Aprilscherz
Wörter: 1660
Info: Dieser One Shot spielt in Valinor.
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Es war der Morgen des 1. Aprils und Feanor fürchtete diesen Tag wie keinen anderen seit die Ambarussa geboren wurden. Er sah sich argwöhnisch um und stand dann vorsichtig auf. Nerdanel schlief seelenruhig weiter. Aus irgendeinem Grund hatten die Zwillinge mit ihrer Mutter einen Pakt geschlossen. Sie wurde von ihren Streichen verschont, solange sie Stillschweigen über ihre Pläne bewahrte und unparteiisch blieb. Sonst hatte keiner dieses Angebot bekommen, was Feanor persönlich sehr unfair fand.
Er nahm sich sein Schwert, das er sich gestern Abend extra zurecht gelegt hatte, falls er sich wie letztes Jahr wieder gegen eine Salve Pfeile aus seinem Kleiderschrank verteidigen musste. Doch er beschloss, dieses Risiko lieber nicht einzugehen und ließ einfach seinen Schlafanzug an. Also machte er einen großen Bogen um den Schrank und stieß dann mit dem Schwert die Tür zum Badezimmer auf. Ein Eimer Wasser fiel runter und Feanor sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite. 1:0 für ihn.
Dann ging er ins Bad, stellte sicher, dass hinter dem Duschvorhang kein wütendes Känguru stand und prüfte dann sein Spiegelbild. Kein Glitzer im Haar. Kein aufgemalter Schnurrbart. Keine fragwürdigen Kunstwerke auf seiner Kleidung. Immerhin etwas. Doch er fürchtete, dies könnte die Ruhe vor dem Sturm sein.
Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch verließ er das Badezimmer wieder und stolperte prompt über irgendetwas. Gerade noch so eben konnte er sich auf den Beinen halten. Der clever positionierte Stolperdraht riss leider auf der Stelle durch und eine Ladung Schlamm leerte sich über Feanor aus. 1:1…
>>Liebling<<, murmelte Nerdanel verschlafen, nachdem sie von Feanors nicht ganz jugendfreien Äußerungen aufgewacht war. >>Du hast da was.<< Sie deutete auf alles an ihm.
Feanor verkniff sich eine sarkastische Bemerkung und wischte sich den Schlamm aus dem Gesicht. Dann öffnete er die Tür zum Flur und guckte vorsichtig um die Ecke.
>>Pass auf dich auf!<<, rief Nerdanel ihm noch zu, womit sie wohl auf den Zwischenfall mit den Bären von vor ein paar Jahren anspielte.
Da noch niemand sich getraut hatte, Licht zu machen, war es hier stockdunkel. Der Regel nach war es umso sicherer, je weniger man anfasste. Feanor festigte also den Griff um sein Schwert und trat dann in den Flur. Er fuhr herum, als er jemanden schreien hörte. Doch er konnte keine unmittelbare Gefahr erkennen und setzte daher seinen Weg fort.
Keine zwei Meter später sah er in der Dunkelheit eine Klinge aufblitzen. Er verlor keine Zeit und griff an. Sein Schwert wurde von der Klinge abgewehrt und plötzlich hielt ihm jemand einen Dolch an die Kehle.
>>Curvo?<<, fragte Feanor unsicher, als der Angreifer näher kam und er wurde losgelassen.
Er rieb sich den Hals und fragte: >>Hast du schon irgendwelche Bären gesehen?<<, erkundigte er sich, >>Oder Chinchillas?<< Bei der Erwähnung der Chinchillas lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken.
>>Nein,<<, antwortete Curufin, >>aber da ist ein verdammter Tiger in meinem Bad!<<
Feanor schluckte. >>Hast du ihn eingesperrt?<<
>>Ja<< Das beruhigte ihn leider nur bedingt.
Dann gingen sie gemeinsam weiter. So standen ihre Chancen besser. Sie entschärften eine Falle mit übelriechendem Glibber und wichen einer gigantischen Axt aus, die ohne Vorwarnung von der Decke viel.
Am Ende des Flurs sahen sie Licht. Das Esszimmer. Ihr Ziel. Wahrscheinlich waren die meisten anderen schon dort.
>>Wartet!<<, kam auf einmal eine Stimme von der Seite und Caranthir trat aus dem Zwielicht. >>Da sind überall Fäden gespannt.<<
Er nahm eine Fackel von der Wand und sprang schnell zur Seite. Nicht schnell genug, wie sich herausstellte. Die Fackel entzündete sich automatisch und steckte das gesamte Labyrinth aus Fäden in Brand, durch welches sie nun wohl oder übel durch mussten, außer sie wollten es mit der langen Dunkelheit von Formenos aufnehmen.
Unter dem Verlust von Curufins Oberteil, das Feuer fing und nun als kleiner Aschehaufen auf dem Boden lag, schafften sie es schließlich ins Esszimmer.
Sie schreckten kurz zurück, als sie Amrod und Amras sahen, die am Tisch saßen und unschuldig dreinblickten. Feanor hatte seine zwei jüngsten Söhne schon seit mindestens zwei Wochen nicht mehr gesehen. Das hielten sie jedes Jahr so. Vor dem ersten April verschwanden die beiden spurlos, planten ihre Streiche und überließen ihre Familie der Panik.
Abgesehen von den Ambarussa saßen außerdem schon Maedhros und Maglor am Tisch und waren sehr still. Die Neuankömmlinge setzten sich zu ihnen. Schließlich war es Curufin, der das Schweigen brach.
>>Hast du etwa Eyeliner drauf?<<, fragte er seinen ältesten Bruder und deutete auf die farblich zu seinem roten Haar passenden Striche an seinen Augen.
Dieser atmete einmal tief durch und antwortete dann mit möglichst ruhiger Stimme: >>Nein, das ist Eding.<<
>>Wasserfest?<<, hakte Caranthir nach, woraufhin Maedhros nur traurig nickte. >>Keine Sorge. Das geht in ein paar Wochen wieder ab.<< Er sprach da aus Erfahrung.
>>Und was hast du da eigentlich im Haar?<<, wandte Curufin sich nun an Maglor und streckte eine Hand nach ihm aus, die allerdings energisch weggeschlagen wurde.
>>Ich möchte nicht darüber reden.<<, meinte er und starrte seine Hände an.
>>Wollen wir überhaupt wissen, was das ist?<<, fragte Feanor nach.
>>Nein, wollt ihr nicht.<< Alle zuckten beim Klang von Amrods Stimme zusammen.
Niemand traute sich, etwas über Feanors schlammiges Äußeres zu bemerken.
>>Wo bleibt Tyelco?<<, wollte Maglor wissen, da der Platz neben ihm noch immer frei war und auf den Gesichtern der Ambarussa bildete sich ein gefährliches Grinsen, das nichts gutes ahnen ließ.
Dann betrat Celegorm den Raum. >>Nicht ein Wort!<<, knurrte er, woraufhin Curufin enttäuscht den Mund schloss und seinen Kommentar runterschluckte.
Das erklärte jetzt zumindest den Schrei, den Feanor vorhin gehört hatte.
Celegorms sonst so blondes Haar war pink. Nicht rosa, sondern pink. Knallpink. Er ging schnurstracks zu Amras, der ihm zu seinem großen Pech am nächsten saß, packte ihn am Kragen und zog ihn zu sich hoch. >>Wenn das nicht ohne Rückstände wieder rausgeht, rennt um euer Leben! Ich werde euch jagen…<<, drohte er ihm und seinem Zwillingsbruder. Sein Tonfall machte unmissverständlich klar, dass er eindeutig vorhatte, diese Drohung ohne zu zögern in die Tat umzusetzen.
Dann lief er, den Ambarussa weiterhin böse Blicke zuwerfend, um den Tisch herum und ließ sich missgelaunt auf seinen Stuhl fallen.
Niemand sagte etwas. Nur die Zwillinge kicherten leise vor sich hin.
Nach einem langen angespannten Schweigen kam irgendwann Nerdanel. Wie immer war sie vollkommen unversehrt. Sie blieb in der Tür stehen und zählte durch. Danach atmete sie erleichtert auf. Alle da.
>>Wartet mal. Wo ist Fingon?<<, fragte sie.
>>Hoffentlich zurück in Tirion.<<, murmelte Maedhros, >>In Sicherheit vor den beiden.<<
>>Er hat gestern Abend panisch die Flucht ergriffen, als er gesehen hat, wie wir den Tiger in Curvos Badezimmer geschmuggelt haben.<<, erzählte ihnen Amrod leicht enttäuscht, dass ihnen ein Opfer entflohen war.
Maedhros war sichtbar beruhigt, als er hörte, dass sein Freund sehr wahrscheinlich sicher bei sich zuhause angekommen war.
