Kapitel 1
Es gab so vieles, worüber ich schreiben konnte, besser gesagt reden. So vieles und doch wusste ich nichts.
Verlegen starrte ich auf den Zettel vor mir. Wahrscheinlich sollte ich wirklich mal anfangen mein Programm zu planen, aber ich konnte nichts dagegen tun, ich musste einfach über die Sachen reden, die mir in den Moment einfielen. Dennoch, für den Fall, dass mir mal nichts einfiel, sollte ich wenigstens Notizen haben.
Mittlerweile ist es gut ein Jahr her, dass ich das erste Mal wirklich sagte, was mich beschäftigt und wie es mir eigentlich geht und so. Im Allgemeinen all dies.
"Hey", Ayleen kommt in den Raum und sieht mich an. Ihre Haare fallen ihr über die Schultern und umrunden ihr leicht spitzes Gesicht. Strahlend blaue Augen leuchten in ihrem Gesicht auf und scheinen regelrecht zu glühen. Besonders betont werden sie von ihrem kastanienbraunen Haar.
"Ayleen", begeistert springe ich auf, "hallo."
"So überstürmlich heute", lachend zog sie meinen Anblick in sich auf und läuft auf mich zu. Überstürmlich? War es wieder eins ihrer vielen Neologismen?
"Überstürmlich?", kopfschüttelnd sah ich sie an, "wieder eins deiner vielen aus dem Kopf geworfenen Wörtern?"
"Du nutzt sie ja auch schon. Wenn ich bitten darf, eigeninterpretiertverwendeteviktorialemöglicherweisefalschverwendete-Wörter. Wenn schon, denn schon."
"Oh Gott, wie weit willst du es denn noch treiben lassen? Wie weit? Kannst du es mir bitte sagen? Du bist so... so.."
"Initiativ verbalisiertes...", begann sie.
"Wesen. Da habe ich ja noch lieber einen Hippogryph."
"Wow, Phönixe magst du am liebsten."
"Aber ein Hippogryph ist kein Phönix", widersprach ich ihr.
"Aber natürlich", anmaßend sah sie mich an. "Warum kannst du nicht eigentlich greif sagen, wie jeder andere normale Mensch auch?"
"Weil ich vielleicht nicht jeder andere normale Mensch bin?", entgegnete ich.
"Klar, dass hätte ich mir ja denken können. Mir ist klar, dass du nicht jeder Mensch bist, aber irgendwie, normal ist es nicht." Warum sagte sie es? Wollte sie Streit anfechten oder was war ihr Ziel?
"Ich bin nun mal nicht normal. Falls du nicht damit klar kommen solltest, so sei gewillt, die Türen stehen offen, zum gehen ist es nicht zu spät."
"Aber du verstehest doch, ich meine, dass es nicht normal ist, nicht dass ich es nicht gut finde, dass du nicht normal bist, aber manchmal bist du einfach total komplex und kompliziert."
"Nie habe ich behauptet, ich sei einfach."
"Ich weiß", verträumt sah sie mich an, "deswegen liebe ich dich ja auch so."
"Dass weiß ich", arrogant musterte ich sie.
"Natürlich. Dass habe ich auch nie behauptet."
Verwirrt sah ich sie an.
"Das du es nicht wisse, meine ich."
"Ach so, dass", ich machte eine abwertende Handbewegung.
Keine zehn Sekunden später fiel sie mir um den Hals. Abstoßend sah ich sie an. Das Lächeln, welches ihr Gesicht zierte, spürte ich. Es war ein angenehmes. Auch die Umarmung hatte etwas angenehmes an sich.
Ihre Wärme ging vollkommen in mich über. Ich spürte wie sich jede einzelne Zelle in meinen Körper sich erwärmte.
"Was machst du denn gerade?", erkundigte sie sich bei mir, nachdem wir uns aus der Umarmung gelöst haben.
"Na ja, ich arbeite dem Programm. An meinen Programm."
"Wie ich sehe, läuft es nicht?"
"Ich habe nie darum gebeten."
"Ähh..."
"Nie. Wirklich nie."
"Ist ja schon gut.
Sie ließ sich nicht viel Zeit, bis sie etwas vorbereitet hatte. Ein Heft nahm sie sich zur Hand und einen Stift.
"Was wird dass?", kritisch beäugte ich das Ganze.
"Ein Verhör."
"Nein ernsthaft. Jetzt mal ehrlich."
"Mein voller ernst."
"Dein voller was?", aufgebracht sah ich sie an. Als würde ich mich einfach so ein Verhör unterziehen.
"Nun, jetzt werde ich sie... Was wollte ich sagen?"
"Ja. Keine Ahnung."
"Ich habe ein paar Fragen an dich:
-Wie bist du auf all das gekommen?
- Hattest du je Suizidgedanken?
-...."
"Was soll die Frage jetzt? Ich meine bitte. Nein. Ich meine, vielleicht, aber dass geht niemanden etwas an."
"Wir müssen schauen was die Leute interessiert."
"Was nicht mein Programm ist. Und so eine Frage..."
"Viele Prominente müssen sich der Frage unterziehen, man hört es von vielen oder Depressionen..."
"Sollte mich irgendwas dergleichen interessieren?"
"Ah klar, natürlich. Dich interessiert nichts davon. Ein Promi könnte an dir vorbei gehen, du würdest nichts davon merken. Du würdest nicht mal merken, wenn einer neben dir steht."
"Ein Promi? Was interessieren mich Promis? Sie haben nichts mit meinen normal alltäglichen Leben zu tun. Nur weil du dich für so etwas interessierst heißt es nicht, dass es für alle normal ist. Wir kennen..."
"ist ja schon gut. Nur, ich dachte, vielleicht hättest du dich etwas damit beschäftigt. Ich meine immerhin..."
"Nein. Nichts. Ach, egal."
Noch zwei, drei Stunden fragt sie mich irgendwelche Sachen und macht sich Notizen, dann essen wir zu Abend und sie geht etwa eine dreiviertel Stunde später.
Am Abend lag ich noch lange wach. Meine Gedanken schweiften immer wieder ab. Jederzeit musste ich wieder an das denken, was Ayleen sagte, mich fragte. Sie führte wie eine Art Interview mit mir durch. Aber diese Fragen. Wie kam sie auf diese Fragen?
Tief durchatmend betrachtete ich die Zimmerdecke und drehte mich immer wieder um. Ein kühler Schauer durchlief mich. Meine Bettdecke schürte ich immer enger um mich.
Konnte ich eine ihrer Fragen für mein Programm nutzen? Konnte ich irgendwas sagen?
Was fiel mir ein? Fiel mir irgendwas ein?
Das Leben ist nicht einfach, dass gewiss. Niemand sagte, es sei so, doch dennoch tun Leute als müsse es sein. Alle tun, als müsse man alles wissen, dennoch steht man da und kämpft um jedes bisschen. Nichts ist einfach, wenn man bedenkt, das Leben war, wird sein und ist. Jeder Gedanke kann für etwas stehen, man sagt: "Nichts geschieht grundlos", dennoch findet es statt. Was veranlasst? Was verbreitet? Was bestärkt? Wie enstehst? Denke nie, das Leben sei einfach, denn wenn eins gewiss, dann dass, dass es das nicht ist.
Betrachtet es alles wie ihr wollt, ich weiß es auch nicht, ich weiß es nicht besser, doch in meinen Fingern sprudelt es voller Dinger. Die Welt so schön, die Welt so toll, unser Leben, so wie es soll....
Um ehrlich zu sein, ist mir ziemlich vieles egal.
Um ehrlich zu sein, weine ich auch, wenn ich eigentlich nicht weinen will.
Um ehrlich zu sein, machen mir manche meiner Träume Angst.
Wenn ich ehrlich bin, manchmal träume ich etwas und manche Leute in meinen Träumen agieren so, wie ich es ihnen auch in echt zutrauen würde und das macht mir teils Angst. Manchmal weine ich in meinen Träumen, wegen irgendwas, was Personen in meinen Traum sagen, machen. Und wenn ich weine, weine ich nicht nur im Traum sondern auch in echt. Ich wache auf und spüre, dass ich geweint habe. Doch manchmal ist mir wenn ich im Traum weine klar, dass ich auch in echt weine. Meine getrockneten Tränen haften an meinen Gesicht, wenn ich im Traum geweint habe und aufwache.
Wahrscheinlich könnte ich noch mehr Sachen. Viel mehr.
Um ehrlich zu sein, bin ich selbst nicht die beste in Rechtschreibung, rege mich aber teils auf, wenn ich sehe, dass irgendwas falsch geschrieben ist, also bei dem die Rechtschreibung falsch ist, aber ich weiß, dass ich nicht allein damit bin. Ich weiß, dass...
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