Kapitel 9 - Levin - Misstrauen
Die Wochen zogen ins Land und die Geschwister lebten sich im Schloss ein.
Levin hatte sich an seine Schwestern angenähert.
Mit Patricia spielte er Quidditch, sie hatten es zusammen ins Team geschafft, als Treiber-Duo.
Mit Josie verbrachte er viel Zeit, sie machten ihre Hausaufgaben zusammen oder spielten Schach.
Einzig und allein mit seinem Bruder hatte sich die Beziehung seit Beginn des Jahres nicht verändert.
Sowohl er, als auch seine Freunde schienen ein Problem mit ihm als Slytherin zu haben.
Doch über diesen Punkt machten sich Levin weniger Gedanken.
Jeder entwickelte in diesem Schloss einen eigenen Freundeskreis.
So verbrachte er selbst viel Zeit mit Regulus und dessen Freundin Elisara Zabini.
Sie waren ihm die angenehmsten Menschen des Schlosses, auch wenn ihm ihr Geturtel immer mal wieder tierisch auf die Nerven ging, so auch an diesem Morgen.
Sie hatten sich zu dritt einen Platz in der Nähe des Lehrertisches gesucht.
Levin auf der einen Seite des Tisches, auf der anderen seine beiden Freunde.
Wobei Elisa mehr auf Reg drauf saß, als neben ihm.
"Elli, willst du mir vielleicht auch etwas Platz auf dieser Bank geben? Ich hatte heute eigentlich noch vor etwas zu essen, bevor ich mich von Professor Slughorn betüdeln lasse," seine Stimme hatte eine Mischung eines amüsierten und genervten Untertones.
Seine Freundin begann zu grinsen: "Wenn du mich zum nächsten Treffen deines Clubes mitnimmst, werde ich mal darüber nachdenken."
Regulus verdrehte sofort die Augen, lenkte dann aber ein: "Ich schaue mal, was sich da machen lässt."
Zufrieden grinste sie ihn an und rutschte tatsächlich ein paar Zentimeter zur Seite.
Levin schüttelte nur seinen Kopf, was er aber fast unverzügllich bereute.
Sein Kopf begann sofort zu pochen und ein Drücken breitete sich in seiner Stirnhöhle aus.
Die Gläser Feuerwhisky am Abend zu vor hatten ihre Spuren hinterlassen, allerdings hätte er gar nicht gewusst, wie er sonst diesen Aufsatz für Geschichte der Zauberei geschafft hatte, daher musste er jetzt den Preis dafür zahlen.
In den zwei Stunden gleich, würde er zwar ein wenig schlafen können, aber vermutlich zu wenig, um einen richtigen Kater verschwinden zu lassen.
Geschichte der Zauberei war das langweiligste Fach, was er jemals unterrichtet bekommen hatte.
Der Lehrer war ein Geist, der seit Ewigkeiten tot zu sein schien, aber das spannenste an seinem Unterricht war die Tatsache, wie er seinen Klassenraum betrat oder verlies.
Die restliche Zeit leierte er einen monotonen Vortrag herunter, der dazu führte, dass nahezu jede Person im Kurs zu schlafen begann.
Heute war es nicht anders.
Levin war auf seinem Sitzplatz neben Amycus Carrow bereits nach wenigen Minuten in einen Halbschlaf versunken und das nächste, was er mitbekam, wie er an der Schhulter geschüttelt wurde.
Blinzelnd schaute er sich um.
Die anderen waren bereits wieder wach und ein Teil der Schüler in die Pause verschwunden.
Er streckte seine Arme in die Höhe.
Als er diese wieder herunter nahm, fiel ihm auf, dass sein Shirt ein paar Zentimeter nach oben gerutscht war, sofort griff seine Hand danach.
Sein Herz fing laut an zu pochen und sein Atem beschleunigte sich ein wenig.
Das war nicht gut, das war gar nicht gut.
Verstohlen blickte er sich um.
Hoffentlich hatte ihn niemand beobachtet, doch die einzige Person, die noch im Raum stand, war sein Banknachbar Amycus, aber der schaute eher desinteressiert auf das Buch vor sich.
