Kapitel 10
Ich kann nicht in Worte fassen, wie glücklich ich im Moment bin. Jetzt, ein Tag darauf, sitze ich im Diner hinter der Theke und unterhalte mich mit Marry, während ich mit meinen Fingern gegen den Tisch trommle. Ich hatte ihr bereits alles erzählt. Sie schien Anfangs ziemlich überrascht zu sein, was auch verständlich ist da ich es ebenfalls war. Aber aus guten Gründen, denn Mom hatte schon seit Ewigkeiten mit keinem Männlichen Wesen gesprochen, geschweige denn sich verabredet.
Vielleicht arbeitet ihr Verehrer Niklas ja wo sie. Nein..das würde keinen Sinn ergeben, denn laut ihren Erzählungen verdient er wirklich gut. Ich bin mir sicher das sie nicht nur wegen des Geldes mit diesem Mann zusammen ist, sondern weil sie ihn wirklich mag. Wirklich, wirklich mag.
Meine beste Freundin reißt mich zurück aus meinen Gedanken. "Und wann sollst du ihn kennenlernen?"
Ich überlege, seufze und fahre mir übers Gesicht. "Sie sagte er würde bald vorbeikommen. Anscheinend hat er auch viel Stress wegen seines Kindes." Marry schaut mich entgeistert an, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank. Ich verziehe das Gesicht, "Was?", frage ich. Sie hebt eine Braue. "Du hast nichts von einem Kind erwähnt!" "Ich bin selber unter Schock gestanden, als ich das gehört hab. Aber hey, anscheinend soll das Kind jünger sein, also kein großes Problem."
Sie verdreht die Augen, trinkt etwas von ihrem Milkshake und fährt dann fort: "Kleine Kinder sind beschissen. Fiecher, Knechte. Nichts weiter." Ich lache etwas zu laut und kasiere paar doofe Blicke. Somit auch einen ganz bestimmten Blick.
Als würden Marry und ich ein Gehirn teilen, stupste sie mich an und deutete mit ihren Augen zu Tommy, welcher ausnahmsweise alleine an einem Tisch sitzt und wieder beginnt aus dem Fenster zu starren.
Er sitzt da schon seit langer Zeit und hatte noch nichts bestellt. Eigentlich sollte ich auch dahin gehen, aber nachdem was gestern zwischen uns vorgefallen ist, ist es mir nicht so danach mit ihm zu reden. Allgemein wäre seine Präsenz für mein Hirn zu viel. Ich weiß das es nichts schlimmes ist zu rauchen, aber trotzdem ist Tommy erst 17. Er ist nicht so..wobei nein genauso ist er. Ich hatte mich nur getäuscht, dachte ich sehe in ihm ein Fünkchen Hoffnung. Aber da ist nichts.
Heute in der Schule verhielt er sich genauso seltsam. Was aber noch merkwürdiger ist, ist das Jackson immer noch krankgeschrieben Zuhause rumhockt. Eine richtige Pussy, meiner Meinung nach. Er hat noch nicht einmal den Mumm, Marry gegenüberzustehen. Ich weiß das sie sich das selbst nie eingestehen würde- aber sie nimmt es wirklich mit. Also diese Sache mit ihr und Jack.
Ein weiteres stupsen holt mich zurück in die Realität zurück.
"Geh schon.", zischt Marry und deutet wieder auf Tommy. Die Kapuze seines Hoodies hatte er mittlerweile aufgezogen und starrt wie versteinert nach draußen. Es regnet und er scheint in Gedankenverloren zu sein. Ich verziehe zum zweiten Mal heute das Gesicht und schüttle leicht den Kopf. "Ich will nicht mit ihm reden." Sie schnaubt, "Du nimmst nur eine Bestellung an, keinen Heiratsantrag."
Ich verdrehe die Augen. "Leichter gesagt als getan", brumme ich. "Trotzdem. Ihr beide scheint im Moment ziemlich scheiße drauf zu sein, vielleicht redest du mit ihm oder so?"
Oh Gott, Igitt nie im Leben. Marry weiß von der ganzen Sache mit der Kippe nichts. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie kann ich es ihr nicht sagen. Die innere Stimme in meinem Kopf verbietet es mir, dieses Geheimnis weiter zu erzählen. Wobei er es vor dem Schulgebäude getan hatte.
Vielleicht sollte mich das ganze aber auch einfach nicht jucken, schließlich geht mich Tommy und seine Probleme, nichts an.
Trotzdem hat meine beste Freundin eine Überzeugungskraft und ich kann einfach nicht anders als zu ihm zu laufen.
Mit jedem Schritt den ich in Tommys Richtung stelle, werde ich umso nervöser. Ich ertappe mich sogar dabei, wie meine Hände unkontrolliert anfangen zu schwitzen.
