18) Livestream des Todes - 2
Achtung, Teil 1 kam kurz vorher :)
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In der Eingangshalle befanden sich nicht nur die Kerzen, sondern auch Menschen, und das nicht gerade wenig. Eine einzelne Person bewegte sich im Lichtkreis, während außerhalb davon eine ganze Gruppe reglos verharrte. Allesamt trugen lange, dunkle Gewänder, deren Kapuzen ihnen tief in die Stirn hing, und hielten irgendetwas in der Hand, das stetig vor sich hin qualmte. Eine kleine Schale mit diffus glühenden Inhalt.
„Heilige Scheiße." Louis' Kopf hing über meiner Schulter. In seinen Augen spiegelten sich die Kerzenlichter. „Ist das eine Beschwörung? Ein Ritual? Krass!"
„Ja. Und weißt du, was noch krass ist?", zischte ich zurück. „Dass wir daran vorbeimüssen, um nach draußen zu kommen."
Daraufhin zog Louis es erst einmal vor, zu schweigen.
„Wisst ihr, was das ist?" Die flackernden Lichter und Schatten auf Liams Gesicht verliehen ihm einen dämonischen Touch, als er sich zu uns umwandte. Lediglich die unverhohlene Furcht in seinen Augen passte nicht dazu. „Das ist garantiert eine Sekte oder so. Die machen uns fertig, wenn sie bemerken, dass wir sie beobachtet haben. Niall, gibt es hier noch einen Ausgang? Du hast doch sicherlich das ganze Internet nach einem Gebäudegrundriss gefilzt."
Unruhig kaute ich auf den Innenseiten meiner Wangen. „Habe ich. Und klar, es gab mehrere Ausgänge, aber von denen hat man einige schon vor der Schließung des Krankenhauses komplett dichtgemacht, soweit ich mich erinnere." Ich zögerte, um keine Falschinformation zu verbreiten. „Die größte Chance könnten wir noch an der Notaufnahme haben. "
„Gut." Liam wich zur Seite, um mir Platz zu machen. „Geh voran. Ich kann mich nicht mehr an den Weg erinnern."
Ich wusste sehr gut, dass er sich garantiert schon an den Weg erinnern konnte, einfach weil Liam dahingehend ein unverbesserlicher Nerd war. Aber außerdem wusste ich, dass er bei einem Platz als Anführer früher oder später in einen Heulkrampf ausbrechen würde, daher widersprach ich nicht.
Es gab nur einen winzigen Haken.
„Liam." Ich winkte ihn wieder heran. „Dazu müssen wir aber auf dieser Treppe hier noch ein Stockwerk tiefer in den Keller. Alternativ gibt es nur die Aufzüge, und die funktionieren nicht."
Liams Augen weiteten sich, als er begriff, dass wir dazu ein paar Schritte im Erdgeschoss am gewundenen Geländer entlang zurücklegen mussten, um die weiterführenden Stufen in den Keller zu erreichen. Wunderbar auf dem Präsentierteller für die Kerzenpsychos dort drüben.
Ich ließ ihm keine Zeit dafür, sich zu viele Gedanken zu machen. Kurz entschlossen setzte ich mich in Bewegung – und zwei Sekunden später stand ich schon auf der Kellertreppe, im Schatten des Geländers.
„Spinnst du?" Liam rang die Hände. „Die sehen uns doch!"
Mir blieb keine Zeit, zu einer Überzeugungsrede anzusetzen, denn nur einen Wimpernschlag später hatte Louis unserem Kameramann schon einen Schubser versetzt – womit er ihn dazu zwang, sich so flink wie möglich zu mir zu verziehen, um nicht entdeckt zu werden.
Sein Atem ging stoßweise, als er schließlich neben mir stand, die Finger um das Geländer verkrampft. Seine Mimik war starr.
„Ich gehe mit euch nirgendwo mehr hin", verkündete er leise. „Hört ihr? Nirgendwo."
Louis gesellte sich ebenfalls zu uns und schüttelte sich lässig sein braunes Haar aus den Augen. Er schien eher aufgeregt und positiv-adrenalingeladen zu sein, statt sich in die Hose zu machen. Sicherlich bezeichnete er unsere missliche Situation insgeheim als dauerkrass, traute sich aber nicht, es auszusprechen, da er genau wusste, dass er dafür nur einen Arschtritt kassieren würde.
„Mein Handy geht immer noch nicht." Ungeduldig drückte er an den Knöpfen des Geräts herum „Das gibt es doch nicht. Das Ding ist noch gar nicht so alt und hatte noch nie eine Macke."
„Das liegt nicht an deinem Handy", fuhr Liam ihm unheilvoll über den Mund. „Hier stimmt etwas nicht." Wie auf Kommando schlang er sich fröstelnd die Arme um den Oberkörper. „Fuck, es ist so kalt."
Er hatte Recht. Unser Atem produzierte inzwischen verstärkt Wölkchen, die Temperaturen mussten also erneut gesunken sein. Etwas, das in dieser Form hier einfach nicht existierte. Ein derartiger Temperatursturz innerhalb kürzester Zeit? Wie konnte das sein?
Unwillkürlich schweiften meine Gedanken zu Zayn Malik ab. Dieser hätte sicherlich eine Erklärung im Ärmel. Und sicherlich wüsste er auch, was es mit diesem Ritual dort in der Haupthalle auf sich hatte. Beschworen diese Leute Geister? Dämonen? Oder einfach nur Tote? Und wenn ja, warum? Wie dumm musste man sein, um das überhaupt zu versuchen? Was erhoffte man sich davon? Und waren Geister und Dämonen und Tote ein- und dasselbe?
Egal.
Nicht unser Problem.
Zumindest nicht, solange wir es aus dem Gebäude schafften, ohne von diesen Verrückten aufgegriffen zu werden. Und im Moment sah es doch gut aus, richtig? Wir mussten uns nur noch durch die Kellergänge in Richtung Notaufnahme bewegen und uns dort nach draußen verkrümeln, zur Not eben mit gewaltsamen Mitteln, sollte die Tür verriegelt sein.
In der Theorie erschien mir das alles sehr einfach.
Die Praxis sah leider geringfügig anders aus.
Wir erreichten gerade die letzten Stufen der Kellertreppe, als es begann.
Als einzigen Vorbote spürte ich lediglich ein diffuses Ziehen hinter den Schläfen, dann setzte auch schon der Kopfschmerz ein. Dumpf pochend und unerbittlich, wie ein Dolch mitten durch die Stirn.
„Fuck." Abrupt kam ich zu einem Halt, ignorierte Liams dramatisches Blöken, als er mir in den Rücken stolperte. Die Hände an die Schläfen gepresst, widerstand ich mit aller Macht dem plötzlichen Bedürfnis, mich zu Boden fallen zu lassen und den Kopf zwischen die Knie zu klemmen. „Fuck."
Meine Ohren begannen zu schrillen, schrecklich hoch, fast wie Tinnitus, nur um ein Vielfaches schlimmer. Mein Sichtfeld flimmerte bedenklich, und gerade, als ich die Hände auf die Augen pressen wollte, brach endgültig die Hölle los.
Bilder flammten auf. Nein, ganze Szenen. Fast wie Videosequenzen vor meinem inneren Auge, in meinem Kopf.
Verzerrte, huschende Gestalten, verschwommene Umrisse und Silhouetten, kombiniert mit dumpfen Geräuschen in meinen Ohren, die wohl dazugehörten.
Ich brauchte einige Momente, um zu begreifen, dass sich die Bilder hier abspielten. Hier, in den Räumlichkeiten des Krankenhauses, als es noch in Betrieb gewesen war. Flackernde Lichter, wehende Kittel, hektische Rufe, Gerätschaften, nach denen eilig gegriffen wurde. Gerufene Befehle. Nulllinien. Blut.
Tod.
Meine Atemzüge beschleunigten sich rasant, meine Kehle wurde enger und enger. Nur am Rande nahm ich wahr, dass mein ganzer Körper unkontrolliert zitterte und bebte, in einer seltsamen Mixtur aus Frieren und Schwitzen.
Ich wollte, dass es aufhörte.
Dann waren da plötzlich Hände. Sie packten mich erst an den Schultern, umfassten dann meinen Kopf. Jemand schrie mich an, heißer Atem traf mich mitten ins Gesicht. Eine Hand griff grob nach meinem Arm, und erst, als sich Finger kräftig ins Fleisch meines Oberarms gruben, gewann ich meinen Bezug zur Realität zurück – und dann spritzte mir eiskaltes Wasser ins Gesicht und riss mich endgültig aus dem Höllentrip.
Einige Sekunden lang war es vollkommen still. Lediglich meine Ohren summten leise vor sich hin, als Nachhall dessen, was sich vorhin noch abgespielt hatte.
Mein ganzer Körper tat einfach nur weh. Ich fühlte mich erschöpft wie noch nie, wie ausgelaugt, als hätte mir etwas sämtliche Energie entzogen.
Eine Berührung an der Wange motivierte mich schließlich dazu, langsam die Augenlider flattern zu lassen. Wann hatte ich sie überhaupt geschlossen? Ich konnte mich nicht erinnern.
Nach und nach sickerte die Realität zu mir durch. Die Realität, dass ich auf dem kalten Boden am Fuß der Treppe lag, ein Arm auf der untersten Stufe, der andere auf meinem Bauch. Schemenhaft gesellten sich Personen dazu: Louis' wirre Sturmfrisur auf der Treppe neben meinem Arm, die kräftige Statur von Liam zu meiner anderen Seite – und schließlich noch jemand direkt über meinem Gesicht. Jemand mit dunklem Teint, rehbraunen Augen und grellpinker Mütze.
Oh, fuck.
„Einen wunderschönen, guten Morgen, Fopp." Zayn Malik stierte mich ausdruckslos an. In der Hand hielt er eine gläserne Wasserflasche, die er nun wieder zuschraubte. „Alles paletti in deinem hübschen Hohlkopf?"
Ich wollte etwas antworten, doch meine Stimmbänder gehorchten mir nicht. Letztendlich entschied ich mich einfach dafür, den Kopf zur Seite sacken zu lassen und bemitleidenswert zu ächzen. Das sollte ihm als Antwort reichen.
Zayn verdrehte nur die Augen. „Das habe ich mir fast gedacht. Los, bewegt euch."
Der letzte Befehl war wohl an Louis und Liam gerichtet, denn im nächsten Moment griffen die beiden nach meinen Armen, schlangen sich jeweils einen um den Nacken und zogen mich hoch. Viel zu früh und viel zu schnell. Mein Kopf drehte sich.
„Stopp." Meine Stimme klang fürchterlich. „Sonst muss ich kotzen."
„Egal", fuhr Zayn mir rüde über den Mund. „Kotzen kannst du draußen noch. Draußen ist übrigens dein Stichwort. Wenn du noch länger hier drinbleibst, verlierst du eventuell weit mehr als nur ein wenig Mageninhalt."
Ich wusste nicht, warum, aber ich glaubte ihm.
Es war schrecklich und zäh und irgendwie vollkommen verworren, aber irgendwie schafften wir es, den langen Gang zurückzulegen, bis wir die Flügeltür zur Notaufnahme passierten. Zayns knallpinke Mütze hüpfte irgendwo vor uns auf und ab, bewegte sich von einer Seite zur anderen und schien engmaschig Überprüfungen vorzunehmen. Also, Zayn nahm die Überprüfungen vor. Nicht seine Mütze. Versteht sich.
Ich für meinen Teil verstand aktuell sowieso absolut nichts. Ich ließ mich lediglich mitschleifen, während der letzte verbliebene Teil meines Gehirns, der noch funktionierte, sich fragte, was zur Hölle das eben gewesen war.
Nur verschwommen registrierte ich, wie Zayn sich an der Tür neben dem verschlossenen Tor der Notaufnahme zu schaffen machte, dann befanden wir uns auch schon an der frischen Luft.
Nach und nach verschwand der Druck aus meinem Kopf, die Nebelschwaden vor meinen Augen lichteten sich, zusammen mit dem beklemmenden Gefühl in meiner Brust, und endlich hatte ich das Gefühl, wieder frei atmen zu können. Außerdem bemerkte ich, dass mein Gesicht noch immer triefte. Das Wasser, das Zayn mir übergekippt hatte.
„Was zur verschissenen Hölle, Niall?", fuhr Liam mich im nächsten Moment so hysterisch an, dass ich mich am liebsten verkrochen hätte. „Was war das denn bitte?"
Ehe ich antworten konnte, ergriff Zayn an meiner Stelle das Wort.
„Der Grund, warum er sich von solchen Orten fernhalten sollte." Vernichtend blitzte er mich an. „Auch ohne den Beschwörungskreis hättest du dort drin früher oder später Schwierigkeiten bekommen, nichts in diesem Gebäude ist bereinigt. Zu viele Seelen, die sich mitteilen wollen und Zugang suchen. Es könnte dich in den Wahnsinn treiben."
Louis hielt zur Abwechslung mal die Klappe, da er sich gerade eine Stress-Zigarette gönnte, Liam hingegen keuchte theatralisch.
„Seelen? Die sich ... die sich mitteilen wollen?" Seine Stimme überschlug sich. „Was? Was?"