>>Lasst uns essen.<<, meinte Nerdanel fröhlich, dass es allen mehr oder weniger gut ging und setzte sich.
Alle bis auf sie und die Ambarussa betrachteten misstrauisch ihre Teller und das Essen darauf. Vorsichtig tippte Caranthir sein Brot an. Wie sich herausstellte war das ein Fehler, denn es fuhr seine Krallen aus und griff ihn an. Er sprang auf und wollte sich verteidigen, doch so schnell wie es gekommen war, war es auch wieder verschwunden.
Prompt zog Curufin seinen Dolch und rammte ihn wortlos in sein Sandwich. Das unschuldige Sandwich fiel zerteilt auseinander.
>>Was in Erus Namen war das?!<<, rief Caranthir, als er sich wieder gefangen hatte.
>>Ein Chinchilla<<, erklärte Amras sachlich und am Tisch wurden augenblicklich sämtliche Waffen gezogen.
>>Wo eins ist, sind immer mehrere!<<, wiederholte Curufin einen Satz, der ihn in seinen Alpträumen heimsuchte. Sein Blick spiegelte den puren Horror wider.
>>Wollt ihr gar nichts essen?<<, fragte Nerdanel nach, als hätte sie nichts mitbekommen und alle schoben simultan ihre Teller von sich weg.
Nerdanel und die Ambarussa aßen entspannt weiter und unterhielten sich. Sonst aß oder sprach niemand. Sobald sie fertig waren, murmelte Celegorm etwas davon, aus diesem Horrorhaus rauszumüssen, stand auf und ging.
Die anderen stimmten ihm zu und folgten ihm nach draußen. Dort angekommen starrten sie alle etwas Pinkes am Horizont an.
>>Was ist<<, hob Curufin an und deutete auf den pinken Fleck am Horizont, >>DAS?<<
>>Das?<<, tat Amras auf ahnungslos.
>>Ja, DAS!<<
>>Oh, das ist Valmar.<<, meinte er stolz.
Feanor fing lauthals an zu lachen. Das war ein Streich nach seinem Geschmack.
>>Hey, Tyelco.<<, rief Caranthir, als er sein Lachen unter Kontrolle gebracht hatte. >>Das passt zu deinen Haaren!<< Dann lachte er weiter.
>>Nelyo, lass mich los! Ich werde ihn umbringen!<<, brüllte Celegorm Maedhros an, der sich zwischen die beiden gestellt hatte, um Caranthir vor seinem wild mit Messern rumfuchtelnden Bruder mit dem pinkfarbenen Haar zu beschützen.
Epilog:
Es war mittlerweile Abend geworden und sie hatten zwei Nachrichten erhalten. Beide adressiert an die berüchtigten Ambarussa. Die eine war von einem sehr wütenden Manwe. Die andere war von Melkor, der ihnen seinen großen Respekt verkündete und ihnen mitteilte, dass er mit Vergnügen bereit war jeden Preis zu zahlen, wenn sowas in Zukunft mindestens einmal die Woche passieren würde.
Nach dem Stress des Tages freute Curufin sich auf ein entspannendes Bad und öffnete nichtsahnend die Tür zu seinem Badezimmer. Ein tiefes, bedrohliches Knurren ertönte, als er das Zimmer betrat. Er schrie auf und knallte die Tür auf der Stelle wieder zu. Den Tiger hatte er ganz vergessen. Von irgendwoher hörte er das Lachen der Zwillinge.
Keine zehn Sekunden später hämmerte er gegen Celegorms Tür, der ihm mit einem Gähnen öffnete. Seine Haare waren tropfnass, da er sie gerade zum 10. Mal gewaschen hatte. Zu seinem Leidwesen war das Pink nur ein winziges bisschen heller geworden.
>>Was ist?<<, fragte er entnervt, aber Curufin schob ihn ohne etwas zu sagen durch den Flur bis vor seine Badezimmertür.
>>Da ist ‘ne Dschungelkatze im Bad!<<, meinte er dann, öffnete erneut die Tür und schubste Celegorm zu dem Tiger in den Raum.
Zuerst waren nur das Knurren der Großkatze und das Fluchen des Elben zu hören. Doch schon bald wurde aus dem Knurren ein wohliges Schnurren und Celegorm unterhielt sich noch eine Weile mit dem Tiger.
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April, April!
Wenn es euch gefallen hat, würde ich mich - wie immer - über ein Kommentar freuen ;)
Eure LivielFinarfiniel ☆
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