nine
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Mir ging es nicht gut. Irgendetwas stimmte nicht. Ich konnte es spüren. Die Magie, welche ich heute Morgen von Elijah bezogen hatte, hätte beinah nicht für die Beschwörung ausgereicht. Bis Elijah mich um Hilfe gebeten hatte war ich Jahre lang magieabstinent gewesen, doch es war wie eine Sucht. Nun traten die Entzugserscheinungen zu Tage. Kraftlos versuchte ich mich darauf zu konzentrieren Kols Worten Gehör zu schenken.
"Kol?", überwand ich mich ihn anzusprechen, um ihm eine Frage zu stellen, die mir schon seit längerem auf der Zunge lag.
Er sah auf, wobei der die Augenbrauen hochzog. Auf seiner ansonsten markellosen Haut bildeten sich Falten.
Diesen Ausdruck nahm ich als Aufforderung zu sprechen.
"Du warst ein Hexer bevor du verwandelt wurdest. Ihr hattet vermutlich einen Hexenzirkel... oder sowas in der Art. Gab-... Gab es bei euch auch... Hexen wie mich? Siphoner?"
Gespannt wartete ich auf seine Antwort. Ich war neugierig. Mit Elijah hatte ich nie über Magie, oder Hexen gesprochen. Das war zwischen uns ein ungesagtes Tabuthema. Hexen bedeuteten nichts gutes. Vorallem keine Zirkel in denen sie sich zusammenscharrten. Gab es schon immer Wesen wie mich? Oder... war ich wirklich wider der Natur?
Kol blinzelte einige Male, während er seinen Kopf in den Nacken legte. Seine dichten, dunklen Brauen zogen sich zusammen. Es schien als versuchte er tatsächlich intensiv über meine Frage nachzudenken.
"Ich kannte drei.", antworte er schließlich nach einigen Sekunden. "Drei Siphoner. Sie waren-", er lachte kurz auf. "-wirklich etwas besonderes."
Angeekelt, da ich mir schon denken konnte was er damit meinte rümpfte ich die Nase.
"Was ist mit ihnen passiert? Wie waren sie?", harkte ich nach.
"Die Erste von ihnen traf ich... hmmm... ich denke es waren zwölf Jahre nachdem ich zum Vampir wurde. Damals kam mir diese Zeitspanne vor wie eine Ewigkeit." Wieder lachte er ein freudloses Lachen, welches mehr mit einem Schnaufen gemein hatte. "Ihr Name war Lifa. Sie war... wie sage ich das am Besten... einzigartig, ihrer Zeit voraus. Sie war furchtlos, starrsinnig, leidenschaftlich, -"
"Okay, okay! Ich muss nichts von eurem Liebesleben wissen!"
Mit einem schelmischen Grinsen kommentierte er meine Reaktion.
"Von dieser Leidenschaft habe ich nicht gesprochen, aber es ist interessant wohin deine Gedanken abdriften."
Mir stieg die Hitze ins Gesicht. Ich wurde rot wie eine Tomate, weswegen ich am Liebsten mein Gesicht in meinen Händen vergraben hätte. Er löste seinen Blick nicht von mir was nur zur Folge hatte, dass ich mich unter der Beobachtung durch seine braunen Augen unwohl fühlte.
"Jedenfalls-", fuhr er endlich fort. "brachte sie mir einiges bei. Wir lernten voneinander. Zunächst hielt ich sie für eine gewöhnliche Hexe, da sie ihre Magie stetig von ihren Schwestern bezog und somit jederzeit zaubern konnte, doch als sie mich in ihr Geheimnis einweihte, da... Ich schöpfte zum ersten Mal Hoffnung wieder ein Hexer sein zu können. Ich dachte ich könnte durch sie einen Weg finden den Verlust der Zauberkraft nach der Verwandlung zu umgehen und meine zurückzubekommen. Es war einleuchtend. Sie besaß keine Verbindung zu der Natur, oder ihren Ahnen und doch konnte sie die Magie für sich nutzbar machen. Die lange Gesichte kurz: Ich verwandelte sie. Gewissermaßen bestätigte sich dadurch meine Hypothese. Sie verlor ihre Kraft, Magie zu absorbieren und zu nutzen nicht. Allerdings gelang es mir nicht dahinterzukommen wieso dem so war. Darüber hinaus... schaffte sie es nicht ihren Blutdurst zu kontrollieren."
"Du hast sie erneut getötet. Endgültig.", brachte ich mit brechender Stimme hervor. Ich war in seiner Erzählung gefangen gewesen und jetzt das? Das sollte das Ende sein? Er hatte sie kaltblütig ein zweites Mal ermordet, obwohl er zuvor unglaublich liebevoll über sie gesprochen hatte?
"Das hatte ich vor.", gab er schulterzuckend zu. "Sie war eine Gefahr für uns. Mit Sicherheit haben dir meine werten Brüder von unserem Vater erzählt."
Auch wenn es vermutlich mehr eine rethorische Frage gewesen war nickte ich. Mikael. Mikaelson. Von ihm hatten sie ihren Nachnamen.
"Allerdings hatte ich bis dahin noch nie einen Vampir töten müssen. Ich wusste nicht, dass sie um einiges widerstandsfähiger sind als Menschen. Abgesehen davon... ich wollte ihr einen gnädigen Tod gewähren, darum brach ich ihr das Genick."
"Aber sie wachte wieder auf. Ein Genickbruch tötet einen Vampir nicht endgültig. Du hattest sie nur kurzzeitig außer Gefecht gesetzt.", stellte ich fest.
Bestätigend nickte er. Seine vollen Lippen presste er zusammen,sodass sie nicht mehr waren als eine schmale Linie.
"Ich begriff erst, dass sie noch am Leben sein musste, als ich den Fehler ein zweites Mal beging, doch dieses Mal lange genug an einem Ort geblieben war, um den Vampir zu sehen. Trotz allem habe ich sie nie wiedergesehen. Sie verließ ihr Dorf nachdem sie nahezu jeden seiner Bewohner abgeschlachtet hatte. Ich versuchte sie zu finden, ihrer Spur der blutigen Massakere zu folgen, doch irgendwann begriff ich, dass es zu meinem eigenen Besten war mich von ihr fernzuhalten zumal ich sie versucht hatte umzubringen. Ich denke sie wäre nicht unbedingt erfreut gewesen mich zu sehen."
"Ist sie jetzt bei dir auf der Anderen Seite? Wenn du sie erschaffen hast müsste sie spätestens in dem Moment gestorben sein in dem du erdolcht wurdest."
Er legte seinen Kopf schräg.
"Darüber habe ich bisher noch nicht nachgedacht. Ich versuche mich von den Ahnen und den anderen Geistern fernzuhalten. Wir sehen uns hier nicht unbedingt. Gelegentlich kommt einer vorbei, doch den Großteil der Zeit stecken wir hier in unserer eigenen, persönlichen Hölle der Einsamkeit fest."
"Das-Das wusste ich nicht. Ich dachte die Andere Seite wäre..., belebter ist vermutlich das falsche Wort, aber... Ich hatte angenommen alle verstorbenen Seelen der Übernatürlichen wären vereint."
"Die Ahnen scheinen es zu sein."
Eine Pause entstand, während ich nachdachte. Ich konnte mir nicht vorstellen wie es sein musste in vermeindlich ewiger Isolation zu existieren. Kol war wie ein Mensch ohne Körper. Er existierte, hatte Gedanken, Gefühle. Er musste unglaublich leiden. Zaghaft streckte ich ihm meine Hand entgegen. Kurz vor der Barriere blieben meine Fingerspitzen liegen.
"Es tut mir leid, dass du gestorben bist."
Mit einem für mich undefinierbaren Blick sah er auf meine Hand. Schließlich schob er seine so nah an die Begrenzung wie es ihm möglich war. Wenn sie nicht wäre hätten sich die Fingerspitzen unserer Mittelfinger berührt, doch ich durfte den Salzkreis nicht durchbrechen. Selbst wenn ich es tun würde, könnte er meine Berührung spüren? Könnte ich seine spüren?
"Willst du noch mehr über die anderen zwei Siphoner hören?", fragte er.
Ein kleines, aber freundliches Lächeln lag auf seinen Lippen. Zum ersten Mal erreichte die Wärme seines Lächelns seine dunklen Augen.
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