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Kapitel zwei

In der Fabrik war es unnatürlich hell. Von allen Seiten drangen Laute zu der aus Kylo Ren, Tealis und Vaylin bestehenden Gruppe. Metall kreischte, Arbeiter riefen durcheinander und schließlich erklang das Geräusch von Stiefeln auf dem polierten Boden. Vaylin straffte ihre Schultern und betrachtete den Mann mittleren Alters mit den bereits leicht ergrauten Schläfen in seinem sonst schwarzen Haar, der sich ihnen näherte. Er trug eine dunkle Uniform und auf seiner Brust prangte das Emblem der Waffenfabrik. Ein Namensschild wies ihn als Geschäftsführer aus.
Er salutierte vor Ren und warf den beiden jungen Frauen an dessen Seite lediglich einen kurzen Blick zu. "Oberster Anführer", sagte er. "Es ist uns eine Ehre, dass Ihr es persönlich einrichten konntet. Eure Waffenlieferung hat sich etwas verzögert, jedoch steht sie Euch jetzt vollständig zur Verfügung." An der Art, wie er sein Gewicht von dem einen Fuß auf den anderen verlagerte und sein Namensschild richtete, obwohl es bereits gerade saß, erkannte Vaylin, dass er unruhig war. Sie kannte dieses Verhalten nur zu gut von sich selbst. Außerdem spürte sie seinen inneren Aufruhr und ein Blick zu ihrem Meister verriet ihr, wie berechtigt dieser war. Ren mochte auf den ersten Blick entspannt wirken, doch sie wusste es besser. Etwas an seiner Körperhaltung war anders und sie fühlte seinen Zorn. "Das ändert nichts daran, dass sie uns zu spät zur Verfügung steht. Die Vereinbarung war eine andere", erwiderte Ren ruhig, dann zuckte sein Blick zu seiner Schülerin. "Vaylin." Mehr sagte er nicht, aber das musste er auch nicht, denn sie wusste, was sie zu tun hatte. Sie trat vor und betrachtete den Mann, der sogleich zurückwich, einen Moment mit schief gelegtem Kopf. "Nein, bitte", flehte er, und sie schnaubte. Wie armselig sie sich doch verhielten, wenn ihr Leben bedroht wurde.

Vaylin rief nach der Macht in ihrem Inneren und der Mann begann zu keuchen. Es war, als legte sich eine unsichtbare Hand um seine Kehle, die ihm langsam, aber sicher die Luft abdrückte. Er sank auf die Knie und streckte den Arm in Vaylins Richtung. Kurzerhand brach sie ihm diesen, ohne ihn auch nur anzurühren, und er konnte nicht mal schreien. Mit seiner gesunden Hand stützte er sich auf dem Boden ab, den Kopf weiterhin erhoben. Das Weiß seiner Augen trat deutlich hervor. Vaylin stand seelenruhig vor ihm. Sie sah einfach zu, wie der Mann röchelte und hustete und wie sein Genick schließlich mit einem lauten Knacken unter dem Druck nachgab. Der Leichnam fiel zu Boden und lag reglos da, war ein Mahnmal, was geschah, wenn man die Erste Ordnung enttäuschte.
Vaylin trat zurück. Sie fühlte keine Reue, das tat sie schon lange nicht mehr. "Gut gemacht", sagte ihr Meister mit ruhiger und dennoch kühler Stimme und blickte erst sie, dann die Gruppe an Arbeitern an, die im Gang standen und auf die Leiche ihres Vorgesetzten starrten. Die meisten von ihnen waren wie versteinert, einige hatten die Hand vor den Mund geschlagen und ein paar, nicht viele, sahen so aus, als wollten sie etwas sagen. Sie entschieden sich jedoch dagegen oder Kylo Ren kam ihnen mit seinem Befehl zuvor. "Bringt die Lieferung an Bord unseres Schiffes."

