NEUN
Vater ist der einzige der nach oben verschwindet aber er wird nicht schlafen, er wird nur das uralte Familienfoto herausholen und wahrscheinlich auch weinen, was mir der Grund scheint weshalb er nach oben geht.
Um Mitternacht gehe auch ich nach oben in mein Zimmer, mache mich fertig und erblicke im Spiegel ein furchteinflößendes Mädchen, dass ganz sicher nicht ich bin. Ihre Haare sind zerzaust und stehen vom Kopf ab als hätte sie in der Natur geschlafen, ihre Augen sind rot geschwollen und ihr Gesicht hat rote Stellen. Mit meiner zitternden Hand fahre ich mir über meine rote Backe und sehe im Spiegel wie Tränen meine Augen füllen.
Ich unterdrücke ein Schluchzen und taste mich zitternd an der kühlen Wand nach unten, meine Arme umklammern meine eng an den Körper angezogenen Beine und ich lege meine Stirn schluchzend auf meine Knie. Ich vermisse ihn und ich vermisse es die Hungerspiele nur aus der Ferne betrachten zu müssen und jetzt ist jede Sekunde die ich auf den Fernseher starre eine Qual. Irgendwann bekommt das Kapitol das zurück, irgendwann.
So muss ich eingeschlafen sein, am nächsten Morgen weckt Leian mich.
,,Bist du verrückt? Valeska steh auf, der Boden ist viel zu kalt!" An meinen Armen zieht er mich hoch bis ich selbst auf meinen Beinen stehe.
,,Wie viel Uhr ist es?", nuschle ich.
,,Noch zwei Stunden", antwortet mein Bruder. Noch zwei, das sind gerade mal noch einhundertzwanzig Minuten, nicht viel. Leian schiebt mich die Treppe herunter unten steht Mutter am Herd, sie macht etwas zu Esse. Heute, am Tag an dem die Tribute in die Arena kommen ist schulfrei, klar, wenn die Kinder in der Schule wären würden sie ja das Blutbad verpassen.
,,Wo ist Vater?"
,,Seit fünf Stunden bei der Arbeit, er kommt bald wieder."
Leian und ich setzten uns an den Esstisch und als Mutter kommt und das Essen auf den Tisch stellt essen wir gemeinsam. Es ist eine erdrückende Stille, keiner hat etwas zu sagen wie sonst. Selbst als Vater kommt bleibt es still, bis wir uns pünktlich vor dem Fernseher versammeln.
Immer noch ist es ein ungewohntes Bild nur zu viert hier zu sitzen, statt zu fünft und ich schaue mich jedes Mal nach Rouven um.
Keiner von uns will die Hungerspiele sehen und doch will sie keiner verpassen, wenn Rouven in wenigen Minuten stirbt, will ich das weder von meiner Familie noch von meinen Klassenkammeraden erfahren.
Die Hymne von Panem ertönt und Maddox ist in seriösem Anzug zu sehen, zusammen mit einer Frau, die ein weißes Kleid mit weitem Ausschnitt trägt. Beide strahlen über beide Gesichter.
,,Herzlich willkommen zu den Hungerspielen, Nori was sagst du dazu?"
,,Die 47. Hungerspiele und immer ist es aufregend, findest du nicht auch Maddox?"
,,Hach, ein paar von ihnen werde ich schon vermissen", seufzt Maddox. Ich bin zu nervös um sarkastische Bemerkungen zu machen aber dieser Satz macht definitiv keinen Sinn. Ihr seit es doch, die die Tribute in die Arena schicken, jeder Zeit könntet ihr es rückgängig machen.
,,Fürs Reden bleibt uns noch genug Zeit nach dem Blutbad, bis dahin bin ich viel zu aufgeregt, ihr auch?"
Es wird auf eine andere Kamera umgeschaltet, die über den Startpunkt der Arena fliegt und zeigt, wie die Tribute durch die Röhren nach oben gefahren werden und der Countdown zu laufen beginnt.
60.
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