31) Schluss
„Was passiert jetzt mit Wyatt?" Ich vermied es tunlichst, Zayns Kollegen bei unserem Weg nach oben allzu befremdet anzuglotzen, wie sie Kräuterbüschel und Pentagrammketten aufhängten, Eisensand verstreuten und die Wände mit Weihwasser bespritzten. Wüsste ich es nicht besser, würde ich behaupten, die nächsten Psychoten bereiteten sich auf ein Ritual vor. „Hat es irgendwelche Nachwirkungen, dass er von einer Seele ... getötet wurde?"
Der Satz kam mir so schwer über die Lippen, dass es fast wehtat. Natürlich hatte Wyatt vor allem in den letzten Minuten unserer Bekanntschaft nicht gerade Sympathiepunkte gesammelt, aber trotzdem hätte ich ihm niemals den Tod an den Hals gewünscht. Schon gar nicht einen so grausigen.
Zayn schien zu wittern, was in mir vorging, denn er berührte mich beruhigend am Arm. „Wyatt wird als bösartige Seele zurückkehren, wenn es nicht binnen kürzester Zeit am Todesort zu einer Postmortem-Bereinigung kommt", erklärte er behutsam. „Von Seelen getötete Seelen werden zu den mächtigsten, bösartigsten. Exakt darauf haben es die Todesanbeter vermutlich angelegt. Ich dachte ja zuerst ..."
Er brach ab, schüttelte den Kopf. „Ich dachte zuerst, sie wollen dich als Lebendopfer. Zwar würden sie sich damit ins eigene Knie schießen, immerhin ist dein Blut für die Beschwörung der Seelen Gold wert, aber Rationalität kann man von diesen Menschen kaum erwarten. Im Nachhinein ist mir auch klar, dass sie mich gezielt ins Hotel gelockt haben. Dein Blut zur Beschwörung, mein Leben als Opfergabe, womit sie mich auch gleich losgehabt hätten. Schlau, nicht wahr? Wyatt war wohl ein Bonus. Gesehen hatte er ohnehin zu viel."
Sofort meldete sich die mittlerweile altbekannte Übelkeit wieder zu Wort. Diese Erklärung hatte für meinen Geschmack ganz eindeutig zu viel Tod und Blut und Opfer beinhaltet. Die alten Römer wären begeistert gewesen.
„Warum hast du mich nicht einfach angerufen?" Meine Stimme war nicht mehr als ein kleinlautes Murmeln. „Du hattest doch meine Nummer."
„Nein, nicht mehr." Geistesgegenwärtig zog er mich ein Stück zur Seite, als zwei Leute mit einer Trage vorbeiliefen. Er grüßte sie knapp, also handelte es sich ebenfalls um Kollegen von ihm. „Ich musste mein Einsatzhandy vor zwei Tagen völlig überstürzt loswerden, als mir bewusst geworden ist, dass ich getrackt werde. Es blieb keine Zeit, mir noch irgendwelche Nummern zu sichern. Die Todesanbeter hier in der Gegend scheinen eine erstaunlich gut organisierte Truppe zu sein. Sobald sie mich auf dem Schirm hatten, was seit eurem missratenen Krankenhausbesuch gewesen sein dürfte, haben sie mir das Leben schwer gemacht."
Schuldbewusst senkte ich den Blick. „Wir waren euch mit unseren YouTube-Ausflügen nicht gerade eine Hilfe, was?"
Zayn schnaubte, schien jedoch nicht verärgert oder frustriert zu sein. „Du sagst es. Aber ich bin froh, dass sie dir nichts getan haben, von dem Blutdiebstahl und der Betäubung mal abgesehen. Du bist ein verdammt nervtötender Fopp, Niall Horan, bist mir anscheinend aber trotzdem irgendwie ans Herz gewachsen. So eine Sauerei."