Kurz darauf erklang Gemurmel, doch es verstummte schlagartig und die Angestellten der Waffenfabrik machten sich sogleich an die Arbeit. Nur eine nicht. Eine Mirialanerin, vielleicht drei Jahre älter als Vaylin. Sie blieb stehen und rannte dann los. Ohne auf ein Wort ihres Meisters zu warten, nahm Vaylin die Verfolgung auf und war mehr als nur erleichtert, dass Ren sie nicht aufhielt.
Noch im Rennen zog sie ihr Lichtschwert, aktivierte es jedoch vorerst nicht. Stattdessen schlug sie Haken, um Kisten, die die Mirialanerin umgestoßen hatte, auszuweichen, oder sprang über diese hinweg. Sie steigerte ihr Tempo noch, was wirklich nötig war, denn die Gejagte war schnell. Doch das war Vaylin dank ihrer langen Beine auch. Und vor allem besaß sie eines: Ausdauer. Wenn sie Glück hatte, ließ diese bei der Mirialanerin gleich nach, und tatsächlich: Als sie den Hangar, der direkt an die Fabrik angrenzte, erreichten, wurde die Fremde langsamer, sodass Vaylin aufholen konnte. Sie überbrückte die restlichen Meter zwischen ihnen und streckte die Hand aus. Die Macht in ihr pulsierte. Die Mirialanerin erstarrte, konnte sich keinen Millimeter mehr rühren. Angst ging in Wellen von ihr aus und die gleiche Angst sah die Schülerin in ihren Augen. Es war Todesangst.

„Wo wolltest du denn hin?", fragte Vaylin seelenruhig und dennoch lag etwas in ihrer Stimme, dass der Mirialanerin einen Schauder über den Rücken jagte. Sie konnte nicht antworten, stand einfach nur da und sah mit an, wie Vaylin sich ihr näherte. Langsam, genüsslich wie ein Raubtier, das seine Beute fixierte. Ihr Atem ging schneller und dann gar nicht mehr. Das Knacken ihres Genicks hallte als Echo im Hangar nach. Achtlos ließ Vaylin den Leichnam zu Boden fallen und stieg über ihn hinweg. Ihre Aufmerksamkeit galt allein dem Schiff, das die Tote hatte erreichen wollen. Das war ihr Weg hieraus, weg von der Ordnung, und dieser Gedanke ließ süße Erleichterung in ihr hochkochen. Bald war sie frei, wirklich frei. Dann war da niemand mehr, der sie einsperrte. Dann gab es nur noch sie und die Weite der Galaxis. Sie musste nur die Rampe herunterlassen, an Bord gehen und fliegen. Das konnte sie. Bevor es jedoch so weit kommen konnte, hörte sie Schritte hinter sich und fuhr herum.

Vor ihr stand Tealis, den Blaster erhoben und entsichert. Erst sahen die beiden jungen Frauen sich nur an, ehe die Kadettin das Wort ergriff. „Du willst abhauen." Es war eine Feststellung, in der sowohl Enttäuschung als auch Wut mitschwang. Beides spiegelte sich in den so unendlich grünen Augen Tealis' wider, doch Vaylin konnte nicht sagen, dass es sie besonders berührte. Sie musste gehen. Bei der Ordnung ging sie nur kaputt, wenn sie das nicht eh schon war. Und deshalb widersprach sie nicht, sondern nickte nur. Mit ihrer rechten Hand umklammerte sie ihr noch deaktiviertes Lichtschwert fester.
„Du weißt, dass ich das nicht zulassen kann. Dein Meister hat mich geschickt. Ich sollte dir folgen. Er hatte das Gefühl, dass du versuchst, zu verschwinden. Und anscheinend hatte er recht mit seiner Befürchtung", sagte Tealis. „Aber ich verstehe es nicht. Du hast so viel bei der Ordnung gelernt. Du verdankst ihr alles und du gehörst dahin. Sie hat dir doch alles gegeben." Sie machte eine Pause, in der sie Vaylin intensiv musterte. „Du kannst doch nirgendwo sonst hin. Deine Mutter ist tot." Das reichte, um bei Vaylin einen Schalter umzulegen. Vergessen war die Ruhe. Jetzt war da nur noch Wut. „Sie haben mir gar nichts gegeben! Eingesperrt haben sie mich, mich überwacht, als wäre ich ein Kind, das nicht mal alleine das Bad aufsuchen darf! Und damit sind sie nicht besser als meine Mutter. Damit bist du nicht besser als meine Mutter!", schrie sie Tealis an. „Ich weiß, warum du dich mit mir anfreunden solltest. Du solltest mich im Auge behalten, damit ich ja nichts Dummes anstelle. Deshalb bist du doch hier. Es geht nicht um deine Ausbildung oder um mich. Ich bedeute dir doch gar nichts. Ich bin nur eine weitere Stufe auf deinem Weg nach oben!" Vaylins Brustkorb hob und senkte sich schnell, ihre Hände waren so fest zu Fäusten geballt, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Es tat gut, das alles auszusprechen, aber noch besser war die Wut in ihr. Sie war wie ein Sturm und sie nährte sie, machte sie stärker und gefährlicher. In ihren violetten Augen, mit denen sie Tealis fixierte, tobte eben jener Sturm und sie hieß ihn willkommen. Das war ein Gefühl, das sie kannte, und es fühlte sich, im Gegensatz zu allem anderen, wie Zuhause an.

Sie wandte ihren Blick nicht von ihrer besten Freundin ab, die sichtlich um Fassung rang. Ihre Augen wirkten glasig und sie schluckte. „Komm jetzt mit mir. Oder ich muss dich erschießen", brachte sie hervor und ihre Stimme zitterte. Dennoch richtete sie den Blaster auf Vaylin, die keine Miene verzog und stattdessen näher trat, so gefasst, als hätte es ihren Ausbruch gerade gar nicht gegeben. So, als würden Tealis' Worte gar nicht wehtun. Wenn sie etwas konnte, dann war es, ihre wahren Emotionen und Absichten zu verbergen. „Ich werde nicht mit dir kommen", sagte sie seelenruhig und sah Tealis, der ein Seufzen entwich, fest an. „Dann lässt du mir keine Wahl."

Tealis griff an und Vaylin wich ihrem ersten Schlag mühelos aus, hob beide Arme vor ihr Gesicht, um es zu schützen. Erneut schlug die Kadettin zu, die Schülerin wehrte ab und entfernte sich ein Stück von ihrer Gegnerin. Sie musterte sie intensiv, suchte nach Schwachstellen in ihrer Abwehr oder ihrem Stand. Es gab keine. Zumindest keine, die sie auf den ersten Blick erkennen konnte. Doch Vaylin spürte, dass Tealis sich zurückhielt. Sie wollte ihr nicht wehtun, war sie doch immer noch ihre beste Freundin, aber Vaylin kannte diese Skrupel nicht. Sie wollte Schmerzen zufügen und zumindest eine Person für das leiden lassen, was ihr angetan worden war. Ein wildes, beinahe bedrohliches Grinsen legte sich auf ihre Lippen und mit wenigen Schritten war sie bei Tealis, die nicht schnell genug auswich. Vaylins Faust landete, untermalt von einem lauten Knacken, auf ihrer Nase. Die Kadettin schrie auf. Die Hangarwände warfen den Laut vielfach zurück und Vaylin war sich fast sicher, dass sie diesen nie vergessen würde. Nicht, weil er Schuldgefühle in ihr hervorrufen würde, sondern weil er sie daran erinnern würde, wie sie sich von ihren Fesseln gelöst hatte.

Trotz der Schmerzen und des Blutes, das ihr aus der Nase und in den Mund lief, stand Tealis weiterhin aufrecht und holte zu einem gezielten Tritt aus. Er war hart, traf Vaylins Bauch. Vaylin krümmte sich zusammen, für einen Moment blieb ihr die Luft weg, und als sie wieder atmen konnte, brauchte sie einen Augenblick, um sich wieder zu sammeln. Bei jedem Atemzug stach es in ihrem Magen, doch bald ließ der Schmerz nach, bis er nur noch ein dumpfes Pochen war, das ihr nach all den Jahren so vertraut war wie die Gänge des Sternzerstörers, auf dem sie die letzten fünf Jahre verbracht hatte.
Ihre ehemals beste Freundin kam ihr indessen näher. Ihr Zögern und die Unsicherheit hatte sie irgendwann in den letzten Minuten abgelegt. Nun war da nur noch der Wunsch, Vaylin wieder zur Vernunft zu bringen und sie nach Hause zu holen. Koste es, was es wolle. „Du solltest dich besser ergeben", meinte sie in einem ruhigen Tonfall. Ihre Professionalität war zurück und da war nichts mehr von der Tealis, die Vaylin bloß nicht verletzen wollte. Stattdessen richtete sie ihren Blaster auf sie. Vaylin sah zu ihr, ihr Zopf hatte sich gelöst und das weiße Haar hing ihr ins Gesicht, verdeckte so das bedrohliche Funkeln in ihren violetten Augen. Sie aktivierte ihr Lichtschwert und die rote Klinge tauchte ihr blasses Gesicht in ein schauriges Licht, ließ sie nur gefährlicher wirken. Mit bedächtigen Schritten ging sie auf Tealis zu und auch diese kam ihr näher. Keine Sekunde wandten sie den Blick voneinander ab. Nicht, als sie direkt voreinander standen und nicht, als die Klinge des Lichtschwerts den Körper der Kadettin durchbohrte.

Tealis erstarrte, realisierte nicht richtig, was geschehen war, doch als sie es tat, entwich ihr ein überraschtes und gleichzeitig schmerzerfülltes Keuchen. Unglauben lag in ihrem Blick, als sie zu Vaylin aufsah. Ihre Knie gaben unter ihr nach, sie sackte zu Boden und Vaylin mit ihr. Eine Weile hielt die Vahla Tealis noch fest, horchte in sich hinein, suchte nach Reue, Trauer, irgendetwas. Doch da war nichts dergleichen. Nur Erleichterung. Nur das Gefühl von grenzenloser Freiheit.
Also deaktivierte sie ihr Lichtschwert und stand auf, starrte auf Tealis herab, die letzte Worte formte. Oder eher ein letztes Wort: „Vaylin." Es kam gepresst heraus, so als wandte die Kadettin ihre letzte Kraft auf, um es zu sagen. Ihren Namen. Mehr nicht. Keine Morddrohungen, Flüche oder Ausdrücke, wie Vaylin es eigentlich erwartet hatte. Aber auch nicht weniger. Bloß ihr Name. Und das war es, was Vaylin für den Moment beschäftigte, in dem sie Tealis zurückließ und, mit einer Hand auf ihrem Bauch ruhend, an Bord des Schiffes ging, um endlich zu verschwinden. Doch dann verstummten ihre Gedanken jäh. Nun war sie frei. Sie löste sich von ihren Fesseln. Die ganze Galaxis lag ihr zu Füßen und sie konnte es kaum erwarten, jeden Winkel davon zu erkunden.

Durch die Frontscheibe des Cockpits sah Vaylin zu, wie die blauen Streifen des Hyperraums vorbeizogen. In diesem Moment symbolisierten sie für sie die Freiheit, die sie vorher nie hatte genießen dürfen. Nicht auf Corellia bei ihrer Mutter, nicht bei der Ersten Ordnung. Sie war bisher nur eingesperrt gewesen und jetzt ging es für sie auf die unterschiedlichsten Planeten. Ihr erstes Ziel war Pantolomin, ein Urlaubsplanet mit traumhaften Stränden und Meer, alles Dinge, von denen sie bisher nur hatte träumen können.
Natürlich musste sie dennoch vorsichtig sein und möglichst unerkannt bleiben. Ihr Meister würde nach ihr suchen, denn er würde sie sicher nicht einfach so ziehen lassen. Doch darüber, was sie tat, wenn er sie fand, konnte sie sich auch noch zu einem späteren Zeitpunkt Gedanken machen. Für sie hieß es vorerst einfach nur reisen, neue Dinge ausprobieren und vor allem eins: Nicht zurücksehen und definitiv nicht zurückkehren. Sie war fertig mit der Ersten Ordnung. Sie nahm ihr Leben nun endlich selbst in die Hand. Ein beinahe seliges, kaum sichtbares Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie sich im Pilotensitz zurücklehnte und für einen Moment die Augen schloss. Da sie noch im Hyperraum war, konnte sie sich das erlauben.

