36. Die Feier
Mein ganzer Körper trug Blutspuren. Jede noch so kleine Bewegung könnte mich zur Ohnmacht bringen. Und seine streichel Einheiten auf meinem Bauch waren da keine so große Hilfe. Er summte wieder ein Lied und bevor ich ihn darauf ansprechen konnte, kam er mir schon zuvor. "So, jetzt geh erstmal duschen. Wir erwarten heute abend großen Besuch." Als er diese Worte sprach, drehte er sich um und trat zur Tür. "Ich kann dir auch behilflich sein, wenn du das jetzt nicht hin bekommst", Joel klang ernst. Ich beachtete ihn nicht und schaute mir weiter meinen verstümmelten Körper an. "Nagut, wie du meinst. Ich lege dir deine Sachen vor die Tür. Bis gleich", sprach er bevor er summend verschwand. 'Was singt er da eigentlich immer?', meldete sich wieder mein anderes Ich. Ich schleifte mich benommen unter die Dusche und ließ schmerzhaft das Wasser auf mich hinab fallen. Jeder einzelne Tropfen bereitete Höllenqualen in mir aus, doch einerseits tat es auch gut. Dieser Schmerz der alles von mir weg spülte. Ich könnte es nicht genauer beschreiben. Es war ein unbeschreiblich gutes Gefühl. 'Nein! Was macht Joel nur mit dir. Er bringt dich dazu den Schmerz zu lieben, sodass dein Verlangen danach stetig wächst, bis du, wie er, süchtig danach wirst und dich einfach dem Gefühl hin gibst!', protestierte meine innere Stimme gegen mich. 'Toll, jetzt erleide ich sogar an einer Art Schizophrenie!'
Trotzdem konnte und wollte ich diesem jetzigen schmerz nicht entkommen. Wie sich das Wasser einfach auf meine Wunden legte, sie umhüllte und es schließlich schmerzvoll zog. Es war eben ein unbeschreiblich gutes Gefühl, aber zugleich unbehaglich.
Als ich fertig mit dieser Prozedur war, nahm ich mir schnell die Sachen die Joel mir vor die Tür gelegt hatte. 'Wow.' Ich musste staunen. Es war ein wunderschönes, langes, elegantes, dunkelblaues Kleid. Nachdem ich es anzog bemerkte ich erst wie es perfekt saß und betrachtete an mir das trägerlose Kleid. Es tat zwar weh Stoff auf meinem verletzten Fleisch zu spüren, doch nach der Aktion mit dem Wasser war dies im Gegensatz dazu ein Witz. Als ich meine Haare föhnen wollte, gab es einen kleinen Stromschlag der das Ding zerstörte. Mit nassen Haaren suchte ich Joel und fand ihn anschließend im Wohnzimmer. Nur er war nicht allein.
"June! Schön dich wieder zu sehen", kam Michael munter auf mich zu und reichte mir die Hand. Ohne sie entgegen zu nehmen starrte ich sie emotionslos an und wieder hoch. "Darf ich sagen wie gut dir das Kleid steht!", meinte er gewinnend grinsend. Ich ignorierte ihn und schielte an ihm vorbei in Charles leuchtend blauen Augen und fixierte ihn. "Was machen die beiden hier?", fragte ich sauer. Joel fing an zu lachen und kam auf mich zu. "June, das kannst du dir doch denken. Heute ist mein Geburtstag und natürlich werden heute viele Gäste kommen, hauptsächlich reiche Geschäftsleute und Kunden die mit mir noch vieles wegen Carter Tecnology besprechen müssen und die beiden werden mir bei der Planung helfen. Es wird eine große Feier werden, aber keine Angst, danach gibt es noch genug Zeit für uns beide allein." Es schwang ein perverser Unterton in seiner Stimme mit der mich erschaudern ließ. "Joel der Föhn ist kaputt!", versuchte ich das Thema abzulenken und schüttelte meinen Kopf bevor sich falsche Gedanken in meinen Kopf schlichen. "Wirklich? Ja dann kannst du in dein altes Zimmer gehen, ich habe es extra für dich angerichtet." Ich nickte nur und wollte so schnell wie möglich von hier verschwinden. Als ich an Charles vorbei ging fixierte er mich wütend mit seinem Blick. Ich starrte ihn ebenfalls so durchdringend an bis ich die Treppen hoch lief.