„Gleichfalls, du Blödmann." Ich stieß ihn in die Seite. „Wo ist überhaupt deine Mütze? Dass du ohne das Teil auch nur drei Schritte auf die Straße gehst."
Dramatisch fuhr er sich mit den Fingern durch sein dichtes, schwarzes Haar. „Die liegt noch im Keller. Sie war ein bisschen durchtränkt mit deinem Blut, musst du wissen. Ich sollte mir eine neue besorgen."
Ich verzog das Gesicht. „Das ist gar nicht eklig oder so. Seit wann hat das Hotel überhaupt einen Felsenkeller? Davon wusste ich überhaupt nichts, und ich habe an einem Studienprojekt über das Gebäude gearbeitet."
„Eine nachvollziehbare Frage", stimmte Zayn grimmig zu. „Scheinbar hat sich das Ehepaar Styles dazu entschlossen, das Fundament beim Neubau zu behalten, als sich dieses als einwandfrei herausgestellt hat. Inklusive der Felsenkeller. Von dem man wiederum Jenny und mir bei unserer Überprüfung kein Sterbenswörtchen mitgeteilt hat. Die verbliebene Todesenergie scheint sich dort unten hochkonzentriert gesammelt zu haben, anfangs noch, ohne nach oben zu dringen. Ich kann mir das nur so erklären, dass die Mörder des letzten Jahrhunderts ihre Opfer in die Keller geschleppt und dort erst getötet haben müssen. Und meine zweite Erklärung ..."
Er verengte die Augen, als eine vermummte Person an uns vorbeigeführt wurde. „Meine zweite Erklärung ist die, dass die Todesanbeter im Gegensatz zu uns vom Kellersystem gewusst und dafür gesorgt haben, dass die Seelen nach dem Neubau dort unten bleiben. Du musst dir vorstellen, im alten Hotel sind unzählige Morde geschehen. In diesem Gebäude muss eine unfassbare Todesenergie geherrscht haben, es galt nicht umsonst als verflucht. Eine Gruppierung wie die Todesanbeter kann sich eine solche Location natürlich nicht durch die Lappen gehen oder diese bereinigen lassen. Irgendjemand hatte da definitiv ein paar gute Kontakte. Auch in Bezug auf dich, Fopp."
Ich schrak hoch, viel zu versunken in seinen horrenden Erklärungen. „Mich?"
Zayn zog die Augenbrauen hoch. „Denkst du wirklich, sie sind rein zufällig über dich gestolpert? Vergiss es. Jenny konnte eine Cloud von ihnen hacken, dort hatten sie eine komplette Akte über dich angelegt, Fopp. Sie haben dein ganzes Leben dokumentiert, von deiner Geburt an. Nein, sogar schon bevor du geboren wurdest. Unterzeichnet von jemandem namens Marcia. Sagt dir der Name etwas?"
„Nein." Wie betäubt schüttelte ich den Kopf. „Nein, ich glaube nicht."
„Mir leider schon. Wir sind schon öfter über diesen Namen gestolpert. In verschiedensten Kontexten, jedoch immer auf die ein oder andere Weise in Verbindung mit dem Übernatürlichen. Jetzt sind wir ziemlich sicher, dass diese Marcia-Person den Todesanbetern zuarbeitet." Er befeuchtete die Lippen. „Der Verdacht, dass man bei dir gezielt dafür gesorgt haben könnte, dass keine Bereinigungen stattfinden, hat sich erhärtet. Nicht nach dem Tod deiner Mutter, nicht nach dem deiner Großmutter. Und nach dem Unfall deiner Eltern, bei dem dein Vater ums Leben gekommen bist, als du noch ungeboren warst, wurde bei deiner Mutter offenbar auch darauf verzichtet. Einige von uns denken sogar ..."
Er brach ab. Seine Stirn lag in tiefen Falten, und die Art und Weise, wie er seine Finger im Stoff seines verdreckten, schwarzen Shirts vergrub, verriet mir, wie sehr er um angemessene Worte rang.
„Einige von uns vermuten sogar, dass bewusst dafür gesorgt wurde, dass deine Mutter bei deiner Geburt nicht überlebt." Sein Tonfall war ruhig und behutsam, traf mich aber trotzdem bis ins Markt. „Dass man es mit allen Mitteln darauf angelegt hat, jemanden wie dich zu ... zu erschaffen. Jemanden mit so starker Todesenergie, dass er von der ersten Sekunde an eine gewisse Affinität zum Übernatürlichen entwickelt. Es ist lediglich eine Vermutung, wie gesagt, aber nicht völlig unrealistisch. Diese Leute sind zu allem fähig."
Ich brachte nichts als ein steifes Nicken zustande. Was hätte ich darauf auch erwidern sollen? Mein Kopf war leer und gleichzeitig zum Zerbersten voll, der Schock über das Erlebte und das soeben Erzählte saß mir tief in den Knochen.
Erst, als wir eine schmale Trittleiter erreichten, die endlich in die offiziellen Räumlichkeiten des Styles-Hotels hinaufführte, gewann ich meine Fähigkeit zum Sprechen zurück.
„Eine Affinität zum Übernatürlichen." Mit zittrigen Händen erklomm ich nach Zayn die Leiter, ließ mir von ihm durch die Luke helfen. Seine Hände waren im Gegensatz zu meinen angenehm warm und ruhig. „Ist das auch der Grund, warum ... das dort unten eben passiert ist?"
Zayn summte zustimmend, während er uns geschickt durch all die umherlaufenden Leute im Verwaltungstrakt manövrierte. Trotz der späten Stunde herrschte großer Aufruhr, als wären auf Knopfdruck alle von Zayns Kollegen hier aufgetaucht – zumindest ging ich davon aus, dass es sich um seine Kollegen handelte. Harrys Angestellte konnten es kaum sein, ebenso wenig die Polizei oder ähnliche Stellen. Wie sie es wohl schafften, die Hotelgäste fernzuhalten?
Egal. Nicht mein Problem.
„Du hast die Seele erlöst", wiederholte er seine Worte von zuvor, nun jedoch mit einer Ehrfurcht, einem Unglauben, dass mir mulmig davon wurde. „Du hast eine bösartige Seele berührt und damit erlöst. Es gibt Jahrhunderte alte Überlieferungen von Menschen, die dazu fähig waren. Menschen, die so oft mit dem Tod in Berührung gekommen sind, dass sie einen Seelenhauch in sich tragen, zu einem winzigen Teil Seele sind. Wir haben das immer als Humbug abgetan. Aber jetzt ... jetzt scheinst du das Lebendbeispiel dafür zu sein."
Na wunderbar.
Wollte ich ein Lebendbeispiel für irgendetwas sein? Eigentlich nicht.
„Toll", gab ich kläglich zurück. „Was heißt das jetzt für mich?"
Zayn bedachte mich mit einem entschuldigenden Blick. „Das heißt wohl, dass du jetzt mit einer noch größeren Zielscheibe auf dem Rücken herumläufst als davor. Die Todesanbeter werden nun noch viel mehr daran setzen, dich irgendwie in ihre Reihen zu kriegen. Ganz gleich, ob freiwillig oder nicht." Er bemerkte meinen panischen Gesichtsausdruck und seufzte. „Tut mir leid, Fopp. Ich habe inzwischen gelernt, mit dir Klartext zu reden. Alles andere nützt nichts."
Ich ignorierte den sarkastischen Seitenhieb. „Kann man Bereinigungen nicht noch im Nachhinein durchführen?" Mein Tonfall war viel zu hoffnungsvoll. „Ich will keine übernatürliche Affinität. Und ich will auch keinen Seelenhauch. Und ein Gespenstermagnet will ich auch nicht sein. Ich will einfach nur mein stinknormales Leben zurück."
Anstatt genervt zu seufzen und mein Selbstmitleid mit einer dummen Bemerkung wegzuwischen, drückte Zayn beruhigend meine Schulter. Sein Gesicht war vollkommen ernst.
„Ich fürchte, nein." Sanft schob er mich durch die Tür in die prunkvolle Lobby hinaus. „Das Übernatürliche ist ein Teil von dir, schon von Geburt an. Den wirst du nicht mehr los."
Daraufhin hüllte ich mich in Schweigen, ließ mich von ihm an der Rezeption vorbei durch die Halle führen. Ich wusste nicht, wo er hinwollte oder was nun überhaupt noch zu erledigen war, aber ich vertraute ihm einfach. Mehr konnte ich sowieso nicht tun.
„Niall!" Schritte wurden hinter uns laut, und noch ehe ich mich vollständig umdrehen konnte, schlang Harry schon seine überdimensionalen Arme um meinen Nacken. „Heilige Scheiße, was zur verschissenen Hölle treibst du nur?"
Ich war überfordert.
„Hey, Harry." Ungelenk erwiderte ich die Umarmung, nahm nur am Rande zur Kenntnis, dass Harry nicht wie üblich einen Anzug trug, sondern Jogginghose und Schlafanzugoberteil. Unter den Hosenbeinen lugten mit Pommes und Burgern bedruckte Socken hervor. „Was ... was machst du denn hier?"
Abrupt schob er mich von sich, um mich auf Armeslänge anzustieren. „Was ich hier mache? Verzeihung, Mr. Horan, aber das ist mein Hotel. Mein Hotel, bei dessen Überprüfung offenbar etwas schiefgegangen ist!"
Die letzte, ziemlich anklagend klingende Aussage war eindeutig an Zayn gerichtet, doch der verdrehte nur die Augen. Müde hob er die Hand zu einer wegwerfenden Geste.
„Keine Sorge, Mr. Styles. Meine Vorgesetzte wird sich wegen des Vorfalls und der zugehörigen Zusammenhänge bei Ihnen melden. Jetzt muss erst einmal Schadensbegrenzung betrieben werden."
Harry starrte ihn an. Er wirkte nicht so, als hätte er sonderlich viel begriffen, und ich konnte es ihm beim besten Willen nicht verübeln.
Am Ende winkte er jedoch einfach ab. Sicherlich hatte er auch schon die Schnauze voll.
„Was auch immer." Ungeniert zeigte er auf mich. „Du lieferst mir in naher Zukunft einen Crashkurs, ist das klar?"
Ich nickte eilig. „Klar. Und, Harry ... als wir letztens hier waren, das war wirklich nicht für ..."
„Ich weiß", schnitt er mir resolut, aber nicht unfreundlich das Wort ab. „Mach dir keinen Kopf, Nialler. Ich bin derjenige, dem eine Menge leidtun sollte." Entschuldigend winkte er mir zu. „Ich muss leider rein und ein paar Sachen klären. Bis später. Und versuch, zur Abwechslung mal keinen Bockmist zu bauen."
„Danke, gleichfalls."
Wir verfolgten, wie Harry auf seinen langen Beinen davonstakste, Blicke in alle Richtungen warf und sich dabei immer wieder entsetzt an die Stirn fasste. Der Gute hatte eine Menge zu verarbeiten. Und zu bearbeiten.
„Komm." Eine Berührung von Zayns Hand an meinem unteren Rücken brachte mich wieder in Bewegung. „Raus hier."
„Solltest du nicht deinen Kollegen helfen?"
Zayn brachte ein müdes Lächeln zustande. „Glaub es oder glaub es nicht, aber nach dem ganzen Bullshit wäre ich ihnen eher ein Hindernis als eine Hilfe. Außerdem sollten wir uns beide erst einmal durchchecken lassen."
Ich verzog das Gesicht. „Krankenhaus?"
„Bist du des Wahnsinns? Nein." Er räusperte sich, als er mein verärgertes Gesicht bemerkte. „Tut mir leid. Nein, wir haben Fachärzte im Team, die neben den gewöhnlichen Behandlungen auch auf übernatürliche Belange spezialisiert sind. Der Wagen dürfte draußen stehen."
Tat er.
Während sich ein Typ fortgeschrittenen Alters meinen Arm besah und zusätzlich zum normalen Desinfektionsmittel noch irgendein anderes Wässerchen auf die Wunde tupfte, ließ ich es mir nicht nehmen, Zayn verstohlen von der Seite her zu mustern. Er hatte drauf bestanden, exakt hier neben mir stehenzubleiben, statt sich irgendwo hinzusetzen und sich auszuruhen.
Es rührte mich, auch wenn ich nicht ganz verstand, warum er es tat. Hatte er ein schlechtes Gewissen, weil es trotz all seiner Bemühungen so weit gekommen war? Oder wollte er sichergehen, dass ich nicht ausflippte?
„Ich habe gehört, es gab einen Todeskuss?" Der Arzt besah mich prüfend. „Ich sehe keine Spuren."
„Es war eine andere Art von Todeskuss", schaltete sich Zayn ein, noch bevor ich überhaupt Luft holen konnte, und ich war dankbar dafür. Unmöglich wäre ich in der Lage, zu erklären, was zum Henker passiert war. „Keiner von der problematischen Sorte."
„Aha." Der Typ wirkte nicht überzeugt. „Visionen? Psychische und physische Aussetzer? Tinnitus? Kopfschmerzen?"
Ich spürte in mich hinein. „Kopfschmerzen", bestätigte ich schließlich. „Aber keine Visionen oder so. Auch kein Tinnitus."
Seltsam.
Ich spähte zu Zayn hinüber, doch der wirkte ähnlich ratlos wie ich. Schien so, als hätte diese erlöste Seele ihre Dankbarkeit in vollem Ausmaß walten lassen. Nach der letzten übernatürlichen Begegnung, geschweige denn Berührung, hatte ich tagelang Aussetzer gehabt. Und Albträume. Und Fieber. Und...
„Na gut." Der Arzt zog sich die Gummihandschuhe von den Händen. „Dann sind wir hier fertig. Was ist mit dir, Malik?"
Zayn hob die Hände. „Alles paletti."
Der Mann nickte knapp. „Gut." Mit der Verbandschere zeigte er auf mich. „Bring den hier nochmal mit, sollte es verspätete Auswirkungen geben."
Sollte ich ihn darauf hinweisen, dass ich kein Gegenstand war, den man schnell zum Transport einpackte, wenn er Schwierigkeiten machte? Nein, Energieverschwendung. Außerdem hatte sich der Arzt ohnehin schon wieder seinem Tablet zugewandt, um mit gerunzelter Stirn etwas zu lesen. Demnach begnügte ich mich damit, Zayn hinterherzuschlurfen und ungeschickt aus dem Kleinbus zu klettern.
„Na?" Die junge Frau mit der blonden Kurzhaarfrisur und der Cap, Jenny mit Namen, erwartete uns bereits. Lässig lehnte sie am Bus, eine Zigarette in der einen Hand, ihr Handy in der anderen. Amüsiert ließ sie ihren Blick zwischen Zayn und mir hin und her schweifen. „Überlebt?"
„Sieht ganz so aus." Ein hysterisches Lachen brodelte in mir hoch. „Ich weiß gar nicht, wie ich morgen wieder in die Uni gehen und für Prüfungen lernen soll, als wäre nichts gewesen. Es ist alles so unwirklich."
Aus den Augenwinkeln bekam ich mit, wie Jenny und Zayn einen Blick tauschten, woraufhin Zayn ihr zunickte.
