Kapitel 2: Glückliche Familien
Die Zugfahrt vom kleinen Vorort zum Londoner Hauptbahnhof verlief entspannt und hat nicht so lange gedauert. Dennoch fand Lu genügend Zeit nochmals ihre neu erfundene Lebensgeschichte durchzudenken.
Es ist fast die gleiche, wie die, welche Lu für das Heim erfunden hatte, ausser, dass diese noch eintöniger und langweiliger ist. Hoffentlich wird niemand nachfragen. Nicht träumen, Lu! Der Hogwartsexpress fährt in 25 Minuten ab. Lu stöhnt, genervt von sich selbst. Warum muss ich auch immer abdriften? Danke Sam. Schnell eilt sie zwischen den vielen Leuten am Bahnhof durch. Niemand beachtet sie, wie immer. Sam hat sich wieder in der weichen Jackentasche verkrochen. Beide mögen grosse Menschenmassen nicht.
Endlich hat sie die Absperrung erreicht. Lu schaut sich kurz um, wobei natürlich niemand bemerkt hat, dass sie da ist. Zum Glück, Lu ist lieber 'unsichtbar'. Sie geht mit festen Schritten, den Koffer in der einen Hand durch die Absperrung. Ihre andere Hand hält sie in der Jackentasche vergraben, bei Sam.
Jenseits der Absperrung empfängt sie die Rauchwolke einer knallroten Dampflokomotive. Und eine noch wilder durcheinander rennende Menschenmasse, als vorhin schon. Alle haben irgendetwas vergessen oder wollen sich, noch im letzten Moment, verabschieden.
Ihr Herz verkrampft sich und Lu bleibt wie angewurzelt stehen. Neben ihr steht eine Frau die ihren kleinen Sohn an der Hand hält. Ihr Mann hat einen Arm um sie gelegt und blickt stolz zu einem Mädchen, das gerade in den Zug einsteigt. Der kleine Junge fängt an zu weinen und schluchzt, dass er auch nach Hogwarts will. Seine Eltern trösten ihn. Eine glückliche Familie mit glücklichen Problemen. Etwas, dass sie nie hatte und nie haben wird.
Ein Mädchen, mit schulterlangen, kräftigen braunen Haaren, verabschiedet sich lachend von ihren Eltern. Sie umarmt ihre Eltern, und geht dann zu einer rothaarigen Familie. Lu erkennt sie, als die Weasley – Bande. Dort wird sie von zwei Jungen, welche Lu auch kennt, freudig begrüsst. Der eine gehört zu den Weasleys und ist ein leidenschaftlicher Schachspieler. Aber der andere... schwarze, wuschelige Haare und eine Brille...
Du kannst auf der bevorstehenden zehnstündigen Zugfahrt darüber nachdenken! Die Weasley Zwillinge kommen auf uns zu! Lu hebt sich die Nachforschung, in ihrem Gedächtnis, woher sie den Junge kennt, für später auf. Erst jetzt sieht sie, dass die identischen Jungs tatsächlich auf Sie zu kommen. Lu geht ihnen entgegen und lächle sie freundlich an. "Das war also die Überraschung von Mom!" ruft der eine aus. "Du kommst endlich mit, nach Hogwarts? Das wird DAS Abenteuer in deinem Leben, Lune!" beendet der andere. Ja, ich hab vorher ja auch noch NIE eines erlebt. Denkt Lu sarkastisch eher zu sich selbst als zu Sam. Lu lässt sich nichts anmerken, stimmt zu und folgt ihnen zu den Weasleys. Sei nicht so Sarkastisch, murt Sam dabei.
Molly zerdrückt Lu, herzlich wie immer, in einer Umarmung. Lu mag die Familie: sie ist offen, nett und vor allem nicht rassistisch. Lu begrüsst oder eher verabschiedet alle. Und steigt dann, zusammen mit der Jüngsten, Ginny ein. Diese verabschiedet sich, aber wieder zu ihren Freunden. Lu will nicht stören und ist es gewohnt ein Einzelgänger zu sein. Darum lehnt sie Ginnys Angebot, mittzukommen ab.
Lu sucht sich, den Koffer mitschleppend, ein freies Abteil, und geht hinein. Sie nimmt ein Schulbuch, der zweiten Klasse aus dem grauen Koffer und setzt sich. Sam legt sich auf die Rücken Lehne des Stuhls, mit dem Kopf auf ihrer Schulter. Er knabbert zufrieden an ein paar Nüssen. Ihre Langen welligen Haare sind ein weiches Kissen, für den kleinen Xelda.
Eigentlich sollte Lu schon letztes Jahr auf die Schule, aber das ging wegen den Kindern im Heim nicht. Vor Zwei Wochen hatte sie zugesagt, doch in die Schule zu gehen, da das Jugendamt nun hoffentlich gut aufpassen wird. Mit einem der älteren im Heim wird Lu Briefkontakt behalten, um sicherzugehen. Einmal im Monat ist Geplant, dass sie und Michael, ein netter 15-Jähriger, einander schreiben. Lu hatte die Letzten Wochen, der Sommerferien noch intensiver gelernt, als sonst. Die Schulbücher, der ersten Klasse hat sie schon lange alle gelesen. Auch die Zauber hat sie ein wenig geübt. Lu ist äusserst begabt, obwohl sie selber das nicht so sieht.
Da sie erst Ende September Zwölf wird, könnte Lu eigentlich auch in die erste Klasse gehen. Sie wollte aber lieber in die zweite Klasse.
Vor ein paar Tagen hat Lu mehrere Unauffälligkeits-Zauber an sich und Sam (gezaubert) Diese bewirken, dass sie noch uninteressanter, unauffälliger und langweiliger wirken als sowieso schon. So wird Hoffentlich niemand nachfragen. Falls doch, ist ihre Geschichte ziemlich Wasserdicht.
Plötzlich sieht Lu vom Buch auf. Ihr ist etwas eingefallen. Schnell legt sie das Buch weg und sieht sich nervös im Abteil um. Unruhig streicht sich Lu eine Rotblonde Strähne hinters Ohr. Rem wird dich nicht erkennen, es sind sechs Jahre her, seit ihr euch zuletzt gesehen habt. Und der Briefkontakt war auch nur spärlich. Sam schmiegt seinen flauschigen Kopf an ihren Hals. Ausserdem hast du sehr viele Tarnungs-Zauber. Lu stimmt zögerlich zu und beruhigt sich so langsam wieder. Er wird wahrscheinlich sowieso ziemlich beschäftigt mit den Themen: 'Wie ist Black entkommen?' und 'Was wird er jetzt tun?' sein. Lu will ihr Buch gerade wieder aufheben, als es an der Abteiltür klopft.
Sam verschwindet blitzschnell zwischen Lu's Haaren und ihren Rücken. Die kräftigen Haare lassen niemanden, den kleinen Xelda erahnen. Darf ich mich setzen? fragt eine verträumte Stimme. Sicher doch. Lu lächelt freundlich. Eine schlanke Gestalt, mit blonden Haaren setzt sich gegenüber von Lu hin.
Ich bin Lune Zoe Xland Das Mädchen kichert. Und ich: Luna Lovegood Lu stimmt in das Kichern mit ein. Der Mond ist eben schön und beliebt! sagt sie verträumt. Ich nenn dich einfach Zoe. Lu nickt. Beide blicken eine Weile lang aus dem Fenster. Es sieht schön aus, so wie die Grüne Landschaft an ihnen vorbeizieht. Sam ist wahrscheinlich eingeschlafen, denkt sich Lu.
Schade, dass wir nicht im gleichen Jahr sind. In welches Haus willst du? Lu schaut Luna verwirrt an. Du bist doch im zweiten, oder nicht? Ah! Ja, ich sehe jünger aus. Auch ich gehe ins zweite Jahr. Luna klatscht begeistert in die Hände. Willst du nach Ravelklaw? Das ist mein Haus. Lu nimmt eines ihrer Brote aus der Tasche, wärend Luna schon am mampfen ist. Ich hab mir das noch nicht überlegt und lass mich überraschen. Sie beisst genüsslich in ihr Sandwich mit Paprika, Tomaten und Gurken. Ein Traum! Nur Rem's Schokolade ist besser.
Sag mal, warum kommst du erst zum zweiten Jahr nach Hogwarts? Fragt Luna als sie fertig gegessen haben. Oh, man! Diese Frage musste ja kommen. Lu verzieht das Gesicht zu einer Grimasse. Die vom Ministerium haben irgendwie verpeilt mir letztes Jahr einen Brief zu schicken. Ich hoffe du bist kein Reinblut-Fanatiker, ich hab nämlich keine Ahnung wie mein Blutstatus aussieht, weil ich in einem Kinderheim aufgewachsen bin. Das war gelogen, sagt Sam. Von vorne bis hinten, beendet Lu und seufzt. Luna scheint die Lüge überhaupt nicht zu bemerken. Tja, Übung macht den Meister.
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