich einen dunkelgrünen Anzug.
Diese Anzüge in den Farben so schnell zu bekommen war auch nur meinen Connections zu einigen Modelabel zu verdanken, für die ich früher gearbeitet hatte.
XXX
Als wir alle fertig waren, die Mädels in ihren süßen Kleidchen steckten, fuhren wir los. Lou, der mit mir zusammen hinter Jakob und Luca saß, während unsere Mädels bei meiner Mom mitfuhren, griff nach meiner Hand.
"Du siehst echt toll aus.", flüsterte er mir ins Ohr. "Wenn ich dich nicht schon geheiratet hätte, ich würde es glatt heute nochmal tun."
Mein Herz schlug bei den Worten schneller. Seit dem letzten Streit hatte Lou mir immer wieder gesagt, wie sehr er mich liebte, immer wieder versucht mit Gesten zu zeigen, dass ich ihm wichtig war und mir Komplimente gemacht, was die Jahren irgendwie eingeschlafen war.
Das er das jetzt sagte, sagte er würde mich nochmal heiraten, hinterließ ein unheimlich schönes und warmes Gefühl in mir.
"Ich dich auch, Love. Du siehst wunderschön aus. Der Anzug sitzt unglaublich und dein Po sieht zum Anbeissen aus.", flüsterte ich zurück, griff seinen Nacken und zog ihn zu einem tiefen Kuss zu mir rüber.
"Hey, kein Autosex hier.", Luca lachte, drehte sich zu uns. "Wie wollt ihr peinliche Flecken und er Hose erklären, wenn ihr vorn am Altar steht, während unsere Freunde sich das Jawort geben?"
"Wir sind ja keine Teenies mehr.", Lou schlug Luca spielerisch auf die Schulter und ich sah auch Jakob im Rückspiegel schmunzeln.
"Ihr seht einfach alle zum Anbeissen aus.", sagte er, als er an einer Ampel hielt und uns alle einzeln ansah. "Ich musste mich vorhin auch schon beherrschen. Aber heute Abend, da seid ihr fällig."
Er sagte das wie sooft mit einer Stimme, die bei uns allen eine Gänsehaut auslöste.
"Schaut mal, es ist ja schon echt voll. Ich dachte die meisten Gäste kommen erst um 11 Uhr?", stellte Lou kurze Zeit später fest, als wir auf das Grundstück von Liam fuhren.
"Das dürfte nur Familie sein.", kam es von Luca der die Kennzeichen sichtete.
"Gut. Dann jeder an seine Position. Lou, du kümmerst dich um Liam. Harry und Luca, ihr geht zu Timmy und ich kümmere mich um die Gesamtorganisation, schaue das alles läuft.", Jakob küsste uns alle noch einmal kurz und so gingen wir unseren zugeteilten Aufgaben nach.
XXX
Der Garten sah wunderschön geschmückt aus. Hinter den weißen Stuhlreihen war ein kleines Holzpodest aufgebaut, welches von weißen und roten Rosen eingerahmt war. Auf ihm standen zwei Stühle, ein kleiner Tisch, hinter dem der Standesbeamte stand, den letztlich Liams Eltern aus ihrer Heimatstadt hatten gewinnen können.
Liam, der nervös von einen Fuß auf den anderen trat, stand neben Lou, der ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter gelegt hatte.
Es waren noch ein paar Minuten und die letzten Gäste suchten ihre Plätze auf. Liams Familie saß in der ersten Reihe, genau wie Timmys, die wir heute erstmals hatten kennenlernen dürfen. Alles sehr nette und sympathische Menschen.
"Ich denke es ist alles erledigt. Meine Checkliste ist abgehakt. Wenn Timmy jetzt nicht noch im letzten Moment türmt, kann die Hochzeit beginnen.", flüsterte Jakob, bevor Sekunden später die Musik einsetzte und wir uns alle in Richtung Haus drehten.
Dort stand Timmy, sein Vater neben ihm. Dieser hakte seinen Sohn unter und führte ihn nun durch die Stuhlreihen langsam nach vorn.
Mein Blick wechselte zwischen Liam und Timmy hin und her und beide schienen wie verzaubert von diesem Moment.
Erinnerungen an unsere Hochzeit wurden wach und automatisch suchte mein Blick den von Louis, der scheinbar genau wie ich die selben Gedanken hatte.
Mit den Lippen formte ich die Worte "Ich liebe Dich.", die er direkt darauf mit einem wunderschönen Lächeln erwiderte.
Dann jedoch blieb keine Zeit mehr auf uns zu achten, denn Liam nahm Timmy in Empfang und die Trauung begann.
