Seelenschreiberin, wie alles begann
Für alle, die es mal interessiert, wie das Buch entstanden ist. Beziehungsweise die jetzigen Kapitel. Aber das Prinzip ist ja das Gleiche.
Also. Als Erstes, lasst diese Bilder auf euch wirken.
Schweden. Südschweden. Im Sommer letzten Jahres. Fast menschenleere Strände, fünfundzwanzig Grad Wassertemperatur und Blick auf Kopenhagen, die Öresund-Brücke und Malmö. In einer kleinen Bucht zwischen Schilf und Gras. Das Wasser mehrere Meter rein mehr als flach. Keine Autos oder schreiende Kinder. Ruhe und Entspannung pur.
Der Ort, wo ich bei dreißig Grad in der prallen Sonne saß, und das gemacht habe, was ich immer mache.
Denken.
Genau in dieser Zeit hatte ich auch ein paar neue Lieder entdeckt, die wesentlich zu meiner Ideenfindung beigetragen haben.
Jacob Lee ~ Oceans
Álvaro Soler ~ La Cintura
Loïc Nottet ~ Million Eyes
Ich bin ein Mensch, der in Musik eher weniger den Text wahrnimmt, sondern die Melodie. Die Stimmung.
Das Gefühl. Fließende Emotionen.
Und dieses Gefühl projiziere ich dann in die verschiedensten Szenen hinein. (Wer keins der Lieder kennt, mich aber gern verstehen möchte, YouTube ist dein bester Freund.)
Lasst uns mal das erste Lied anschauen. Einer der Hauptcharakterzüge von Álvaro lässt sich in diesem Lied wiederfinden. Dieses Verletzte. Kalte. Aufmerksame. Dass er viel durchmachen musste, seinen Vater ertragen beispielsweise. Dieser Schmerz, der ihm zu dem gemacht hat, der er jetzt ist.
Wer Jacob Lee kennt, weiß vermutlich spätestens jetzt, woher Álvaro grob sein Aussehen hat. Aber die Beiden sind nicht gleich. Vergesst das nicht.
Seinen Namen hat Álvaro allerdings nicht vom Interpreten des zweiten Liedes. Ich mochte Álvaro einfach. Aber hört euch das Lied an. Es ist fröhlicher. Glücklicher. Wärmer. Wie Lorenzo. La Cintura hat die gelöste und glückliche Seite an Álvaro geschaffen. Diese Hoffnung, diese Liebe, diese Aufrichtichkeit. Wie ein Ausgleich zu dem, etwas verletzteren und dunkleren Teil seiner Seele.
Somit war Álvaro eine angenehm ausgeglichene Person. Auch wenn beide hübsch sind.
Nun ja, dann war klar, dass ich ein Mädchen dazu brauchen würde. Bin da wahrscheinlich etwas kitschig, aber Liebe muss sein. Schnell hatte ich Lucinda, das Aussehen kam zwar erst später, aber die Person an sich stand relativ zügig fest.
Und das letze Lied. Million Eyes. Die Vorlage von so einigen Szenen. Will euch jetzt nicht Spoilern. Aber das Lied steht für Schmerz. Für Leid. Hilflosigkeit. Wut. Trauer. Erneut, eher nicht vom Text her, sondern aufgrund der Stimmung. Für den Verlust, den Álvaro erleiden musste.
Was braucht man noch? Richtig. Einen Konflikt. Einen richtigen schönen.
Und als Autorin stellt man sich nun einmal die Frage, wie man selbst reagieren würde, wenn eine eigene Figur plötzlich vor einem stehen würde. Ich meinen, man kennt jeden Charakter vermutlich besser als er selbst, ist es manchmal sogar selbst in Gedanken.
So kann mir die Idee.
Um das Ganze noch etwas extremer zu gestalten, gab ich Álvaro seine große Liebe, einen Mann, und ließ ihn Lucinda mit Worten töten. Jaja, ich weiß, gemein. Ich war nicht besser als Lucinda selbst. Schande über mein Haupt. Schande. Schande. Schande. Eimerweise.
Während ich also die Strände entlang streifte (mich mörderlich verbrannte und stets bemüht war, nicht auf Quallen zu treten, widerliche Viecher), hörte ich durchweg Musik und nach und nach entstanden ein paar Szenen. Ebenso wie auf der Fahrt nach Hause.
Da fing dann langsam aber sicher die Arbeit an. Bis dato war ich eine Person, die nur aus dem Kopf schrieb und bis auf Schlüsselszenen alles aus dem Kopf machte.
Diesmal wollte ich aber, dass es besser wird. Und weil ich weiß, dass die Sache mit Freunden der Protagonisten kompliziert werden kann, fing ich also zunächst mit einer groben Personenkonstellation an, anschließend folgten Steckbriefenzu jeder Figur. Zumindest zu den Personen aus der realen Welt. Ich begann, wichtige Regeln der Welt aufzuschreiben, besonders zu Lucindas Roman. Wichtige Dinge zum Vampirdasein.