Es hatte sich hier viel verändert. Die Wände waren in einem warmen, gemütlichen beige gehalten. Doch diese paar hellgrauen Züge verleiten dem ganzen hier zu dem mediterranen, einen modernen Stich. Ich suchte mein altes Zimmer und wurde fündig. Ich öffnete diese Tür und musste meinen Atem anhalten. Dieses Zimmer hatte sich im Gegensatz zu den anderen komplett verändert. In der Mitte stand ein riesiges, durch Stufen etwas hochgelegenes king size Bett das mit goldenen Ornamenten hervorgehoben wurde. Auf dem 'Traum von einem Bett' lag eine wunderschöne rote Rose.
Ich öffnete eine Tür und betrat einen riesigen, begehbaren Kleiderschrank. Es hingen hier mehr Sachen als es sie in einem einzigen Laden geben würde. Er musste schon mindestens fünf leer gekauft haben. Ich wandte mich ab und betrachtete staunend das Badezimmer. Es gab hier eine riesige Dusche, einen Jakuzi und eine altmodische Badewanne, die mitten im Raum stand. Neben dem Marmor Waschbecken lag ein Koffer der nur so meine Aufmerksamkeit auf sich zog und mich neugierig machte. Als ich ihn öffnete stockte mir mein Atem erneut. Er war voller Markenschminke, Parfüm und was sonst noch das Frauenherz begehrte, nur leider war ich die falsche Sorte von Frau für so etwas. Meistens schminke ich mich Dezent oder gar nicht. Hier wurde ich auch nach einem Föhn fündig und trocknete meine Haare.
Ich schaute noch einmal den Koffer an und kramte mir nach langem überlegen etwas make up heraus. Vorsichtig verteilte ich es mir auf meine Wunde im Gesicht und musste aufschreien. Keine Sekunde später kam Joel angerannt und klopfte an die Tür. "June ist alles in Ordnung da drin?", fragte er fürsorglich. "Ehm, ja. Ich bin nur grad an eine meiner Wunden gestoßen." Er atmete erleichtert aus. Ich wusste selbst nicht wieso er jetzt plötzlich so hingebungsvoll zu mir war.
'Vielleicht ist er ja verliiiiiebt', flötete und spottete meine innere Stimme. "Halt die Klappe!", flüsterte ich, sodass nur ich es hören konnte. "Pass auf dich auf. Wenn dir schon jemand weh tut, dann nur ich!" Und schon war es weg mit süß und rücksichtsvoll. "Mach dich hübsch, ich erwarte dich in genau vier Stunden unten im Wohnzimmer und benimm dich!", befahl er mir bevor er wieder singend verschwand. Seine Stimme war dabei rau und dominierend.
Ich legte die Sachen in meiner Hand nieder, ließ mich erschöpft auf das extrem weiche Bett fallen und schlief kurzerhand ein.
Musik und Gelächter weckten mich. Ich schaute auf die Uhr und merkte, dass ich noch eine halbe Stunde Zeit hatte mich fertig zu machen.
Als ich mein entstelltes Gesicht komplett unter make up versteckt hatte, trug ich noch etwas eyeliner und maskara auf. Mit leicht frisierten Haaren machte ich mich auf den Weg nach unten.