"Hey.", ringe ich raus und muss schlucken als sich die strahlend blauen Augen auf mich richten. Verdammt, konnte Josie nicht einfach sein Tisch übernehmen?
"Hi", sagt er und zieht sich die Kapuze runter, betrachtet mich von oben bis unten.
Hat er mich gerade wirklich abgecheckt?
Wut steigt in mir auf, da ich noch nicht einmal hier sein sollte. Er sollte nicht hier sein.
Etwas zu stürmisch, greife ich nach meinem Notizblock und setze den Kugelschreiber zum Schreiben ans Papier dran. "Was willst du?", frage ich und verdrehe kaum merklich die Augen. Tommys Mundwinkel beginnen verdächtig zu zucken und allein damit treibt er mich zur Weißglut.
"Mal wieder eine sehr nette Begrüßung", bemerkt Tommy und lehnt sich lässig zurück. Sein bis jetzt angespannter Körper, schien sich zu lockern. Was wiederum hieß das er auch wieder vom traurigen Arschloch zum größeren Arschloch wurde.
Ich lächelte, aber alles andere als warm. "So Menschen wie du-" Ich unterbreche mich selbst und rufe mir ins Gedächtnis dass meine Cheffin nur paar Meter von mir entfernt steht und mich jetzt schon skeptisch anguckt.
Ich räuspere mich, versuche meine schwankenden Launen unter Kontrolle zu behalten. Wartend blicke ich wieder zu Tommy der sein typisches Grinsen aufgestzt hatte. Und wie sehr ich ihm es aus dem Gesicht schlagen möchte..
"Eigentlich genieße ich nur die Aussicht."
Ich blinzle ihn an, merke das er mich mit der Ansicht meint. Als er realisiert, das ich es endlich geschnallt habe, wird sein Grinsen noch breiter.
Ich versuche angestrengt die Röte runterzuschlucken. Um ein Haar würde ich mich hilfesuchend zu Marry drehen, damit sie mir helfen kann. Aber nicht jetzt. Nicht heute und auch nie wieder. Ich muss es selber klären.
Somit stütze ich meine Hand in die Hüfte und ziehe eine Braue hoch. "Bestell was oder verzieh dich, Simons." Er lacht, aber rührt sich immer noch nicht von der Stelle. "Seit wann so bockig?" Seitdem ich dein dummes Gesicht gesehen habe. Ich beiße mir auf die Unterlippe, halte es langsam nicht mehr aus.
"Tommy", beginne ich klar und deutlich, während ich meine Hände rechts und links von Tommys Tisch lege und mich zu ihm vorlehne. Meine Stimme klingt drohend, gefährlich und viel selbstbewusster als ich mich in dem Moment fühle. Er rührt sich nicht nur starrt mich an. Ich fahre fort: "Geh, verdammt nochmal, raus."
Tommy lächelt mich schief an. "Na gut", sagt er aber bewegt sich immer noch nicht. "Dann nehm' ich nh Cola."
Meine Zähne knirschen und ich muss mich echt hart zusammenreißen. Ich atme tief durch um mich zu beruhigen.
"Gut.", antworte ich und wende mich ab.
Marry die die ganze Zeit zu uns geschaut hatte, sieht mich jetzt abwartend an. Ich schüttle den Kopf, nehme eine Dose Cola aus dem Kühlschrank und gehe kurz nochmal zu ihr.
"Dieser Mistkerl will einfach nicht verschwinden." Ich stöhne und fahre mir mit der Hand übers Gesicht, schenke Tommy kurz einen Blick. Dieser starrt mich an, grinst.
"Na los. Geh schon.", sagt Marry und schiebt mich etwas in seine Richtung. "Scheiße, lass es!"
Sie schubst mich und auf einmal bin ich wieder fast vor Tommys Tisch. Ich räusper mich und mache noch die paar Schritte auf ihn zu. "Hier" Ich drücke ihm die Dose in die Hand und sehe in seine Augen. Sie funkeln und ich spüre Wärme an der Stelle wo Tommys Hand meine berührte. Auch wenns nur für den Bruchteil einer Sekunde sein mochte.
Er bezahlte und trank das Getränk, richtete seinen Blick wieder aus dem Fenster.
~Time Skip~
Alle sind mittlerweile gegangen, nur eine ältere Frau und ich bin da.
Wir schließen bald und ich räume etwas auf. Ich gehe jeden einzelnen Tisch durch, putze ihn.
Bis mir bei einem Tisch etwas auffällt. Mein Notizbuch musste ich an seinem Tisch vergessen haben.
Ich nahm es in die Hand und merkte, dass jemand etwas reingekritzelt hatte...
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro