Ich werde fast von einem Auto erstochen...
Erste halbgöttliche Regel: sage niemals „Alles ist gut", oder „Es kann nicht mehr schlimmer werden", denn glaub mir es kann, und es wird, wenn du die Moiren so herausforderst! Und genau das war mein Fehler!
Nach ewig langen Diskussionen, verfrachtete Mrs Jackson uns ins Auto. Mein Kopf pochte im Gleichklang mit meinem Herzen. Percy löcherte seine Mom und Grover mit Fragen, während wir auf dem Highway fuhren. Hinter uns der Strand, vor uns nur Straße und Wald. „Claire, alles in Ordnung?", fragte Mrs Jackson besorgt. Die anderen verstummten. „Ich bin so überfordert", murmelte ich. Percy nickte und reichte mir eine Flasche Wasser von vorne. Percy saß auf dem Beifahrersitz, während Grover und ich uns die Rückbank teilten. Gierig stürzte ich das Wasser hinunter. Sofort ging es mir besser, und die Kopfschmerzen ließen nach.
„Meine Mom und du... Ihr kennt euch also?", fragte Percy an Grover gewannt. Grover checkte den Rückspiegel. „Wir sind uns noch nie persönlich begegnet, aber sie hat gewusst, dass ich euch im Auge behalte." „Du behältst uns im Auge?", fragten Percy und ich im Chor. „Ich beobachte was ihr so mach und ob alles in Ordnung ist, aber wir sind wirklich Freunde!", fügte er schnell hinzu. „Stalker", murmelte ich. Hinter uns ertönte ein dumpfes Dröhnen, und ich hatte eine ungute Ahnung davon, was es sein könnte. Das Monster-Ding war uns auf den Fersen. Ich starrte in die dunkle Nacht, und versuchte irgendetwas auszumachen. „Wir müssen euch in Sicherheit bringen", sagte Mrs Jackson. „Sicherheit wovor?", rutschte es mir raus. „Wohin fahren wir eigentlich?", fragte Percy. „In das Sommerlager von dem ich dir erzählt habe", antwortete seine Mutter. Ich verstand nur Bahnhof. Grover und Percy begannen eine Diskussion über etwas, dass anscheinend auf der Bussfahrt passiert war. Ein paar alte Damen hatten einen Faden durchtrennt. Sofort kamen mir die Moiren, die griechischen Schicksalsgöttinen in den Kopf. Keine Sekunde später bestätigte Grover meinen Verdacht.
Wieder hörte ich das Dröhnen. Mrs Jackson riss das Lenkrad nach rechts. Ich konnte gerade noch die Gestallt ausmachen, der sie ausgewichen war. Eher noch etwas sagen konnte jagte mir ein kalter Schauer über das Rückrad. Ich sah einen grellen Blitz, hörte einen erschreckend lauten Knall und dann explodierte der Wagen.
Ich kam mir schwerelos vor, als ob jemand die Erdanziehungskraft aus geschaltet hätte, doch dann wurde ich schmerzhaft daran erinnert, dass es nicht so war. Wir flogen nicht, und das Auto war auch nicht explodiert. Es lag umgedrehtes im Straßengraben. Ich lag auf dem Dach, das jetzt der Boden war. Mein Gurt war von irgendetwas durchtrennt worden. Ich stöhnte leise. „Geht es euch gut?", hörte ich Mrs Jackson's Stimme. Mehrfaches Klicken ertönte, dann der dumpfe Aufprall von Körpern und das Geräusch einer Autotür. „Geht es euch gut?", drang Grover's Stimme an mein Ohr. „Sind alle da?", das war wieder Mrs Jackson. „Nein!", rief Percy, „Claire fehlt!" Dumpf hörte ich sie weiter reden.
Ich musste mir irgendwo den Kopf angeschlagen haben, denn das nächste was ich wusste war, dass Percy mich aus dem Wrack des Wagens zog. Ich blinzelte ein paar mal. Meine Arme fühlten sich an, als wären sie gerade aus einem Eisbad gekommen. Natürlich, ich war schließlich darauf gefallen. Zischend rappelte ich mich auf. Ich spürte einen leisen Hauch von Schmerz in meiner linken Seite. Reflexartig griff ich dort hin. Ich berührte etwas warmes und klebriges. Ich sah nach unten an meiner Hand klebte Blut, und nicht gerade wenig. „Ohh", stieß ich hervor und krallte mich an Grover's Schulter um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. „Claire?", fragte Percy. Dann schnapp er nach Luft. „Was?", murmelte ich. „Glas", war alles was er mir zur Antwort gab. Ich sah mir wieder meine Wunde an. Ja, Glas. Das war noch milde ausgedrückt. Ein riesiges scharfes Stück Glas ragte aus meiner Haut. „Ach, Scheiße!", stöhnte ich. Mrs Jackson eilte auf mich zu. „Tut das nicht höllisch weh?", fragte sie. Ich schüttelte den Kopf. „Noch nicht." Ich griff nach der Scherbe. Die scharfen Kanten bohrten sich in meine Handfläche. Mit einem Ruck zog ich das Glas heraus. Ich schrie auf, und schlug meine Nägel noch tiefer in Grover's Schulter. Er legte einen Arm um mich, um mich zu stützen. „Wir müssen ins Camp", sagte er. Mrs Jackson nickte. „Mrs Jackson...", setzte ich an. „Nenn mich Sally." „Okay Sally, uhm... das mit dem dem Auto tut mir furchtbar leid..." „Schon in Ordnung", sagte sie.
Hinter uns hörten wir ein lautes Brüllen. „Los jetzt! Da hinten ist die Grenze!", schrie Grover. Er deutete auf einen großen Baum, eine Fichte um genauer zu sein. Sie stand auf der Spitze eines Hügels, nicht weit entfernt. „Los!", rief Sally. „Aber Mom?", warf Percy ein. Seine Mutter wollte anscheinend nicht mitkommen. „Na los! Geht schon!", rief sie. Ich löste mich aus Grover's Griff. „Was machst du da?", fragte er. „Ich bleibe bei Mrs Jackson. Geht!" „Du kannst doch nicht hier bleiben!", rief Percy. „Ich halte euch nur auf!" „Nein! Wir lassen euch nicht hier!", schrie er. „Verdammt noch mal Percy! Kannst du nicht einmal deinen Stolz runterschlucken und tun was man dir sagt?!", rief ich wütend. Ich nahm Mrs Jackson an der Hand, und stolperte in Richtung Fichte. Grover und Percy dicht neben mir. Hinter uns ertönte wieder das Brüllen. Ich fuhr herum.
Der Anblick der sich mir bot war Furcht erregend. Ein sieben Meter hoher Koloss stand for mir. Sein Körper war muskulös, aber menschlich. Das konnte man von seinem Kopf nicht gerade behaupten. Sein Kopf war der eines Stieres. Der Minotaurus , eine griechische Sagengestalt. So weit ich mich erinnerte war er ein Sohn des Minos. Eigentlich nicht ganz, er war ein Sohn seiner Frau. Er war als Strafe für Minos gedacht, da er Poseidon betrogen hatte. Ich hatte immer geglaubt das wären nur Mythen. Genauso wie die Moiren oder Furien, oder Satyren, aber ich hatte den lebenden Beweis für das Gegenteil. Der Minotaurus packte das Auto-Wrack und warf es auf die Straße. Ich zuckte zusammen als es aufschlug. Dann explodierte es wirklich. „Bei den Göttern", murmelte Grover. Wir taumelten weiter, es waren nur noch ein paar Meter bis zur Fichte, doch der Minotaurus hatte unsere Witterung aufgenommen. Der Hang war steil und glitschig und ich war schon völlig fertig. In wenigen Sekunden würde der Stiermann uns eingeholt haben.
Percy entfernte sich ein paar Schritte und zog mich mit. Das Monster kam auf uns zu, den Kopf geneigt, bereit zum Angriff. Im letzten Moment sprangen wir zur Seite. Ich fiel keuchend zu Boden. Der Minotaurus lief an uns vorbei. Aber anstatt sich wieder uns zu zu wenden steuerte er jetzt Grover und Mrs Jackson an. Wir waren an der Spitze des Hügels angekommen. Im Tal konnte ich verschiedene Hütten sehen, Felder und eine Art Arena. Sie waren aber immernoch so weit entfernt. „Lauft Percy! Lauft!", schrie Mrs Jackson. Entsetzt sah ich zu wie mein bester Freund stehen blieb. Er starrte seine Mutter an. Das Ungeheuer griff sie an. Mrs Jackson versuchte auszuweichen so wie Percy und ich, Grover war nirgends zu sehen. Aber der Minotaurus hatte den Trick jetzt kapiert, seine Hand schnellte vor und packte ihren Nacken als sie sich wegducken wollte. Ich stieß einen Schrei aus, doch das Monster achtete nicht auf mich. Es hob Sally hoch in die Luft. Er schloss die Hand um ihren Hals und sie löste sich in goldenes Licht auf.
Percy drehte durch. Der Minotauraus steuerte jetzt auf ein im Gras liegendes etwas zu, das ich als Grover identifizieren konnte, und Percy rastete aus. Er stürmte auf das Monster zu, und beschimpfte es mit allen möglichen kreativen Namen. Dann blieb er stehen, er lehnte sich gegen einen großen Baum und zog seine rote Jacke. Er nahm sie vor sich und schränkte sie. Ich wollte rufen, dass er den Mist lassen soll, doch ich brachte keinen Ton heraus. Der Minotaurus hielt mit vollem Tempo auf ihn zu. In letzter Sekunde stieß Percy sich vom Boden ab und nutzte den Kopf des Minotaurus als Sprungbrett, nur um dann sicher hinter ihm wieder im Gras zu landen. Wie war das möglich? Nur eine Millisekunde später knallte der Kopf des Monsters gegen den Baum.
Kurz verschwamm mein Blickfeld. Als ich wieder klar sehen konnte saß Percy Gras, ein Horn in der Hand, eins, dass dem Ungeheuer jetzt fehlte. Er rappelte sich auf und als das Monster zum Angriff ansetzte bohrte mein Freund ihm sein eigenes Horn direkt unter die Rippen. Der Minotaurus fing an sich aufzulösen, zu einer Art zerkrümelnden Sand der vom Wind verweht wurde. Ich wollte jubeln und Percy umarmen. Doch mein Körper hatte andere Pläne.
Vor meinen Augen wurde alles schwarz...
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro