Kapitel 10 - Josie - Offenbarungen
"Guten Morgen Josephine," Josie verdrehte die Augen, als dieser Gruß an ihre Ohren klang.
Mit einem zuckersüßen Lächeln drehte sie sich von ihrem Platz um: "Sirius, wie oft muss ich dir noch sagen, dass du mich nicht so nennen sollst?"
"Vielleicht merke ich es mir irgendwann," auf seinem Gesicht tauchte ein Ausdruck auf, der ihr irgendwie sagte, dass er das niemals ändern würde.
Jetzt jedoch trat ein deutlich dunklerer Ausdruck in seine Augen: "Meine Freunde und ich müssen dringend mit dir reden."
Etwas in seiner Stimme löste Besorgnis aus und sie war sich nicht so sicher, was das ganze bedeuten sollte.
Mit einem Blick zu ihren Freundinnen folgte sie ihm in Richtung des Flures.
Dort warteten Sirius Freunde.
Der einzige von ihnen, der sie direkt anschaute, war James.
Aber seine Augen strahlten nicht wie sonst, sondern er wirkte etwas abwesend und distanziert.
Was war hier eigentlich los?
Bei ihnen angekommen konnte sich Josie nicht mehr halten und sprach die Dinge aus, die ihr in diesem Moment in den Sinn sprangen: "Was ist hier los? Warum holt ihr mich aus der Halle raus ohne mir zu sagen, was ihr von mir wollt."
"Komm, wir gehen an einen Ort, wo uns keiner belauschen kann," Remus drehte sich noch bei diesen Worten um und verschwand in einer der Nischen hinter einer Säule.
Peter und Sirius folgten ihm.
James schaute Josie auffordernd an und für einen Moment überlegte sie, ob sie sich einfach umdrehen und von hier verschwinden sollte.
Aber irgendetwas in ihrem Inneren hielt sie genau davon ab.
Sie wollte wissen, was hier los war und was diese vier ihr erzählen wollten.
Die Jungs waren sowieso in ihrem Haus, also ignorieren würde sie sie nicht können.
Es dauerte nicht lange, bis sie in einem dunklen Tunnel standen.
Nur leicht beleuchtet durch einen Lumoszauber führte der größte von ihnen sie an.
Alle waren still, jeder schien seinen Gedanken nachzuhängen und dieses Verhalten machte Josie stutzig.
Wo waren die vier aufgedrehten und lebensfreudigen Jungen?
Wo war ihre Unbeschwertheit mit der sie durch ihr Leben gingen?
Fragen über Fragen und doch noch keine Antwort.
Auf dem gesamten Weg versuchte sie James zu bearbeiten, doch er antwortete ihr nicht, er sagte nicht mal ein Wort.
Langsam wurde es gruselig, verdammt gruselig.
Was auch immer diese Jungs mit ihr vorhatten, es löste ein dumpfes Grummeln in ihrem Magen aus.
Das einzig gute war, dass Lily wusste, wo sie sich aufhielt, bedeutete sie würde wissen, welche Menschen man nach ihr fragen müsste.
Diesen Gedanken konnte Josie nicht zu Ende führen, denn plötzlich tauchte vor ihr eine gemütlich behagliche Ecke auf, in der diverse Kissen und viele weitere Dinge stapelten.
Es war eindeutig ein Versteck, um ungestört zu sein.
Sirius wies dem Mächen einen Sitzplatz zu und vorsichtig lies sie sich auf das weiche Kissen fallen.
Wäre sie in einer weniger gruseligen Situation hier gelandet, wäre das alles deutlich bequemer gewesen.
Als alle Jungen saßen, bombadierte sie sie sofort mit ihren Fragen: "Was geht hier vor? Warum schleppt ihr mich in diesen Tunnel? Und warum seht ihr alle so aus, als ob jemand gestorben wäre?"
Betreten schauten alle vier zu Boden und Sirius war der erste, der sich fing: "Wie viel weißt du über deinen Bruder Levin?"
Das war eine gute Frage.
Wie viel wusste sie über diesen Jungen?
Viel, genug um zu wissen, dass er nicht ohne Grund hier war.
"Ich kenne meinen Bruder sehr gut, warum interessiert euch das?"
Erneut wurden seltsame Blicke getauscht: "Wir vermuten, dass es sich bei deinem Bruder um einen Todesser handelt."
Für einen Moment schaute sie sie an, dann fing sie schallend an zu lachen: "Mein Bruder ein Todesser? Also bitte. Levin könnte keiner Fliege etwas zu leide tun."
Das stimmte nicht.
Sie hatte gesehen, wie er sich gegen die Menschen im Wald verteidigt hatte.
