【Chapter 22】
"Ein Disaster?", erklang die Stimme des irritierten Kook, der Taehyung nach seiner Aussage fragend musterte und anschließend empor in den Himmel blickte. Der Regen tröpfelte auf seine weiche Haut und er zuckte bei den ersten Malen leicht zusammen, durch seine Augen konnte er nicht viel erkennen und er spürte, dass er allmählich ziemlich nass wurde.
"Der Regen ist wie ein Bote der Finsternis, er kündigt immer ein Disaster an. In welchem Ausmaß dieses stattfinden wird, ist noch unbekannt, doch vor deiner Auskunft hat es so strömend geregnet, wie ich es noch nie erlebt habe", erklärte Taehyung seine eben geflüsterte Aussage und klang dabei überraschend trocken und ernst, denn eine böse Vorahnung brodelte in ihm auf und er war sich sicher, dass ihre Reise nicht ohne Gefahren bewältigt werden konnte.
"Den Regen nennen wir auch die Tränen der Götter, sie weinen aus Angstgründen, Traurigkeit oder Wut, waren ein Vorbote von einem Unheil." Taehyung begann zu grübeln und fasste sich mit den Fingerkuppeln leicht an sein empfindliches Kinn, legte den Kopf ein wenig schief. Ein Seufzen verließ seine Lippen und er begann zu überlegen.
"Die Wolken werden schwarz wie ein Rabe, das kündigt eine Finsternis ein, die nicht wortwörtlich gemeint ist. Ein Regen mit pechschwarzem Himmel bedeutet ein Unheil, das lange Folgen haben kann und sollte...", ein lautes Donnergrollen unterbrach ihn in seiner Aussage und ein grelles Aufblitzen ließ den Braunhaarigen erschrocken zurückweichen, "... ein Gewitter dazukommen, so handelt es sich um eine Zerstörung. Entweder wird es sich um ein infernalisches Unwetter handeln oder jemand anders treib sein Unwesen."
Die beiden beaugten sich stumm gegenseitig und der Kleinere von beiden wusste zunächst nicht, was er darauf sagen sollte. Immerhin sprachen diese Zeichen für eine Gefahr auf ihrem Weg und um was auch immer es sich dabei handelte, Kook bekam das Gefühl nicht los, dass sie beide noch etwas erwarten würde.
Allerdings wurde schnell der Entschluss gefasst, das Dorf aufzusuchen und nach einem trockenen Platz Ausschau zu halten, um nicht krankheitsbedingt zurückzufallen oder allgemein körperlich zu schwächeln. Etwas derartiges konnte keiner der beiden sich auf dieser Mission erlauben und deshalb legten sie extra noch einen Zahn zu, um das Dorf rasch zu erreichen.
"Was denkst du, wird uns dort erwarten? Werden sie uns akzeptieren oder wieder verscheuchen?", begann Kook dann aber wieder zu fragen und ein Gespräch basiert auf seiner Neugier aufzubauen. Er hatte keine Ahnung von dieser Welt, in der er nun lebte und wüsste gerne so vieles, auch wenn dafür kaum Zeit war.
"Das Dorf liegt im Westen, werden von starken Windböhen umgeben. Die Legende besagt, dass früher einmal Krieger dort gehaust haben und sie sich mit den anderen Dörfern bekriegt haben. Doch diese grausamen Zeiten sind schon lange vorbei. Heute sind wir uns alle friedlich gesinnt, keiner würde auch nur auf die Idee kommen, eines der anderen Dörfer anzugreifen." Während er dem Kleineren die Beziehungen der Dörfer erklärte, fiel diesem wieder einmal auf, wie viele Legenden es doch gab und begann sich dadurch zu fragen, ob die Ruinen und sein Fall irgendwie damit in Verbindung stehen würden.
Doch er hatte nun das sichere Gefühl, dass man sie dort freundlich empfangen würde und deshalb bestand schon mal kein Grund zur Sorge, während sie weiter den Weg hinter sich brachten und eine schweigsame Atmosphäre sie umgab. Keiner der beiden redete etwas und beide fühlten sich nicht wohl dabei, doch Taehyung war der Meinung, Kraft sparen zu müssen.
Das feuchte Gras sorgte für eine enorme Rutschgefahr, der peitschende Wind ließ die Temperatur enorm in die Tiefe fallen und dies wirkte sich auch augenblicklich auf den Braunhaarigen aus, dessen Haut eine Gänsehaut zierte und sein Zittern dem Schwarzhaarigen im Augenwinkel auffiel.
"Du frierst", bemerkte dieser dann und seine Stimme begleitete ein sanfter Hauch von Sorge. Kook hingegen wollte ablenken und seinen Kopf schütteln, doch wie so oft musste er feststellen, dass er gegen seinen Begleiter nicht ankommen würde. Dieser war stur und würde sich von nichts abbringen lassen, das er sich einmal in den Kopf gesetzt hatte.
"Zieh sie an." Taehyung entledigte sich von seiner Jacke und gab sie seinem Partner, da diese ihm Wärme spenden sollte. Ihm war klar, dass er um einiges robuster war als der Braunhaarige und das lag nicht zwangsläufig an der Statur, denn beide wirkten gut gebaut, doch Taehyung hatte es schon oft mit der Kälte zutun und war deshalb resistent dagegen.
"Wenn dir kalt wird, nimmst du sie dir wieder, okay?", versicherte Kook sich bei ihm und dieser nickte.
Innerlich hingegen schüttelte er seinen Kopf, denn wer würde seine Jacke schon wieder einfordern, wenn der Begleiter noch am frieren war?
"Mach dir keinen Kopf um mich, im Gegensatz zu dir macht mir das nichts aus", erklang die Antwort des eisernen Taehyungs, dem die plötzlich auftretende Kälte wirklich nichts auszumachen schien. Das Gewitter über ihnen tobte wie wild, Kook zuckte bei jedem Donner und bei jedem Blitz zusammen, doch ließ sich davon nichts anmerken. Er fühlte sich seltsam, so frei unter dieser zerstörerischen Naturgewalt zu wandern.
"Ich erinnere mich an ein ohrembetäubendes Grollen am Himmel, danach leuchtete etwas grelles auf...", murmelte der Braunhaarige auf einmal leise und erwischte damit die Aufmerksamkeit des Größeren.
"Bitte?" Dieser hatte den ersten Teil kaum verstanden.
"Daraus resultierten Flammen. Die Flammen, die mir alles genommen haben." Fast schon wie in Trance begann Kook zu sprechen und ließ sich in seinem Redefluss kaum beirren.
Taehyung wusste, dass er sich offenbar an etwas erinnerte und diesen Vorgang wollte er unter keinen Unständen unterbrechen.
"Sie haben für Leid und Kummer gesorgt. Die Menschen hatten Angst vor etwas, das sie nicht benennen wollten. Sie alle zeigten nur auf... die Flammen, die Flammen der Verzweiflung, denem wir keinen Namen gaben". Er blieb auf seinem Fleck stehen und fixierte einen Punkt auf weiter Distanz an.
"Die Flammen...", murmelte er noch ein letztes Mal, ehe er aufschreckte und drohte umzukippen, wenn nicht Taehyung zur Hilfe geeilt wäre und seinen Arm um die Hüfte seines Partners gelegt hätte.
"Hey, ist alles in Ordnung?", erkundigte er sich dann und half ihm dabei, wieder richtig zu stehen.
Ein irritiertes Seufzen verließ die Lippen des Kleineren und in seinem trüben Blick spiegelte sich seine Konfusion wieder. Offenbar wusste er nicht einmal, dass er da gerade etwas vor sich hin geredet hatte. Doch für Taehyung war klar, dieses Wissen war wertvoll und es war auch klar, dass es sich wohl doch um etwas kniffligeres handeln musste.