Es war eine sehr emotionale Rede, die der Standesbeamte hielt und ich war erstaunt, dass letztlich rauskam, dass dieser Liam bereits seit Kindesbeinen zu kennen schien.
Nach wunderschönen Schwüren, bei denen nicht nur ich Tränen der Rührung aus den Augenwinkeln wischen musste, wurden sie kurze Zeit später zu Mann und Mann erklärt.
Der Kuss krönte die Zeremonie und als der Beifall aufbrandete, war das der Auftakt zu einer unglaublich tollen Party.
"Es war eine wunderschöne Trauung oder?", Liams Mutter stand vor mir, umarmte mich kurz.
"Das war es wirklich.", stimmte ich zu und kam nicht umhin festzustellen, dass auch an ihr die Jahre nicht spurlos vorüber gegangen waren. Auf einen Stock gestützt, Falten gegerbt sah sie mich an.
"Das Liam mal einen Mann heiraten würde, hätten Geoff und ich auch nicht erwartet. Aber gut. Hauptsache unser Sohn ist glücklich und Bear liebt Timmy ja auch wirklich abgöttisch."
Ich grinste. Das stimmte, Liams Sohn und Timmy hatten sich von Anfang an verstanden. Was hatte er zu Beginn Angst gehabt, dass Bear und gerade auch seine Mutter diese Beziehung nicht würden akzeptieren können.
"Ja, die Liebe kennt eben einfach kein Geschlecht. Ich finde es toll, dass ihr genauso wie meine Mom so hinter eurem Sohn steht. Das können leider nicht alle Kinder sagen. Wobei, Kinder sind wir ja nun wirklich schon lange nicht mehr.", wir lachten beide und da spürte ich zwei Arme, die sich von hinten um mich legten.
"Louis, du hast dich auch kaum verändert.", sagte die Frau vor uns nun und ich lachte auf.
"Nein, nur ein paar Falten mehr. Ansonsten ist er der Gleiche Kindskopf wie früher. Aber ich liebe diesen verrückten Kerl."
XXX
Die Feier war schön und ausgelassen und als wir endlich auf dem Weg nach Hause waren, waren wir alle müde und kaputt.
"Ich glaube, ihr müsst die Anzüge die Tage noch einmal anziehen. Mein Versprechen von heute morgen...", Jakob gähnte herzhaft und Luca lachte.
"Ist schon Mist, wenn man alt wird, nicht wahr.", neckte er seinen Mann, der ihn gespielt böse ansah.
"Wir hatten lange nicht mehr den Rohrstock.", sagte er ruhig und ich musste mir die Hand vor den Mund halten um nicht laut loszulachen bei dem Gesicht das Luca machte, aber genauso wie das, des Taxifahrers, der uns durch den Spiegel zu beäugen schien.
"Schon gut Master.", fiepte Luca sofort ergeben auf und drückte seinen Kopf an die Seite seines Mannes.
"Unfassbar.", hörte ich den Fahrer sagen, als Lou bezahlt hatte und wir ausstiegen. "Ekelig, diese Schwulies."
Ich war froh, dass das keiner der anderen gehört zu haben schien, denn als ich die Tür zuschlug waren die anderen bereits mit leichter Schlagseite auf dem Weg zur Tür.
Anne und Gemma waren mit den Kids schon früher heimgefahren und so hielt ich, der am wenigstens getrunken hatte die anderen an, leise zu sein. Eigentlich unnötig, denn sie schliefen in der Haushälfte von Jakob und Luca. Aber dennoch.
"Also ich, ich kann noch. Du Lou?", fragte Luca, als wir uns im Wohnzimmer der Anzug Jacken entledigten und der Blonde sich an meinen Mann schmiegte.
"Ein bisschen müde, aber wenn wir es machen, wie die Igel...", ich sah zu Jakob, der Louis genauso irritiert ansah wie ich.
"Igel?", fragte nun auch Luca und runzelte die Stirn.
"Ganz vorsichtig und langsam. Ohne Hektik und Aktion. So das man sich nicht piekst.", gab Louis zum Besten und ich schüttelte nur schmunzelnd den Kopf.
"Dann mal los ihr Igel, rauf ausziehen, ab ins Bad und dann schauen wir mal, ob ihr noch zu irgendwelchen Aktionen in der Lage seid.", ich sah zu Jakob der nickte, wieder heftig gähnte.
Und natürlich hatte ich Recht. Als ich als letzter aus dem Bad kam, war nichts mehr mit Aktion. Alle drei lagen unter die Decke gekuschelt, schnorchelten bereits vor sich hin und bevor ich mich dazu legte, schoss ich noch ein Foto. Ein Foto von den Männern die ich liebte.
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