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Du zum Zweiten // Gedanken

Braun.

So braun.

Deine Augen waren so braun. Allerdings von einem dunklen Braun, kein Schwarz, eher wie Eichenrinde, welche in der Sonnen warm glänzte. Die Iris - von einer sehr dunklen Nuance eingefasst, nach Innen hin wurde die Farbe heller, glitt kurz in ein flüssiges Karamellbraun über, das sich ist zur Regenbogenhaut hin wieder in das dunkle Eichenrindenbraun färbte. Durchsetzt von lauter kühl goldenen Sprenkeln, die deine Iris zierten wie kleine Glassplitter. Die Lichtreflexe tanzten über dem Tränenfilm, dunkle, lange Wimpern warfen feine Schatten über deine Augen.

Ich fuhr mit den Fingern deinen geraden Kiefer nach - einige Bartstoppeln kitzelten mich - und strich dir eine deiner dunklen Strähnen hinter's Ohr, welche dir über die Schulter nach vorn gefallen war. Noch immer konnte ich nicht verstehen, warum ich braune Augen favorisierte. Bis jetzt war ich nur bei grünen schwach geworden. Grün wie saftiges Gras, grün wie hohe Braunkronen, grün wie Glas, grün wie die Untiefen eines Sees. Nie hatte ich diese fesselnde Wärme, diese faszinierende Macht, diese Dominanz in braunen Augen gesehen.

Niemals.

Bis ich das erste Mal in deine gesehen hatte. Sie hatten mich sofort in ihren Bann gezogen und ich hätte meinen Blick nicht mehr von ihnen lösen können. Es war unmöglich, ich war wie hypnotisiert.

Eine Träne löste sich aus deinen schönen Augen, als du zaghaft die Hand hobst und mit dem Daumen unendlich zart über meine Lippen strichst. Meine Hand hingegen wanderte wieder langsam nach unten und legte sich sanft auf deine Brust. Dein stetiger Herzschlag unter meinen Fingerspitzen beruhigte mich.

Das stumme Flehen in deinen Augen jedoch zerriss das Herz. Auch mir stand das salzige Nass in den Augen. Schon der Gedanke, zu gehen, deine Nähe zu verlassen und dich nie wieder zu sehen, tat so sehr weh, dass ich hätte Schreien wollen. Es zerfetzte mich von Innen heraus. Obwohl wir uns nicht einmal kannten. Dennoch konnte ich mir nicht ansatzweise vorstellen, wie ich je ohne dich leben sollte, auch wenn wir noch nicht ein einziges Wort gewechselt hatten. Das hier war die einzige Situation, in welcher wir uns je so nahe gewesen waren. Ich konnte deinen würzigen Duft riechen, er erinnerte mich an Erde, an Freiheit, an Dominanz. Warum - das wusste ich selbst nicht. Es war einfach ein Gefühl, ebenso wie die Sehnsucht, die ich bei dir verspürte.

Zaghaft machtest du noch eine letzten Schritt auf mich zu, zwischen und passte kaum noch ein Blatt Papier, wenngleich unsere Oberkörper sich noch nicht berührten. Meine Hände lagen noch immer auf deiner festen Brust, ich konnte dein flatternden Herz unser meinen Fingerspitzen pochen spüren.

Du beugtest dich langsam zu mir hinunter, dein Gesicht war jetzt so nah, dass ich deinen warmen Atem auf meinen Lippen spüren konnte. Das Flehen in deinen nassen, auf die meinen fixierten Augen war so hilflos, so bittend, dass es wie Säure in mir brannte. Und ich wollte das hier, mein Herz schlug vor Aufregung und Freunde ganz wild in meiner Brust. Ewig hatte ich auf genau diesen Moment gewartet, mir diese Situation millionenfach im Kopf ausgemalt.

Und trotzdem bremste ich mit leichten Druck gegen deine feste Brust das Vorhaben, welches du unumstritten gerade ausführen wolltest.

Eine einzelne Träne löste sich aus deinem nassen Auge und tropfte auf mein Handgelenk. »Bitte«, flüstertest du flehend, deine schöne Stimme brach. Auch dir stand das Verlangen ins Gesicht geschrieben. »Tue das nicht.«

Es brach mir das Herz, zersplitterte es brutal, als ich meine Finger von deinem Herzschlag löste und den Kopf senkte. Ich selbst weinte auch, jedoch stumm und ohne eine Regung. Einzig allein die Tränen, die mein Gesicht verklebten, waren ein Anzeichen dafür.

Alles in mir schrie danach, es nicht zu tun. Bei dir zu bleiben. Mit dir glücklich zu werden. Dennoch wandte ich mich ab. »Es tut mir leid.«

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