Bücher mit schweren Themen
,,Auf jeden regnerischen Tag folgen Tage voller Sonnenschein. Es sind kleine Hoffnungsschimmer wie diese, die unheimlich wertvoll sind. Sie zeigen uns, dass das Leben egal in welcher Phase, die wir gerade durchleben, lebenswert ist."
In diesem Kapitel soll es darum gehen, wie man ein Buch mit schweren Themen entsprechend schreiben und behandeln sollte. Mit schweren Themen meine ich zum Beispiel Bücher, die psychische Krankheiten, emotionalen oder sexuellen Missbrauch, Drogen oder Alkoholmissbrauch, Suizid oder Suizidgedanken, Mobbing, Tod, Essstörung, Ausübung von Gewalt thematisieren.
Befasse dich gut mit dem Thema
Bevor du überhaupt mit dem Schreiben eines solchen Buches beginnst, solltest du dich möglichst ausführlich mit dem Thema, welches du in deinem Werk behandeln möchtest, auseinandersetzen. Das ist wichtig damit du einen Blick dafür hast, welchen Probleme deine Charaktere angehen müssen.
Wie ich bereits im letzten Kapitel erwähnt habe, ist es wichtig, dass du als Autor den Leser über eventuelle Trigger informierst (was ich damit meine, wird eine Zeile weiter unten von mir erklärt).
Trigger und Triggerwarnung
Dazu muss ich einleitend sagen: Ein traumatisches Erlebnis, verbunden mit Todesangst, Ohnmacht und Hilflosigkeit, löst im Körper eine Stressreaktion aus: Körper und Geist sind in einem Alarmzustand und wenden automatisch schützende Strategien an. Ein Mechanismus ist die Abspaltung. Die mit dem Trauma verbundenen Erlebnisse, Bilder, Gefühle, Gedanken und/oder Körperreaktionen werden nicht mehr in ihrer Gesamtheit wahrgenommen, sie werden sozusagen aufgesplittert, um vor der Gesamtheit der Erinnerung zu schützen. In Bezug auf Traumata sind Trigger bestimmte Reize, die abgespaltene Erinnerungsbruchstücke automatisch reaktivieren. Mit anderen Worten: Der Leser könnte durch dein Buch an ein erlebtes Traumata zurückerinnert werden, was schlimm für ihn sein könnte, wenn er noch nicht genügend Distanz zu dem Thema bekommen und das Traumata nicht gesund verarbeitet hat. Leser sollten deshalb möglichst noch vor dem Lesen des Buches wissen, ob sich potenzielle Trigger darin befinden. Viele Autoren haben jedoch Angst vor Spoilern und möchten deswegen vorab keine Hinweise geben. Eine elegante Lösung besteht darin, im Klappentext oder auch vor dem Roman einen Hinweis zu geben, dass das Buch Handlungen enthält, die triggern könnten und auf die Stelle zu verweisen, an der die Trigger näher erläutert werden.
Verständnis und Respekt
Zugegeben, es kann einem als Autor manchmal sehr schwer sein, die Gedanken und das Weltbild seiner Figuren vollkommen zu verstehen. Oftmals liegt das daran, weil man die angesprochenen Probleme selbst so nie erlebt hat. Gerade dann sollte man am Verständnis für seine Charaktere arbeiten. Versuche sie wie reale Menschen zu behandeln und erweise ihnen den nötigen Respekt für ihre Situation und Gefühle.
Wie tief muss das schwere Thema beleuchtet werden?
Es ist ganz klar als Autor deines Buches deine eigene Entscheidung, wie tief du das schwere Thema beleuchten möchtest. Du musst nicht Szenen, in der deine Figur ein traumatisches Erlebnis macht, total ausführlich beschreiben, wenn du das nicht willst. Andeutungen können völlig ausreichend, wenn man als Leser den Gesamtkontext versteht. Wenn du aber ganz ausführlich beschreiben willst, was deine Figur erlebt hat, dann bitte tue es mit Sorgfalt und Feingefühl.
Nutzen von eigener Erfahrung
Ich finde es immer großartig, wenn Autoren über eigene Erfahrungen aus ihrem Leben schreiben und somit einen persönlichen Bezug zu dem schweren Thema haben. Es gehört eine Menge Mut dazu. Der Handlung und dem Konstruieren deiner Figuren tun persönliche Erfahrung unheimlich gut, weil sie dir helfen können, dass alles sehr realitätsnah wirkt, wenn du beim Schreiben auf sie zugreifst und einbaust. Meistens hilft es einem selbst, sich mit dem, was man erlebt hat, sich auseinanderzusetzen und darüber beim Schreiben zu reflektieren.
Aber wichtig: bitte schreibe in solchen Fällen nur über das Thema, wenn du dich emotional stark genug dafür fühlst.
Brauchen Bücher mit schweren Themen ein Happy End?
Ich persönlich finde, dass Bücher, die schwere Themen behandeln, nicht unbedingt ein Happy-End haben müssen. Es kann sie sehr realistisch machen, wenn dein Hauptcharakter es eben nicht schafft, seine Probleme zu lösen und das Thema damit möglicherweise auch etwas greifbar machen. Im echten Leben ist es ja auch so, dass es leider nicht jedem gelingt, an sich selbst zu arbeiten und die Nacheffekte einer traumatischen Erfahrungen zu überwinden, damit es einem besser geht.
Triggerwarnungen bedeuten also weder Spoiler noch Zensur. Die meisten Leser benötigen hoffentlich weder Content- noch Triggerwarnungen und werden im Regelfall dein Buch problemlos lesen können. Wer jedoch ein Trauma erlebt hat, wird es den Autor danken, im Vorfeld eine Warnung zu erhalten. Wie immer, schreibt sehr gerne, wie ihr über das in diesem Kapitel behandelte Thema denkt.
Liebe Grüße
Natalia
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