Kapitel 34: Canal Pride
[Sorry, ein langes Kapitel. *sorry not sorry haha* Enjoy!]
Matty
Das letzte Wochenende der Pride brach mit sommerlichen Temperaturen an. Die Sonne tauchte zwar immer wieder hinter Wolken ab, aber das tat der ausgelassenen Stimmung keinen Abbruch. Hunderte Menschen schlenderten umher, schwenkten Fahnen, lachten, tranken und amüsierten sich. Die Musik schien von überall her zu kommen, obwohl es noch früh am Tag war. Es war voll und laut und bunt. Flo liebte es.
„Das ist der Wahnsinn, oder?" rief sie und drehte sich ein paar Mal im Kreis. Zur Feier des Tages trug sie ein Kleid in Regenbogenfarben. Sie hatte sich Plastikblumen in ihre Locken gesteckt und eine rosa Sonnenbrille aufgesetzt. Matty war es ebenfalls bunt angegangen. Er trug an den Knien abgeschnittene Blue Jeans und dazu ein T-Shirt in den Farben der Gay-Flagge. Das Ganze hatte er mit Sneaker mit Regenbogen-Schnürsenkeln abgerundet und um die Schultern hatte er sich die Pride Flagge gebunden. Seine Wangen zierte eine geschminkte Pride Fahne.
Mark dahingehend hatte sich kaum dazu bewegen lassen, auch nur einen Farbtupfer zu tragen. Zu seinen beigen Chinos trug er ein dunkelblaues Poloshirt. Die einzige Konzession die er dem Tag der Pride Parade zugestanden hatte, war ein bunter Gürtel. Als sie sich vor einer halben Stunde an der Wohnung getroffen hatten, hatte Matty zuerst gedacht, Mark hätte Flos Einladung, den Tag auf einem Boot bei der Parade zu verbringen, vergessen.
Außerdem war Marks Laune irgendwie komisch. Er hatte zwar nicht rundheraus gesagt, dass er keine Lust hatte, aber begeistert hatte er auch nicht gewirkt. Er hatte nur seine Sonnenbrille aufgesetzt, Mattys Hand in seine genommen und sie in Richtung Straßenbahn geführt. Seither hatte er kaum ein Wort gesagt. Wenn Flo nicht gewesen wäre, hätte Matty vermutlich vorgeschlagen, dass sie sich irgendwo ein nettes Café suchten und dem Treiben von dort aus zusahen.
Doch Flo war so aufgeregt gewesen, als sie sie in der Nähe des Zentrums getroffen hatten. Sie hatte übers ganze Gesicht gestrahlt. „Ich kanns noch gar nicht glauben", hatte sie gesagt und die schwere Kamera um ihren Hals hochgehalten. „Sie haben mich – mich! – ausgewählt, um eine Story zu machen. Und einen Live Feed!"
„Warum denn auch nicht, Flo?" hatte Matty gesagt und sie umarmt. „Du bist meine Lieblingsbloggerin! Und du bist super in deinem Job. Warum sollte der Travel Blog dich nicht beauftragen?"
„Stimmt auch wieder", hatte Flo erwidert und sie Richtung Gracht geführt. „Außerdem wollte ich schon immer mal die Parade vom Boot aus sehen. Das wird der Wahnsinn!"
Flos Aufregung, die Sonne und die fröhlichen Menschen um ihn herum besserten Mattys Laune. Als sie an einem Stand vorbeikamen, kauften sie sich je ein Bier, prosteten sich zu und da schien sich sogar Marks Laune zu bessern. Er trank, hielt Mattys Hand und besah sich das bunte Treiben um sie herum.
Es dauerte nicht lange, bevor sie das Schifffahrtsmuseum erreichten, von wo aus die Parade starten würde. Unzählige bunt geschmückte Boote lagen im Wasser und Flo fing an, wie verrückt Fotos zu machen. Sie zeigten ihre Tickets vor und wurden ohne Probleme auf ihr Boot gelassen. Dort war es schon mächtig voll. Die Leute drängten sich dicht an dicht an die Reling und egal wohin Matty blickte, er sah nur lachende, fröhliche Gesichter.
Das Boot hatte zwei Aufbauten, eines am Heck und eines am Bug. In der Mitte wurden Getränke und Snacks ausgegeben. Sie holten sich etwas zu trinken, dann quetschten sie sich zum Bug durch, suchten sich eine Stelle an der Reling und genossen die Atmosphäre. Musik erscholl, es wurde getanzt und mitgesungen. Es war laut und bunt und queer. Sogar Mark ließ sich dazu hinreißen, sich zu der Musik zu bewegen und der Menge am Kai zuzuwinken.
Bevor sie sich versahen, fuhren die Boote los. Zur Musik von Lady Gaga fuhren sie die Gracht hinunter. Auf den Straßen winkten ihnen die Leute zu, sie schwenkten Fahnen, tanzten und prosteten einander zu. Als die Sonne herauskam, jubelten die Leute.
„Das ist suuuuper!" rief Flo und hüpfte auf und ab.
„Der Wahnsinn!" rief Matty und lachte. Zu seiner Freude schlang Mark ihm den Arm und die Schultern und gab ihm einen Kuss. Die Leute, die um sie herumstanden, johlten. Matty grinste übers ganze Gesicht. Je weiter sie fuhren, desto ausgelassener wurde die Stimmung, sowohl an Bord, wie auch an der Kade. Flo wanderte auf dem Boot herum, machte Fotos und Videos, doch Matty und Mark machten es sich am Bug gemütlich. Mit einem Drink in der Hand lehnte Matty an der Reling, winkte, tanzte und schäkerte mit den Leuten an Land. Mark stand hinter ihm, sein warmer Körper ein Schutzschild gegen die Enge an Bord.
Als sie sich der Leidsegracht näherten zupfte Matty plötzlich jemand am Arm. Er sah in Flos gerötetes Gesicht. Sie gestikulierte ihm, mitzukommen. Er drehte sich zu Mark um, der Flo genervt ansah. Es gefiel ihm anscheinend nicht, dass Flo ihm Matty entführte „Bin gleich wieder da", sagte Matty, gab ihm einen Kuss auf die Wange und folgte dann Flo in die Menge. „Ich bring dir ein Bier mit!" rief er noch über seine Schulter, was Mark zu einem Nicken veranlasste.
Flo führte ihn in die Mitte des Boots, bevor sie anhielt. Sie sah über Mattys Schulter, als ob sie sichergehen wollte, dass Mark ihnen nicht gefolgt war. Matty sah sie amüsiert an. „Was ist denn?"
Als sie nicht sofort antwortete, wurden seine Augen groß. „Du hast dir doch nicht...in die Hose gemacht?"
Sie zuckte zurück. „Was? Nein! Eww!"
„Was ist es denn dann? Jetzt mach es nicht so spannend." Er sah sich um. „Ist irgendeine Berühmtheit mit uns auf dem Boot?"
An dem Ausdruck auf Flos Gesicht wusste er, dass er damit nicht ganz falsch lag. „Wer ist es?" frage er und sah über ihren Kopf auf die Menge.
„Wolf", sagte Flo.
„Ein Wolf?" fragte Matty und runzelte die Stirn. Was suchte ein Wolf auf dem Boot?
„Kein Wolf", zischte Flo und ergriff seinen Arm. „Wolf ist hier. Du weißt schon, dein Nachbar Wolf!"
Das verschlug Matty fast die Sprache. „Wolf ist hier? Auf dem Boot?" Selbst er konnte hören, dass seine Stimme eine Oktave höher war als sonst. Sofort huschten seine Gedanken zu Mark. Wenn Mark erfuhr, dass Wolf hier war... das würde ein Desaster werden!
„Er sitzt da drüben", sagte Flo und deutete auf das Heck des Schiffs, wo ein paar Bänke auf dem Deck verschraubt waren. Auf den meisten davon standen Leute und tanzten, doch Matty konnte auf der hintersten Bank eine sitzende Gestalt ausmachen. Dunkle Haare, breite Schultern... Wolf war hier...
Ohne sein Zutun machte er ein paar Schritte in Wolfs Richtung. Er war neugierig. Wolf war wirklich der letzte Mensch, den Matty hier erwartet hätte. Das bunte Treiben, die Musik und die Ausgelassenheit, das alles passte irgendwie nicht zu ihm. Und doch...
Wolf saß auf der hölzernen Bank, das Gesicht mit einer Sonnenbrille in die Sonne gedreht und die Arme auf der Rückenlehne. Er trug ausgebleichte Jeans, die an den Knien aufgerissen waren, dazu Chucks in Regenbogenfarben. Ein weißes Muskelshirt mit Streifen in den Pride Farben bedeckte seinen Oberkörper. Doch am meisten faszinierten Matty Wolfs Tattoos. Zum ersten Mal konnte er sie in ihrer vollen Pracht sehen.
Bunte Farben, dazu viel Schwarz, schlängelte sich von seinen Unterarmen bis zu seinen Schultern. Sie verschwanden unter dem Rand des T-Shirts, nur um am Hals ein ganz klein wenig herauszugucken. Von wo er stand konnte Matty die Muster nicht sehen. Er wünschte, er stünde ein wenig näher...
„Hey!" Matty zuckte am ganzen Körper zusammen und presste eine Hand auf sein Herz.
Vor ihm stand Pearl, ein breites Grinsen im Gesicht. „Was macht ihr Hübschen denn hier?" Heute trug sie ein T-Shirt mit der Aufschrift: „More Pride, less Prejudice", was so vollkommen ihr Stil war, dass Matty lächeln musste. Dazu hatte sie sich ihre Haare in Pink, Lila und Rosa gefärbt.
„Paaaarty!" rief Flo zur Antwort und lachte. „Nein, Spaß beiseite, ich arbeite." Sie hielt ihre Kamera hoch. „Für einen Blog. Aber Party machen wir auch." Sie stupste Matty mit dem Ellenbogen an.
„Ist ja super!" Pearl prostete ihnen mit einem Plastikbecher zu. „Wir sind da hinten, kommt doch kurz mit und sagt Hallo." Sie deutete auf Wolf, der immer noch in der Sonne saß und sie noch nicht bemerkt hatte.
Er tauschte einen Blick mit Flo, doch bevor er protestieren konnte, folgte Flo Pearl zum Heck des Boots. Matty sah über seine Schulter zurück zu Mark. Vielleicht sollte er Mark sagen, dass Wolf hier war? Oder lieber nicht? Aber auf der anderen Seite würde er ja nur kurz Hallo sagen. Was war schon dabei? Es wäre doch unhöflich, ihn nicht zu begrüßen, jetzt wo er wusste, dass er auch auf dem Boot war. Schließlich war er sein Nachbar.
Als sie sich durch das Getümmel zu Wolf hindurchgedrängt hatten, gab ihm Pearl einen leichten Tritt gegen das Schienbein. „Hey! Aufwachen alter Mann, ich habe Besuch mitgebracht!"
Wolf senkte den Kopf und sah zu ihnen. Matty hob die Hand und winkte ihm zu. Sofort schalt er sich innerlich. Welcher erwachsene Mann winkte denn bitte schön? Neben ihm machte Flo ein Foto von Wolf. „Tolles Outfit!" sagte sie und hob den Daumen hoch.
Langsam schob Wolf sich die Sonnenbrille in die Haare. Erst jetzt sah Matty, dass seine dunklen Haare rosa glitzerten. Irgendjemand hatte ihm Glitzerhaarspray darauf gesprüht. Es sah...gut aus. Matty ließ den Blick über Wolfs Oberarme und Schultern gleiten. Jetzt konnte er erkennen, dass die Tattoos auf der einen Schulter Blumen und Ranken zeigten. Die andere Schulter zierte eine Galaxy, gespickt mit Sternen, Kometen und Sonnensystemen. Es sah faszinierend aus.
Pearl räusperte sich hörbar und Matty schreckte zusammen. Ohne es zu merken, hatte er sich näher zu Wolf gebeugt, um seine Tattoos zu betrachten. Er rieb sich den Nacken und drückte den Rücken durch. Als sein Blick Wolfs traf, merkte Matty, dass ihm die Röte ins Gesicht stieg.
Oh Mann...
Wolf
Matty sah...sexy aus. Wolf konnte es nicht anders beschreiben. Diese kurzen Hosen, die langen Beine, dazu das etwas zu enge T-Shirt. Der Anblick löste etwas in Wolf aus, was er kaum zu beschreiben wagte. Und bildete er sich das ein, oder checkte Matty seine Tattoos aus?
Und jetzt wurde Matty auf noch rot! Wolfs Herz fing an zu hämmern. Er stand auf und bot Flo seinen Platz an, die sich prompt darauf fallen ließ und durch die Aufnahmen auf ihrer Kamera scrollte. Pearl quetschte sich an ihm vorbei, zwinkerte ihm zu und verschwand dann in der Menge. Am liebsten hätte er sie gepackt, um sie am weggehen zu hindern, doch das wäre dann doch zu peinlich gewesen. Er war erwachsen, Herrgott. Er konnte fünf Minuten alleine mit Matty verbringen, ohne sich zu blamieren.
„Ähm..." setzte er an, doch gleichzeitig sagte Matty: „Deine Tattoos..."
Sie verstummten beide, dann lachten sie. „Du zuerst", sagte Wolf.
Matty deutete auf seine Arme. „Hast du die gezeichnet?"
Wolf drehte die Schulter nach vorne und strich über seine Haut. „Die meisten, ja. Aber ein paar sind von anderen Künstlern". Er zeigte auf eine Blume mit roten Blättern. „Die hier ist von Pearl."
Er wusste nicht, ob Matty er mit Absicht tat, aber er stand ihm jetzt so nah, dass sie sich fast berührten. Matty sah von seiner rechten zu seiner linken Schulter. „Das sieht fantastisch aus. Aber selbst gestochen hast du die nicht, oder?"
„Nein", sagte Wolf und schüttelte den Kopf. „Das wäre dann doch etwas zu schwierig."
„Und das ist dein Stil? Also, ich meine, du zeichnest vor allem solche Tattoos?" Matty zeigte auf seine Arme und Schultern.
„Nein, nicht wirklich. Früher, da schon." Wolf wich einer Frau mit blauen Haaren aus, die wild tanzend an ihm vorbeidrängte.
„Und was machst du jetzt?"
„Die letzten zwei, drei Jahre habe ich mich vor allem auf Tattoos in geometrischen Formen spezialisiert. Ohne Farbe, nur mit geraden Linien. Wolf war versucht, sein T-Shirt hochzuziehen und Matty das Tattoo auf seiner linken Bauchseite zu zeigen. Er hatte es entworfen und ein guter Freund hatte es gestochen. Es zeigte einen Wolf, passend zu dem ersten Tattoo, dass er sich je selber gestochen hatte. Der Wolf schien den Betrachter genau in die Augen zu sehen. Doch Wolf widerstand der Versuchung. Wenn auch mit Mühe.
Matty erwiderte etwas, doch die Musik war noch lauter geworden und Wolf verstand ihn nicht. Die Menge auf dem Boot grölte, als Queen angestimmt wurde. Am Heck wurde es nun so voll, dass Wolf sich wie eine Sardine vorkam. Er deutete hinter Matty zur Mitte des Boots, wo es etwas ruhiger war. Matty nickte und sie stellten sich an die Reling vor der Getränkeausgabe.
Als sie ihr eigenes Wort wieder verstehen konnten, sagte Matty: „Früher wollte ich mir ja auch immer mal wieder ein Tattoo stechen lassen."
„Warum hast du es nicht getan?" fragte Wolf und widerstand der Versuchung, seinen Blick an Mattys Armen hinaufwandern zu lassen.
Matty lachte. „Ich konnte mich nie für ein Motiv entscheiden. Den einen Tag wollte ich das, am nächsten was ganz anderes. Und so ein Tattoo hat man ja für die Ewigkeit, oder?"
Das Boot fuhr unter einer der niedrigen Grachtenbrücken durch, und sie bückten sich, damit sie sich nicht die Köpfe stießen. Als sie am anderen Ende der Brücke wieder ins Licht hinausfuhren, blockierte auf einmal ein Schatten die Sonne.
Wolf drehte den Kopf und blickte direkt in Marks wütendes Gesicht. Doch Mark warf ihm nur einen flüchtigen Blick zu, bevor er Matty am Arm packte und zwei Schritte wegzog. Wolf war sich sicher, dass er Matty noch weiter von ihm fortgezogen hätte, doch dafür reichte der Platz nicht. Trotz der lauten Musik, hörte er Marks gezischte Worte.
„Was macht der denn hier?"
Matty sah von Mark zu Wolf und zurück. „Wer? Wolf?"
„Ja natürlich Wolf, wer denn sonst?"
„Ähm...feiern, schätze ich."
Wolf konnte sehen, dass Matty die Schultern hochzog und sich den Nacken rieb. Die Situation war ihm ganz eindeutig unangenehm. Sollte er einschreiten? Aber das war nicht seine Sache, oder? Er mischte sich da besser nicht ein. Oder sollte er doch? Er überlegte noch, als Mark Mattys Arm losließ und theatralisch die Luft ausstieß. Seine ganze Körperhaltung veränderte sich von wütend und eifersüchtig zu schmollend und verletzt. Wolf bekam fast ein Schleudertrauma, so schnell veränderte sich Marks Auftreten.
„Matty, Babe, du hast mich da hinten ganz alleine gelassen. Du bist einfach so verschwunden."
„Na ja, Flo..." setzte Matty an, doch Mark ließ ihn nicht ausreden.
„Wir wollten den Tag doch gemeinsam verbringen, nur wir zwei. Weil wir uns in der letzten Zeit doch so wenig gesehen haben. Du hattest ja so viel in der Bäckerei zu tun. Ich habe mich so auf den Tag gefreut. Und jetzt lässt du mich ganz alleine da stehen, um dich mit einem anderen Kerl zu unterhalten. Was glaubst du denn, wie ich mich da fühle?"
Zerknirscht verzog Matty den Mund. „Das tut mir leid, Mark, das wollte ich nicht."
Mark sah zu Boden und steckte die Hände in die Hosentaschen. „Weißt du, Matty, wenn du mich wirklich lieben würdest, dann würdest du so was gar nicht erst machen. Aber ich bin dir ja anscheinend völlig egal."
Das ging Wolf jetzt doch zu weit. Meine Güte, Matty und er hatten sich gerade einmal fünf Minuten unterhalten. Sie standen alle auf einem Boot das proppenvoll war. Mark hätte sich mit etwa 50 Leuten unterhalten können, wenn er das gewollt hätte. Und es war ja nicht so, als ob Matty das Boot ohne ihn hätte verlassen können.
Er machte gerade den Mund auf, um etwas zu sagen, doch Matty warf ihm einen schnellen Blick zu und schüttelte kaum merklich den Kopf. Dann strich Matty über Marks Arm. „Mark, ich habe doch gesagt, es tut mir leid." Dann schlang Matty seine Arme um Mark und drückte ihn. „Alles wieder gut?" Mark drückte Matty ebenfalls an sich. Dann warf er Wolf über Matty Schulter einen triumphierenden Blick zu.
Ein kalter Schauder durchfuhr Wolf. Was für ein Arschloch!
Matty und Mark lösten sich voneinander und Wolf wurde fast schlecht, als Mark Matty über die Wange strich. Dieser Mann war....manipulierend, egozentrisch und....ein riesen Arschloch!
„Ich hole dir was zu trinken, okay?" fragte Matty an Mark gerichtet. Der nickte. Sobald Matty ihnen den Rücken zugedreht hatte, kam Mark auf ihn zu.
Mark piekste ihm mit dem Zeigefinger in die Brust. Seine Stimme war drohend. „Ich sag dir das jetzt einmal, verstanden, du Loser? Ich weiß ja nicht, was für ein Spiel du hier spielst, aber du hältst dich gefälligst von meinem Freund fern."
Wolf widerstand dem Drang, seine Hand über die Stelle zu reiben, an der Mark ihn gepiekst hatte. „Wenn hier jemand ein Spiel spielt, dann ja wohl du. Weiß Matty, dass du ihn wie eine Marionette tanzen lässt?"
Mark schnaubte abfällig. „Selbst wenn du ihm das sagst, würde er es dir nie glauben. Matty gehört mir, verstanden? Und du lässt die Finger von ihm."
„Und wenn nicht?" fragte Wolf und ballte die Fäuste.
„Dann wirst du es bereuen, du Wichser", sagte Mark und trat an ihm vorbei, um zurück zu Matty zu gehen.
Später würde Wolf Pearl gegenüber behaupten, dass es ein Unfall gewesen war. Ein Stolpern. Ein Ausrutscher. Doch in dem Moment war Wolf so wütend, dass er einfach nur reagierte. Er streckte sein Bein aus, Mark stolperte darüber und bevor er sich fangen konnte, gab ihm Wolf einen kleinen Schubs.
Mark segelte über die Brüstung des Boots und landete mit einem Klatschen im Wasser.
Für den Bruchteil einer Sekunde verstummte die feiernde Menge, bevor sie nur umso lauter lachte und klatschte. Menschen an der Kade und von anderen Booten zeigten auf Mark, der im brackigen Wasser der Gracht schwamm. Marks Gesicht hatte die Farbe von Tomaten angenommen.
Er griff nach einer der unzähligen Hände, die ihm vom Boot aus zugesteckt wurden und kletterte aus dem Wasser. Triefnass, mit am Kopf klebenden Haaren, tropfte er das Boot voll. Er atmete schwer.
„Das hast du mit Absicht gemacht!" Er zeigte anklagend auf Wolf.
„Was ist denn passiert?" rief Matty, der mit den Drinks zurückgekommen war. „Mark! Du bist ja ganz nass."
„Dieses Arschloch hat mich in die Gracht gestoßen!" rief Mark und deutete wieder auf Wolf. „Mit Absicht!"
Mittlerweile hatten sich die Leute auf dem Boot zu ihnen umgedreht und sahen dem Gezanke zu. Manche eher amüsiert, andere genervt.
Wolf verschränkte die Arme vor der Brust, was seine Muskeln hervortreten ließ. „Ich habe gar nichts gemacht. Du bist gestolpert."
„Von wegen!" echauffierte sich Mark. „Das war Körperverletzung. Dafür zeige ich dich an."
„Jetzt mal ganz langsam", sagte Pearl und stellte sich zwischen Wolf und Mark. Wolf hatte gar nicht gemerkt, dass sie in der Nähe gewesen war. „Soweit ich das gesehen habe, bist du von selber gestürzt. Hast wohl ein bisschen zu viel getrunken, oder?"
Bei ihrem Worten lachten viele der Leute und die meisten verloren das Interesse an dem Drama. Sie widmeten sich wieder den Drinks, der Musik und dem guten Wetter.
Mark jedoch schnaufte wie eine Lokomotive. „Ich bin nicht betrunken. Der da hat mich in die Gracht gestoßen."
Sichtlich aufgewühlt strich Matty seinem Freund ein paar nasse Haare aus der Stirn. „Mark, vielleicht sollten wir uns für einen Moment hinsetzen, ja? Ich besorg dir ein Handtuch oder so."
Wütend entzog sich Mark Mattys Fingern. „Stehst du jetzt auf seiner Seite, oder was?" Er zeigte auf Wolf.
„Nein, ich mein doch nur..." Mit großen Augen sah Matty von Mark zu Wolf und zurück. „Ich wollte doch nur..."
„Pah! War ja klar, dass du zu dem da hältst!" rief Mark aus. „Weißt du Matty, früher hättest du dich nie so verhalten!" Und damit schulterte er sich an Matty vorbei durch die Menge.
„Mark!" rief ihm Matty hinterher. Doch Mark konnte ihn entweder nicht hören, oder er wollte nicht. Er drehte sich jedenfalls nicht um, sondern verschwand im Getümmel.
Unbemerkt von Wolf hatte das Boot die Endbestimmung am Westerdock erreicht. Wolf sah noch, wie Mark vom Boot kletterte und durch die Menge, die ihm bereitwillig Platz machte, davonstapfte. Neben ihm stand Matty wie angewurzelt da, die Drinks noch in der Hand. Er sah zu Wolf, dann zu Pearl, bevor er eine Entschuldigung murmelte und seinem Freund hinterhereilte.
Wolf sah ihm nach. Die gute Stimmung war ihm vergangen.
„Hast du ihn in die Gracht geschubst?" fragte Pearl.
Doch er grummelte nur, setzte seine Sonnenbrille auf und holte sich was zu trinken. Er brauchte jetzt etwas Starkes.
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Picture: Unsplash, Ari Dinar
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