Ohne Titel Teil9
Ava saß endlich im Flugzeug, dass sie nach Hause brachte. Ava konnte es kaum aushalten, bis sie alle endlich sah. Besonders Jason. Sie wollte ihn überraschen, deswegen hatte sie ihn nicht angerufen um ihn zu erzählen, dass sie wieder nach Hause kam. Aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er es schon ahnte. Seit sie das Flughafengelände mit Flynn betreten hatte, fühlte sie sich beobachtet! Sie konnte es sich nicht erklären, wer sie beobachten sollte, aber dieses Gefühl... sie konnte es nicht erklären.
Nun saß sie endlich im Flugzeug! Aber dieses Gefühl schwand nicht!
Ungeduldig zappelte sie auf ihren Sitz hin und her.
„Meine Güte. Kannst du deinem Hintern nicht eine Minute Ruhe gönnen?"
Flynn saß neben ihr und gab vor zu schlafen. Was er natürlich nicht tat. Sonnenjäger schliefen nicht! Dass er so tat, nur um den Schein zu wahren, war eigentlich schon Beweis genug, dass ihm Helios Auftreten ziemlich beeindruckt hatte und er sich wieder anpassen wollte. Das dachte Ava wenigstens. Himmel, konnte sie doch nur Gedanken lesen, wie Jason oder Sebastian. Das hätte ihr in der Vergangenheit bestimmt jede Menge Ärger erspart.
„Halt die Klappe, Ire!"
Er lachte leise, um die Passagier dieses Nachtfluges nicht zu stören. Sie murrten schon, weil Ava so aufgeregt war und sie nicht in Ruhe ließ.
„Versuch es wenigstens. Oder ich miete ein Cabrio ohne Kofferraum, sobald wir angekommen sind."
Da es gerade zu dämmern begann, wenn sie ankommen würden, hatte sich Flynn bereit erklärt, sie so schnell wie möglich nach Hause zu fahren. Ava wollte nicht noch mehr Zeit vergeuden, in dem sie noch einen Tag in einem Hotel verbringen zu müssen.
Sie zischte ihn böse an.
„Das würdest du nicht wagen."
Wieder lachte er leise.
„Nein, wahrscheinlich nicht!"
Er drehte sich zu ihr und nahm ihre Hand.
Sie starrte auf ihre Hände, doch Flynn lächelte sie beruhigend an.
„Ach komm schon. Nur zur Beruhigung. Wir haben doch viel gemeinsam erlebt."
Sie zuckte nur mit den Schultern und schaute aus dem Fenster. Sie ließ aber seine Hand nicht los. Irgendwie beruhigte sie diese kleine Berührung.
„Willst du es mir erzählen?"
Sie drehte den Kopf zu ihm. Was sollte sie ihm erzählen?
„Was erzählen?"
Er seufzte leise und starrte kurz an die Decke, bevor er seinen Kopf wieder zu ihr drehte.
„Fang doch mal damit an, warum dieser Dämon behauptete, die Vampire hätten sich geweigert, dich zu verletzen! Mehr noch, dass sie dich beschützen würden! Denkst du, ich habe das vergessen? Hast du irgendeinen geheimen Pakt mit ihnen? Mir ist das in London schon aufgefallen. Selbst wenn Vampire in der Nähe gewesen wären, du hättest sie nicht angegriffen."
Ava schloss kurz die Augen. Sie musste sich schnell eine Lüge einfallen lassen.
„Das kann ich mir selbst nicht erklären. Aber du kennst die Dämonen. Sie versuchen Verwirrung zu stiften. Und es waren eben keine Vampire in London. Warum sollte ich mir Gedanken über sie machen?"
Sie wollte den Kopf wieder zum Fenster drehen, doch er hinderte sie daran, indem er ihr Kinn in seine Hand nahm.
„Du lügst! Ich habe Augen im Kopf! Ich habe doch gesehen, wie du zusammen gezuckt bist, als der Dämon das erzählte. Was hast du mit diesen verdammten Vampiren zu schaffen?"
Sie hörte im Hintergrund ein leises Zischen. Langsam drehte sie sich um und beobachtete die Leute, aber niemand schien dieses Zischen ausgestoßen zu haben. Merkwürdig. Sie hatte es genau gehört.
Sie sah wieder zu Flynn und ihre Augen verengten sich ärgerlich.
„Hör mir mal gut zu, du verdammter Ire! Wenn ich etwas mit Vampiren zu schaffen hätte, warum habe ich bei unserem ersten Treffen drei umgebracht?"
Er schnalzte mit der Zunge und grinste sie an.
„Das hatte ich total vergessen!"
Ava war froh, dass er sich so leicht abspeisen ließ. Sie wollte ihm nicht stecken, dass sie einen Vampir als Freund, nein als Seelengefährten hatte. Er hätte es genauso wenig verstanden, wie Sebastian oder die anderen. Ihnen war es alle schon immer eingetrichtert worden, dass Unterweltbewohner böse Wesen sein, die man vernichten musste. Irgendwie zweifelte Ava das aber nun an. Es gab bestimmt böse "Jungs", aber alle über einen Kamm zu scheren, dass konnte Ava nicht mehr!
Sie lehnte sich zurück und schloss kurz die Augen. Der Vollmond schien ins Fenster hinein. Mist! Wenn sie endlich zu Hause ankam, war abnehmender Mond. Sie würde sich noch einige Tage gedulden müssen, bis sie endlich zu Jason konnte.
„Wer ist er?"
Sie sah zu Flynn, der zwar in seinem Sitz lag, aber das Gesicht zu ihr gedreht hatte.
„Mh?"
Flynn seufzte und schüttelte leicht den Kopf.
„Ich merke doch, dass da ein Mann ist! Einer von deiner Sippe?"
Ava schüttelte den Kopf.
„Aber es gibt da jemanden, oder?"
Sie nickte und senkte den Kopf. Warum sollte sie es ihm verheimlichen. Er würde es doch merken, sobald sie angekommen waren. Denn Ava würde bestimmt nicht lange in der Villa bleiben. Sie wollte so schnell wie möglich zu Jason.
„Mit ihm hast du telefoniert, wenn du weg warst!"
Es war eine Feststellung, keine Frage.
Wieder nickte sie.
„Es ist aber nicht möglich, dass du mit ihm zusammen bist! Ist er ein Mensch?"
Sie schloss die Augen. Warum musste er so bohren?
„Flynn, bitte!", bat sie leise. „Frag nicht weiter! Du würdest es nicht verstehen!"
Er nahm ihre Hand und hauchte einen Kuss auf ihre Finger.
„Wenn du es wissen willst ich wäre gerne der Mann, der dich so durcheinander bringt. Du weißt, es wäre möglich! Niemand würde Anstoß daran nehmen. Du hättest nicht die Probleme, die du jetzt offenbar hast!"
Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie leicht auf den Mund. Wieder hörte Ava ein Zischen. Himmel, hatte sie schon Wahnvorstellungen?
Unwillkürlich versteifte sie sich. Auch wenn die Initiative nicht von ihr kam, hatte sie das Gefühl Jason zu betrügen.
Flynn sah sie enttäuscht an.
„Schade. Ich weiß, dass ich keine Chance habe. Aber ich werde nicht aufgeben. Und wenn dieser Mann nur einen Fehler macht, bin ich zur Stelle."
Er bettete ihren Kopf an seine Schulter und legte einen Arm um sie. Ava wollte sich zurückziehen, doch er hielt sie auf.
„Nein, bitte bleib. Lass mir wenigstens diesen Moment! Ich weiß, dass wenn wir bei dir zu Hause sind, habe ich keine Chance mehr gegen diesen anderen!"
Eine Träne lief ihr über die Wange. Sie fühlte sich schuldbewusst. Warum hatte Flynn so etwas gesagt? Sie wollte ihm keine Hoffnung machen. Auch wenn Jason sich im Moment sehr merkwürdig verhielt, konnte sie sich keinen anderen Mann an ihrer Seite vorstellen.
Natürlich hätte sie mit Flynn keine Probleme. Aber er war eben nicht Jason. Und Jason war der Mann, den sie haben wollte. Egal, was sich für Schwierigkeiten ergaben. Sie würde allen beweisen, dass es doch eine Möglichkeit gab mit dem Mann zusammen zu sein, den sie liebte. Und wenn es nicht anders ging, dann würde sie die Konsequenzen gerne in Kauf nehmen. Egal was es war.
„Da ist ja unser Küken endlich!"
Konrad kam ihr breit grinsend entgegen und breitete seine Arme weit aus. Ava flog regelrecht in seine Arme und er drückte sie fest an sich. Sie zog seinen vertrauten Duft ein und fühlte sich sofort zu Hause. Sie hatte diesen Kerl, der wie ein Bruder zu ihr war, schrecklich vermisst. Er hielt sie in seinen starken Armen und wog sie sanft, als ob er ein Baby im Arm hielt.
„Ich hab dich vermisst, du kleine Nervensäge! Wie war es in England, mh?"
Sie drückte ihre Nase in sein Shirt und fing an zu weinen. Verdammte Scheiße! Seit wann war sie so nahe am Wasser gebaut?
„Nanana, kleines Mondküken! Was ist denn mit dir los? Hast du den alten Konrad so sehr vermisst? War es denn so schlimm ohne uns?"
Sie nickte nur. Sie konnte nicht antworten, denn es wurde ihr jetzt erst bewusste, wie sehr sie alle vermisst hatte. In England hatte sie immer nur an Jason gedacht, doch nun wurde klar, dass hier auch ihre Familie lebte und Ava benötigte sie genauso wie Jason.
Er nahm ihr Kinn in seine Hand und zwang sie, ihn ins Gesicht zu sehen.
„Jetzt hör mir mal gut zu! Wir lassen dich nicht mehr weg! Mir ist es mittlerweile scheißegal, was Luna sagt. Sie kann uns nicht erst zusammenbringen und dann auseinander reißen, wie es ihr gerade passt. Wir brauchen dich hier!"
Verdutzt starrte Ava den Mann an, von dem sie immer dachte, er wäre Luna genauso ergeben, so wie es die Engländer gewesen waren. Irgendetwas musste sich verändert haben. Aber im Moment überwog die Freude darüber, dass sie endlich zu Hause war.
Konrad sah über sie hinweg. Er war nicht begeistert, dass er Flynn sah, aber er schien es hin zu nehmen.
„Ah, der Sonnenscheißer ist auch da. Nichts für ungut. Willkommen bei uns. Wahrscheinlich ist das hier die Hölle für dich!"
Flynn lachte laut auf.