Die Geräte vor ihr piepsten und sie schreckte hoch. Sie musste wohl eingeschlafen sein, denn sie hatte nicht bemerkt, wie ihr Schiff den Hyperraum verlassen hatte. Eilig übernahm sie wieder das Steuer und flog den Planeten an, der vor ihr lag. Eine große Kugel mitten im Weltall, überwiegend von blauen Flecken überzogen. Das musste das Meer sein. Sie hatte ihr Ziel erreicht. Pantolomin war selbst aus der Ferne schon wunderschön.
Und doch war da ein Gefühl, das sie so nicht kannte. Angst. Angst vor dem Unbekannten, davor, dass sie nicht fand, was sie suchte, davor, dass es nicht so war, wie sie es sich vorstellte. Davor, dass all das umsonst gewesen war. Ihre Flucht und ja, auch, dass sie Tealis getötet hatte. Was jedoch fast schlimmer war, war der Gedanke, dass Tealis womöglich richtig lag damit, dass sie doch nirgendwo hin konnte und ihr Platz einzig und allein bei der Ordnung war, die ihr so viel gegeben hatte. Vaylin ballte die Hände zu Fäusten, biss sich auf die Lippe, die merklich zitterte. Nein, sie konnte - durfte- sich nicht geirrt haben, denn für sie gab es nun keinen Weg zurück mehr.

Vaylin spazierte durch die Straßen einer der Städte auf Pantolomin, unweit von dem Hangar, in dem sie ihr Schiff abgestellt hatte. Erst war sie versucht gewesen, ihre Kapuze aufzusetzen, aber das hätte nur verdächtig gewirkt. Wenn die Erste Ordnung sie suchte und womöglich ein Kopfgeld auf sie aussetzte, würde sie eben schnell verschwinden oder kämpfen. So schnell nahm ihr niemand ihre neu erlangte Freiheit wieder weg, die sie all die Jahre nicht gehabt und für die sie schlussendlich getötet hatte. Dieser Gedanke ließ ein mulmiges Gefühl in ihr aufsteigen, jedoch schob sie es beiseite und konzentrierte sich auf ihre Umgebung.
Sie konnte das Meer rauschen hören und sie konnte es riechen. Der Geruch nach Salz lag schwer in der Luft, doch sie atmete ihn beinahe gierig ein. Sie war noch nie am Meer gewesen und nun wusste sie, was sie verpasst hatte. Obwohl sie nicht schwimmen konnte, zog es sie zum Wasser, das in der Sonne glitzerte.
Nicht weit von Vaylin entfernt legte ein Schiff an. Das musste eines der Unterwasserkreuzfahrtschiffe sein, von denen sie mal gehört hatte. Auf Corellia hatten manche ihrer Nachbarn damit angegeben, dass sie im Pantolomin-System Urlaub gemacht und dabei mit der Vanda gefahren waren. Vaylin hatte sogleich auf ihrem Holopad recherchiert und dabei herausgefunden, dass die Vanda ein Unterseeboot und ein Casinoschiff war. Das direkt vor ihr war jedoch nicht die Vanda, aber daran störte Vaylin sich nicht weiter.

Sie näherte sich dem Schiff und wollte gerade an Bord gehen, als sie aufgehalten wurde. „Junge Dame, habt Ihr denn auch eine Karte?", fragte der Kontrolleur und musterte sie für ihren Geschmack etwas zu eindringlich. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, auf einem Touristenplaneten zu landen und dann auch noch ohne Tarnung herumzulaufen. Sie hatte also die Wahl: Verschwinden oder diese einzigartige Chance nutzen. Kurz sah sie sich um und da hinter ihr niemand stand, hob sie die Hand und fixierte den Mann mit einem stechenden Blick aus ihren violetten Augen. „Sie lassen mich durch und vergessen dann, dass ich je hier war", sagte sie, während sie hoffte, dass die Machtkorrumption funktionierte. Sie hatte das mehr als einmal bei ihrem Meister gesehen und er hatte es ihr ebenfalls beigebracht, jedoch war sie nicht so geübt wie er darin. Dann nickte der Kontrolleur jedoch und trat zur Seite. „Habt Spaß." „Danke." Vaylin betrat das Unterseeboot und verschwand schnell in seinem Inneren, suchte sich einen Platz an einem der großen Panoramafenster.