Levins Atem beruhigt sich ein wenig.
Wenn irgendjemand in diesem Schloss die Wahrheit erfuhr, dann hatte er ein ziemlich großes Problem.
Irgendwie musste er das ganze überdecken, die Frage war nur wie?
Die restlichen Stunden an diesem Tag war Levin mehr abwesend als anwesend.
In seinem Kopf ging er die Möglichkeiten durch, die ihm bei seinem Problem helfen konnte, aber die treffende Idee war ihm noch nicht gekommen.
Mit Magie würde es nicht funktionieren.
Durch Magie erzeugte Dinge, ließen sich meistens nicht durch genau diese wieder verschleichern, erst recht keine schwarze Magie.
Welche andere Möglichkeiten gab es noch?
Er musste über etwas ohne Magie nachdenken.
Mit was konnte er Sachen auf seiner Haut verdecken, ohne das mit Magie einfach dahinter kam?
Sein Blick fiel auf das Gesicht seiner Banknachbarin.
Natürlich.
Das war die Idee.
Mit was verdeckten die Mädchen um ihn herum unliebsame Dinge in ihrem Gesicht?
Mit Make-Up.
Vielleicht sollte er genau das mal ausprobieren.
Die nächste Frage, die sich nun stellte, war nur, wo er das herbekommen sollte.
Andererseits hatte er zwei Schwestern und die besaßen etwas derartiges mit Sicherheit.
Den Rest seiner letzten Unterrichtsstunde saß er auf heißen Kohlen, was ihm mehr als nur einen mahnenden Blick seiner Verwandlunsglehrerin einbrachte.
Professor McGonagall kam ihm zwar eigentlich sehr nett vor, aber dennoch war sie streng und schien auf Disziplin zu pochen.
Nach der Stunde beeilte er sich, um zu Josie zu kommen.
Als er vor ihr stand, wanderte ihr Blick fragend an ihm auf und ab: "Ich kenne dieses Blick. Was möchtest du von mir?"
Für einen Moment zögerte er, bevor er ihr die Worte: "Hast du Make-Up in meinem Hautton?" ins Ohr flüsterte.
Für einen Moment musterte sie ihn mit einem unschlüssigen Fragezeichen im Gesicht, bevor sie ihre Frage aussprach: "Wofür brauchst du das?"
"Ich habe ein unschönes Tattoo, was ich gerne abdecken möchte," seine Stimme war leise, sehr leise.
Hatte sie ihn überhaupt gehört?
Scheinbar ja, denn es dauerte nicht lange, bis sich ein verschmitztes Grinsen auf ihrem Gesicht ausbreitete, was ihm wieder ein Grummeln in den Magen setzte.
"Ich verstehe. Du hast dir in einem Anfall von Übermut den Namen deiner Exfreundin tätowiert und willst das deiner Neuen nicht unter die Nase reiben. Kann ich gut verstehen."
Erleichtert, dass sie an diese Lüge glaubte, nickte er.
"Ich gebe es dir nachher beim Abendessen, ok?"
Erneut nickte er und seine Schwester verschwand mit ihrer rothaarigen Freundin aus dem Raum.
Jetzt konnte er sich getrost auf den Weg zum Gemeinschaftsraum machen.
Ab morgen früh würde dieses Problem der Vergangenheit angehören und er würde sich wieder vernünftig strecken können.
Leise vor sich hin summend ging er durch die Kerkergänge, als sich plötzlich ein Arm von hinten um seinen Hals drückte und ehe er auf diese Berührung reagieren konnte, stand er mit dem Rücken an die nächste Wand gepresst da.
Vor ihm standen zwei Jungen, die er nur zu gut kannte.
Linus Avery griff sofort in seine Manteltasche aus der er Levins Zauberstab zog.
Sebastian Mulciber hingegen hielt den Seinen fast an seine Kehle.
Auch wenn er deutlich größer war als sie, würde er es wohl kaum schaffen, sich aus eigener Kraft vollständig zu befreien.
"Wie hast du das geschafft?" die Stimme von Linus war kalt, aber flehend.
Was wollten seine Zimmernachbarn von ihm?
"Ich weiß nicht, wovon ihr redet."
Der Arm an seinem Hals drückte fester und ihn schließlich fast in die Wand hinter sich.
Sebastians Augen drückten eine Spur des Wahnsinns aus, als er ihm antwortete: "Das fragst du noch? Du bist kaum älter als wir. Wie hast du es geschafft, dass er dich in seine Reihen aufnimmt?"
Langsam wurde Levin klar, worauf diese beiden Wahnsinnigen hinauswollten.
Es gab nur zwei Jugendliche in den Reihen des dunklen Lordes.
Nur ihnen war es überhaupt gestattet in diesem Alter an solchen Versammlungen teilzunehmen.
Einer von ihnen war Regulus und der andere war er gewesen.
Was sollte er aber jetzt diesen beiden Jungen hier erzählen?
Die Wahrheit ging nicht.
Er kannte ihre Väter und denen würden sie vermutlich schreiben, wenn er ihnen allerdings eine Lüge auftischte, dann konnten sie das wohl kaum weiterleiten, denn diese Informationen durften sie gar nicht besitzen.
Daher holte er einmal tief Luft, bevor er ihnen eine Geschichte erzählte: "Der dunkle Lord brauchte einen Spion hier. Jemanden, den der Schulleiter niemals unter Verdacht nehmen würde und dann wurde ich ausgewählt. Deswegen bin ich hier. Dass ich meine Geschwister mitgebracht habe, gilt eher der Tarnung. Also wenn ihr so freundlich wärd und mich jetzt losmachen würdet. Ich habe noch eine Brief zu verfassen über das ungehorsame Verhalten mancher Schüler an dieser Schule."
Ehe er es sich versah, war seine Hals frei und er hatte seinen Zauberstab wieder in der Hand.
Die beiden Jungen entschuldigten sich tausende Male bei ihm, bis sie sich entfernten und Levin alleine im Flur war.
Was hatte er getan?
Das konnte nicht gut ausgehen.
Er musste dringend mit Regulus sprechen, also entfernte er sich von der Wand und machte sich auf den Rückweg in seinen Gemeinschaftsraum.
Auf dem Weg lief er an einer kleinen Nische vorbei.
Wäre er aufmerksamer gewesen, wäre ihm vermutlich die kleine Ratte aufgefallen, die dort in einer Nische kauerte und über das eben gehörte nachdachte.
Eine gute Stunde später saßen Regulus und Levin in einer kleinen Nische auf dem höchsten Turm und schwiegen sich gegenseitig an.
Beide hatten keine Ahnung, was sie sagen sollten.
Er hatte sein Problem geschildert und der Black-Sprössling hatte daraufhin geschwiegen.
Wenn rauskam, dass Levin sich hier auf Hogwarts befand, würde Orion seinem Sohn vermutlich die Hölle heißmachen.
Allerdings wusste dieser offiziell nichts davon, dass Levin geflohen war.
Man hatte ihm erzählt, dass er zu einem Auslandseinsatz aufgebrochen war.
Jeder im Hauptquatier hatte gewusst, dass sie gute Freunde waren, nicht wenige hatten sich darüber gewundert, aber es hatte einfach gepasst.
Beide waren auf ihre Weise distanziert von ihrer wahren Familie.
Beide hatten eine Affinität für die dunklen Künste und sich gegenseitig diese beigebracht.
Und dann waren sie einfach noch auf einer Wellenlänge und hatten den gleichen Humor.
Genauso hatten sie sich angefreundet.
Besser hätte es ihn hier gar nicht treffen können.
Gemeinsam waren sie stärker gewesen und weniger allein.
In den Wochen seiner Flucht hatte er genau das vermisst, Gesellschaft.
Das Make-Up auf seinem Arm saß.
Dennoch hatte sich Levin dazu entschieden bei seinen langen Shirts zu bleiben, das war einfach am sichersten, denn seit er heute früh aufgestanden war, hatte er ein seltsames Gefühl in seinem Bauch.
Dieses Grummeln wurde bereits am Frühstückstisch bestätigt, als sein Hauslehrer Professor Slughorn vor ihm auftauchte.
"Mister Gambol, ich soll ihnen mitteilen, dass Professor Dumbledore sie heute um 9 Uhr in seinem Büro erwartet. Ich hoffe sehr, dass sie unserem Haus keine Schande machen, mein Junge."
Sein Herz begann wieder schneller zu pochen, was war hier los?
Hatten ihn die beiden doch verraten?
Waren Avery und Mulciber zum Schulleiter gelaufen und hatten sein Geheimnis preis gegeben, wofür er jetzt die Konsequenzen tragen musste.
Levin griff nach seiner Tasche.
Er musste in diese erste Stunde.
Sein Termin war erst später.
Dafür stand erstmal sein Lieblingsfach an: Verteidigung gegen die dunklen Künste.
In Klassenzimmer angekommen setzte er sich auf seinen Stammplatz neben Elisara und versuchte die Gedanken von seinem bevorstehenden Treffen einfach zu vergessen.
Vielleicht ging es gar nicht um seinen Arm, sondern um etwas vollkommen anderes.
Eine Hoffnung bestand, oder nicht?
Professor Crowley hatte sich für diese Stunde das Thema von verletztenden Flüchen herausgesucht und ohne, dass er es wollte verschwanden die Sorgen aus seinem Kopf.
Dieses Thema war endlich mal richtig spannend.
Damit konnte er etwas anfangen.
Die schwarzmagischen Flüchen kamen ihm fast alle bekannt vor und er wusste, was sie bewirkten, hatte gesehen wie sie angewandt wurden.
Mit diesen Dingen konnte er sich wirklich gut anfreunden.
Das waren Sachen die er aus seinem Alltag kannte.
Er war es sicher, diese Stunde würde er noch eine Weile in Erinnerung behalten.
Ein goldener Greif erhob sich vor ihm aus der Wand.
Unschlüssig stand Levin hier.
Das war der Ort, der auf dem Papier stand, welches ihm Slughorn gegeben hatte.
Doch hier gab es keine Tür.
Er musste sich verlaufen haben.
Gerade als er seinen Blick wieder auf den Fetzen Papier vor sich richtete, hörte er ein Knacken vor sich.
Sein Blick hob sich und er konnte sehen, wie sich der goldene Vogel in der Wand drehte und eine schmale Wendeltreppe vor ihm auftauchte.
Vorsichtig ging er darauf zu und stieg die einzelnen Stufen nach oben, am Ende erwartete ihn eine kleine Holztür.
Vorsichtig hob er seinen Arm und seine Faust berührte die Tür, wodurch ein Klopfgeräusch erzeugt wurde.
Es kam ihm unendlich lang vor, bis sich die Tür öffnete und sich vor ihm ein großes Büro öffnete.
Hinter der einem hohen Schreibtisch saß der Schulleiter, den er bereits kennen gelernt hatte.
Der Mann schaute ihn über seine Brille hinweg an.
Ob der Blick prüfend oder anklagend war, konnte er nicht deuten.
"Mister Gambol, nehmen Sie doch Platz," er wies auf dem Stuhl vor dem Tisch.
Langsam ging Levin die wenigen Schritte durch den Raum.
Sein Blick glitt über die Portaits an der Wand, die ebenso zurück starrten.
Viel zu schnell gelangte er zum Schreibtisch des Direktors, viel zu schnell nahm er dort Platz und viel zu schnell begann der Schulleiter wieder zu sprechen.
"Ich möchte nicht lange um die Tatsachen herumreden, daher komme ich direkt zum Punkt. Mister Gambol ein paar meiner Schüler haben sich bei mir über sie beschwert. Laut diesen handelt es sich bei Ihnen um einen Todesser."
Über seine Brille hinweg konnte Levin die hellen Augen sehen, die ihn musterten.
Er hoffte das seine Augen und sein Auftreten gerade das ausstrahlten, was er nun zu Professor Dumbledore sagte: "Nun, Professor, ich denke nicht, dass sie diesen Aussagen Glauben schenken sollten."
Mit einem letzten tiefen Luftholen, zog Levin seinen Ärmel nach oben, um seinem Schulleiter zu zeigen, das seine Worte der Wahrheit entsprachen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro