FÜNFUNDDREIßIG
Es ist zu viel. Ich lasse mich hinter der Hauswand nieder, hinter der ich auch saß, nachdem Rouven zu den Hungerspielen ausgelost wurde. Der Stromzaun neben mir ist laut zu hören.
Tränen strömen mir über die Wange. Ich weiß nicht wie ich es so lange aushalten konnte. Vielleicht lag es an der stillen Hoffnung das irgendjemand sagt, Rouven könne gewinnen, vielleicht weil ich ständig hoffte, irgendjemand macht mir Hoffnung und ist zuversichtlich dass es klappt. Aber jetzt sind die Hungerspiele vorbei, Rouen ist tot und Caius hat gewonnen, jetzt ist es vorbei. Seit gestern ist es vorbei. In meinem Kopf hallen ein paar Sätze wieder, von Klassenkameraden oder anderen, die ich auf der Straße oder auf dem Gang in der Schule gehört habe.
So ein Idiot, wer rennt schon in eine einstürzende Höhle?
Und überhaupt, es war voll kitschig als die beiden Jungen sich geküsst haben.
Ne, das war einfach nur eklig!
Ich fange leise an mit schluchzen.
Es gab positive Kommentare. Ich habe sie gehört. Leute die es stark fanden, wie Rouven gestorben ist. Ich vermisse ihn.
Ich höre Schritte, kurz halte ich inne vor Schreck, dann verdutzt. Es sind Brinas Schritte.
,,Hey", ihre sanfte, einfühlsame Stimme. Und in diesem ,Hey' war eine Frage enthalten. Es war so ein ,Himmel, wieso sitzt du hier alleine und weinst? Hey, das wird schon wieder' Hey.
Sie setzt sich neben mich an die Hauswand und legt ihren Arm um Meine Schultern. Immer noch weinend lege ich meinen Kopf auf ihre Schultern.
,,Er-Er", fange ich an mit stottern.
,,-ist ein Held. Ich bin stolz auf ihn. Und er auf dich, da bin ich mir sicher."
Ich wusste nicht wie gut es tut ihre Stimme zu hören. Wir sitzen eine Weile nebeneinander da, bis ich aufgehört habe zu weinen.
,,Brina, wie hast du mich gefunden?"
,,Eigentlich war das nicht wirklich beabsichtigt, nur warst du nicht zuhause und ich wollte meinen Kopf freikriegen. Manchmal komme ich einfach so her."
Ich nickte, sie sieht es nicht aber ich bin mir sicher, dass sie meine Bewegung auf ihren Schultern spürt.
,,Komm, wir wollen doch nicht verpassen was Caius dem Kapitol zu sagen hat, oder?" Brina zieht mich auf die Beine und läuft vor mir zwischen den Häusern den schmalen Weg auf die Straße. Als wir um die nächste Ecke biegen, haben sich vor einer Leinwand bereits einige Leute angesammelt.
Caius sitzt auf dem weißen Stuhl, hat die Krone aufgesetzt und ein Banner um, während Maddox neben ihm auf einem Stuhl fragend ansieht. Die beiden sitzen auf der Bühne und irgendwas muss passiert sein, denn die Leute im Kapitol lachen, die Menschen hier nicht. Wir sind wohl doch etwas zu spät.
,,Caius, du und Rouven, was habt ihr zueinander gesagt, kurz bevor Rouven starb?" Bevor Caius zu ende gebracht hat was das Kapitol angefangen hat.
Der Junge aus 9 öffnet den Mund, schließt ihn aber schnell wieder. ,,Weißt du, wenn man jemandem ein Geheimnis anvertraut und dann stirbt, dann bin ich ja immer noch dazu verpflichtet, dass Geheimnis zu bewahren, oder?" Für einen kurzen, ganz kurzen Moment sieht man die Anspannung im Gesicht des Gewinners. Aber dann lächelt er wieder. Ein Raunen aus ,Aww's und ,Süß' geht durch die Zuschauer im Kapitol.
,,Hm. Das stillt jetzt nicht unsere Neugierde, aber ja, da hast du wohl recht."
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