„Ich denke, ich habe eine ungefähre Ahnung, wie es sein wird. Schließlich habe ich praktisch ein halbes Jahr mit Ava zusammen gewohnt. Und es hat mir gefallen!"
Konrad sah Ava lächelnd in ihr verheultes Gesicht, dann umarmte er sie wieder fest.
„Dann hat sich ja unser Küken anständig benommen. Jetzt komm, Kleines. Violett und ich haben noch eine Überraschung für dich!"
Er führte sie ins Wohnzimmer, ohne sie aus seinen starken Armen zu lassen. Ava fühlte sich bei ihm so geborgen, wie sie es von einem großen Bruder erwarten konnte.
Als erstes sah sie dort Violett, die kreischend auf sie zu gerannt kam, ebenfalls anfing zu weinen und sie fest umarmte. Konrad schüttelte gespielt genervt den Kopf und murmelte etwas über verrückte Weiber, aber Ava sah, dass auch er sich ein paarmal heimlich über die Augen wischte.
Violett ließ sich nicht von Konrads Gehabe beeindrucken, sondern drückte Ava fest an sich, bevor sie ihr in die Augen sah.
„Meine kleine Schwester! Ich hab dich so vermisst! Ich lass dich nie wieder gehen, hörst du? Und jetzt erzähl mal. Wie war es in London? Hast du mir etwas mitgebracht? Ich denke doch, du warst einkaufen!"
Sie erzählte Violett einiges über London, doch die unerfreulichen Sachen ließ sie aus. Lieber erzählte sie ihr, wie sie eingekauft, Werwölfe gejagt und Dämonen gekillt hatte.
„Klingt ja so, als ob du Spaß gehabt hättest!"
Abrupt drehte Ava sich zu der dunklen Stimme um.
Sebastian lehnte am Türrahmen und betrachtete sie lächelnd. Sie kreischte auf, sprang über das Sofa und schmiss sich in seine Arme. Natürlich begann sie sofort wieder zu heulen.
„Ach komm schon. Seit wann bist du denn so eine Heulsuse? Du warst doch bestimmt froh, dass du mich und mein Gemecker los warst. Jetzt hör damit auf und lass uns feiern!"
Obwohl er so flapsig geantwortet hatte, spürte sie, wie er sie einen Moment länger in seinen Armen hielt und ihr einen Kuss auf das Haar drückte.
Jeder erzählte jetzt seine Erlebnisse der letzten Monate. Es gab viel Gelächter, aus den Lautsprechern dröhnte der Bass und es floss Whiskey im Überfluss! Ava hatte auch das vermisst.
Irgendwann wurde es jedoch ruhiger.
Flynn setzte sich neben Ava und legte einen Arm um ihre Schulter.
„Ich wusste nicht, dass ihr so viel Spaß habt. Es gefällt mir hier!"
Sie grinste ihn an.
„Das hier ist doch gar nichts. Warte mal ab, bis wir wieder richtig fit sind. Jetzt ist es Tag und es beginnt der abnehmende Mond. Eigentlich sind wir wilder drauf!"
Er nickte lächelnd.
„Das kann ich mir vorstellen! Ich finde es trotzdem faszinierend. Ihr habt Spaß, wann immer ihr könnt! Aber auf der anderen Seite habe ich dich kämpfen sehen. Du bist auf dem Punkt genau fit und dir macht keiner so schnell etwas vor. Ihr seid wahrscheinlich alle auf dem Punkt konzentriert. Das vermisse ich bei meinem Orden. Es gibt nie eine Zeit, in der wir einfach mal ausgelassen sein können. Immer nur Ernst, Arbeit und Meditation."
Ava verstand ihn.
„Ich kann mir ehrlich gesagt nicht erklären, warum Helios dich ausgesucht hat. Du passt gar nicht in den Orden!"
Flynn zuckte mit den Schultern.
„Das liegt vielleicht auch daran, dass ich eben nicht von Helios ausgesucht wurde. Ich geriet in eine Schießerei. Himmel, hier in Deutschland und am helllichten Tag. Ich wollte doch nur Urlaub machen. Dann erwischte mich diese Kugel. Direkt in den Kopf. Im nächsten Moment wachte ich im Orden auf und man erklärte mir, dass ich von nun an ein Sonnenjäger sei. Ich wollte das nicht! Es gab später ziemlichen Ärger deswegen, weil Helios davon nichts geahnt hatte. Er hat es mir persönlich gesagt. Nie hätte er mich ausgesucht. Dimitri hatte seine Finger im Spiel. Im Nachhinein bin ich sogar der Meinung, dass er die Schießerei mit Absicht inszeniert hatte. Ich war ein sehr guter Medizinstudent und hatte schon viele Forschungspreise gewonnen. Deswegen war ich eine kleine Berühmtheit in London. Noch einen verdammten Monat und ich hätte meinen Doktor machen können. Ich war verdammt gut darin!"
Ava dachte darüber nach. Sollte Dimitri wirklich so skrupellos sein und einen Menschen umbringen lassen, nur weil er seinen Zwecken dienen könnte? Je mehr sie über diesen Typen erfuhr, desto weniger konnte sie ihn ausstehen. Sie fand sein Verhalten abscheulich! Was hatte er nur vor?
„...und dann ist da dieser neue Chef der Vampire. Seltsam. Seit er an der Macht ist, haben wir keinerlei Probleme mehr mit ihnen! Sie gehen auf die Sonnenjäger los, aber uns lassen sie in Ruhe! Sie gehen uns regelrecht aus dem Weg."
