Kapitel 12
Auch als ich in meinem Bett liege, kann ich nicht schlafen. Das kann einfach, verdammt nochmal, nicht stimmen. Ich habe nicht im Ernst Tommy umarmt? Und das noch in einer so Klischeehaften Situation.
Ich sollte ein - mehr oder weniger - normales Leben führen und mich nicht mit irgendwelchen Arschlöchern beschäftigen. Dabei hatte er mich verletzt. Auch wenn es lange her war und er sich entschuldigt hatte..
Aber vielleicht liegt das Problem auch gar nicht an der Vergangenheit sondern an der Zukunft? Vielleicht will ich mir das ganze einfach nur nicht eingestehen und habe Angst was passiert wäre wenn wir beide uns zusammen blicken lassen würden. Wenn wir Freunde wären, würde ich nie wieder Ruhe in meinem Leben finden.
Tommy mag nett sein, aber ich kenne seine Fans. Und sie sind alles andere als sanft im Umgang mit anderen Menschen.
"Mann", stöhne ich während meine Hand über mein Gesicht fährt. Warum muss das alles manchmal so kompliziert sein? Meine Mutter nach Rad fragen, wäre nicht das Schlauste da sie Tommy so oder so nicht kennt. Und helfen würde sie mir damit auch recht wenig, weshalb es auch meine Sache ist.
Ich werde ihm einfach ausweichen und ihn ignorieren. Ob es klappen wird? Nicht im Geringsten..aber ein Versuch ist es wert. Ich will mich nämlich nicht noch mehr vor der gesamten Schule zum Narren machen, als ich es schon sowieso bereits getan habe. Und das schon alleine in der Präsenz von Tommy.
Als ich am nächsten Morgen aufwache, bin ich mehr als müde. Ich bin todmüde. Sowas habe ich schon oft nicht mehr gespürt. Früher, als ich mich mehr ums Haus sorgen musste passierte es ständig. Aber jetzt? Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich mich wieder so beschissen fühlen würde.
Ich stehe auf, ziehe mich an und gehe mit der Tasche runter frühstücken. Als ich Mom unten am Herd sehe, bin ich mehr als geschockt und ich verharre mitten in der Bewegung.
"Guten Morgen, Liebling.", begrüßt sie mich mit ihrem wärmsten Lächeln, während ich auf sie zugehe und meine Tasche auf den Boden fallen lasse. "Brauchst du vielleicht Hilfe oder so?" Sie lacht, schüttelt den Kopf und drückt mir eine Brotbox in die Hand. Diese fühlt sich seltsam schwer an. Als hätte sie mir wirklich Bröttchen oder sowas reingepackt.
Ich nehms irritiert entgegen und stopfe es in die Tasche rein, esse etwas von dem Brot welches bereits auf dem schmalen Tisch liegt.
"Y/n?", höre ich Moms nervöse Stimme. Mein Kopf fährt hoch und ich schlucke den Bissen den ich noch vor Sekunden in meinem Mund hatte, runter. "Ja?" "Ich hatte da so eine kleine Idee..", sie legt eine kurze Pause ein und seufzt. "Es ist ja jetzt schon eine Weile her seitdem ich mit Niklas zusammen bin..und ich denke es wäre an der Zeit das ihr beide euch kennenlernt."
Ich schlucke nochmal, aber diesmal aus Angst. Natürlich bin ich glücklich für die beiden, aber ich dachte sowas könnte noch etwas warten. Anscheinend lag ich im Unrecht. Es ist auch nicht so, dass ich ihn nicht kennenlernen will, ich habe nur Angst vor neuen Menschen. Ich will mich nicht blamieren und anscheinend ist dieser Mann sehr reich, was auch heißt das er hohe Erwartungen stellt.
Trotzdessen nicke ich langsam und grinse. "Klar! Gerne..aber ich muss schauen wie es mit dem Diner aussieht und so." Mom winkt ab und wirkt mit einem Mal umso glücklicher. "Ah was, Y/n. Ich habe schon mit deiner Cheffin gesprochen und sie sagte du kannst dir ruhig etwas frei machen."