Das war nicht nur helle Magie, auch ihr unbekannte Flüche mit dunkler Wirkung hatte sie mit angesehen.
"Wir finden das überhaupt nicht lustig. Wir haben gehört, wie er vor zwei Slytherins damit angegeben hat. Er ist hier in Hogwarts, um uns auszuspionieren und umzubringen," James Stimme war laut, fast schon panisch.
Josie starrte zu ihm hoch.
Das Tattoo, vermutlich auf seinem Unterarm, die Menschen im Wald waren Todesser gewesen.
All diese Dinge machten plötzlich einen Sinn, aber dann wäre er ja nicht vor ihnen geflohen.
Machte er mit ihnen gemeinsame Sache?
Oder war er von ihrem Weg abgekommen und deswegen jetzt ein Verstoßener?
Die Jungs vor ihr, durften es auf gar keinen Fall erfahren.
"Ich weiß wirklich nicht, was ihr da gehört haben mögt, aber ich habe ganz bestimmt keinen Todesser zum Bruder, habt ihr das verstanden?"
Sie war aufgestanden und funkelte die Jungen jetzt an.
Sirius öffnete seinen Mund, um ihr zu widersprechen, aber Josie lies ihn nicht zu Wort kommen, sondern drehte sich um und verschwand durch den Gang, durch den sie gekommen war.
Sie musste dringend mit Levin sprechen, ganz dringend.
Die Gänge des Schlosses erstreckte sich vor ihr.
Auch nach Wochen hatte sie hier noch keine wirkliche Orientierung.
Die meisten Flure sahen gleich aus.
Nur einzelne Staturen oder Gemälde gaben ihr Hinweise, dass sie sich vermutlich im dritten Stock aufhielt.
Hinter der nächsten Kurve blieb sie aprubt stehen.
Ihr Kräuterkundeprofessor stand plötzlich vor ihr.
Er war noch ziemlich jungs, nicht älter als 30,
Sein Gesicht strahlte etwas zurück, was das ungute Gefühl in ihrem Bauch etwas abflachen lies.
"Qu'est-ce tu fait ici?" Was tat sie hier?
Sie suchte einen Weg zu ihrem Gemeinschaftsraum, aber das konnte sie dem Lehrer hier wohl kaum sagen, oder?
Aber irgendwas musste sie ihm antworten.
Er hatte sich gemerkt, dass sie Französin war und sprach in ihrer Muttersprache mit ihr.
Das war nett, sehr nett sogar.
Warum zögerte sie gerade derart?
Schließlich war sie sonst weniger schüchtern.
Als sie Worte nun aussprach, fühlten sie sich fremd an.
Die französische Sprache war ihr in den wenigen Monaten fremd geworden.
Sie sprach hier nur englisch.
Die Frage nach dem Weg zur großen Halle gelangte über ihre Lippen.
Sie konnte es noch.
Die Worte formurlierten sich wie von selbst in ihrem Mund, aber dennoch hatte sie nicht das Gefühl die Sprache noch sicher zu sprechen.
Professor Le Calvez lächelte ihr erneut zu: "Pas de problem."
Er ging an ihr vorbei und das erste Mal wurde sie sich wirklich bewusst, wie groß er war.
Der Lehrer überragte sie deutlich, wie so gut wie jeder an dieser Schule.
Sogar einer der Erstklässler war schon größer als sie.
Warum genau hielt sie sich mit derartigen Nichtigkeiten auf?
Sie sollte jetzt lieber aufpassen und sich den Weg merken.
An der großen Halle angekommen, bedankte sie sich bei ihrem Lehrer.
Er nickte ihr zu und ging dann seiner Wege.
Ihr kleiner Ausflug schien lange gedauert zu haben.
Kaum noch Schüler saßen in der Halle, um zu essen.
Die meisten waren bereits in ihren Gemeinschaftsräumen verschwunden, aber ein Blick zum Slytherintisch zeigte ihr, dass Levin noch dort saß und sich mit seinem Freund unterhielt.
Langsam ging sie auf ihn zu.
Die restlichen Slytherins verfolgten sie mit hochgezogenen Augenbrauen, das lag vermutlich an dem rot leuchtenden Wappen auf ihrer Brust.
Vor ihrem Bruder angekommen, räusperte sie sich und er schaute hoch.
"Levin, wir müssen reden."
Seine Stirn zog eine Falte: "Worüber?"
Ihre Augen wanderten zu seinem Unterarm und als sie ihn berührte, zog er die Hand unter den Tisch: "Wovon sprichst du?"
"Das wollen wir wir doch jetzt wohl kaum hier besprechen, oder?" Ihr Blick schweifte unmissverständlich über die vielen Gesicht im Raum, die sich ihnen zu gewandt hatten.
