Die Katze II
Wörter: 1295
Info: Dieser One Shot spielt 10 Tage nach dem Orkangriff auf die Haladin, also ungefähr am Ende des 4. Jahrhunderts des Ersten Zeitalters. {Teil 2/4}
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Am nächsten Morgen stand Curufin schon mit schlechter Laune auf und ging anstelle seines Bruders auf die Jagd. Normalerweise sorgte der Blonde für ihr Essen, da er unter Oromë eine hervorragende Ausbildung genossen hatte und aus für Curufin unverständlichen Gründen einen ungeheuren Spaß daran hatte. Der Jüngere konnte nicht nachvollziehen, was er daran fand, ewig irgendeinem Tier hinterherzulaufen oder stundenlang versteckt in Büschen herumzusitzen.
Aber würde Celegorm heute wie immer jagen gehen, bedeutete das auch gleichzeitig, dass er Curufin dazu nötigen würde auf die Katze aufzupassen. Und dazu hatte der Elb nun wirklich absolut keine Lust. Er hatte zwar bei weitem nichts gegen Katzen oder gegen Tiere im Allgemeinen, aber er fand, dass es unter seiner Würde war. Er war ein Elbenfürst noch dazu ein Sohn Feanors und kein Aufpasser für die hilflosen Tiere, die sein Bruder andauernd anschleppte.
Celegorm war es nur recht, dass ihm der Jagdausflug heute erspart blieb, denn so konnte er ruhig weiter Sinyôd, wie er den netten Kater getauft hatte, bemuttern. Es bedeutete so viel wie Abendpfote und er war der Meinung, dass der Name perfekt zu dem schwarzen Fell passte, das in der Abenddämmerung fast überhaupt nicht auszumachen war.
Nach all dem Stress der letzten Tagen war es eine äußerst angenehme und willkommene Abwechslung, ein wenig Zeit mit der süßen Katze verbringen zu dürfen und er hatte vor, das so lange es irgendwie möglich war in vollen Zügen zu genießen.
Währenddessen versuchte sein Bruder das Kaninchen, das er geschossen hatte, ausfindig zu machen. Leider hatte es das Tier nämlich noch in ein Feld mit hohem Gras geschafft, sodass Curufin es nun suchen durfte. Wenn er so darüber nachdachte, hätte er vielleicht doch lieber auf die Katze aufgepasst. Wie konnte sein Bruder nur so eine dermaßen Begeisterung für das Jagen entwickeln?
Schließlich fand er das tote Kaninchen kurz vor seinem Bau. Immerhin hatte das Tier es nicht mehr dort hinein geschafft. Wäre ja noch schöner gewesen, wenn ich da jetzt hätte reinkriechen müssen!, beschwerte er sich beleidigt, obwohl es gar nicht so weit gekommen war. Aber er war schon den ganzen Morgen schlecht gelaunt.
Also nahm er das Kaninchen mit und stieg völlig entnervt auf sein Pferd, das er etwas abseits abgestellt hatte, um Lärm zu vermeiden. Dann machte er sich auf den Rückweg.
Schon kurz bevor er das kleine Waldstück erreichte, auf dem sie gerastet hatten, bekam er ein ungutes Gefühl. Er trieb sein Pferd an, noch schneller zu werden und zog vorsichtshalber sein Schwert.
Das Pferd preschte auf die Lichtung und legte dort eine Vollbremsung hin. Ungläubig verschaffte sich Curufin einen Überblick über die ungewöhnliche Szene, die sich ihm darbot.
Sein Bruder stand mitten auf der Lichtung mit einer Klinge an seinem Hals und der Katze auf dem Arm und war umzingelt von einer großen Gruppe Menschen, die allesamt ihre Speere auf die beiden Elben gerichtet hatten.
Schnell sah Curufin sich um und schätzte ab, wie viele Menschen es waren und kam zu dem Schluss, dass sie kein sonderlich großes Problem darstellen sollten. Der Rauch des Feuers musste sie angelockt haben.
Die Menschen schienen seine Absicht zu bemerken und warfen sich nervöse Blicke zu, wichen aber keinen Meter zurück, egal wie grimmig Curufin sie ansah.
>>Eine falsche Bewegung und Euer Freund ist tot!<<, drohte ihm die Frau, die seinen Bruder festhielt und drückte ihr Messer noch stärker an dessen Kehle. Celegorm lächelte ihn entschuldigend an. Sein Schwert und Bogen lagen harmlos dort, wo er sie schon letzten Abend abgelegt hatte.
Er hat die Katze beschützt!, wurde es Curufin schlagartig bewusst und er funkelte seinen Bruder wütend an. Er hatte allen Ernstes darauf bestanden, die Katze nicht loszulassen, anstatt sich selbst zu verteidigen. Das konnte doch nicht sein Ernst sein!
Curufin musterte die Frau prüfend, ob ihre Drohung ernst zu nehmen war und senkte schließlich widerwillig sein Schwert. Sie war jung, hatte braunes, für elbische Verhältnisse recht struppiges Haar und wirkte sehr stolz sowie auch selbstbewusst und stark. Ihre Augen strahlten eine traurige Entschlossenheit aus. Er ging davon aus, dass sie nicht davor zurückschrecken würde, ihre Drohung wahr zu machen.
>>Waffe fallen lassen und absteigen.<<, verlangte die Frau, die offenbar die Anführerin der Menschen war und es schien ihr Spaß zu machen, einen Elben so herumkommandieren zu können.
>>Das Grinsen wird Euch noch vergehen.<<, presste Curufin zwischen vor Wut zusammengepressten Zähnen hervor. Celegorm musste sich sein Lachen bei dem Anblick seines aufgebrachten Bruders verkneifen, weswegen Curufin an ihn gerichtet noch hinzufügte: >>Dir auch!<<
Der blonde Elb hörte auf der Stelle auf zu grinsen. Im Gegensatz zu der Menschenfrau wusste er, wann Schluss mit lustig war. Das wollte Curufin ihm auch geraten haben.
Danach ließ er gehorsam seine Waffe auf den Waldboden fallen und stieg von seinem Pferd. Sofort traten zwei Menschen aus der Menge. Einer übernahm das Pferd und der andere hob sein Schwert auf.
>>Ein Kratzer und ich bringe Euch um!<<, meinte er zu Letzterem und der Mann besaß immerhin genug Anstand, um sich seinen Kommentar zu der augenscheinlich aussichtslosen Situation des Elben zu verkneifen. Er neigte den Kopf und kehrte auf seinen Platz zurück.
Dann machte Curufin ein paar Schritte auf die Anführerin und Celegorm zu. >>Wer seid Ihr?<<, fragte er sie und war gespannt, wer es da geschafft hatte, seinen Bruder zu überwältigen. Katze hin oder her war das kein einfaches Unterfangen für eine Gruppe von Menschen, das konnte er mit Bestimmtheit sagen.
>>Ich bin Haleth, Tochter Haldads und Häuptling der Menschen von Thargelion.<<, antwortete sie bereitwillig und schien der Meinung zu sein, dass ihr Name allen Elbenfürsten bekannt sein müsste.
>>Ich bedauere, aber Euer Name sagt mir nicht das Geringste.<<, sagte Curufin wahrheitsgemäß und gab sich gänzlich unbeeindruckt, >>Ihr müsst eine von diesen Wilden sein, die unser Bruder so großzügig in seinem Reich leben lässt.<< Er grinste sie süffisant an und beobachtete mit sich selbst sehr zufrieden, wie sie erfolglos versuchte, ihre Wut zu verstecken.
>>Ich bin die Anführerin der Menschen, die sich das Recht genommen haben, in dem Land jenseits des Gelion zu wohnen.<<, konterte Haleth feindselig, >>Und ihr seid also ein Bruder von Lord Caranthir. Welcher seid ihr? Ich nehme an, er ist Celegorm.<< Sie deutete auf eben diesen, der noch immer unbewegt mit ihrer Klinge am Hals da stand und bei dem abwertenden Kommentar seine Hände zu Fäusten ballte. Er hasste die abgewandelten Sindarin-Formen ihrer Namen am meisten von den Söhnen Feanors.
>>Mein Name ist Curufinwe Feanorion. Dies ist mein Bruder Tyelkormo.<<, stellte Curufin sie richtig vor.
>>Was macht Ihr hier, Curufin?<<, wollte die Menschenfrau wissen und ignorierte Celegorm gekonnt.
>>Das Gleiche könnte ich Euch auch fragen.<<, entgegnete er geschickt, >>Wenn ich mich nicht irre, liegen die Siedlungen der Menschen am Ascar. Was habt ihr also so weit im Norden von Dor Caranthir zu suchen?<<
>>Wir werden dem Herrn Caranthir mitteilen, dass wir sein Angebot ablehnen und das Land, das er für sich beansprucht, verlassen werden.<<, erklärte Haleth stolz.
>>Na dann viel Glück dabei, ihn davon zu überzeugen. Ihr werdet es ganz sicher brauchen. Unser Bruder ist nämlich nicht unbedingt dafür bekannt, besonders verständnisvoll zu sein.<<, gab Curufin zu bedenken. Er sprach da aus Erfahrung.
>>Glaubt ihm, er weiß wovon er spricht.<<, meldete sich nun erstmals auch Celegorm zu Wort. Es sollte wohl eine Unterstützung sein, aber Curufin empfand es eher als kontraproduktiv, jetzt peinliche Geschichten aus seiner Kindheit zu erzählen. Also brachte er seinen Bruder rasch mit einem warnenden Blick zum Schweigen, bevor er das weiter ausführen konnte. Denn so wie er ihn kannte, hätte er das auch getan, ohne auch nur einen Gedanken an die Konsequenzen zu verschwenden.
>>Ich denke, wir haben eine gute Chance. Seine Brüder befinden sich schließlich in meiner Gewalt.<< Sie grinste siegessicher. So hatte Curufin das noch nicht gesehen und auch Celegorm verdrehte seine Augen. >>Nehmt ihnen die restlichen Waffen ab. Sie kommen mit uns.<<
☆☆☆
tbc...
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Das war auch schon Teil 2. Das ist so ziemlich das erste Mal, dass ich über einen Menschen aus dem Ersten Zeitalter schreibe und ich bin mir absolut nicht sicher, ob mir das gelungen ist. Also wäre Rückmeldung wirklich toll ;)
Diesen Teil habe ich Medlineth_ gewidmet, weil sie vor ein paar Tagen um einen One Shot mit Haleth gebeten hatte. Es ist zwar kein eigener für Haleth allein, aber ich hoffe, du freust dich trotzdem darüber, dass sie vorkommt :D
Eure LivielFinarfiniel ☆
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