Zayn hielt inne, um an mich gewandt die Augenbrauen hochzuziehen. „Ach. Du hast deine Kollegen nicht eingeweiht, Fopp? Einerseits auf kollegialer Ebene fragwürdig, andererseits gut zu wissen, dass du den Rand halten kannst, wenn nötig. Du erstaunst mich. Da."
Völlig überrumpelt nahm ich die Tablette an, die er mir in die Hand drückte. Raschelnd ließ er den Blister wieder in der Innentasche seiner Lederjacke verschwinden, drückte sorgfältig den Klettverschluss zu.
„Ist das..."
„Ja."
Eine seiner geweihten Eisentabletten, die er mir vor einiger Zeit nicht geben hatte wollen, mit dem Argument, dass diese für absolute Notfälle vorgesehen waren.
Ich zögerte.
War das hier etwa ein solcher Notfall?
„Ja. Ist es." Zayn schien mir meine Gedanken von der Nasenspitze abgelesen zu haben. „Du hattest vorhin mit so vielen Seelen gleichzeitig direkten Kontakt, dass du die Bilder möglicherweise nie wieder ganz loswirst. Es ist exakt so, wie ich es befürchtet habe."
Seine Stimme reduzierte sich zu einem Murmeln, als spräche er nur zu sich selbst. „Die Seelen scheinen dich nach dem Kuss als eine Art Medium wahrzunehmen. Als Schnittstelle. Äußerst faszinierend. Jemandem wie dir bin ich bisher nur ein einziges Mal begegnet und hätte nicht gedacht, dass es noch ein zweites Mal passiert."
Schwerfällig ließ ich mich auf die Motorhaube meines Autos sinken, Louis mit seiner stinkenden, qualmenden Zigarette direkt neben mir, während Liam in etwas Distanz stehenblieb und uns argwöhnisch beobachtete – insbesondere Zayn.
„Jemand wie ich?" Ich versuchte, nicht zusammenzuzucken, als Zayn sich wieder mal meine Wangen schnappte und mein Gesicht abzusuchen begann. Offenbar hielt er nach neuen Berührungspunkten Ausschau. „Jemand mit toter Energie?"
„Richtig."
Ich schluckte. „Was ist mit ihm passiert?"
„Ihr. Hat kurz nach Entlassung aus der Psychiatrie Suizid begangen."
Daraufhin blieb mir erst einmal die Spucke weg. „Oh."
„Ja. Oh." Endlich löste er die Finger von mir. Sein Kiefer malmte. „Körperlich scheinst du nichts abbekommen zu haben. Glück gehabt, Fopp."
Es kostete mich eine Menge, um nicht sarkastisch zu schnauben. Ja, ich fühlte mich definitiv enorm glückselig. Unsicher schielte ich in die Runde und zog den Kopf ein, als ich bemerkte, dass alle mich anstarrten.
„Was?", murmelte ich peinlich berührt. „Hab ich was an der Nase oder so?"
„Wir sollten von hier verschwinden." Zayns Stimme war vollkommen ruhig. „Bevor die Todesanbeter euch doch noch erwischen. Ich vermute, dass sie euch aufgelauert haben."
Bevor ich in heller Aufregung nach weiteren Ausführungen verlangen konnte, trat Zayn den Rückzug an.
„Gut. Ihr fahrt jetzt heim. Wobei ..." Er zeigte auf mich. „Na? Hast du Lust auf eine Übernachtungsparty?"
„W-warum?"
Zayn musterte mich abschätzend. „Nimm es mir nicht übel, Fopp, aber nach der Aktion dort drin wäre es kein Wunder, wenn trotz der Tablette noch ein Rückfall eintritt. Auch ohne körperlichen Todeskuss."
„Ein Rückfall?" Mein Gehirn arbeitete erbärmlich langsam, konnte sich jedoch zusammenreimen, dass es sich bei einem solchen Rückfall um schlimme Albträume, Fieberanfälle und schreckliche Kopfschmerzen handeln musste. Dinge, die ich erst gehabt hatte und definitiv nicht nochmal brauchte. „Und das heißt, ich soll bei dir mitfahren? Zu dir nach Hause?"
„Sozusagen."
Ich starrte ihn an.
Wäre Zayn nicht Zayn und die Situation die, die sie eben war, hätte ich gesagt, er lud mich auf einen gottverdammten One-Night-Stand ein.
Schließlich schien ihm aufzugehen, in welche Richtung meine Gedanken abdrifteten, denn er verdrehte die Augen. „Meine Güte. Keine Sorge, Fopp, ich will dir nicht an die Wäsche. Ich möchte lediglich verhindern, dass du so endest wie die Bekannte, von der ich dir eben erzählt habe. Aber wenn dir das Risiko egal ist, werde ich dich nicht davon abhalten, in dein eigenes Bettchen zu kriechen und dort womöglich in ein höchst unangenehmes, albtraumhaftes Koma zu rutschen."
„Nein." Ich räusperte mich, als Zayn irritiert die Augenbrauen hob. „Ich meine ... ja. Ich komme mit."
„Kluges Kerlchen. Los."
„Niall, nein." Liams Hand an meinem Arm hielt mich zurück. Scheinbar hatte er endlich seine Sprache wiedergefunden. „Du kennst den Typen doch gar nicht. Was zur Hölle geht hier ab?"
Frustriert kratzte ich mich im Nacken. „Tatsächlich kenne ich ihn doch schon ein wenig besser, Li. Er kann mir helfen. Tut mir leid, dass ich dir nichts erzählt habe, wir wollten dich nicht in Panik versetzen."
Liam öffnete und schloss den Mund ein paar Mal, ohne etwas von sich zu geben, doch die Verletztheit in seinem Blick sprach Bände. Mein rabenschwarzes Gewissen drohte mich zu zerfressen. Wir hatten Liam bewusst aus der Sache herausgehalten, obwohl er ebenso ein Recht darauf gehabt hätte, eingeweiht zu werden. Kein Wunder, dass er sich vor den Kopf gestoßen fühlte.
„Louis wird dich jetzt sofort einweihen", versicherte ich ihm lahm. „Nicht wahr, Lou?"
Louis zog nur eine Grimasse, was ich als Zustimmung wertete.
Ich zog beide in eine schnelle Umarmung, bevor ich in Richtung Zayn trottete, der schon einige Meter entfernt stand und ungeduldig mit dem Fuß wippte. Schon wieder trieb in meinem Magen dieses mulmige Gefühl sein Unwesen, wie immer, wenn ich nicht wusste, was auf mich zukam. Und dennoch fühlte ich mich merkwürdig sicher, als ich Zayn zu seinem dunklen, verdreckten Jeep folgte und ohne weitere Aufforderung auf der Beifahrerseite einstieg.
Ich nutzte die wenigen Sekunden, in denen Zayn das Fahrzeug umrundete, um mich verstohlen umzusehen. Bei unserer kurzen Mitfahrt damals nach dem Friedhof hatte ich mir keine Zeit dafür genommen – zumal ich viel zu sehr mit meinen zoffenden Kollegen und dem Chaos in meinem Kopf beschäftigt gewesen war.
Aber jetzt stach mir umso mehr ins Auge, dass Zayn sich große Mühe zu geben schien, seine Person auf sein Auto zu übertragen. Alles hier drin war dunkel und schmutzig und irgendwie unheilvoll – alles, bis auf die Wackelfigur vorne rechts auf dem Armaturenbrett. Ein grinsendes Skelett mit pinkem Kleid und pinker Haube.
Wie passend.
„Scan erfolgreich?"
Ertappt.
Zayn ließ sich hinters Lenkrad fallen und schob seine Mütze zurecht. Dann zeigte er auf das Skelett. „Das ist Gerry."
„Gerry?" Ich runzelte die Stirn. „Warum trägt er ein pinkes Kleid?"
„Warum nicht?"
Nun gut. Recht hatte er.
Zayn startete den Motor. „Wie fühlst du dich?"
Unsicher spürte ich in mich hinein. „Es geht. Komischerweise. Also, ich bin todmüde und die Kopfschmerzen bringen mich um. Aber ansonsten passt es."
Zayn nickte langsam, als hätte er mit einer solchen, wenig umfangreichen Bestandsaufnahme schon gerechnet.
„Das kommt schon noch", verkündete er finster. „Glaub mir."
Wundervoll.
Irritiert ließ ich mich in den Sitz zurücksinken, erlaubte mir, die Augen zu schließen und ein wenig zu dösen. Und da auch Zayn Malik nicht wirklich Interesse daran hatte, Konversation zu betreiben, dauerte es nicht lange, bis sich mein Bewusstsein in den Schlaf verabschiedete.
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Irgendwie tut mir Niall langsam echt leid👀 ich hatte gar nicht mehr auf dem Schirm, wie viel er hier aushalten muss.
Oopsie.
Schönen Abend euch!❤
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