Ava horchte auf. Was erzählte Konrad da?
„Was für ein neuer Chef?", fragte sie interessiert.
Konrad sah zu ihr.
„Geheimnisvoller Typ! Er tauchte auf einmal auf und übernahm alle Clans hier in der Stadt. Ich könnte sogar schwören, dass ich gesehen habe, wie sie Dämonen gekillt haben!"
Ava wurde es eiskalt.
Das würde er nicht tun!
Violett trug auch noch etwas dazu bei.
„Vorige Woche wurde ich von einigen Werwölfen angegriffen. Sie hatten mich in einen Hinterhalt gelockt, den ich absolut nicht kommen gesehen habe. Es sah ziemlich übel für mich aus. Aber bevor ich Konrad rufen konnte, war dieser Kerl auf einmal vor mir. Ich habe noch gedacht, dass jetzt mein letztes Stündlein geschlagen hatte. Scheiße, der Kerl sah überhaupt nicht wie ein Vampir aus! Ein Hüne von einem Mann. Ein breiteres Kreuz als Konrad und mächtige Arme. Er killte mindestens zehn Köter ohne mit der Wimper zu zucken oder außer Atem zu sein. Aber was noch merkwürdiger war: als sie alle tot waren, drehte er sich zu mir um. Er nannte mich bei meinem Namen, als ob er mich schon ewig kennen würde. Dann meinte er, ich sollte das nächste Mal besser aufpassen. Bevor ich was sagen konnte, war er allerdings verschwunden! Ich sah ihn danach nur noch einmal. Du erinnerst dich Konrad. Die Feuerdämonen, die uns ans Leder wollten."
Konrad nickte ernst.
„Es waren fünf Kerle. Wir wären leicht fertig mit ihnen geworden, doch dann tauchte er auf. Er stellte sich vor uns. Er war beeindruckend. Selbst für mich und ich bin bestimmt kein Schwächling. Aber dieser Kerl...er sah die Dämonen nur an und sagte zu ihnen, dass sie sich verpissen sollten. Und sie taten es! Ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Dann sah er uns kurz an, grinste und verschwand so schnell, wie er gekommen war. Violett hat ja schon gesagt, er sieht nicht wie ein Vampir aus. Eisblaue Augen, die einen schon Furcht einjagen können, wenn er einem nur schräg ansieht. Und auch sein Verhalten. Nicht typisch für einen Vampir. Die beschützen uns doch nicht. Aber er tut es und die anderen folgen ihm."
Das hat er nicht getan!
Sebastian wirkte nachdenklich.
„So was höre ich zum ersten Mal. Wie konnte er die gesamten Clans vereinigen und die Führung übernehmen? Und warum sollte er uns helfen?"
Konrad paffte an seiner Zigarre.
„Er hat nicht nur die Clans der Stadt vereint. Einzelne Clans aus anderen Städten sind zu ihm übergelaufen. Eigentlich sollte es uns egal sein, da er uns in Ruhe lässt. Aber es ist trotzdem erschreckend. Seine Macht wird von Nacht zu Nacht größer! Er muss sehr alt sein!"
Ungefähr achthundertvierundfünfzig Jahre ist er alt!
Sebastian starrte sie an.
„Was hast du gesagt?"
Sie schüttelte den Kopf und verfluchte sich, dass sie ihre Gedanken nicht unter Kontrolle halten konnte. Sie versuchte ruhig zu bleiben und wunderte sich, dass sie das äußerlich wohl auch hin bekam.
Scheißkerl!
Ava!
Nichts Ava! Warte nur, wenn ich dich zu Gesicht bekomme! Dann knallt es!
Jason hatte wirklich den Nerv in ihren Kopf zu lachen! Ava schaute auf die Uhr. Noch eine Stunde, bis sie gefahrlos das Haus verlassen konnte.
Eine dreiviertel Stunde und zehn etwa zehn Zigaretten später hielt sie es nicht mehr aus. Sie sprang vom Sofa und ging Richtung Tür.
„Ich muss los!"
Violett sah aus dem Fenster.
„Es ist noch zu hell! Warte doch noch einen Moment, dann begleite ich dich!"
Ava winkte ab.
„Ich passe schon auf mich auf. Aber ich muss jetzt jemanden den Schädel einschlagen und später in Ruhe nachdenken! In London hatte ich ja kaum Gelegenheit dazu!"
Ohne auf die Blicke der anderen zu achten, ging sie in ihr Zimmer und zog sich ihre Lederklamotten an, schnappte sich ihren Motorradhelm und ging in die Garage. Wahrscheinlich dachten die anderen, sie würde auf Dämonenjagd gehen. Wenn die wüssten!
Ich kann nicht glauben, dass er das getan hat!
Sie fuhr zu der Kirche. Sie kannte ihn ziemlich gut und dachte schon bei sich, dass er immer noch in den Katakomben hauste. Ihr Gesicht brannte höllisch, denn die Dämmerung hatte gerade eben erst eingesetzt und die Sonne war noch nicht ganz verschwunden. Vor der Kirche sah sie Jasons Auto und sein Motorrad. Außerdem standen noch eine Menge andere Autos herum. Er war also da! Und er war nicht alleine!
Du bist wirklich bescheuert!
Dass er die Katakomben jetzt so nutzte, machte sie wütend. Sie hatte ihm den Tipp gegeben, aber nicht um seinen eigenen Clan hier unter zu bringen!
Sie ließ den Helm auf, bis sie die Treppen erreicht hatte, die nach unten führte. Sobald kein Sonnenlicht vorhanden war, zog sie den Helm ab und legte ihn auf dem Boden ab. Er hatte nicht einmal mehr einen Schein auf die Treppe gelegt.
Entweder bist du sehr von dir überzeugt oder du erwartest mich schon.
Sie stieg die Treppen hinunter. An den Wänden hingen Fackeln, die vorher noch nicht da gewesen waren. Dann kam sie endlich zum Tor. Zwei Vampire standen davor und betrachteten sie misstrauisch, als sie näher kam.
Ava stellte sich vor ihnen auf.
„Bringt mich zu euren Chef!", verlangte sie.
Einer der Kerle lachte laut auf.
„Ein kleiner Mondjäger mit einem Sonnenbrand im Gesicht will mir Befehle erteilen. Dass ich nicht lache! Mach, das du verschwindest oder ich vergesse die Befehle unseres Fürsten!"
Fürst? Du bist wirklich größenwahnsinnig!
Ava ging direkt auf den Kerl zu und sah ihm böse ins Gesicht.
„Hör mir gut zu, du kleiner Wichser! Ich bin gerade erst hier in der Stadt angekommen und habe auch jetzt erst erfahren, was ihr hier abzieht! Ich bin im Sonnenlicht hier her gefahren, weil ich es nicht so ganz glauben wollte, dass ihr hier so einen Mist fabriziert! Mein Gesicht brennt wie Feuer, ich bin müde und habe nicht gerade die beste Laune. Reize mich nicht! Es würde dir nicht gefallen, was ich sonst mit dir anstellen würde!"
Ihr Kopf drehte sich schnell zu dem anderen Kerl, der bisher ruhig geblieben war.
„Das gilt auch für dich! Also? Wo ist das Arschloch?"
Im dem Moment ging das Tor auf und eine Frau erschien. Äußerlich war sie etwas älter als Ava. Doch an ihren Augen sah man ihr genaues Alter. Sie zischte den Wachen etwas in einer fremden Sprache zu. Es klang wie Spanisch, aber das war Ava vollkommen egal. Die Wachen erstarrten. Sie schien im Clan eine hohe Stellung zu haben.
Die Wachen stammelten hilflos vor sich hin.
„Wir haben das nicht gewusst. Sie sollte doch noch in London sein! Warum hat man uns nicht gesagt, dass sie wieder hier ist? Himmel, wie sollten wir sie denn auch erkennen? Ich habe sie noch nie gesehen!"
Sofort neigte sich sein Kopf in Richtung Ava.
„Verzeiht uns, Herrin! Wenn wir geahnt hätten, dass ihr es seid, hätten wir euch nicht warten lassen! Bitte! Nehmt unsere Entschuldigung an."
Ava knirschte mit den Zähnen.
„Hör auf mit dem Mist! Ich bin keine Herrin! Also, wo ist der Mistkerl?"
Die Frau neigte nun ebenfalls den Kopf und zeigte auf das Tor.
„Folgt mir, Herrin. Mein Fürst erwartet euch schon!"
Sie ging voran und Ava folgte ihr.
Das wird ja immer besser! Ich hoffe nur, du hast für alles eine plausible Erklärung!
Sie hörte sein leises Lachen in ihren Kopf und wäre beinahe in die Knie gegangen. Himmel, hatte sie dieses Lachen vermisst!
Wage es nicht zu lachen! Ich finde es nicht lustig! Wenn ich dich noch einmal lachen höre, dann schlage ich dir den Schädel ein! Darauf kannst du einen lassen!
Ava folgte der Frau immer weiter in das Innere der Katakomben.
„Es ist bestimmt vermessen, wenn ich euch einfach so anspreche, aber ich habe bemerkt, dass ihr sehr wütend seid. Und diese Wut sich gänzlich gegen meinen Fürst richtet! Ich bitte euch! Hört ihm zu!"
Ava schnaubte.
„Ich bin mir nicht sicher, ob du mich verstehst. Aber in meinen Augen hat er mich verraten!"
Die Frau blieb stehen und blickte sie mit gütigen Augen an.
„Ihr müsst wissen, dass ihm seine Entscheidungen nicht immer leicht gefallen sind. Er ist auf viel Widerstand gestoßen. Besonders, was seine Befehle den Mondjägern betraf. Viele verstanden nicht, warum er diesen Befehl aussprach, euch zu verschonen. Erst im Nachhinein wurde klar, dass es ihm nicht um die Mondjäger selbst, sondern nur um euch geht. Aber die hiesigen Mondjäger sind eure Familie, Herrin. Wir legen viel Wert auf die Familie. Also beschützten wir sie. Wenn ich euch so betrachte, finde ich den Befehl überflüssig. Ihr könnt euch gut selbst wehren. Und auch die anderen."
Wieder schnaubte Ava.
„Soll ich jetzt auch noch Mitleid mit ihm haben? Nein! Ich bin sauer und das wird er auch merken!"
Die Frau lächelte.
„Jetzt verstehe ich, warum er mich geschickt hat, euch zu holen. Ein anderer Vampir wäre wohl jetzt schon tot. Ihr steht ihm an Temperament nichts nach. Es ist gut, dass ihr eine Mondjägerin seid. Ihr seid ihm würdig und ebenbürtig. Andere Frauen wären gnadenlos unter gegangen, wenn er sich je mit einer anderen eingelassen hätte!"
Ohne weiter darauf einzugehen, setzte sie ihren Weg fort und Ava konnte nicht anders, als ihr zu folgen. Vor einer Tür blieben sie stehen und die Frau klopfte an. Dann öffnete sie die Tür und bat Ava einzutreten.
In diesem Zimmer standen überall Kerzen herum, obwohl Ava an der Decke modernen Lampen sah. Ein riesiger Tisch beherrschte das Zimmer. Karten, Papiere und Dokumente waren darauf verteilt. Um den Tisch standen jede Menge Vampire, welche die Karten studierten. Nun sahen sie aber auf und betrachteten Ava neugierig. Dann sah sie endlich Jason. Er trat vom Tisch weg, so dass sie freie Sicht auf ihn hatte. Ava musste sich an ihrer Wut regelrecht festkrallen, sonst wäre sie ihm direkt in die Arme gelaufen. Sie hatte sein geliebtes Gesicht so schrecklich vermisst.
Er sah sie ernst an und wartete auf eine Reaktion. Diese kam prompt.
„Du...verdammtes...ARSCHLOCH!"
Sie begann mit einem Flüstern, dass sich aber in der Lautstärke immer mehr steigerte.
Um sie herum zischte es empört. Sie konnte hören, dass die Vampire nicht mit einverstanden waren, dass Ava offensichtlich ihren Fürst so dermaßen vor ihren Augen beleidigte! Doch nach einer Handbewegung von Jason verstummten sie sofort.
„Wie konntest du es wagen, mich so zu verarschen?"
Wieder zischte es.
„Lasst uns alleine!"
Ohne seinen Blick von ihr zu wenden, hatte er den Befehl gegeben. Und diese Arschkriecher taten sogar, was er sagte. Es dauert nur Sekunden und sie waren alleine.
Jason stand nur da, tat nichts, sondern schaute sie an.
„Wie konntest du es wagen?"
Sie stürmte nun auf ihn los und verpasste ihn eine kräftige Ohrfeige.
„Du bist nicht anders als die ganzen Vampire hier, die du um dich gescharrt hast. Die ganze Zeit hast du mir doch etwas vorgemacht, habe ich Recht? Was hast du vor? Willst du uns alle vernichten? Mich auch?"
Sie wollte noch einmal zuschlagen, aber er hielt ihre Hand fest und betrachtete weiterhin ihr Gesicht. Sein Ausdruck war liebevoll, obwohl er doch eigentlich wütend sein müsste.
Einen kurzen Moment war sie traurig darüber, dass er sie so verraten hatte. Ihr Freund, nein, ihr Seelengefährte hatte sie schamlos hintergangen.
Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und wischte mit dem Daumen eine Träne von ihrem Gesicht. Ava hatte nicht einmal bemerkt, dass sie geweint hatte. Sie stieß ihn von sich. So einfach konnte sie ihm nicht verzeihen!
„Wie konntest du? Ich habe mir jede Nacht die Augen ausgeweint, weil ich dich vermisst habe. Und du? Du warst doch froh, dass du mich endlich losgeworden bist, oder? Kaum war ich weg hast du mich verraten. Und von wegen, du würdest ohne mich nicht leben können! Das war alles leeres Gerede!"
Er schüttelte energisch den Kopf und zog sie wieder in seine Arme. Es störte ihn nicht, dass sie sich sträubte. Er hielt sie so lange, bis sie sich etwas beruhigt hatte.
„Ich habe dich nicht verraten, Liebes!"
Langsam senkte er den Kopf und küsste sie zärtlich.
„Sage nie wieder, ich hätte leeres Gerede von mir gegeben, wenn es um dich geht! Das war es nämlich nicht. Ich habe wie ein Hund gelitten, als du weg warst. Ich war drauf und dran dir zu folgen!"
Wieder küsste er sie und Ava schlang ihm ihre Arme um den Hals.
„Warum hast du es nicht getan? Warum hast du hier lieber Scheiße gebaut, als zu mir zu kommen?"
Er grinste sie nur an und küsste sie wieder.
Himmel, wenn er so weiter macht, vergebe ich ihn alles!
Jason packte sie am Po und hob sie so hoch, dass sie ihre Beine um seine Hüfte legen konnte. Er unterbrach seinen Kuss dabei nicht ein einziges Mal, sondern hielt sie so eine ganze Weile. Immer wieder küsste er sie, manchmal zärtlich und liebevoll, dann wieder wild und stürmisch. Immer wieder versicherte er ihr, dass er sie schrecklich vermisst hatte und er sie nun nicht mehr gehen lassen würde.
„Lass mich nie wieder so lange allein, mein Herz! Ich kann es nicht ertragen, so lange von dir getrennt zu sein!"
Sein Mund fuhr ihren Hals entlang, Ava spürte, wie seine Eckzähne wuchsen."
„WAG es nicht, mich zu beißen!", raunte sie ihm böse zu.
Er lachte und entfernte sich aber schnell von ihrem Hals. Schwungvoll setzte er sie auf den Tisch, behielt sie aber in seinen Armen.
Seine Kälte ignorierend kuschelte sie sich an seine Brust.
„Wage es du nicht, dich noch einmal von diesem Kerl betatschen zu lassen!"
Sie sah zu ihm hoch.
„Was? Welcher Kerl?"
Jason schnaubte böse.
„Dieser Sonnenscheißer! Ich hatte überall meine Leute, die dich beobachten sollten und es hat mir nicht gefallen, was sie gesehen haben! Sollte er es noch einmal wagen, dir so nahe zu kommen, bringe ich ihn um!"
Sie lachte leise.
„Dann habe ich es mir doch nicht eingebildet, dass ich Vampire in London gesehen habe! Und auch im Flugzeug waren sie da?"
Er nickte.
„Ich wollte einfach wissen, wie es dir geht. Da ich aber selbst nicht nach England konnte, habe ich dort bei einem Clan angerufen und sie gebeten, ein Auge auf dich zu haben! Ich dachte wirklich, ich falle aus allen Wolken, als sie mir berichteten, dass du mit den Sonnenscheißer abhängst. Und das im Flugzeug...Ava...tu mir das nicht noch einmal an!"
Empört schnaubte sie auf.
„Hallo? Kannst du dich noch an die letzten Telefonate erinnern, die wir führten? Du hast fast gar nicht mehr mit mir gesprochen. Ich musste dir alles aus der Nase ziehen. Ich hatte das Gefühl, dass du kein Interesse mehr an mir hattest! Und nun wagst du es, mir auch noch Vorwürfe zu machen? Bist du noch ganz bei Trost?"
Er verzog das Gesicht.
„Ich konnte dir doch nicht sagen, was ich hier plane!"
Sie nickte.
„Das sehe ich jetzt auch ein. Ich hätte dir den Kopf abgerissen, wenn ich vorher davon erfahren hätte. Aber lass mich nie wieder beschatten. Ich kann auf mich alleine aufpassen."
Er küsste ihre Schläfe und versprach es ihr. Sie wartete noch einige Minuten, bis er sich vollends beruhigt hatte.
„Was sollte eigentlich die Versammlung hier? Ich dachte, ich treffe dich alleine an!"
Jason grinste sie an, dann holte er mit einem Fuß einen Sessel heran und setzte sich. Sie nahm er einfach mit, so dass sie auf seinem Schoß saß.
„Ehrlich gesagt hatte ich mit einer heftigeren Reaktion von dir gerechnet. Ich hörte deine Gedanken, seit du in der Villa erfahren hast, dass die Vampire einen neuen Fürst haben und es dir langsam dämmerte, dass es ich sein könnte. Du warst so wütend wie schon lange nicht mehr. Ich befürchtete, dass du mit deinem Schwert hier herein stürmen und mir den Kopf abschlagen würdest! Ich habe die anderen hier behalten, weil ich um mein Leben fürchtete. Schließlich kenne ich dich lange genug."
Er fuhr leicht über ihren Sonnenbrand, der aber schon am Abheilen war.
„Du bist sogar noch im Sonnenlicht losgefahren. Ich habe dich oft wütend erlebt, aber die Wut, die du seit über einer Stunde ausstrahlst, die hat selbst mir Angst gemacht!"
Ava strahlte ihn frech an und streichelte seinen Nacken.
„Du armer Kerl. Fürchtet sich vor einem kleinen Mondjäger!"
Er schüttelte den Kopf.
„Nicht vor einem kleinen Mondjäger. Ich fürchtete mich vor meinem kleinen Mondjäger. Wenn wir ehrlich sind, können die anderen doch gegen dich einpacken. Besonders, wenn du wütend bist!"
Sie blieben nun eine ganze Weile eng umschlungen sitzen und schwiegen. Jeder genoss in Ruhe die Nähe des anderen auf die sie schon so lange hatte warten müssen.
Irgendwann sah er Ava ernst an.
„Willst du mir jetzt in Ruhe zuhören? Willst du wissen, warum ich es getan habe?"
Eigentlich nicht! Ich will lieber ewig so mit dir hier sitzen bleiben!
Leise lachte er.
„Liebes, du hast einiges verlernt. Du solltest doch so langsam deine Gedanken unter Kontrolle halten können. Stattdessen höre ich dich schon seit Stunden in meinem Kopf. Nicht, dass es mir nicht gefallen würde, aber andere brauchen das nicht unbedingt mit bekommen! Siekönnen auch deine Gedanken hören. Es gefällt mir nicht, dass sie es können!"
Sie zuckte nur mit den Schultern.
„Wenn ich wütend oder überaus glücklich bin, vergesse ich meine Gedanken zu verbergen."
Er brummte und streichelte sanft ihren Rücken, während sie sich wieder an ihn kuschelte.
Es klopfte an der Tür und gleichzeitig klingelte ihr Handy.
„Herr, der Mond nimmt ab!"
Ava hörte es, ging aber an ihr Handy und wunderte sich, dass sie hier unten Empfang hatte. Kaum hatte sie abgenommen, bellte ihr Flynns Stimme entgegen.
„Wo bist du? Es ist abnehmender Mond, falls du es noch nicht bemerkt hast!"
Er war wütend auf sie, doch das machte ihr nichts aus.
„Reg dich ab, Ire! Ich bin in Sicherheit!"
Sie kletterte von Jasons Schoß, was ihr einen bösen Blick von ihm einbrachte, bevor er zur Tür ging und seinen Leuten ungefähr dasselbe sagte, allerdings in einem gemäßigteren Ton. Sie verschwanden sofort wieder.
Flynn war da schon hartnäckiger.
„Sebastian und Konrad sind voll am ausflippen! Also, wo bist du? Ich hole dich ab!"
Sie schnaubte wütend.
„Wer bist du? Mein Vater oder was? Es ist nicht nötig, dass du mich abholst! Ich bin in Sicherheit, wie ich schon gesagt habe. Beruhige die anderen. Es kann mir nichts geschehen!"
Es herrschte eine Weile Ruhe.
„Du bist bei ihm, habe ich Recht? Bei dem Mann, der dich so durcheinander bringt!"
„Ja!", sagte sie leise und drehte sich zu Jason um. Der hatte sich gegen die Wand gelehnt und seine Arme vor der Brust verschränkt. Sein Blick sprach Bände. Er wusste genau, mit wem sie telefonierte. Und es gefiel ihm nicht!
„Weiß er überhaupt, was du bist? Kann er dir wirklich Sicherheit bieten? Wenn dir nur ein Haar gekrümmt wird, dann Gnade ihm Gott!"
Jason reichte es jetzt. Er stieß sich von der Wand ab, kam zu ihr und nahm ihr das Handy ab, ohne auf sie zu achten.
„Hör mir gut zu, du kleiner Scheißer! Wenn Ava sagt, es geht ihr gut und sie wäre bei mir in Sicherheit, dann ist es auch so! Denkst du, ich bin nicht fähig auf mein Mädchen auf zu passen?"
Sie hörte nun Flynn ins Telefon brüllen, dass Jason aufpassen sollte, mit wem er so redete. Es entbrannte ein gewaltiger Streit, der Ava gewaltig auf die Nerven ging.
„Hört auf! Alle beide! Meine Fresse! Ich verpiss mich gleich, dann habe ich wenigsten Ruhe vor eurem kleinlichen Streit!"
Jason starrte sie ungläubig an, immer noch das Handy in der Hand haltend. Nach einigen Sekunden drückte er Flynn einfach weg und legte das Handy auf den Tisch. Sein Gesicht war ernst.
„Das würdest du nicht tun! Du hast versprochen, mich nicht mehr alleine zu lassen!"
Sie streckte ihr Kinn herausfordernd nach vorne, als ob sie ihm sagen wollte, dass er es ruhig ausprobieren sollte. Er fuhr sich fahrig mit der Hand durch das Gesicht. Er schien noch blasser geworden zu sein.
„Er hat mich provoziert. Ich musste ihm klar machen, was Sache ist!"
Sie holte tief Luft. Natürlich hatte sie nicht vor, ihn zu verlassen. Aber das würde sie ihm jetzt nicht auf die Nase binden.
„Oh, Jason, manchmal bist du wirklich ein Höhlenmensch! Flynn ist der Meinung du bist ein Mensch! Was denkst du, was bei mir zu Hause los wäre, wenn die anderen mit bekommen würden, dass ich gerade mit dem mächtigsten Vampir der Gegend hier zusammen bin und herum knutsche! Er macht sich wirklich Sorgen, weil ein Mensch nun wirklich nicht in der Lage wäre mich zu beschützen. Und schon gar nicht, wenn ich in meinem Urlaub bin und absolut nichts mit bekomme! Und dann eben dieser Fürst. Sie fürchten sich vor dir! Und ich bin alleine. Sie können mich nicht beschützen!"
Jason keuchte auf.
„Er denkt, ich sei ein Mensch? Hast du ihm das erzählt? Meine Güte, Ava, du kannst einen wirklich herunter ziehen, wenn du es darauf anlegst!"
Sie schüttelte lächelnd den Kopf.
„Nein, ich habe ihm nichts erzählt. Flynn hat es sich zusammen gereimt. Und jetzt Schluss damit. Ich will noch etwas Spaß haben, bevor ich wieder ins Koma falle!"
Er grinste sie an und nahm sie wieder in seine starken Arme.
„An was hast du denn so gedacht?"
Sie küsste ihn leicht auf das Kinn.
„An Werwölfe! An was sonst? Ich habe es vermisst, mit dir auf die Jagd zu gehen."
Er verzog das Gesicht.
„Das ist momentan eine schlechte Idee, meine kleine Mondfee. Ich stehe mit den Anführern in Verhandlungen. Da kann ich nicht einfach einige umbringen. Das würde sich in den Verhandlungen nicht sonderlich gut machen, wenn ich erklären müsste, dass meine Frau einfach Lust dazu hatte Werwölfe um zu bringen. Wie stehe ich denn dann da?"
Sie überlegte kurz. Seine Frau! Das hörte sich besitzergreifend an. Aber sie wusste auch, von wem das kam. In manchen Sachen war Jason immer noch der normannische Ritter und das konnte sie nciht aus ihm heraus bekommen. Sie wollte es auch nicht! Manchmal, aber nur manchmal, gefiel ihr sein Machogehabe. Und wenn es ihr auf die Nerven ging, dann musste sie ihm eben den Kopf wieder zurecht rücken.
„Dämonen? Nein, nicht wirklich. Die stinken so!"
Er lachte laut aus.
„Laufen wir einfach los und schauen, was so über unseren Weg läuft. Was hältst du eigentlich von Ghulen? Ein ganz schöne Plage momentan!"
Sie lächelte ihn glücklich an.
„Dann mal los!"
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