Ecken
Ecken.
Nicht die Ecken, an denen man sich um elf nachts den kleinen Zeh stößt. Sondern die anderen. Die Ecken, in denen man eine Zimmerpflanze stellt. Oder in die man das bockige Kind schickt, nachdem es etwas Böses getan hat.
Diese Ecken.
Es gibt diese Redewendung: sich in die Ecke getrieben fühlen. Sie impliziert das Gefühl von Angst. Dass man keinen Ausweg mehr hat und der Gefahr gänzlich ausgeliefert ist. Wie ein Reh, das mit dem Rücken an der Felswand steht und mit purem Schrecken in die hungrigen Augen eines Wolfes starrt.
Mit dieser Redewendung schwingt immer ein mulmiges Gefühl mit. Egal in welchem Zusammenhang sie verwendet wird.
Doch warum?
Warum werden Ecken als etwas Ungutes dargestellt? Warum werden sie stets mit Angst, Übelkeit und Schrecken verbunden?
Ecken können auch friedlich sein. Sicher. Hast du schon darüber nachgedacht, dass die Gefahr oftmals von hinten über dich herfällt? Von da, wo du sie nicht sehen kannst? Umso grauenvoller ist die Erkenntnis. Wie oft gehst du durch dunkle Gassen - weniger als die Hälfte der Straßenlaternen spenden Licht und die Stille nur dich das Kreischen eines Kauzes durchschnitten - und schaust über deine Schulter, weil du fürchtest, verfolgt und überfallen zu werden?
Wenn du in die Ecke getrieben bist, in Schonhaltung mit umklammerten Knien dasitzt und versuchst, deinen flachen Rücken in den rechten Winkel der beiden Wände zu drücken, dann bist du sicher. Nichts kann dich von hinten angreifen. Du kannst deine komplette Umgebung überblicken und einschätzen. Du hast die Kontrolle. Da sind keine unschönen Überraschungen. Da ist kein Schmerz. Keine Angst. Keine Gefahr.
Nur Sicherheit.
Ecken sind friedlich.
Wir haben es nur noch nicht erkannt.
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