Es waren schon viele Leute angetroffen. Sie bildeten kleine Gruppen in denen sie sich dann unterhielten und ihren Champagner tranken. Es waren sehr noble Leute. Die Männer trugen meist einen Anzug und die jungen Frauen klebten förmlich an ihnen um an ihr Geld zu kommen, was sie allerdings auch zuließen. Einige Blicke schossen zu mir hoch als ich allein und unbeholfen die Treppe runter stolzierte. Doch die meisten dieser Augen konzentrierten sich wieder auf ihren gegenüber. Unten angekommen wurde ich direkt von der Seite an getippt und angesprochen. "Entschuldigen sie miss, sind sie alleine hier?", fragte eine freundliche Stimme und als ich mich umdrehte lächelte mich ein attraktiver, junger Mann an und hielt mir seinen Arm entgegen. "Ich, ehm..." 'Komm schon, deine Chance aus diesem Irrenhaus zu entkommen.' "Ja, ich bin alleine hier", antwortete ich und schenkte ihm ein Lächeln. Ich hakte mich bei ihm ein während wir uns an die Bar machten und er mir ein Glas Champagner reichte. "Darf ich ihren Namen erfahren?", fragte er mich förmlich. "June, und ihrer?", konterte ich. "Mein name lautet Tyler Allasio, es ist mir eine Freude mit ihnen Bekanntschaft zu schließen." Ich nickte lächelnd, doch innerlich war ich wegen dem Namen Tyler vollkommen zerfallen. Ich setzte ein bedrücktes Gesicht auf. Dieser Name machte mich noch heute zu schaffen. "Die Freude ist ganz meinerseits", entgegnete ich ihm höflich und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Er musterte mich ununterbrochen mit einem sehr eleganten lächeln, doch als er meines sah verschwand dieses spurlos. "Stimmt etwas mit meinem Namen nicht?", fragte er und meinte es wahrscheinlich als Scherz, doch dass dies zutraf könnte er ja nicht wissen. "Nein es ist alles in Ordnung, nur mein Freund... Ex Freund hieß ebenfalls so." "Im ernst? Na der Arsch wird eine von mir verpasst bekommen!", meinte er und ich musste lachen um das Missverständniss zu korrigieren. "Nein nein, er hat mir nichts getan. Er starb nur vor einer Weile durch einen tragischen Autounfall", den ersten Satz lachte ich, doch im zweiten wurde meine Stimme heiser und erstickte am ende vollkommen. Tyler Allasio machte große Augen. "Es tut mir leid, das habe ich nicht gewusst", sein Ton wurde ebenfalls leiser und er schien bestürzt nachzudenken. "Konnten sie auch gar nicht, es ist schon okey!" Ich lächelte ihn erneut an, nur diesmal war es ein schmerzhaftes lächeln, welches nicht so schnell verschwinden würde.
"Wenn ich das mal fragen darf, was macht bitteschön eine so wunderschöne, junge Dame allein auf so einer Veranstaltung?" Die Röte schoss mir in den Kopf. 'Also wenn ich dass beantworten könnte...' "Ich wurde eingeladen," antwortete ich knapp. "Ja aber wer würde sie denn einladen nur um sie anschließend allein stehen zu lassen", sprach er charmant. Ich zuckte leicht lachend mit den Schultern. Wir unterhielten uns lang, lachten und manchmal lächelten wir uns einfach nur stumm an. "Waren sie schon ein mal hier?", fragte er neugierig. "Ja", gab ich nickend zu, "aber es war lange her. Seit dem hat sich hier viel verändert". Ich musterte das einstige Wohnzimmer, das wie ein Salon eingerichtet wurde. "Na dann kommen sie mal mit, ich muss Ihnen etwas zeigen", flüsterte er aufgeregt an mein Ohr und zog mich an meiner Hand raus in den Garten. Wir beide hatten schon viel getrunken und konnten uns nur schwankend auf den Beinen halten. Es war schon dunkel geworden. Nur wenige Gäste hielten sich hier draußen auf. Die wenigen Lichter, die alles verzierten, spiegelten sich romantisch in einem großen Teich nieder. Über ihr war eine kleine, altmodische Holzbrücke, auf die mich Tyler zog. Wir stützten uns auf dem Gelände ab und blickten hinab auf das Wasser, in dem wir uns widerspiegelten. "Hier ist es traumhaft schön!", flüsterte ich begeistert und blickte hinauf zu den deutlich schimmernden Sternen. Sie waren wie einzelne Diamanten und erstreckten sich über den ganzen Himmel. Noch nie fühlte ich mich so frei wie jetzt. Der Wind wehte meine Haare zurück und vergrößerte das Gefühl.
"Wieso sind Sie eigentlich hier, was machen sie beruflich?", fragte ich ihn. "Ich habe ein wichtiges Gespräch mit dem Gastgeber und außerdem bin ich sehr gut mit seinem Bruder befreundet, was auch der Grund ist, wieso er mich nicht besonders leiden kann." "Joel hat einen Bruder?", platzte es ungläubig aus mir heraus. "Oh, sie kennen Mr Carter?", er klang verwundert. Ich nickte. "Leider!" Er lachte herzhaft. "Sie mögen ihn also auch nicht? Na dann haben wir ja was gemeinsam!" Ich stimmte in sein lachen mit ein. "Wenn Sie wüssten!"
Aus den Augenwinkel heraus bemerkte ich wie Tyler mich erneut musterte. "Wieso beobachten Sie mich schon die ganze Zeit?", fragte ich und schaute weiter in die Sterne. Er grinste. "Ich weiß es nicht genau. Sie scheinen mir anders", antwortete er träumerisch. "Inwiefern anders?", erkundigte ich mich und schaute ihm diesmal in die leicht blaugrauen Augen. Sie unterschieden sich kaum von den Sternen, so hell wie sie funkelten. "I...ich weiß es nicht, anders eben. Aber auf die gute Art und Weise." Wir schauten uns stumm gegenseitig in die Augen und lächelten uns an. Er trat einen Schritt näher und senkte seinen Blick auf meine Lippen und wieder hoch. Ich tat es ihm gleich und schloss dabei leicht meine Augen. Wieso ich das tat und ihm direkt vertraute verstand ich selbst nicht, aber es könnte am vielen Alkohol liegen, den wir schon intus hatten.
Ich wartete bis er seine Lippen endlich auf meine legte, doch es kam nichts. Ich hörte nach einigen Sekunden lediglich ein plätschern des Wassers und schlug erschrocken meine Augen auf. Vor mit stand ein wutentbrannter Joel. 'Ich muss korrigieren, ein gut aussehender, heißer Joel im Anzug', nervte mich meine innere Stimme erneut und ich wünschte mir, mir bei ihren Kommentaren in den Kopf schießen zu können.
Er zog seine Augenbrauen zusammen und knirschte mit seinen Zähnen. Ich wagte es zwar nicht meinen Blick von ihm abzuwenden, doch das plätschern ließ mich nicht los. Ich musste meiner Neugierde nachgeben und schaute hinab in den Teich. Nur leider wurde mir dies zum Verhängnis. Unten im Wasser versuchte Tyler wieder an Land zu kommen. 'Es ist wohl tiefer als ich gedacht hatte.' Als ich mich wieder umdrehen wollte, tat dies schon ein anderer für mich. Joel drehte mich an meiner Hüfte grob zu sich, stützte sich mit seinen Händen rechts und links neben mir an dem hölzernen Gelände ab und kam mir mit seinem Oberkörper bedrohlich nah. "Was sollte das", drückte er durch seine Zähne hindurch und malte mit dem Kiefer. Ich hörte ein leises knacken. Er lehnte sich weiter nach vorne und drückte mich somit mit dem Rücken gegen das Holz, dass gleich zu brechen drohte. Ich konnte mich keinen Zentimeter bewegen. "Antworte mir!", schrie er mich fordernd an. Er kam näher an mein Gesicht, dass mich dazu zwang, mit meinem Rücken ins Hohlkreuz überzugehen. Ich hatte keine Stabilität mehr und rutschte fast mit den Füßen aus. Es knackte erneut, nur diesmal lauter und kräftiger. Keine Sekunde später brach auch das Holz unter Joels Händen und ließ mich mit ihm zusammen hinab fallen. "Joel!", schrie ich während dem Fall und kniff meine Augen feste zu. Ich spürte nur wie sich etwas schützend um mich schlang, bis wir das kalte Wasser erreichten und mit einem unsanften knall aufkamen. Ich hielt den Atem an und versuchte meine Augen zu öffnen. Verschwommen sah ich Joel an der Oberfläche und versuchte ebenfalls dorthin zu gelangen, doch irgendetwas hielt mich fest. Ich blickte hinab. Mein langes Kleid hatte sich in den Algen verfangen und zog mich in die Tiefe.
Die Luft wurde langsam knapp.
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