Levin seufzte und wandte seinen Blick zu seinem Freund: "Gibt es einen Ort in diesem Schloss, an dem wir ungestört reden können."
Über das Gesicht des Jungen huschte ein triumphierendes Lächeln: "Ich wüsste da was."
Der Junge, er hieß Regulus, wie sie nun wusste, führte sie durch das Schloss hinauf in den siebten Stock.
Diese Gänge kannte Josie, doch kurz vor dem Eingang zu ihrem Gemeinschaftsraum bog der Slytherin ab und sie gingen durch einen weiteren Flur.
Gegenüber eines großen Wandteppichs blieb er stehen.
"Also, was wollt ihr? Lieber eine gemütliche Bibliothek, ein Wohnzimmer oder das Schlafzimmer von Dumbledore?"
Ein schelmisches Grinsen hatte sich auf das Gesicht des Slytherins geschlichen.
Josie schüttelte amüsiert den Kopf.
Der Humor dieses Jungen war gut.
"Ich denke wir nehmen die Bibliothek," Levins Stimme hatten ebenfalls diesen Unterton.
Sie lächelte, so befreit hatte sie ihn lange nicht mehr gesehen.
Regulus ging nun vor der Wand ihnen gegenüber dreimal auf und ab und murmelte etwas vor sich hin.
Gerade als sie ihn danach fragen wollte, was er denn da tat, erschien eine Tür in der Wand.
Wo kam die her?
"Eh voila, der Raum der Wünsche," er öffnete die Tür.
Vor ihren Augen erstreckte sich ein gemütlicher Raum.
Kissen lagen vor den Regalen und kleine Tische standen zwischen ihnen.
Josie und Levin traten gemeinsam über die Türschwelle und schauten sich den Raum an, in dem sie nun standen.
Regulus warf ihnen noch einen letzten Blick zu, dann schloss er die Tür hinter sich.
Mit dem Knall, mit dem sie zu fiel, brachte sie zurück in die Gegenwart.
Sie war aus einem Grund hier.
Mit ihrem Arm wies sie auf die Kissen und ihr Bruder verstand, was sie wollte.
Gemeinsam saßen sie nun hier, voreinander.
Sie räusperte sich: "Warum bist du hier, Levin?"
Sie sprach wieder Französisch, diesmal kamen ihr die Worte leichter über die Lippen als am zuvor.
Es war noch alles da und es fühlte sich deutlich natürlicher an.
"Aus dem gleichen Grund wie du nehme ich an," sein Blick traf nicht ihre Augen, sondern einen Punkt weiter hinten.
Sie seufzte: "Mich haben heute die vier Jungs aus meinem Haus abgefangen, du weißt schon, Sirius Black und seine Freunde. Weißt du, was sie mir erzählt haben? Das du ein Todesser bist. Sie glauben, dass du uns alle umbringen möchtest."
Stille.
Er widersprach dieser Aussage nicht, aber er stimmte ihr auch nicht zu.
Doch das musste er gar nicht.
Josie sah das ertappte Funkeln in seinen Augen aufflammen.
Irgendwie hatte sie das schon gewusst.
Doch diese Erkenntnis raubte ihr in diesem Moment wirklich den Atem.
"Lass es mich erklären," er machte eine Pause, "Darf ich Sia dazu holen?"
Wie konnt er so ruhig sein?
Seine Stimme war ganz sanft und dunkel.
Wie konnte er ihr diese einfach Fragen stellen?
Sie saß ihr einem potenziellen Mörder gegenüber und er war ihr Bruder.
Sie kannte ihn schon so lange, sowas hätte sie ihm niemals in keinem Leben zu getraut.
Aber sie nickte.
Vielleicht konnte das Mädchen auch für weitere Fragen bereitstehen.
Levin zog dein kleinen Spiegel aus seiner Tasche und rief seine beste Freundin.
Es dauerte etwas, bis ihre Stimme durch den Raum schallte: "Lee, du schaffst es auch wirklich in den ungünstigsten Momenten anzurufen. Ich muss eigentlich gerade nachsitzen, aber der Lehrer ist verschwunden. Was gibt es denn?"
"Ich muss es Josie sagen, alles," für einen Moment war es still an der anderen Leitung, bis ihre Stimme wieder da war, "gib sie mir"
Levin reichte den Spiegel weiter und Josie schaute in das Gesicht des braunhaarigen Mädchen.
Dieses musterte sie mit zusammengekniffenen Augen.
Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, während sich die dunklen Augen im Spiegel über sie hinweg bewegten.
Schließlich wurde zugestimmt: "Gut, du kannst es ihr sagen, aber ich möchte danach auch Josies Geschichte hören. Deal?"
Sie nickte und legte den Spiegel so zwischen sich, dass sie sich alle drei sehen konnten.
Dann holte Levin tief Luft und begann seine Geschichte zu erzählen:
"Den Teil, den du vielleicht schon kennst, ist dass Sia und ich aus der Schule geflogen sind, wegen Alkohol und Drogenkonsum auf dem Schulgelände, es gab keine Verwarnung wir wurden einfach nur weggeschickt. Der Grund warum das nicht die gesamte Schule mitbekommen hat, war vermutlich die Angst der Schulleitung vor meinem Onkel. Der hat dann nämlich ziemlich Probleme gemacht. Ich bin wieder nachhause, kaum da war Sia auf dem Weg nach Amerika, da war kein rankommen mehr. Daraufhin wollte ich ihr hinterher, aber das lies man nicht zu. Sie wollten mich auf irgendso ein Drillinternat in Bulgarien schicken, aber ich bin abgehauen. Hier in England wollte ich meinen Vater treffen. Er war der einzige Mensch, der mir irgendwie sinnvoll erschien zu suchen. Und was soll ich sagen, ich habe ihn gefunden, mehr oder weniger."
Josie starrte ihn an.
Er hatte ihren Vater bereits gefunden und sagte ihr kein Wort darüber?
Bevor sie Levin jedoch darauf ansprechen konnte, sprach er weiter.
"Todesser haben mich im Wald aufgesammelt. Sie dachten ich wäre mein Vater. Dann wurde ich zum dunklen Lord gebracht. Scheinbar hat unser Dad den ganz schön verärgert. Irgendwie haben die mich dann angeworben und ich bin zu einem Todesser geworden. Das stimmt, aber du brauchst jetzt nicht so panisch zu schauen, ok? Ich bin nicht in Hogwarts, um irgendwen umzubringen oder zu spionieren. Ich bin hier, weil ich wieder abgehauen bin."
"Warum?" dieses Wort kam gehaucht über ihre Lippen.
Levin fing kopfschüttelnd an zu lachen: "Ich sollte ein kleines Mädchen töten. Sie war nicht älter als zwei Jahre. Sie hat mich so an meine kleinen Schwestern erinnert, dass ich das einfach nicht übers Herz gebracht habe. Dafür wurde ich bestraft, hart bestraft und das Kind lebt trotzdem nicht mehr. Da wurde mir klar, dass ich da weg muss. Ich habe einen Weg gesucht und ihn gefunden. Von da an haben sie mich gejagt, mir eine riesen Narbe verpasst und den Rest der Geschichte kennst du denke ich."
Erneut herrschte Stille im Raum. Keiner traute sich etwas zu sagen.
Sie wussten nicht, was sie sagen sollten.
Die erste, die ihre Worte fand, war Sia: "Vertrau mir Josie, er sagt die Wahrheit."
Das Make-Up.
Das war das unliebsame Tattoo.
Die lange Kleidung auch im Sommer ergab plötzlich Sinn.
Dieses seltsame Gefühl, als sie über seinen Rücken gestrichen hatte.
Da war eine Narbe gewesen.
All diese Dinge ergaben plötzlich einen Sinn in ihrem Kopf.
Die Jäger im Wald hatten ihn lebend gewollt, darum kein Todesfluch.
Wegen dem Mal glaubten mehrere in Hogwarts er sei ein Spion.
Plötzlich ergab so vieles Sinn.
Genau dies bestätigte er nun: "Mit dem Make-Up von dir habe ich das Mal abgedeckt, damit es niemand herausfindet. Und was soll ich sagen. Es hat funktioniert. Selbst Dumbledore hat es geglaubt, deswegen sollte ich hier hoffentlich erstmal sicher sein."
Hatte sich der Schulleiter wirklich so einfach täuschen lassen?
Es schien so.
"Jetzt, deine Geschichte," Levin schaute sie direkt an.
Eigentlich gab es da nicht viel zu erzählen.
Sie konnte den Grund in einem Satz zusammenfassen, dennoch fiel es ihr schwer genau diesen jetzt über die Lippen zu bringen: "Das Haus meiner Familie ist abgebrannt und es war meine Schuld."
Ein lautes Lachen erklang es dem Spiegel: "Ich habe dich nie für einen Feuerteufel gehalten. Ich dachte immer du wärst richtig langweilig."
Irgendetwas in dieser Stimme veranlasste auch Josie loszulachen und genau in diesem Moment fühlte sie, wie ihr Herz etwas leichter geworden war, weil sie diese Last geteilt hatte.
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