DREIßIG
Rouven versucht es noch einmal. Vergeblich. Er ist einfach zu breit gebaut um hinaus zu gelangen. Mit dem Kopf durch den kleinen Ausgang bleibt er liegen und schaut hoch zum Himmel. Die Steine haben aufgehört herunter zu fallen, nur noch einzeln hört man es. Aber das ist jetzt zu spät.
Die Dämmerung hat bereits eingesetzt und die Wolken haben sich zu Regenwolken gebildet. Wahrscheinlich wird es heute Nacht regnen.
Caius streicht mit seinen zitternden Fingern die nassen Haare aus Rouvens Gesicht und legt dann seine Stirn auf Rouvens Stirn. Caius muss irgendwas gesagt haben denn Rouven nickt schwach.
Caius beugt sich über ihn. Seine langen Haare verbergen jegliche Mimik oder Lippenbewegungen und wenn die beiden reden, dann so leise das es keiner hören kann. Caius sengt seinen Kopf noch ein Stück und legt eine immer noch zitternden Hände an Rouvens Hals. Kaum ein Zentimeter müsste die beiden jetzt noch voneinander trennen. Küssen sie sich? Halte ich für unwahrscheinlich aber was zum Teufel sonst?
Caius' Kopf geht wieder ein Stück nach oben aber immer noch verbergen seine Haare jegliche Lippenbewegung. Als Caius den Kopf wieder hebt haben Tränen sich in einem Strom zusammen getan und laufen sein Gesicht hinunter. Rouven laufen sie über die Ohren und tropfen dann auf den Boden.
,,Bitte", flüstert Rouven leise. Nur an seinen Lippenbewegungen die jetzt wieder zu sehen sind, kann man erkennen was er sagt. Es ist nur noch ein kläglicher Hauch.
,,Ich kann nicht." Caius, der Junge aus 9 hat seine Hände an Rouvens Stirn gelegt und fährt immer wieder den Weg seiner Haare nach, die er vorhin aus seinem Gesicht gestrichen hat.
,,Wenn-", Rouven bricht ab. Es scheint, als wüssten beide was er sagen wollte. Langsam tastet Caius, ohne den Blick von Rouven zu lassen, nach seinem Speer der neben ihm liegt. Er dreht ihn langsam in der Hand.
,,Tu es", fleht mein Bruder. ,,Bitte." De panische Ausdruck ist aus seinen Augen gewichen und wurde von einem Flehen verdrängt, dass von Schmerz hervorgerufen wurde. Ein kurzer Kamerawechsel in die Höhle zeigt das Blut das immer noch stetig an Rouven herunterläuft und wahrscheinlich der Grund für sein Flehen ist.
,,Ich kann dich nicht anschauen." Noch einmal beugt sich Caius so dicht über Rouven, dass es scheint als berühren sie sich, was niemand sehen kann, weil die blonden Haare von Caius alles verbergen.
Ohne etwas zu sagen zieht Rouven seinen Kopf wieder nach drinnen und legt sich auf die Seite, sodass seine Brust, dort wo sein Herz schlägt, durch das kleine Loch zu sehen ist, durch das Caius ins Freie schlüpfen konnte. Es dauert ewig, auch wenn es sicher keine halbe Minute ist.
Caius legt kurz seine Hand auf Rouvens Brust, zieht sie zurück und umfasst den Speer noch fester. Er berührt mit der Speerspitze den Oberkörper von Rouven, schließt dann die Augen und es sieht so aus als unterdrückt er ein Schluchzen, er zittert immer noch aber er holt aus und lässt denn Speer auf Rouven zu sausen.
Die Spitze bleibt stecken und die Kanone für Rouven, meinen Bruder, den männlichen Tribut aus Distrikt 5 wird abgefeuert.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro