Ein Paradies in der Hölle
Wörter: 785
Info: Dieser One Shot spielt Mitte des Zweiten Zeitalters zwischen 1600 und 1693.
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Mordor war ein tristes Land voller Leiden für jeden Elben oder Menschen.
Und dieses Leid machte auch nicht vor denen Halt, die aus freien Stücken hier waren. Es nahm bloß eine andere Form an.
Die blonde Elbin sah von oben auf das ewige Elend und die dunkle Einöde herab. Der Wind blies heute von Norden her und verschaffte ihr so freien Blick auf die Hochebene von Gorgoroth, die sonst von schwarzem Rauch verdeckt war. Weit entfernt konnte sie sogar das Schwarze Tor erblicken.
Obwohl es gerade weit offen stand, fühlte sie sich hier wie in einem Gefängnis und noch dazu war es eines, das sie selbstständig für sich gewählt hatte.
Sie seufzte und setzte sich an den Rand der Plattform, ließ ihre Füße über dem Abgrund baumeln. Schon viel zu oft hatte sie darüber nachgedacht, sich einfach in die Tiefe zu stürzen. Barad-dûr war allemal hoch genug. Aber immer wieder erinnerte sie sich daran, dass sie einen Grund gehabt hatte, als sie hierher gekommen war. Vor langer Zeit gab es da einen Grund.
Aus diesem Grund hatte sie alles hinter sich gelassen. Ihre Familie. Ihre Freunde. Ihr gesamtes Leben. Und nun saß sie hier zitternd in der Kälte. Allein.
Sie dachte wehmütig an ihre Zeit in Valinor zurück. Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Wie hatte sie es doch genossen, in dem wohlig warmen Licht Laurelins dem Gesang der Vögel zu lauschen. Dies und noch viel mehr vermisste sie hier schmerzlichst.
Plötzlich riss sie das Geräusch von Schritten aus den Gedanken und sie fuhr herum. Doch dann entspannte sie sich gleich wieder, als sie erkannte, wer ihr da Gesellschaft leisten wollte.
>>Du bist wieder da.<<, flüsterte sie und blinzelte rasch ihre Tränen weg.
Ein aufmunterndes Lächeln auf den Lippen kam er zu ihr und legte ihr eine Hand an die Wange. >>Natürlich bin ich das.<<, antwortete er ruhig.
Die Elbin schmiegte sich an ihn und musste unweigerlich auch grinsen. Er ließ sich bereitwillig zu ihr hinunterziehen und setzte sich neben sie.
>>Was ist los?<<, fragte er einfühlsam, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten.
Überrascht hob sie den Kopf und sah ihn an. Der Blick aus seinen sanften Augen war voller Besorgnis. >>Es ist nichts. Ich freue mich, dass du endlich wieder bei mir bist.<<
Seine goldenen Augen leuchteten erfreut auf, als er das hörte, auch wenn er ganz genau wusste, dass sie nur die halbe Wahrheit gesagt hatte. Aber er wollte sie nicht weiter auf traurige Gedanken bringen. Ihr hoffnungsloses Gesicht zu sehen, brachte ihn um den Verstand.
Die Elbin schenkte ihm ein fröhliches Lächeln und verschränkte ihre Finger miteinander. Dann spürte sie das kalte Metall seines Ringes an ihrer Haut und dann seine Lippen auf ihren. Ohne zu zögern erwiderte sie den Kuss und musste schmunzeln, als er sie vorsichtig nach hinten drückte bis sie den kalten Boden an ihrem Rücken spürte.
>>Lass uns die Sterne betrachten.<<, schlug er auf einmal eine völlig andere Richtung ein, als die Elbin vermutet hatte.
>>Da sind keine Sterne.<<, erwiderte sie verwirrt, >>Nur dunkle Wolken.<<
>>Aber natürlich sind da Sterne! Sieh doch.<<, grinste er und zeigte gen Himmel.
Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und wandte den Blick von ihm ab. Sie folgte seiner Bewegung und sah wie immer nur die schwarzen Rauchwolken, die vom Orodruin herzogen.
>>Sei doch nicht so gemein!<<, beschwerte sie sich enttäuscht, >>Du weißt doch, wie sehr ich die Sterne mag.<<
>>Warte es ab.<<, sagte er und drehte ihren Kopf sanft zurück Richtung Himmel.
Dann murmelte er einige Worte auf einer fremden Sprache und die Schrift auf dem goldenen Ring an seiner Hand begann zu leuchten. Anschließend führte er eine großzügige Geste aus und schob die graue Wolkenwand förmlich vom Himmel. Der Qualm verschwand innerhalb von wenigen Sekunden und machte den Blick frei auf den Nachthimmel.
Mit großen Augen starrte sie ungläubig zu den nun sichtbaren wunderschönen Sternen hinauf. Aber dann riss sie ihren Blick von dem atemberaubenden Anblick los und sah wieder in seine Augen.
>>Danke<<, flüsterte sie überwältigt.
Er antwortete nicht, gab ihr nur zufrieden einen kurzen Kuss. Danach nahm er erneut ihre Hand und sie sahen sich glücklich schweigend den Sternenhimmel an.
Das war es. Das war der Grund, für den sie vor so langer Zeit ihr altes Leben aufgegeben hatte. Für ihn. In diesem Moment wurde ihr einmal mehr klar, dass sie es zu jeder Zeit wieder tun würde. Ganz unabhängig davon, wer er war oder was er tat.
>Melinyel, Mairon.<<
>>Ich dich auch.<<, erwiderte er lächelnd auf ihre Worte und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
Die ganze Nacht über blieben sie so dort liegen und waren einfach füreinander da. Dafür war sie ihm bis hierher gefolgt und sie wollte an keinem Ort dieser Welt lieber sein.
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Es ist schon ein bisschen was eher seit ich das letzte Mal etwas hochgeladen habe, aber bitte verzeiht mir. Hoffentlich gefällt euch die kleine Geschichte, auch wenn viele Mairon bestimmt nicht ganz so toll finden wie ich.
Ich habe dieses Kapitel Varda_92 gewidmet, da sie mich motiviert hat, weiterzuschreiben. Danke nochmal dafür ;)
Eure LivielFinarfiniel ☆
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