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Draco rieb sich den schmerzenden Arm und sah auf das regungslose Mädchen vor ihm herab. Ein Mann hatte sie hinunter in diesen Keller gebracht, in dem er selbst schon ein paar Stunden festgehalten wurde. Bisher war er alleine gewesen. Er konnte sich nur daran erinnern, dass plötzlich ein brennender Schmerz in seinem Hinterkopf aufgetreten und er auf den rechten Arm gefallen war, dann wurde alles schwarz und seine Erinnerung verschwunden.
Offensichtlich waren er und Hermine Granger entführt worden. Sie hatte eine Schnittwunde auf der Stirn, das Blut war ihr ins Auge getropft. Ein blauer Fleck auf einer Wange zeugte von einem Schlag und rote Striemen an ihrem Hals von Fingernägeln, die sich gewaltsam in das weiche Fleisch gegraben und sie gewürgt hatten. Sie war nicht mehr so blass, wie sie es noch bei ihrer Ankunft vor gut einer Stunde gewesen war, doch noch immer traten ihre leicht geöffneten Lippen rot hervor.
Eigentlich hätte er Hass und Verachtung für sie aufbringen sollen, doch er tat es nicht - stattdessen verspürte er Erleichterung. Draco konnte es sich selbst nicht erklären, hatten sie sich doch von ihrer ersten Begegnung an gehasst und sich gegenseitig den Tod gewünscht. Vermutlich war er erleichtert, da er nicht mehr allein war - doch die Anwesenheit Hermines würde seine Lage gewiss nicht verbessern, sondern nur das Gegenteil bewirken und sie noch unerträglicher machen.
Er sah sich um, suchte verzweifelt mit den Augen jede Ecke ab, sei sie noch so klein. Der Keller war nicht groß und die Decke niedrig, und doch hoffte er, eine unbekannte Ecke, eine verborgene Nische zu finden. Er wollte unbedingt hier raus, die kahlen Wände und die Dunkelheit, an die sich seine Augen inzwischen gewöhnt hatten, schienen ihn förmlich zu erdrücken. Doch er hatte bereits jede Ecke seines Gefängnis' erkundet und die Tür an der gegenüberliegenden Wand war verschlossen.
Innerlich fluchte er über sich selbst, auch wenn erwusste, das es nichts brachte. Er hätte nicht Nachts durch eine Seitengasse laufen sollen, er hätte die Hauptstraße nehmen sollen. Oder er hätte erst gar nicht unterwegs sein müssen. Er hätte im Manor bleiben und dort den Abend ausklingen lassen sollen, statt dies in einer Muggelbar zu tun.
Draco sah wieder zu Hermine und beobachtete, wie sich ihr Brustkorb regelmäßig hob und senkte. Es beruhigte ihn und er ahmte ihre Atmung nach, versuchte einen kühlen Kopf zu behalten. Denn das war das wichtigste, um überleben zu können. Sein Körper hatte eine Gänsehaut bekommen und sein Atem war in der Luft sichtbar. Hier unten heerschten Minusgrade, dessen war er sicher.
Das Gefühl der Unwissenheit, gemischt mit Angst und Verzweiflung, stieg wieder in ihm hoch und ließ ihn erschaudern. Er war ohne Zauberstab einem Entführer ausgesetzt, der ihn zuvor bewusstlos geschlagen hatte. Er hatte keine Ahnung, was dessen Ziel war und wie er es errreichen konnte, doch eines war sicher: Es würde für beide sehr schmerzhaft sein.
oOoOoOo
Ihre Beine waren kalt und taub, ihr Hals und ihre Stirn brannten und ihr Auge war verklebt. Es war kalt und sie zitterte, die Stille um sie herum war beinahe erdrückend und sie konnte ihren Atem hören. Die Bilder der Maske schossen ihr durch den Kopf und schlagartig erinnerte sie sich an alles, was passiert war.
In der Hoffnung, aus einem bösen Traum zu erwachen, blinzelte sie, öffnete langsam ihre Augen - und blickte in die Dunkelheit, die sie umgab.
Dunkelheit.
Das Wort hallte in ihrem Kopf nach und verursachte ein Schaudern, der sie wie ein Blitz durchfuhr. Hastig richtete sie sich auf und versuchte, sich panisch umzusehen - doch ihre Augen waren noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt.
Ein panisches Keuchen entrag sich ihrer Kehle ob der schwarzen Ungewissheit und wurde noch mehr verstärkt, als eine kühle und ausdruckslose Stimme erklang: „Du bist wach." Entsetzt wandte sie ihren Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam und nahm einen Umriss war. Sie unterdrückte einen Schreckensschrei und drängte sich in die weit entfernteste Ecke, zitternd vor Angst, die Besitz von ihr ergriffen hatte.
„Beruhig dich, ich bring dich schon nicht um, Granger."
Sie kannte diese Stimme nur zu gut. Doch das löste nur noch mehr Verunsicherung aus: „Malfoy?" Wenn er es war, was hatte er dann hier zu suchen? „Höchstpersönlich", kommentierte er trocken und änderte seine Sitzposition. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Schwärze und sie konnte Dracos blonden Schopf, sein spitzes Gesicht und seinen restlichen Körper erkennen. Doch er wieß keine Verletzungen auf, zumindest keine offensichtlichen, die sie in der Dunkelheit hätte erkennen können.
„Was tust du hier?", fragte sie ungläubig. Der Zufall konnte sie nicht zusamm geführt haben, niemals, sie hatten sich seit Jahren nicht mehr gesehen! „Das gleiche wie du, schätze ich mal. Hast du das Gesicht des Mannes erkannt?" Hermine schüttelte den Kopf: „Nein, ich habe nur diese weiße Maske erkennen können. Und du wahrscheinlich auch nur." Sie konnte sehen, wie er nickte, dann fuhr sie fort: „Also wurden wir entführt."
„Ich nehme an", antwortete er nur und starrte auf einen unsichtbaren Punkt an der Wand neben ihr. Sie hatte mit einem Mord gerechnet. Sie war fest davon überzeugt gewesen, dass ihre Zeit gekommen war. Und davon war sie auch jetzt überzeugt. Im Gedanken ging sie die Personen durch, die ihr nahe standen und die für sie Lösegeld zahlen würden, doch außer den Weasleys und Harry fiel ihr niemand ein. Und wäre es nicht viel leichter gewesen, sie mit einem Fluch zu schocken, statt sie zu würgen?
Hermine würde eines nicht natürlichen Todes sterben, dessen war sie sich bewusst. Die meisten Entführer brachten ihre Geiseln um. Und sie wäre naiv, zu hoffen, dass sie verschont bleiben würde. Wenn sie eines im Krieg gelernt hatte, dann war es die Tatsache, dass sie ihren Gegner niemals unterschätzen durfte.
Und das tat sie nicht.
oOoOoOo
Durch die graue Tür hört er, wie sie sich unterhalten. Einige Worte versteht er, andere sind zu leise gemurnelt und dringen nicht richtig an seine Ohren. Doch er hört, was er hören will - Angst.
Das Mädchen verspürt Angst. Beklemmung, Furcht, Leid, Panik, Unruhe. Durch ihn. Das alles nur durch ihn. Er grinst und kann sich ein böses Lachen nicht verkneifen - er hatte die erste Hürde auf dem Weg zu seinem Ziel genommen. Und er würde noch weitere aus dem Weg räumen.
Er würde sie alle nehmen. Würde sie brechen, besonders das Mädchen, die schöne junge Frau. Oh ja, das würde er. Auf seine Art.
Qualvoll. Langsam. Genüsslich.
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