Es dauerte nicht lange, bis das Boot ablegte. Türkisblaues Wasser umgab die Scheiben, durch die eine Vielzahl an Fischen und Korallen sichtbar wurde. Vaylin konnte nicht glauben, wie klar das Meer war, wie viel sie sehen konnte. Sie drückte sich beinahe die Nase am Glas platt und legte ihre Hände auf die kühle Oberfläche, während sie staunend heraus sah. Pure Euphorie erfüllte sie, sie fühlte sich wie ein Kind, das merkte, wie viel es eigentlich noch nicht gesehen hatte. Vaylins eigene mentale Liste war unendlich lang. Zumindest konnte sie nun das Meer auf Pantolomin abhaken und das machte sie auf eine bizarre Art glücklich. Langsam realisierte sie erst so richtig, dass sie die Erste Ordnung verlassen und endlich die Chance hatte, frei zu sein. Ab sofort konnte sie reisen, wohin sie auch wollte, und musste keine Befehle mehr befolgen. Ab sofort nahm sie ihr Leben selbst in die Hand. Ab sofort hatte sie ein Leben, das es wert war, gelebt zu werden. Ein für sie so seltenes Grinsen stahl sich auf ihre Lippen und das fühlte sich so gut an wie nichts zuvor. Den Rest ihres kleinen Ausflugs verbrachte sie damit, die atemberaubende Tierwelt zu betrachten, so nah an der Scheibe, dass sie das Gefühl hatte, mitten unter all diesen Fischen mit ihren bunten, schillernden Farben zu sein. Und ja, auch damit, einer Touristin direkt neben ihr einige Credits zu stehlen. Sie bemerkte es gar nicht. Sie war wie Vaylin nahezu verzaubert von dem türkisblauen Meer und seinen Einwohnern und die Vahla konnte es ihr nicht verübeln. Dieser Ort war magisch; Vaylin nahm sich gleich vor, noch einmal wiederzukommen, wenn sich die Gelegenheit bot.

Die Unterwasserkreuzfahrt endete kurz vor Sonnenuntergang, das Wasser schimmerte in den schönsten Orange- und Rottönen und Vaylin beschloss, noch durch die Straßen zu flanieren. Es roch herrlich nach Essen. Viel besser, als in der Kantine der Ordnung, in der alles höchstens halbwegs gut schmeckte und nicht sonderlich appetitlich aussah. Das würde sie definitiv nicht vermissen, das Essen. Genau genommen würde sie gar nichts vermissen.
Mit einigen Credits, die sie auf dem Unterseeboot einer unvorsichtigen Touristin gestohlen hatte, kaufte sie sich eine der lokalen Spezialitäten, von der sie nicht wusste, was es überhaupt war. Sie zeigte einfach darauf und sagte: „Ich hätte gerne was davon." Davon war in dem Fall eine Mischung aus Meeresfrüchten und Fisch mit Teigtaschen. Es hatte sicher auch einen Namen, den sie jedoch nicht kannte. Um ehrlich zu sein, war ihr aber auch egal, wie das Gericht hieß, denn, sobald sie den ersten Bissen gemacht hatte, war sie davon überzeugt, nie etwas Besseres gegessen zu haben. Sie seufzte genüsslich und schlang das Essen im Gehen beinahe hinunter. Sie war so ausgehungert. Das Frühstück war bereits etwas her, außerdem hatte sie nicht wirklich etwas runter bekommen. Das war jetzt anders, da sie sich keine Sorgen mehr darüber machen musste, dass irgendjemand merkte, wie wenig sie sich doch bei der Ordnung zu Hause gefühlt hatte. Das einzige, worüber sie sich eventuell Gedanken machen sollte, war, dass möglicherweise ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt worden war und sie somit eine Gejagte war. Sie war nicht so dumm, zu glauben, dass Ren sie ziehen ließ, ohne ihr Soldaten oder Kopfgeldjäger hinterzuschicken. Vor allem nicht, da sein erster Versuch, sie aufzuhalten, gescheitert war.

Wie auf Kommando wanderten Vaylins Gedanken zu Tealis. Dazu, wie sie ihr entgegen getreten war, wie sie ihren Namen gesagt hatte... Am Ende. Vaylin horchte in sich hinein, suchte nach Schuld, Bedauern, irgendetwas. Doch da war nichts. Immer noch nicht. Und irgendwie frustrierte es sie. Dabei war Tealis nie wirklich gut zu ihr gewesen, wie sie jetzt wusste. Sie hatte sie immer nur überwacht, ihre Grenzen jedes einzige Mal überschritten. Damit tauchte ein Bild in Vaylins Kopf auf und mit einem Mal flanierte sie nicht mehr durch die Straßen, sondern lag rücklings auf ihrem Bett, den Blick auf Tealis gerichtet, die auf ihr saß, sie eingehend betrachtete. Das war nur ein weiteres Beispiel dafür, wie ihre beste Freundin ihr zu nahe gekommen war. Vielleicht hatte sie sich etwas erhofft, dass Vaylin ihr nicht hatte geben können. Und nun war sie tot. Weil Vaylin sie enttäuscht hatte. Wie so viele vor der Kadettin und der Gedanke stach. Sie war eine einzige Enttäuschung. Nein. Sie straffte die Schultern. Das glaubte sie nur, weil sie solange versucht hatte, es allen recht zu machen. Ihrer Mutter, ihrem Meister, Tealis und nicht zuletzt sich selbst. Stets war sie gescheitert. Nun würde sie nur noch das tun, was sie wollte, und nichts anderes zählte mehr.