Anschließend die nächste Hürde. Namen. Die für die Menschen waren nicht schwerer, sie hatten keine Bedeutung. Aber bei den Namen der Vampire brauche ich genau diese Bedeutung für ihre Vampirzeiten. Ich weiß nicht, wie lange ich sämtliche spanische Namen mit Bedeutung rausgeschrieben haben. Letztendlich hatte ich eine Tabelle mit Name und Bedeutung, aus denen ich dann die fertigen Namen bastelte. Danach wurde noch die Vampirfarbe zugeordnet.
Anschließend kamen die Runen. Ich hab sie alle selbst gemacht, selbst gezeichnet und je eine Bedeutung dazu gemacht. Heidenarbeit, hat sich aber gelohnt, denke ich.
Zu den Menschen muss ich sagen, dass ich mir die nicht alle selbst ausgedacht habe. Claire, Shira, Jean und Marie sind nicht auf meinem Mist gewachsen, aber im Nachhinein unverzichtbar für die Geschichte. Freunde von mir haben sie entworfen. Das Gute daran, wenn man Andere seine Figuren machen lässt: sie kommen auf Ideen, an die man im Traum nicht gedacht hätte. Somit entsteht Vielfalt und jeder Charakter hat etwas Besonderes.
Nun ja, da wären wir nun. Das grobe Gerüst stand. Schlüsselszenen schreibe ich mir eigentlich nie auf, ich kann sie mir erstaunlicherweise perfekt merken. Dafür leidet mein Kurzzeitgedächtnis sehr unter meinem langfristig Speicher: es ist ungefähr so nützlich wie ein Bleistift ohne Miene.
Aber ich komme damit klar. Für meine Geschichten ist es ja ganz nützlich.
Wenn man dann so grob alle Infos zusammen hat, kann's eigentlich losgehen. Ich hatte jedoch am Anfang Schwierigkeiten, bevor ich wirklich angefangen hatte. In meinem Kopf waren noch zu wenig Schlüsselszenen und das führte irgendwie zu einer Blockade.
Bis mir diese eine Szene in den Sinn kam. Nachzulesen im Kapitel fünfundzwanzig. Kaum hatte ich diese Szene, ging alles wie von selbst. Die Bilder wirbelten durch meine Kopf und ... Es ging einfach. Anders kann man das nicht beschreiben.
Die Sache ist, dass ich mir keinen Plot schreibe. Ich weiß ungefähr, wann was kommt und kleine Zwischenszenen sind spontan. Ich liebe das. So bleibt es auch beim Schreiben für mich spannend.
Mitte November, kurz vor meinem Geburtstag, habe ich dann angefangen. Es war ein gutes Gefühl, aber ich war auch ein bisschen nervös, schließlich war es mein ersten Roman, den ich auch auf Wattpad stellen würde. Und ich war gespannt, auch eure Reaktion. Beziehungsweise darauf, und überhaupt jemand außer meinen Freunden mein Buch lesen würde. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass bei Reads mal über 1k (Nachtrag August 2019: über 3k; August 2021: über 11k) stehen würde.
Nun ja, seitdem sitze ich auf der Couch, eingemummelt in Kissen und Decken, mein Hefter mit den ganzen Steckbriefen und Runen auf dem Schoß und Kopfhörer in den Ohren. Noch immer schreibe ich ausschließlich mit Musik, die mich fühle lässt. Zu jedem Kapitel gibt es eigentlich ein bestimmtes Lied, dass den Text geprägt hat. Ohne Musik kann ich ganz nicht schreiben. Dann komme ich erst gar nicht in den Flow, den ich brauche.
Ich hoffe sehr, dass ich es schaffen werde, jeden Montag weiterhin zu updaten. Einer meiner Vorsätze für dieses Jahr. Eben gerade, weil mir das Schreiben Spaß macht. Und jaaaaa, weil ich Álvaro, Lucinda, Alejandro und den ganzen Rest einfach liebe.
Vielleicht geht's euch ja auch so. Ich freue mich über jeden, der Seelenschreiberin fleißig mitliest und jeden Montag frustriert den letzten Satz des letzten Kapitels anstarrt und sich wünscht, ich hätte zwei Kapitel hochgeladen. Ebenso dankbar bin ich für Votes und Kommentare, weil ihr mir so zeigt, dass euch die Geschichte gefällt und ihr darüber nachdenkt.
Ich möchte hier euch allen noch einmal Danke sagen, dass ihr mich unterstützt. Das macht mich überglücklich und motiviert mich ungemein. ❤️
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