„Na gut." Sie bückte sich, um ihre Zigarette auf dem Boden auszudrücken, doch anstatt sie einfach liegenzulassen, zog sie eine kleine Dose aus ihrer Jackentasche hervor und ließ den Stummel darin verschwinden. Sehr vorbildlich. „Niall Horan, wir haben ein Angebot für dich."
Argwöhnisch hob ich die Augenbrauen. „Ein Angebot. Betreffend was?"
Natürlich ließ Jenny sich von meinem skeptischen Tonfall nicht aus der Fassung bringen. Lediglich ihre Mundwinkel zuckten, als sie die dick umrandete Brille auf ihrer Nase zurechtschob. „Betreffend deine Zukunft. Deine berufliche Zukunft."
Schlagartig dämmerte mir, worauf besagtes Angebot hinauslaufen würde.
„Ihr wollt mich anheuern?"
Jenny seufzte. „Wenn du es so nennen willst, ja." Dann breitete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus. „Und dein potenzieller, zukünftiger Mentor steht direkt neben dir. Ich bin sicher, Zayn wäre ein guter Lehrer für dich."
Da schwang ein dreckiger, vielsagender Unterton in ihrer Stimme mit, bei dem all meine Alarmglocken schellten, doch meine Welt stand zu sehr Kopf, um mir darüber Gedanken zu machen.
„Okay", würgte ich hervor. „Habe ich Bedenkzeit?"
„Klar." Ihr Grinsen wurde noch breiter. „Zayn kann dir sicherlich helfen. Nicht war, Z?"
Könnten Blicke töten, hätten die von Zayn das exakt jetzt getan. Mehrmals hintereinander.
„Hast du nicht einen Job zu erledigen, Jenny?"
Sie gluckste in sich hinein. „Aber klaro. Bis später, Kollege." Mir warf sie eine Kusshand zu. „Man sieht sich, Niall. Bei Gelegenheit würde ich mir auch noch ein T-Shirt von dir signieren lassen."
Dann drehte sie sich um und machte sich arglos vom Acker.
Mit seltsam rotem Gesicht wandte Zayn sich mir zu. „Ich würde dir einen Schlafplatz anbieten, wenn du nichts dagegen hast. Ich hätte kein gutes Gefühl dabei, dich allein nach Hause zu schicken. Ich habe die nötigen Sachen in meiner Wohnung, falls die Flashbacks und die Albträume doch noch einsetzen."
Sein Blick lag eindringlich und intensiv auf mir, und aus irgendeinem Grund wurde mir darunter siedend heiß.
„Okay." Ich räusperte gegen die Trockenheit in meiner Kehle an. „Danke."
Eine andere Kollegin von ihm chauffierte uns zu seiner Wohnung, da Zayn vernünftigerweise ablehnte, sich selbst hinters Steuer zu setzen. Keiner von uns sprach während der Fahrt, sodass mir genug Zeit blieb, um meine kreisenden Gedanken zu ordnen.
Ein Jobangebot. Ein Jobangebot von Zayns Agentur für übernatürliche Belange. Zayn Malik mit der pinken Mütze höchstpersönlich wäre mein Mentor. Wir würden gemeinsam zu Einsätzen fahren, Lehreinheiten wahrnehmen und eine Menge Zeit miteinander verbringen. Und ich würde mehr über die Welt des Übernatürlichen und meine persönlichen Fähigkeiten erfahren.
Ich konnte nicht leugnen, dass diese Aussicht höchst verlockend klang.
Und als wir vor dem heruntergekommenen Gebäude schweigend aus dem Auto stiegen, uns von der jungen Frau verabschiedeten und die Stufen zur Haustür erklommen, war meine Entscheidung bereits gefallen.
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whoop whoop!
Jetzt fehlt nur noch der Epilog, dann kommt auch "Todgeküsst" nach einigen Startschwierigkeiten zu einem Ende🥰 Lasst mir gern eure Gedanken da🤭💕
Dankeschööön & liebe Grüße
Andi🌈
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