Mit diesem Entschluss schob sie all ihre Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf den Weg in Richtung Hangar. Geld für eine Unterkunft hatte sie nicht, also würde sie in ihrem Schiff schlafen. Sie war fast da, als sie ein Geräusch hörte. Schritte. Ihr ganzer Körper spannte sich an und sie tastete nach ihrem Lichtschwert, zog die Hand jedoch schnell wieder zurück. So verriet sie sich nur erst recht. Sie wich also rückwärts in eine dunkle Gasse zurück und hoffte, sich dort verstecken zu können. Für einen Moment stand sie einfach nur da. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, eiskalte Angst rauschte durch ihre Adern wie Blut. Sie wollte nicht zurück. Sie wollte... Jemand packte sie von hinten und drückte ihr die Hand auf den Mund, zog sie zurück. Sie versuchte, zu schreien, zappelte und sie musste das Bein ihres Angreifers getroffen haben, denn sie hörte ein Fluchen und der Griff lockerte sich so abrupt, dass sie fiel und auf allen Vieren auf dem Boden landete. So schnell sie konnte, rappelte sie sich auf und sah geradewegs in das vernarbte Gesicht eines zweiten Mannes. Er hatte dunkle Haare und trug eine Rüstung. Kopfgeldjäger. Leise fluchte Vaylin und ging dann ihre Möglichkeiten durch. Kämpfen? Ohne ihr Lichtschwert hatte sie keine Chance. Fliehen? Die beiden hatten sie vermutlich schneller eingeholt, als sie Sternenzerstörer sagen konnte. Sich gefangen nehmen lassen? Auch keine Option. Sie würde nicht zurückgehen. Eher würde sie sterben. Dann blieb nur kämpfen. Und so wie der Vernarbte und der andere mit den dunklen Haaren, der nun neben seinen Kollegen trat, sie ansahen, wussten sie genau, wen sie da vor sich hatten. Sie festigte also ihren Stand und löste ihr Lichtschwert vom Gürtel, aktivierte es. Die rote Klinge erwachte mit einem Knistern zum Leben. Sie sah, wie die Kopfgeldjäger sich einen Blick zuwarfen, dann griffen sie an.

Schüsse prasselten auf sie ein, doch sie wehrte sie alle ab. Die Männer mussten sich ducken und ausweichen, um nicht von ihren eigenen Laserbolzen getroffen zu werden. Ein wildes, bedrohliches Grinsen stahl sich auf Vaylins Gesicht und sie trat näher. Das Brummen ihres Lichtschwerts gab ihr eine merkwürdige Ruhe und machte sie zuversichtlich. Sie musterte die beiden Männer, suchte nach Schwachstellen, während sie deren Schüsse beinahe mühelos abwehrte. Dadurch vernachlässigte sie es jedoch, ihre Umgebung im Auge zu behalten. Ein Fehler, wie sich herausstellte, denn sie spürte auf einmal einen stechenden Schmerz an ihrem rechten Arm und ließ beinahe ihre Waffe fallen. Ihr Oberarm pochte; sie unterdrückte den Drang, ihre Wunde zu berühren, während sie eins und eins zusammenzählte: Die Kopfgeldjäger waren nicht alleine. Sie hatten einen Scharfschützen dabei. Beinahe konnte sie Rens Stimme hören: „Du musst wachsamer sein. Unachtsamkeit bringt dich um." Er hatte recht und sie hasste, dass es so war. Hasste, dass er und seine Belehrungen noch immer in ihrem Kopf waren.

