30. Neue Wege
Charles stand mit einer auf Antonie zielenenden Waffe vor uns. Er legte den Kopf leicht schief uns starrte mir in die Augen. Ich bekam kein einziges Wort raus. 'Wenn er jetzt schießen würde, gäbe es für mich keinen Grund am Leben zu bleiben. Er war derjenige, der sich die ganze Zeit über um mich gekümmert hatte, war der, der mich aufmunterte, war der, der sich um mich gesorgt hatte. Ohne ihn wäre ich wieder einsam und allein auf der Welt, ganz auf mich allein gestellt, ohne einen Lichtblick auf Hoffnung.'
Keiner sprach ein Wort, Totenstille. Es verging eine Ewigkeit ohne eine Handlung von uns. Doch Charles war der erste der diese Stille unterbrach.
"Na wen haben wir denn da vor mir? Unsere kleine June und ihr ach so süßer Freund, wie heißt er nochmal?", fragte er mich belustigt, doch Antonie antwortete. "Antonie, vergiss den Namen lieber nicht falls du wissen möchtest wer dein schlimmster Albtraum wird, wenn du und Joel June auch nur ein einziges Haar krümmt!", bedrohte er ihn. "Ich hatte nicht vor ihr weh zu tun, öffne mal deine Augen Kleiner! Die Waffe ist auf dich und nicht auf sie gerichtet."
Antonie durchbohrte ihn mit einem Killer-Blick. Charles tat es ihm gleich. "Nein", flüsterte ich kaum hörbar. "Charles Nein, bitte!", bat ich Charles nun lauter. "Es tut mir leid, Anweisung von Joel", dabei zuckte er seine Schultern.
Nach einer langen Pause fuhr er fort. "Es... sei... denn..., du würdest dich ihm freiwillig hingeben und nicht mehr flüchten", erklärte er langsam durch ein lächeln hindurch. "Ich mache es!", schrie es sich förmlich aus mir heraus. "Gut, dann komm!", befahl er streng. Ich machte mich auf den Weg zu ihm. "June nicht!", schrie Antonie mir aufgebracht hinterher und trat einige Schritte nach vorn, bis Charles die Waffe entsicherte und weiter auf ihn drauf hielt. "Unter einer Bedingung...", sagte ich fest entschlossen. Er fing an zu lachen. "Schätzchen, denkst du wirklich du bist in der Lage zu verhandelt? Wer von uns beiden hat denn hier die Knarre in der Hand!"
"...du wirst Antonie nichts antun, du wirst ihn inruhe lassen!", entschloss ich fest. Er überlegte kurz und ging auf meine Förderung ein.
"June, bitte. Ich will dich nicht verlieren!", wimmerte er leise, wobei sich sein Kopf nach unten senkte. Ich hörte ihm nicht zu und wagte weiter meine Schritte Richtung Charles bis ich neben ihm stehen blieb. Dieses paar eisblaue Augen hatten jede einzelne meiner Schritte und Bewegungen verfolgt. Sie bohrten sich in mich und ließen mich erschaudern. Ich schaute hinauf. Er lächelte mich an und senkte die Waffe leicht, bis ich mein Knie hoch zog und ihm einen kräftigen Tritt in den Schritt verpasste.
Er krümmte sich, verlor sein Gleichgewicht und fiel hin. "Ahhh! Du dreckiges Miststück!", schrie er vor Schmerzen. Ich trat auf seinen Handrücken, wobei seine Hand immer noch die Knarre fest hielt. Mit einem Kick beförderte ich sie aus seiner Reichweite. Antonie kam zu mir geeilt und zerrte mich schnell weg.
Charles lag weiterhin gequält auf dem Boden.
Ich wusste nicht was passiert war, oder was ich gemacht hatte. Ich tat es ohne nachzudenken, ich ließ meinen Körper einfach machen. Egal was auch immer es war, es hat mir vermutlich soeben das Leben gerettet.
Ich entdeckte sich etwas in meinen Augenwinkeln bewegen. Dort hing eine Kamera die uns verfolgte. An der Ampel hing noch eine und auch sie nahm uns ins Visier. Sogar die Überwachungsanlagen der einzelnen Läden schließten sich dem an.
"Antonie, die Kameras!", stoßte ich ihn mit dem Ellbogen an und zeigte auf eine Kamera. "Schnell weg hier, er kann uns beobachten und weiß wo wir sind! Er verfolgt uns", schrie er hektisch im laufen.
Wir liefen durch die Stadt, alle Menschen um uns herum starrten uns an. Zur Polizei konnten wir nicht, sie würden uns sowieso nicht glauben, trotz der Beweise. Er hielt immer noch meine Hand und zerrte mich weiter zu seinem Auto. Wir fuhren los. Ich durchlebte all dies in einer Art Trance-Zustand.
Zuhause angekommen nahm er mich sofort in den Arm. "Du musst von hier verschwinden, ich will nicht dass er dich findet." Voller bedauern nickte ich. Er packte mich an meinen Schultern und drehte mich zu sich. "Hey, nicht traurig sein. Ich werde dich natürlich begleiten, ich könnte dich niemals alleine lassen."
"Nein! Du kommst nicht mit. Du hast hier deine Familie, ein Leben. Es geht hier nicht um dich, wenn du nicht nach mir suchst und mich vergisst", der letzte Satz kam nur schwer über meine Lippen. Anscheinend hatte ich ihn mit diesem Vers verletzt.
"Oh doch, es geht hierbei um mich!"
Ich verstand erst nicht, doch als seine Hände sich um mein Gesicht legten und sich sein Kopf langsam zu meinem bewegte, überkam mich die Erkenntnis.
Ich dachte, dass er seine Lippen auf meine legen würde, doch kurz bevor seine meine streiften, blieb er stehen. Ich spürte seinen warmen Atem auf meinen Lippen. Er bewegte seinen Kopf Richtung Ohr und flüsterte "ich könnte dich niemals allein lassen und aufhören dich zu suchen und zu vergessen, käme für mich garnicht in frage".
Er lächelte und drückte einen kurzen Kuss auf meine Wange. Darauf hin zog er mich in eine kurze Umarmung. "In dir habe ich wirklich eine gute Freundin gefunden!" Ich musste unwillkürlich lächeln. Ich fand es gut dass er genauso dachte wie ich. Und nicht mehr.
Er wurde zu meinem besten Freund und ohne ihn könnte ich genau so wenig leben wie er ohne mich. Ich lächelte und erwiderte seine Umarmung. Doch mit einem komischen brennen auf meiner Haut unter seinen Berührungen ließ ich los.
"Wenn ich dich schon nicht davon abhalten kann, dann lass uns keine Zeit verlieren", mit diesen Worten ging ich in das Gästezimmer und packte mir die wichtigsten Sachen in einen großen Rucksack. Mit einem Koffer wären wir nicht so mobil und könnten nicht direkt abhauen, falls etwas geschehen sollte.
Eine Stunde später kam Antonie in mein Zimmer herein geplatzt. "June wir müssen schnellst möglich von hier weg. Ein Bericht von Joel kam in den Nachrichten und dort wurde erwähnt, dass er eine einwöchige Geschäftsreise Unternehmen möchte. Es wäre gut möglich, dass er lügt und dabei einen Abstecher nach London unternimmt."
Ich schmiss einfach meine restlichen Sachen in meinen Rucksack, zog mir eine Jacke mit einem Schal und Mütze an. Wartend stand Antonie vor mir an der Tür. Ohne große Worte verließen wir sein Anwesen und machten uns mit vielen Umwegen auf den weg zum Flughafen.
'So, jetzt habe ich eine Woche von den Reportern meine Ruhe.' Dachte ich als ich mir einen schwarzen Kaffee zubereitete. Mein Plan war es in dieser Woche viel Zeit mit June zu verbringen. Aber ich wollte sie mit ihr allein verbringen, ohne Antonie! Er stand mir die letzten male im Weg, diesmal wird es anders ablaufen.
Mit einem breiten Grinsen fuhr ich nach London. Vor dem Haus blieb ich unbemerkt stehen. June und Antonie trugen voll bepackte Rucksäcke. 'Das vermag nicht gutes heißen!'
Er schloss das Haus ab und eilte mit June in sein Auto. Sie fuhren prompt los. 'Nichts wie hinterher!'
Sie nahmen viele Umwege und fuhren einpaar mal im Kreis, was es mir erschwerte unentdeckt zu bleiben. Doch ich schaffte es sie nach einem Verlust der beiden wieder einzuholen bis sie zum stehen kamen. 'Flughafen? Interessant!'
Ich sah die beiden ein paar Tickets nach Alaska kaufen. Ich machte dies ihnen nach und wartete auf den Flug.
June beobachtete jede einzelne Person in ihrer Nähe. Dabei hing ihr Blick bei mir einige Sekunden länger als bei den anderen kleben. Doch sie richtete ihn wieder weg.
'Zum Glück hat sie mich nicht erkannt, wenn es um Tarnung geht bin ich der Beste!'
Ich hatte mich unauffällig getarnt und versteckte mich hinter so gut wie jedem, wenn June in der Nähe war.
Sie gingen zum Terminal und kaum später saßen die beiden drei Sitztreihen vor mir im Flieger. 'Perfekt!', dachte ich nur. Wir flogen los, mein Blick stets auf die beiden gerichtet.
'Am besten gebe ich ihr keinen Hinweis darauf, dass ich bei ihr bin. Ich will dass sie sich sicher fühlt, in Freiheit, bis ich ihr diese liebliche Illusion zerstöre. Sie soll endlich mal lernen nicht andauernd vor mir weg zu rennen. Ich werde ihr diesmal keine Nachricht überbringen, zumindest jetzt noch nicht!'
Sie war so weit weg und doch so nah, das verlangen nach ihr wuchs jede Sekunde.
Es vergingen einige Stunden bis wir ankamen. Ich eilte hinaus, wo die beiden in ein Taxi stiegen und los fuhren. 'Das was ihr könnt, kann ich schon lange.'
Sie kamen vor einem schäbigen Motel zum stehen. Ich fuhr an ihnen vorbei und bog ab damit sie mir keine allzu große Aufmerksamkeit schenkten.
Ich stieg aus und stellte mich in eine dunkle Gasse, von der man die beiden gut betrachten könnte.
Als ich sie beobachten wollte, glitt mein Blick nach oben zu einer Überwachungsanlage die direkt auf das Motel gerichtet war. 'Es wird ja immer leichter für mich!'
Ich zückte schnell mein Handy heraus und rief Cole an. 'Er ist mein Mann für sowas.'
Ich lehnte mich an die Wand und lachte. 'Wie einfach kann es denn noch werden?'
Keine Stunde später bekam ich schon die Nachricht von Cole.
"Alles erledigt. Du kannst jetzt alles und jeden innerhalb von fünf Kilometern von deinem jetzigen Standort aus beobachten. David wird dich bald abholen und in ein Apartment bringen. Außerdem wurde Charles von Michael untersucht. Er wird wieder. Aber bis dahin pass auf, sie steckt voller Überaschungen!"
'Was du nicht sagst!'
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