Ich war überrascht dass Mrs. Bright so leicht nachgegeben hatte. Und das sie sowas überhaupt machte, mir frei gab, war auch neu.
"Mom bist du dir wirklich sicher-?", ich fing an, meine Hände zu kneten. "Natürlich. Außerdem musst du schon bald nicht mehr dorthin gehen, versprochen." Sie nimmt mich in den Arm. "Ich danke dir für alles, was du getan hast um diese Familie zusammenzuhalten. Ich kann mich echt glücklich schätzen, so eine Tochter wie dich zu haben." Ich grinse, umarme sie stärker.
Plötzlich fällt mir wieder ein, dass ich Schule habe. Ich stürme los. "Eh, wann hast du nochmal gesagt treffe ich ihn?", frage ich noch schnell und halte die Türklinke in der Hand. Sie lacht. "Ich rufe ihn gleich an und dann-" "Okay! Bis später!", rufe ich und die Tür fällt ins Schloss.
Ich renne wie eine Verrückte los und schaffe es gerade noch rechtzeitig in den Bus rein.
"Oh. Mein. Gott!", fängt Marry an während ich erschöpft meinen Kopf nach hinten lehne. "Ich dachte schon ich müsste diesen dummen Tag alleine überstehen." Ich blinzle sie an. "Was ist denn heute?" Sie verdreht die Augen und kichert. "Noch ist es nichts, aber in paar Wochen. Und die Leute fangen schon an zu reden was, wann und wie. Vor allem die Party die organisiert wird und-" "Marry!", unterbreche ich sie frustriert und zeitgleich überfordert. "Worüber redest du denn überhaupt, verdammt?"
Sie schaut mich mit vollem Ernst an und packt mich an den Armen. Ich lege meinen Kopf schief.
"Sag. Bloß. Nicht. Das. Du. Es. Vergessen. Hast. Y/n.", sie hebt drohend einen Zeigefinger. Dagegen ich, schiebe meine Hände abwehrend in die Höhe. "Ich hab immer noch keinen Schimmer wovon du redest", flöte ich. Jetzt stöhnt sie und schüttelt enttäuscht den Kopf. "Natürlich hast du es vergessen!", sagt sie. "Valentinstag, Y/n! Der Valentinstag!", ruft sie.
Meine Augen verdrehen sich wie von selbst und ich beginne zu lachen. Marry ist manchmal eine Romantikerin, aber nur wenn es um andere geht. Wenn es etwas mit ihr zutun hat, spielt sie kalt und vergeben.
Jason ist immer noch nicht in der Schule aufgetaucht, aber vermutlich hat es ihn vielleicht ziemlich hart getroffen. Vielleicht ist er ja wieder krank oder so?
Marry und ich steigen aus, während ich so gut es geht Tommys Blicke ignoriere. Meine beste Freundin schwärmt vor sich hin.
"Hey, ich gehe nur noch kurz zum Spind, bin gleich da!", sage ich zu ihr, obwohl ich ganz genau weiß dass sie mir sowieso nicht zuhört. Sie hüpft in das Klassenzimmer und ich gehe den Weg Richtung Spind entlang.
Als ich ihn aufmache, mein Chemie Buch rausnehme und wiederr schließen möchte, bekomme ich einen halben Herzinfarkt.
"Bist du verrückt?!", fauche ich Tommy an, der anfängt zu lachen. Er lehnt sich gegen meinen geschlossenen Spind und verschränkt die Arme vor der Brust, während seine Mundwinkel zucken und Grübchen sich in seinen Wangen bilden.
"Nur nach dir, Prinzessin.", er zwinkert und ich verdrehe die Augen. Ich drehe mich um und fange an zu laufen, als ich aufgehalten werde. Tommys Hand berührt meine und die Funken die dadurch entsehen entgehen keinem von uns. Denn wir rühren uns in den ersten paar Sekunden um keinen Milimeter, sondern starren uns an.
Ich rufe mir wieder ins Gedächtnis das ich ihn ignorieren wollte, und dass alle Schüler bereits in ihren Klassenzimmern waren außer wir.
Ich löste mich von Tommy. "Hör zu", ich holte tief Luft und suchte nach den geeigneten Worten dafür. "Du bist eigentlich nett und so..und ich nehme es dir nicht mehr böse, was früher war. Aber es ist nur so das ich diese Freundschaft einfach nicht möchte. Ich- ich..ich will einfach nichts mehr mit dir zutun haben, okay?", den letzten Satz füge ich schon schweratmend und viel zu schnell hinzu.
Auf einmal zieht er mich wieder zu sich und ich bin wie gelähmt als er mich schief anschaut. "Alles gut bei dir, Y/l/n?", fragt er. Ich stoße ihn von mir weg. "Ja! Ja alles ist verdammt nochmal perfekt, okay? Und jetzt lass mich in Ruhe und- und- und nenn mich nicht so!" Ich komme ihm kurz näher ans Gesicht, um bedrohlicher zu wirken. "Nie wieder.", hauche ich und drücke das Chemie Buch in meiner Hand fester an meine Brust ran.
Mein Herz setzt für einen Augenblick aus, als ich Tommys Miene sehe. Er war enttäuscht, aber es war nicht so schlimm wie ich es mir vorgestellt hatte, das dachte ich jedenfalls.
Ich lächel noch knapp und drehe mich dann endgültig um, gehe in das Klassenzimmer und lasse mich neben Marry nieder.
Erst jetzt begreife ich, dass ich Tommy womöglich verletzt habe. Aber ich bin mir sicher das er damit umgehen kann, und er mich schon bereits in paar Tagen vergessen wird. Somit können wir uns perfekt aus dem Weg gehen.
Ich grinse triumphierend und lasse mich entspannt zurück lehnen. Die Lehrerin kommt rein und der Unterricht startet.
Ich bin stolz auf mich, das ich es geschafft habe es endlich aus mir zu bekommen. Auch wenn es härter klang, als es in Wirklichkeit gemeint war.
~Time Skip~
Tage vergingen wie im Flug, in denen ich mich nur auf das Lernen konzentrierte. Wir hatten unendlich viele Arbeiten geschrieben und durften uns erst heute wieder ausruhen. Natürlich würde es nicht für immer halten, aber wenigstens müssen wir keine mehr vor den Ferien, welche in einer Woche stattfinden, schreiben.
Und noch ein weiterer plus ist, dass ich Tommy schön aus dem Weg gehe. Ich bin glücklich, und so wie Tommy aussieht geht es ihm gar nicht so anders als mir. Denn seine ganze Clique ist zurück und er hat mal wieder Spaß, mit irgendwelchen Mädchen rumzulabern und zu lachen. Lächerlich, dachte ich mir jedes Mal aufs Neue.
Aber war es nicht genau das, worum ich ihn gebeten hatte?
Ich runzel die Stirn und beschließe mein Essen weiter zu verspeißen, während Marry neben mir schon den ganzen Tag lang schlechte Laune hat.
Kurz gefasst: Jason ist zurück.
"Sieh dir ihn nur an", knurrt sie angewidert. "Erst küsst er mich und jetzt flirtet er mit anderen Huren."
Ich sehe sie mitleidig an und lehne meinen Kopf an ihre Schulter. "Er ist ein Arschloch, nichts weiter. Du findest noch den-" "Nein. Wehe du bringst den Satz, dann schwöre ich dir hoch und heilig, dass ich dich köpfen werde.", sagt und ich beginne zu kichern. "Ich sag ja nur-" "Trotzdem. Ich war einfach nur naiv. Scheiße warum reden wir überhaupt über so etwas?! Lass lieber über den Lover deiner Mom reden", meint sie wieder und ich grinse.