Vaylin wich zurück, die Männer rückten nach und ein weiterer Laserbolzen aus dem Scharfschützengewehr traf diesmal ihr Bein. Sie keuchte auf, knickte weg und landete auf dem Boden, kniete nun vor den Kopfgeldjägern. Es dämmerte ihr. Ihre Angreifer wollten sie nicht töten. Sie wollten sie nur unschädlich machen. Vermutlich zahlte ihnen jemand - die Ordnung - viel Geld dafür, dass sie lebend übergeben wurde. Doch das würde sie nicht zulassen. Sie rief nach der Macht in ihrem Inneren - und erst glitt sie ihr mehrmals durch die Finger, so sehr lag ihr Fokus auf ihren Verletzungen -, dann bekam sie sie jedoch zu fassen, sammelte sie an und ließ sie in einer Welle auf ihre Angreifer los. Sie wurden nach hinten geschleudert und kamen auf dem harten Beton auf. Vaylin meinte sogar, ein Knacken und ein schmerzerfülltes Stöhnen zu hören. Und noch wichtiger: Sie spürte ihre Schmerzen. Bevor die Männer sich wieder berappelten, nutzte sie ihre Chance und rannte los, sah nicht zurück. Dennoch entging ihr das Geräusch einer Person nicht, die vom Dach sprang und geschmeidig auf dem Boden landete. Das musste der Scharfschütze sein. Fast erwartete sie, dass er ihr folgte, aber sie hörte keine Schritte. Trotzdem wurde sie, ungeachtet der Schmerzen in ihrem Bein, nur schneller - sie wollte kein unnötiges Risiko eingehen - und als sie ihr Schiff erreichte, ließ sie sich vor Erleichterung zitternd in den Pilotensitz fallen und startete gleich den Antrieb.

Es dauerte nicht lange, bis sie Pantolomin hinter sich ließ und der Planet nur noch eine blaue Kugel im All war, deren Anblick Wehmut in ihr auslöste. Wie gerne wäre sie noch länger geblieben. Sie schob das Gefühl beiseite, wollte gerade den Sprung in den Hyperraum nach Naboo einleiten, als ein lauter Knall ertönte. Das Schiff neigte sich gefährlich zur Seite und Vaylin rutschte aus ihrem Pilotensitz. Ein Schrei entrang sich ihrer Kehle, Schmerz explodierte in ihrer Seite und sie stemmte sich gerade rechtzeitig auf die Füße, um die Steuerung zu übernehmen und auf den nächstbesten Planeten zuzusteuern. Die Anzeigen des Schiffes blinkten bedrohlich: Triebwerksschaden, Hyperraumantrieb beschädigt. Sie war von irgendetwas getroffen worden. Sie fluchte und schlug mit der Faust auf das Armaturenbrett. Sie hatte das schlechte Gefühl, dass die Kopfgeldjäger etwas damit zu tun hatten und für einen Moment meinte sie tatsächlich, ein weiteres Schiff zu sehen, doch ihre Schmerzen waren inzwischen so stark, dass sie sich nicht sicher war, ob sie nicht halluzinierte.
Eine rote Warnleuchte tauchte das Cockpit in ein unheimliches Licht, riss sie aus ihren Überlegungen, und ihr Schiff drang in die Atmosphäre ein. Sie kam nicht weit. Der Antrieb versagte, alle Lichter gingen aus und sie konnte nur zusehen, wie die weiße Schneedecke, die den ganzen Planeten überzog, näher und näher kam. Sie kniff die Augen zusammen, um nicht sehen zu müssen, wie weit es noch bis zum Boden war, schnallte sich an und dann prallte das Schiff auch schon auf. Der Aufprall presste ihr die Luft aus der Lunge, sie wurde nach vorne geschleudert und stieß mit dem Kopf gegen die Steuerkonsole. Für eine Weile drehte sich alles, Vaylin wurde schlecht und dann fühlte und sah sie gar nichts mehr. Ihre Umgebung verstummte, wurde von einer unendlichen Schwärze verschluckt, die Vaylin nur zu gerne begrüßte. Die Dunkelheit war ihre Zuflucht.

Hey,
hier ist das zweite Kapitel:) Ich hoffe, es gefällt euch. Wenn Ihr Verbesserungsvorschläge habt, immer in die Kommentare damit. Ich freue mich über eure Anregungen.
LG,
Cherriecookie14

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