Die Flammen der Verzweiflung...
Ein ziemlich seltsamer Name für ein Feuer, selbst einen einfachen Brand hatten sie niemals so genannt. Wenn das Feuer durch den Einschlag eines Blitzes entstanden war, hätte der Regen dieses doch irgendwann löschen müssen. Also konnte das nicht alles sein, da war mehr.
Taehyung konnte sich keine plausible Erklärung erdenken, so sehr er seinen Kopf auch anstrengte.
Diese Aussagen beschäftigten ihn, doch sie waren wie so vieles auch wohl nur ein einfaches Puzzleteil, ein kleiner Bestand des riesigen Ganzen und um die Bedeutung dahinter zu verstehen, musste man noch mehr Teile sammeln, um die Bedeutung dahinter zu entschlüsseln.
"Kannst du noch laufen?", erkundigte er sich dann bei seinem Begleiter, der nach wie vor noch etwas am schwächeln war und schmunzelte dann. Doch dieser nickte mit dem Kopf und ging wieder auf Abstand, diese Situation war ihm nicht gerade angenehm, dies zeigte auch die leichte Röte in seinem Gesicht. Und Taehyung entdeckte bei dem Kleineren etwas, das er so bei ihm noch nicht gesehen hatte ㅡ Scham.
Es war amüsant, wie dieser Junge auf verschiedene Dinge reagierte, einfacher Körperkontakt war immerhin für keinen etwas neuartiges. Die Menschen aus Taehyung's Heimatdorf hatten alle kein Problem damit, doch Kook wirkte so, als wäre er der allererste Mensch auf Erden. Oder als würde er von irgendwo anders herkommen und man müsste ihm die Verhaltensweise der Menschen neu beibringen.
Was es auch war, der Schwarzhaarige hatte Spaß ihm dabei zuzuschauen und seine Reaktionen zu beobachten.
"Du musst dir nicht immer Sorgen um mich machen", erwiderte dieser dann und nickte auf den Angesprochenen, der nach wie vor ohne Jacke durch die Steppe marschierte und der Regen in Strömen auf sie herunterrieselte, "achte lieber etwas auf dich selbst, ich komme schon klar", beendete er seinen Satz dann und verschränkte seine Arme vor dem eigenen Oberkörper.
"Ich will mal sehen, wie du zurecht kommst, wenn ich einfach abhaue und dich hier alleine lasse", begann Taehyung seinen Partner zu necken und mit einem prüfenden Blick zu beobachten. Die kleinste Veränderung seiner Mimik oder Gestik würde dem Schwarzhaarigen direkt ins Auge stechen, er würde sie bemerken und zu deuten wissen.
Er kannte seinen Begleiter doch eigentlich sehr gut mittlerweile, konnte dir Antworten und Reaktion von diesem fast schon abschätzen, doch manchmal war er ihm auch einfach nur ein einziges Mysterium. Der Kleinere begann manchmal solch ein wirres Zeug zu sprechen und man würde niemals vermuten, dass sich dahinter überhaupt eine Bedeutung verbarg. Doch seinen Aussagen musste man mit Vorsicht begegnen, man musste aufmerksam sein und sie zu analysieren wissen, denn sie konnten alle einen versteckten Hinweis enthalten.
Nur diesen zu erkennen, fiel keinem der Involvierten einfach. Nur Taehyung konnte das im Moment, doch auch sein Wissen half nichts.
"Das Dorf liegt dort vorne, wir sollten uns beeilen und dann einen Platz zum Übernachten aufsuchen", erklärte er seinem kleinerem Begleiter und nickte dann wieder nach vorne, als Zeichen, dass sie den Weg fortsetzen sollten. Kook verstande und nickte dann überzeugt, woraufhin die beiden den Weg wieder aufnahmen.
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