Wie schreibe ich ein gutes Ende/der letzte Satz
,,Gute Bücher enden nicht mit der letzten Seite. Sie begleiten dich ein Leben lang.''
Autoren verbringen eine recht lange Zeit damit, über den Eröffnungssatz ihres Romans zu brüten. Entsprechend genießen wir es als Leser, die ersten Sätze unseres Lieblingsbuchs zu zitieren. Das ist ja auch verständlich, weil so viel vom ersten Eindruck abhängt.
Aber wie steht es mit Schlusssätzen?
Was geschieht mit den letzten Worten, die eine Geschichte abschließen und dann im Kopf des Lesers nachhallen, nachdem das Buch bereits geschlossen ist?
Es ist nicht immer einfach, ein passendes Ende für eine Geschichte zu finden. Egal ob die Figuren sich zehn Seiten lang durch eine Kurzgeschichte oder 250 Seiten durch einen Roman kämpfen mussten, ab und an fällt es schwer zu entscheiden, wie es mit ihnen enden soll. Das kann unter anderem daran liegen, dass man sich zu sehr in den Details der Geschichte verloren hat und nun vor lauter Bäumen den viel zitierten Wald nicht mehr sieht. Manche Autoren können erst anfangen zu schreiben, wenn sie das Ende kennen. Natürlich geht es jedoch auch anders. Man beginnt und hat nichts weiter als eine vage Vorstellung vom Ende und diese wandelt sich auch noch ständig, während der Text Gestalt annimmt. Irgendwann muss man aber sich schließlich entscheiden, wie die Geschichte enden soll.
Funktion
Das Ende soll darüber informieren, ob die Figuren ihre Ziele erreichen (ja, es gibt auch offene Ende, klammern wir diese mal kurz aus). Es soll zeigen, wie das „Problem" der Geschichte gelöst wird, um es mal so schlicht auszudrücken. Sämtliche lose Fäden sollen wieder vertäut werden und schließlich soll das Ende auch noch überraschend sein.
Der große Bogen der Geschichte
Genauso wichtig wie das Ziel der Figuren ist der große Bogen der Geschichte.
Um was geht es eigentlich?
Wie lautet die Prämisse?
Wie lautete sie vor dem Schreiben und was steht tatsächlich im Text?
Blick auf die erste Szene
Um das Ende überraschend und rund zu gestalten, lohnt es sich, die erste Szene noch einmal genau zu untersuchen. Wenn man sich jede Einzelheit notiert, sei sie noch so unbedeutend, die in der ersten Szene erwähnt wird, hat man eine Menge Material, von dem man einiges in der letzten Szene noch einmal aufgreifen kann. Damit besteht eine gute Chance, noch für kleinere Überraschungen sorgen zu können. Eventuell wird man diese bei der Überarbeitung im Mittelteil der Geschichte noch vorbereitenderweise einflechten müssen.
Die richtige Balance
Endet die Geschichte zu früh und zu abrupt, lässt sie den Leser mit einem unguten Gefühl zurück. Zieht sich das Ende zu lange hin, liefert eine erklärende Zusammenfassung, eine Moral oder sogar eine zufällige Auflösung (die sich nicht aus der Handlung oder den Figuren ergibt) wird sich der Leser für dumm verkauft fühlen und die Geschichte unglaubwürdig finden.
Schaue bei andere Autoren, wie sie ihr Buch beenden
Um ein Gespür dafür zu bekommen, wie du das Ende einer Geschichte schreibst, ist es hilfreich, viele Enden zu lesen. Bei Romanen und Geschichten lohnt es sich, genau hinzuschauen und Schlüsselstellen wiederholt zu lesen.
1.Geschlossene Enden
Wie der Name schon sagt, ist die Handlung mit dem Ende in sich geschlossen. Alle Konflikte und Probleme wurden gelöst, es gibt für den Leser keine Fragen mehr.
2.Lose Enden
Nur weil der Hauptkonflikt gelöst ist, heißt das nicht, dass manchmal nicht noch Handlungsstränge offen bleiben können. Das Schicksal von Nebenfiguren könnte ungeklärt sein.
2.Das offene Ende
Manche Leser mögen es, am Ende eines Romans zum Nachdenken und Weiterspinnen der Handlung angeregt zu werden und sich selbst zu überlegen, wie es nun mit den Charakteren weitergeht.
Besonders der letzte Absatz, vor allem der letzte Satz, sollte aussagekräftig und dem Leser in Erinnerung bleiben. Hier sind ein paar Möglichkeiten, nach welchen Themen dieser sicht richten könnte:
Happy End
Diese abschließenden Sätze stehen zumeist am Ende einer Reihe, wenn Charaktere schon eine Menge durchgemacht haben. Sie sind wahrscheinlich das, was einem „glücklich bis an ihr Lebensende" am nähesten kommt und lassen uns wissen, dass es dem Charakter gut geht und dass er ein friedliches Leben genießen kann, dass keine weiteren Katastrophen auf ihn warten
Ein lustiger Spruch
Manche Bücher versuchen zum Schluss dem Leser ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern und enden deswegen in einem Witz oder einem trockenen Kommentar auf die vorangegangenen Ereignisse. Meist entsteht der Humor durch das gemeinsame Verstehen einer Situation, oder durch den Kontrast der eigentlich banalen Aussage zum Höhepunkt der Handlungen.
Romantik
Viele Bücher im Genre Romantik enden mit einem Kuss der Liebenden. Wenn dies gut umgesetzt ist, dann kann es ein schönes romantisches Bild zum Schluss ergeben.
Mit einer Erkenntnis enden
Die Figur hat etwas durch die Geschichte gelernt, was sie dem Leser am Ende zeigt:
Beispiel: ,,Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass es dich gegeben hat. Und weil es dich gegeben hat, werden immer Spuren von dir da sein, die über die Erde wehen.''
Susan Fletcher: Austernfischer
Referenz an den Titel oder das Thema
Diese Sätze erinnern den Leser an das Thema des Buches oder den Titel, manchmal durch eine Verbindung zum Anfang der Geschichte. Wenn sie gut umgesetzt sind unterstreichen sie das Motiv des Buchs, erschaffen einen nostalgischen Moment des Zurückblickens oder geben dem Leser das Gefühl, an etwas Persönlichem teilzuhaben.
Beispiel: ,,Noch bevor sie die ersten gebrochenen Worte ihrer Tochter vernahm, wusste sie, dass es zu spät war. Das Muster, nach dem sie gesucht hatte, war verschwunden. Schlimmer noch – es war nie da gewesen. Wie konnte es auch anders sein? Was sie sich erhofft hatte, war ein Hirngespinst, ein Traum, ein Ding der Unmöglichkeit: Wie der Regen, bevor er fällt.''
Jonathan Coe: Der Regen, bevor er fällt
Mit einer Erinnerung enden
Die Figur erinnert sich an eine gewisse Situation oder zurück, die eventuell auf ihrer Reise begleitet hat und wichtig für sie war.
Beispiel: ,,Sogar jetzt noch kann ich mir vorstellen, wie sie in ihrem purpurroten Sommerkleid und den hohen schwarzen Stiefeln durch die Zimmer des Pink Hotel stolziert. Manchmal, wenn ich blinzle, sehe ich immer noch wie sie mir von einer Tür aus zulächelt.''
Anna Stothard, Pink Hotel
Abschied nehmen
Es kann natürlich auch passieren, dass sich die Figur von einer bestimmten Person verabschieden muss. Der letzte Satz ist dann meistens ganz besonders emotional.
Beispiel: ,,Leila sah zu, wie der Brief langsam versank, und entfernte sich vom Kanal. Zurück ließ sie nur den Abdruck ihrer weißen Pumps in der Erde.''
Claire Gondor: Ein Kleid aus Tinte und Papier
Ich habe leider nicht zu jeden Art, wie man nach welchen Themen seine Schlussworte richten kann, ein passendes Beispiel gefunden. ich hoffe ihr nehmt mir das nicht übel und hattet trotzdem Spaß beim Lesen dieses Kapitels ;)
Liebe Grüße
Natalia
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