49. Leiden
Kalt. Nass. Der Boden, auf dem ich lag, war durchnässt. Er war rau. Einige Splitter zogen sich an einigen Stellen über meine Haut und ritzten sie auf. Jede noch so kleine Bewegung war eine eigene Tortur. Dazu kam, das Brennen einer Schusswunde und das ständige untertauchen des Kopfes in Wasser, wodurch mir für einige Minuten zum atmen der, zum überleben wichtige, Sauerstoff verwehrt wurde. Doch das schlimmste war allerdings, nicht zu wissen, ob June ihr Leiden überlebte. Mein Schicksal wurde schon durch das blanke auftauchen des Gegners besiegelt.
Dunkel. Alles war dunkel. Und Leise. Nur ab und zu hörte ich von June ein wimmern und schluchzen. Doch jedes mal wenn ich ihren Namen rief verstummte sie abrupt und mein Kopf wurde unter Wasser gedrückt.
Das Wasser war warm und fühlte sich dreckig an. Es schwammen kleine Tiere darin, die vom Dach des Gebäudes hinunter fielen. Ausgerechnet ins Wasser. Ein Rauschen. Das einzige Geräusch, dass ich jetzt nur noch wahrnahm. Meine Augen brannten. Wahrscheinlich entzündet durch das verseuchte Flüssige.
Die Luft glitt in Form von Blasen durch meine Nasenlöcher und Mundwinkel. Ich besaß noch ein benebeltes Bewusstsein. Literweise verschluckte ich die Flüssigkeit, als mir alle fünf Sekunden Schläge in den Magen befördert wurden. Doch kurz vor der annähernden Ohnmacht verstummten die Schläge und die Hände, die sie vollführten, zogen meinen Kopf aus dem Eimer heraus.
Wie ein Häufchen Elend warfen sie mich auf den Boden. Dazu brauchten sie nicht einmal Kraft aufzuwenden. Mit den gefesselten Händen auf dem Rücken, den, an ein Brett genagelten Beinen und der Schussverletzung war es ohnehin nahezu unmöglich sich zu wehren oder den Sturz auf den harten, splittrigen Boden abzufedern, oder gar aufzufangen.
'June, bitte, bleib am Leben. Du solltest nicht so sterben!'
Alles war kalt. Dunkel und kalt. Es roch nach Petrichor. Wahrscheinlich war dieser Raum feucht. Ich saß mit einer gebrochenen Haltung auf einem Holzstuhl. Womöglich war ich auch innerlich gebrochen. Meine Hände waren taub von dem Seil, dass sie hinter dem Stuhl fixierte. Mein Kopf baumelte kraftlos hin und her und sackte nach jedem vergeblich bemühten Versuch sich aufzurichten wieder nach vorne. Meine Haare klebten durch den Schweiß an meiner Stirn und an meinem Nacken, während einige einfach leblos vorne rum baumelten. Der Eisengeschmack in meinem Mund wurde mit jedem Schlag gegen meinen Magen schlimmer.
"Ich dachte du wärst Tod", murmelte ich immer zwischen meinen Tränen, die sich mit dem Blut in meinem Gesicht vermischten. Der Boden knarrte unter seinen Schritten. Er kam wieder auf mich zu. So ging es schon seit einigen Stunden, Tagen, Wochen? Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Sie gingen von einem, zum anderen, von Joel, zu mir. Erst wurde er gefesselt und gefoltert, danach ich. Ich war nach ihm aufgewacht. Es war schrecklich wenn man aufwachte, direkt als erstes jemanden zu sehen, wie zwei Männer auf eine dir allzu gut bekannte Person einschlugen. Egal ob du diese Person liebst oder nicht. Niemand hat so etwas verdient.
Ich dachte auch, es gäbe niemanden, der schlimmer sein könnte als Joel, der Teufel selbst. Doch es gab einen, nein, zwei. Der eine, der Bruder des Teufels, der andere mein Bruder. Mein Tod geglaubter Bruder.
Das Knarzen wurde lauter. Es kam auf mich zu.
"Anscheinend gibt dein geliebter Joel doch nicht so leicht nach, mal sehen ob er es tut, wenn du für ihn hinhalten musst", erklang die Stimme meines Bruders. Er zog mit einem Ruck meine Haare nach hinten und legte meinen Hals frei. Ich biss meine Zähne zusammen und gab mich stur.
"Es wäre mir lieber gewesen, wenn du damals im Auto verreckt wärst!" Ich spuckte die Worte nur so aus meinem Mund heraus.
"Sei still! Ich habe dir nicht erlaubt zu sprechen. Das wird Konsequenzen mit sich ziehen", flüsterte er mit aller Ruhe und schleuderte meinen Kopf nach vorne, sodass mein Nacken knackte.
Er entfernte sich erneut etwas von mir.
"Andrew, hast du das gehört? Sie lernt wohl nie, schon damals als Kind wollte sie nie auf mich hören." Die zweite Person, die mir an diesem einen Tag, an meinem eigentlich letzten Tag, so bekannt vorkam, nahm in meinem Kopf immer mehr an Gestalt an.
"Huh? Ja dann müssen wir es ihr eben beibringen, meinst du nicht auch, Lucas?"
Nach einem kurzem Gelächter kamen beide auf mich zu, doch Andrew ging hinter mich, und bediente sich an seinen Utensilien die dort Platz nahmen. Lucas streichelte meine Wange und grinste mich provozierend an.
"Du warst immer das Lieblingskind unserer Eltern. Immer wurdest du bevorzugt, immer standest du im Mittelpunkt. Na? Wo bleiben deine geliebten Eltern jetzt? Willst du vielleicht zu ihnen? Bitte. Ich kann dir die Tür öffnen, du musst nur hindurch treten." Er blieb ruhig, das war er immer.
"Es waren auch deine Eltern", brachte ich mit erstickter Stimme raus.
"Falsch, mich haben sie nicht geliebt sie hatten nur Augen für d..."
"Schluss mit den Gefuhlsduseleien! Wir sind nicht wegen euch beiden und euren Problemen hier, sondern wegen der Tatsache, dass Joel mir seine Firma nicht überlassen hat." Andrew schrie sich sein Leib aus der Seele und schubste Lucas zur Seite. Nun stand der Bruder des Teufels direkt vor mir und packte schroff mein Kinn und zerdrückte es.
"Und du, kleines Mädchen, du hast ihn verändert! Du hast ihn verweichlicht. Dafür wirst du jetzt zahlen!"
Er nahm sich ein rötlich glänzendes Stück Metall in die Hand. Es war unverständlich konstruiert. Es könnte für alles da sein. Doch als er eine Hand befreite, meinen kleinen Finger in ein Loch steckte, wusste ich, wofür es da war und warum es so rötlich schimmerte.
"Nein! NEIN!" Doch zu spät. Er entfesselte mithilfe einer Schraube, die er drehte, eine kleine, scharfe Klinge, die sich durch meinen Finger schnitt. Nun drückte er mehrmals zu. Ich konnte keinen Schrei unterdrücken. Die Klinge schnitt durch mein Fleisch, bishin zu meinem Knochen. "Bitte nicht!"
Er knipste einmal gewaltsam auf das Instrument und brachte meinen Finger zu Fall. Ich hörte nur wie etwas in der Blutlache unter mir plätschernd hinein fiel. Mein kopf drehte sich zu meinem Bruder.
"Wie kannst du nur so etwas zulassen!", schrie ich ihn an und brach in unaufhaltsame Tränen aus.
"June! Du musst stark bleiben, bitte!", hörte ich Joels Stimme vom jenseits des Raumes. Ich konnte ihn nicht sehen, nur hören und sein Leid fühlen. Genauso wie er meinen Schmerz spüren konnte. Ich blieb stark, für ihn! Er war das einzige, an was ich noch glaubte. Erst Antonie, jetzt mein eigener Bruder.
Ich war am ende.
"June, halt durch! Für mich", schrie ich in ihre Richtung. Ich konnte nicht erkennen, was sie ihr antaten doch es musste grausam sein, wenn sie so schrie. Noch nie hatte ich aus ihrer Stimme so ein Leiden heraushören können. Selbst als Andrew zu mir kam und mich mit Schlägen und Tritten behandelte, bereute ich gar nichts.
"Ich sagte du sollst still sein!", schrie und spuckte er mir ins Gesicht. Ich lächelte ihn amüsiert an und wurde nicht schwach. Nein, ich würde niemals schwach werden.
Er zog mich am Kragen hoch und zog mich quer durch den Raum. Durch ein spärliches Licht konnte ich June erkennen. Er ließ mich neben ihr auf dem Boden Platz nehmen. Ihre Augen, so leer. Sie hatten jegliches strahlen verloren.
"June, sieh mich an!", bat ich. Sie tat es nicht. Ich betrachtete ihren amputieren Finger in ihrer Blutlache, die mit jeder Sekunde größer wurde.
"Ich hatte anfangs nicht geglaubt, dass ich mit Lucas wirklich so ein Glück hätte. Ausgerechnet er war der Bruder von deiner kleinen Schlampe." Andrew lachte hysterisch los. "Ich hatte wirklich so ein fucking Glück! Und ausgerechnet Lucas besaß ebenso einen großen Hass auf seine Schlampe, wie ich auf dich, Joel. Nun wird er mich stolz machen und auf mich hören, er wird dein Werk zu ende führen. Nur, dass er es eine Millionen mal besser machen wird, als du es je könntest."
"Nenn sie nie wieder Schlampe! Und du wagst es nicht! Du wirst nicht noch einen psychisch zerstören!"
"Und ob ich das kann, schau nur zu kleiner Bruder. Lucas, du weißt was zu tun ist." Lucas nickte.
Er nahm sich ein großes Schlachtermesser zur Hand und ging auf June zu.
"Lucas! Lass es Bitte! Du kannst mich so viel entstellen und Foltern wie du willst, aber bitte lass sie in Ruhe!" Mein Hals fühlte sich trocken an und ich schmeckte schon das Blut und die aufkommende Magensäure. Lucas lachte nur.
"Weißt du William Carter, ich find dich sympathisch. Wären wir uns unter anderen Umständen begegnet, würden wir uns direkt sehr schnell, sehr gut verstehen, doch du verstehst eines nicht. Ich habe seit ihrer Geburt darauf gewartet, sie endlich für alles leiden zu lassen. Sie nahm mir meine Eltern weg! Ich musste mich selber großziehen, während ihr die ganze Aufmerksamkeit zukam. Und diese Chance, wie ich sie heute habe, würde ich mir niemals entgehen lassen! Andrew hat mich damals aus dem Auto gerettet. Er hat sich um mich gekümmert. Er hat mich auf den richtigen Weg geleitet. ER IST DER BRUDER, DEN ICH NIEMALS HATTE! Und du schätzt es einfach nicht wert ihn zu haben. Er hat recht, es war wirklich ein riesen großer Zufall, dass er ausgerechnet mich gerettet hat." Ich verstand es. Die Aufmerksamkeit, die ihm fehlte gab Andrew ihm. Niemand konnte seinem manipulativen darsein entkommen.
Er zog June's Kopf an ihren Haaren nach hinten und hielt das Messer an ihre Kehle.
"Nein, Bitte!", schrie ich.
"Ich bin enttäuscht von dir Bruder. Du bist wirklich erbärmlich geworden."
Lucas zog langsam einen unsauberen Schnitt ihre Halsschlagader entlang.
"Nicht! Ich überlass dir meine Firma, ich überlass dir alles, doch tu ihr nichts mehr! Bitte! Tut ihr nichts mehr." Ich konnte es selbst kaum glauben, doch ich konnte die Tränen nicht zurück halten. Sie flossen ungeniert über mein Gesicht. Dazu kamen die Blutspritzer in meinem Gesicht und das gurgeln von June.
Ich war am ende.
Hey!
Ich komm direkt zum Punkt... wie alt seid ihr eigentlich? Oder wie kamt ihr darauf, meine Geschichte zu lesen? Gibt es eigentlich auch Jungs die diese Geschichte lesen? XD könnte sich komisch anhören, aber es ist nun mal so, dass solche Geschichten meistens von Mädchen gelesen werden.
Schreibt es in die Kommentare, oder wenn ihr euch nicht traut, dann könnt ihr mir auch privat schreiben. ^^
Ich wünsche euch noch weiterhin viel Spaß bei der Geschichte.
Außerdem neigt sich gie Geschichte langsam aber sicher dem Ende zu qwq
Aber keine Angst, es dauert noch ein bisschen.
Bis bald
^-^
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