Ich verdrehe die Augen. "Gibts nicht viel zu erzählen, um ehrlich zu sein. Der Termin steht immer noch fest."
Sie kreischt und zappelt herum. "Hallo? Bist du nicht aufgeregt oder so? Ich wäre mega nervös! Schließlich ist es ja schon heute!" Ich seufze und raufe mir die Haare. "Ja, ja. Schon gut, schon gut. Ich bin etwas nervös.", gestehe ich und knete meine Hände. "Trotzdem freue ich mich irgendwie.", ich lache.
"Oh mein Gott! Du musst mir dann sofort wenn du Zuhause bist alles erzählen! Und außerdem: ihr geht doch zu ihm, oder?" Ich nicke ihr zu und lächel.
Wieder lässt sie einen kreischenden Ton raus und mein Blick fällt auf Tommy. Dieser sieht mich mit dieser Härte im Gesicht an, so wie er es schon die letzten Tage tut.
Verdammt, wie viel Drama muss es denn bitte noch in meinem Leben geben? Ist es schon nicht genug?
~Time Skip~
Ich bin Zuhause und bereite mich auf den Abend vor. Natürlich bin ich nervös, aber ich kann es unterdrücken und alles abschalten.
Ich ziehe mir ein schlichtes Kleid an, welches mir Marry mitgegeben hatte. Ehrlich, diese Familie tut echt viel zu viel für uns, aber trotzdem nahm ich die Kleidung dankend an.
Auf richtige Schminke verzichte ich, aber mit einem Lippenstift in hellrosa mein Outfit komplett. Mein Spiegelbild lässt mich hübsch fühlen und ich genieße es. Vielleicht habe ich nicht die perfekte Figur, aber ich habe gelernt damit umzugehen.
Denn nicht alles im Leben kann perfekt sein.
"Y/n?", höre ich Mom von unten meinen Namen rufen. Ich streiche das Kleid glatt und grinse mich kurz an. "Bist du schon bereit?"
"Ja, Mom! Komme schon!" Ich laufe eilig ins Wohnzimmer und sehe dabei zu, wie meine Mutter sich ans Herz fasst. Ich kicher. "Es ist kein Prom, Mom. Nur ein Abend mit deinem Freund." Sie lacht und umarmt mich herzlich. "Und trotzdem schaffst du es, wunderschön auszusehen. Heilige Maria! Wie du wohl an dem Abschlussball aussehen wirst?", sie löste sich und lächelt überglücklich.
Ich verdrehe die Augen und ziehe sie an der Hand mit zur Tür. "Ich bin bereit.", meine ich und genauso ist es auch. Denn ich bin bereit. Bereit, etwas neues anzufangen.
Ohne sich sorgen zu müssen, ohne gemobbt zu werden, ohne in einem Diner zu arbeiten, ohne einem Chaos voller Gefühle und ohne die Erinnerungen die ich früher hatte.
Dieser Abend wird besonders sein und ich kann nicht einmal sagen wir übermotiviert ich bin.
Wir gehen aus dem Haus und fahren mit einem Taxi zu Niklas' Haus.
Als wir dort ankommen, sinkt mein Kiefer und meine Augen werden kugelrund. Oh Gott. Das ist kein Haus, sondern eine verflucht große Villa!
Ich schaue zu meiner Mutter welche nur die Daumen drückt und meine Hand nimmt. Wir laufen die Veranda hoch und ich sehe wie Licht durch die Fenster brennt.
Sie klingelt und das Klingeln hört man bis nach draußen. Ich schlucke und keine Sekunde später öffnet uns jemand die Tür.
Mein Herz setzt wieder aus und ich starre in seine blauen Augen welche meine so tief durchbohren, dass sogar meine Seele anfängt zu zittern. Ich spüre den Schweiß und die Verwirrung setzt ein.
Verdammte Scheiße...
~To be continued
~~~~~~~~~~
2207 Wörter :]<3
Have a nice day!
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