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Seelenlast


Die Seele ist etwas, an das nicht alle glauben und ist von daher eher symbolisch zu verstehen.
Lasten können uns stärker, besser, schneller, widerstandsfähiger und zu einem Kämpfer oder einer Kämpferin machen.
Genauso gut kann man unter einer Last zusammenbrechen und davon zerquetscht werden. Und wenn man einmal eingeknickt ist, ist es schwierig - beinahe unmöglich - wieder aufzustehen und die Last weiterhin zu schultern. Welche Verletzung man sich dabei zugezogen hat und ob man dann überhaupt noch in der Lage ist, zu laufen, ist etwas, das dabei noch zusätzlich bedacht werden muss.

Entscheidet für euch, ob ihr hierin eine Kämpferin oder eine gebrochene Puppe seht.

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Hastig stolpert sie voran, obwohl sie sich kaum auf den Beinen halten kann. Sie muss. Denn noch einmal hält sie es heute nicht mehr aus.
Obwohl es hier, nahe am Ausgang, stickig und heiß ist, ist sie lieber dort, als in den Tiefen des düsteren, feuchten Minenschachts.
Es ist ein altes Exemplar, längst verlassen und baufällig. Der Geruch nach Moder, Schlamm, rostigem Metall, Fäkalien und Blut hat sich in ihrer Nase und Kleidung festgesetzt und sie weiß, dass sie ihn nie wieder loswerden wird. Selbst, wenn ihr der Luxus sich zu waschen, nicht verwehrt bliebe.
Eine Bewegung aus dem Augenwinkel lässt sie auffahren und sie schleppt sich mühsam voran. Obwohl sie humpelt, geht sie so schnell sie kann, für einige Stunden hier raus zu kommen, ist alle Mühsal wert.
"Schneller!", zischt jemand hinter ihr und vor Schreck stolpert sie und fällt auf die Knie.
Unfähig sich aufzurichten, wartet sie ab, was geschehen wird.
Noch nie hat sie ihn sprechen hören.
Sein Kumpane baut sich hinter ihr auf, sie kann seinen Atem, seinen Körper riechen, wagt es jedoch nicht, aufzustehen, bis er es ihr befiehlt.
Auf grausame Weise ist er ihr vertraut geworden, sodass sie genau weiß, dass sie nichts ohne die Erlaubnis seinerseits zu tun hat.
Einige nervenzerreißende Augenblicke vergehen und sie beginnt zu beben.
Nicht! Bitte! Nur jetzt nicht!
Jeglicher Stolz, auf den sie einmal so viel Wert gelegt hat, ist vergessen.
"Steh auf, du Hure.", brummt er und lacht dröhnend.
Vor einigen Wochen hätte sie noch ob der Anrede protestiert, ist jetzt aber einfach froh, so leicht davongekommen zu sein.
Ohne sich das ein zweites Mal sagen zu lassen, rappelt sie sich auf und rennt, so schnell sie ihre wunden Füße tragen, dem Licht entgegen.
Bevor sie es jedoch erreicht, wird sie an der Schulter gepackt und erstarrt augenblicklich zur Salzsäule. Der kleine Mann, der eher etwas von einem Kobold als einem Menschen hat, hält ihr den Mantel hin, während sein massiger Kumpane sie festhält.
Widerstrebend lässt sie sich in den Mantel zwängen, wie jedes Mal.
Es ist schon beinahe ein Ritual zwischen ihnen. Dennoch hofft und betet sie jedes Mal, dass beide den Mantel nur einmal vergessen würden, doch diese Gebete bleiben stets ungehört. 
Und jedes Mal fürchtet sie um ihr Leben, wenn sie zurückgehalten wird. Zu Recht, wie sie weiß.
Der über alles erhabene und gerechte, gute Gott, den ihre Familie stets anpreist, erntet von ihr nur noch Verachtung.
Ihm verdanken sie ihr Leben, ihren Besitz und ihr Schicksal.
Pah, dass ich nicht lache!
Bevor einer der beiden ihr zuvor kommen kann, zieht sie ihre Kapuze tief ins Gesicht und macht sich auf den Weg nach draußen.
Die brennend heiße, gleißende Sonne ist eine wahre Wohltat, doch sie wird unerbittlich vorwärts getrieben.
Diese Quelle des Lichts - in vielerlei Hinsicht - scheint keinem der beiden zu behangen, denkt sie zufrieden bei sich.
Sie sind aus einem der vielen Minenschächte gekommen, die für Außenstehende allesamt gleich aussehen müssen, doch sie erkennt den Ort, an dem alles begann, zu ihrem Leidwesen bereits im Schlaf.
Nun sind sie auf dem Weg zu der einzigen Kneipe, die diesem Ort am nächsten ist. Ein schäbiger, alter, aber dennoch gut besuchter Schuppen, den sie lieben gelernt hat. Einst hatte ihn die Geschichte derjenigen, die vor ihren erfolgreichsten Grabungen dort gezecht hatten, auf obskure Art und Weise berühmt gemacht, doch nun hat man keine andere Wahl mehr, es ist die einzige Kneipe, weit und breit. Der alten Zeiten wegen, scheint der Schuppen dennoch einen gewissen  Charme zu haben.
Früher wäre sie nie auf die Idee gekommen, auch nur in diese Gegend zu reisen.
Tja, was ein paar...ungewöhnliche Erfahrungen und ein wenig Zeit aus einem Menschen machen können, denkt sie sarkastisch, gemischt mit Wut und überlagert von Resignation.
Als sie das Schild von 'Quartrième Bleu', dem wenig kreativen Namen des Ladens sieht, beginnt sie unwillkürlich schneller zu humpeln. Vor der Tür wirft sie einen letzten bedauernden Blick in Richtung Sonne und wünscht sich von ganzem Herzen, dass die Strahlen wenigstens für einen Moment ihr leidgeprägtes Gesicht berühren können. Da sie weiß, dass das keine gute Idee ist und sie drinnen eine warme Mahlzeit, einige Stunden wertvollen Schlafs und Wärme empfangen werden, wendet sie sich jedoch wieder der Tür zu und wartet, dass der massige Mann die Tür öffnet. Schon bei ihrem ersten Besuch hatte sie gelernt, dass es ein Fehler war, als erste einzutreten.
Wieder werden ihre Nerven auf die Probe gestellt, wobei die zwei, ebenfalls in Mäntel gehüllt, sich freuen zu scheinen, sie leiden zu sehen.
Irgendwann erlösen sie das Mädchen endlich, und der größere der Beiden öffnet die Tür. Der koboldartige Mann folgt ihr auf dem Fuß, wobei sie sich sehnlichst wünscht, sie würden Plätze tauschen. Was sie fühlt, lässt sich am ehesten mit dem Umstand beschreiben, als säße ihr eine Schlange im Nacken, sie wisse es, könne aber nichts dagegen tun.
Lautes Stimmengewirr umhüllt sie beinahe sofort, sobald die alte Tür in ihre Angeln fällt.
Eine Wohltat.
Die Stille in dem alten Minenschacht ist nämlich auf dem besten Wege, sie vollständig zu zermürben. Dort horcht sie stundenlang auf die kleinsten Geräusche, auf Ratten oder schlimmeres Ungeziefer gefasst. Zwar ist sie nicht angebunden, darf sich jedoch nur in einem sehr kleinen Umkreis bewegen. Und sobald sie dann etwas hört, macht es das Ganze kein Stück besser, da sie meist nur Schemen erkennen kann.
Die laute Stimme des Größeren holt sie zurück ins Hier und Jetzt und sie ärgert sich über die verlorene Zeit.
"Ich werde mal sehen, was sich heute so an...Gesellschaft ergibt."
Während er das sagt, liegen seine leuchtenden Augen sowohl auf dem Bier, als auch auf der hübschen Wirtin.
Der kleine Mann schnalzt ungehalten mit der Zunge, beide werfen einen letzten warnenden Blick auf das Mädchen, bevor sie sich auf den Weg zur Theke machen.
Sie wirft ihnen nicht mal mehr einen verächtlichen Blick zu, sondern sucht nach einer unbesetzten Ecke.
Drinnen ist es moderner, schicker und sauberer eingerichtet, als die Fassade vermuten lässt.
Als sie endlich eine Ecke mit einigen Blumentöpfen findet, verkriecht sie sich so gut es geht dahinter und nimmt, nach einem vorsichtigen Blick zur Theke, den Mantel ab.
Der Stoff ist rau, kratzt und hat ihr - als sie das erste Mal darauf geschlafen hat - wunde Stellen eingebracht, die nur langsam verheilt sind.
Außerdem hofft sie, dass der Gestank, der ihr wie ein Gespenst aus der Mine gefolgt ist, so etwas schwächer wird, wenn sie ihn neben  sich legt.
Beinahe sofort fällt sie in einen leichten, aber seit langer Zeit einmal traumlosen Schlaf.

Als sie vorsichtig an der Schulter berührt wird, schreckt sie mit weit aufgerissenen Augen hoch, sucht verzweifelt nach etwas, dass sie als Waffe verwenden kann oder wenigstens dem Mantel. Doch beides ist nicht zu finden.
"Schhhh... Ich will dir nichts tun. Alles ist gut.", sagt eine Stimme und sie hält überrascht inne.
Aber nicht der Worte wegen, sondern weil sie merkt, dass es keine der Stimmen der beiden ist. Und weil es das erste Mal ist, dass sie hier jemand anspricht.
Neugierig dreht sie sich um und sieht einen jungen Mann, der vor ihr hockt, ein wenig verunsichert aussieht und ihren Mantel in den Händen hält.
Das Mädchen greift danach, doch er zieht ihn an sich.
Panik breitet sich in ihr aus, ohne Mantel ist sie so gut wie tot, doch bevor sie etwas sagen kann, flüstert er:
"Ich werde ihn waschen. Hinter der Theke ist eine Spüle mit frischem Wasser."
Bevor sie 'das kannst du nicht machen' sagen kann, fährt er fort:
"Ich habe dich schon öfter hier gesehen. Du willst doch bestimmt Essen haben, oder?"
Sie zögert.
Die beiden bezahlen immer ihr Essen, doch so, ohne Mantel, dürfen sie sie nicht einmal zu Gesicht bekommen.
"Ich bringe dir Mantel und Essen, warte kurz hier.", fährt er erneut fort, ohne ihre Antwort abzuwarten.
Verärgert sieht sie ihm hinterher.
Was soll ich auch sonst tun?
Dann erkennt sie jedoch, wie wertvoll es ist, jemanden zu haben, der sie unterstützt.
Angstvoll zusammengekauert wartet sie angespannt, hofft und betet, dass niemandem der junge Mann mit ihrem Mantel auffällt. Obwohl sie sich nichts mehr wünscht, ist sie viel zu nervös um zu schlafen. Ihr Blick schießt ununterbrochen zwischen den beiden Männern und der Tür hinter der Theke hin und her.

Nach einigen endlos erscheinenden Minuten, in denen sie den 'Kobold' und seinen Freund beobachtet hat, legt sich eine Hand auf ihre rechte Schulter. Sie wirbelt herum, auf neuen Ärger gefasst und ist unbeschreiblich erleichtert, als sie den jungen Mann von vorhin erkennt.
"Tut mir leid, ich wollte dich nicht-
Er hält inne und streckt unwillkürlich die Hand aus.
Hastig senkt sie den Kopf, sodass ihr schmutziges Haar ihr Gesicht verbirgt.
Es entsteht ein unangenehmes Schweigen, bevor er mit einem leisen Klappern einen Teller mit heißen Speisen, ein Wasserglas und den Mantel ablegt.
Erleichtert zieht sie die Dinge zu sich heran, bevor er es sich anders überlegen kann, legt sich den, angenehm nach Waschmittel duftenden Mantel um die Schultern und beginnt, dass Essen herunter zu schlingen.
Sie erwartet, dass er geht, doch er setzt sich bequemer hin und sagt:
"Ich vergaß, mich vorzustellen. Mein Name ist Jacques."
Verunsichert hält er inne, als das Mädchen keine Anstalten macht, ihren Namen zu verraten.
Und das wird sie auch nicht. Selbst wenn Noël und ihr Geburtstag zusammenfallen würden.
Nicht um dem Stolz ihrer Familie, sondern ihres Lebens Willen. Wenn ihr Name bekannt würde, dann hat sie auch in dieser Kneipe nur noch Feinde um sich. Und das will sie nicht, denn das würde bedeuten, dass sie nicht weit kommen würde, selbst wenn sie sich befreien kann.
Sobald das warme Essen in ihrem Magen ist, will sie ihn einfach ignorieren und weiter schlafen, ringt sich jedoch ein flüchtiges Lächeln ab, bevor sie sich abwendet.
Doch Jacques packt ihre Schulter, bevor sie sich zum Schlafen hinlegen kann.
"Dein rechtes Auge... Was ist damit? Bist du... blind?"
Hastig schüttelt sie den Kopf und will sich ihm entziehen. Auch ihr rechtes Auge soll ein Geheimnis bleiben, sie will keine zusätzliche Schwäche offenbaren.
Doch  Jacques gibt sich nicht so leicht geschlagen.
"Was ist passiert? Du siehst insgesamt nicht gerade gesund aus."
"Frag nicht."
Ihre Stimme klingt rau, so selten benutzt sie sie.
Als sie sieht, wie verletzt er wegen dieser schroffen Antwort ist, nimmt sie noch einen Schluck aus dem Wasserglas und fügt hinzu:
"Es würde dich nur unnötig in Gefahr bringen."
"Haben deine Eltern kein Geld? Bist du allein hier?"
Meine Eltern haben mehr als genug davon, denkt sie bitter.
Aber Geld ist für sie wertlos geworden. Münzen oder Scheine werden sie nicht beschützen. Und solange niemand weiß, dass sie Eltern hat, ist ihr Leben einen Hauch sicherer. Einen überlebenswichtigen Hauch.
Also schweigt sie.
"Wie bist du auf einem Auge blind geworden? Wohnst du irgendwo? Hast du Essen und einen Ort zum Waschen? Gehst du in die Sonne? Du bist so blass."
Sie erwidert nichts, mustert ihn nur, inzwischen wieder wachsam. Nur ihr gesundes Auge ist hinter dem Vorhang aus schmutzigen, verfilztem Haar zu sehen.
Es ist nicht gut, dass er so viele Fragen stellt. Weder für sie, noch für ihn. Doch wie soll sie ihn denn dazu bringen, den Mund zu halten? Ganz bestimmt erträgt sie lieber stumm seinen Redeschwall - auch wenn er viele Erinnerungen, die sie schon längst vergessen glaubte, wieder wachruft - als die Wirtin auf den Störenfried aufmerksam zu machen. Sie will im Hintergrund bleiben. Und Jacques ist ihr eigentlich gar nicht so zuwider. Im Geheimen ist sie froh, eine freundliche, besorgte und unermüdliche Stimme zu hören, bei der sie nicht um ihr Leben oder ihr Wohl fürchten muss.
Irgendwann bricht er ab und sie schaut auf, den Blick bis dahin auf die Hände gesenkt ohne sie wirklich zu sehen. Sie sind blass, verschorft, dünn und mit blauen Flecken übersät. Schnell schiebt sie diese in die Manteltaschen, sie rufen zu viele unangenehme Szenen wach und sie will nicht, dass Jacques sie sieht.
Der mustert sie inzwischen mit einer Mischung aus Mitleid und Resignation.
Das Mädchen hofft, dass er bald geht, damit sie noch ein paar Augenblicke Schlaf bekommt, doch er scheint immer noch nicht genug zu haben.
"Hast du mir überhaupt zugehört?", fragt er, obwohl seine Augen sagen, dass er die Antwort bereits kennt.
Einen Moment zögert sie, dann schüttelt sie widerstrebend den Kopf.
Hoffentlich wird er niemanden auf sie aufmerksam machen, weil sie ihn verärgert hat.
Er seufzt jedoch nur und fragt:
"Kann ich denn wenigstens etwas für dich tun?"
Wieder zögert das Mädchen, doch dann bildet sich das erste hauchdünne Lächeln seit einer Ewigkeit auf ihren spröden, aufgerissenen Lippen.
"Wenn du unbedingt etwas tun willst, dann könntest du mich wecken, falls jemand näher kommt, denn ich würde gern schlafen. Und wenn ich nächstes Mal komme, besorgst du mir kein Essen und wäscht den Mantel nicht ganz so auffällig.", meint sie, mit einer Spur Sorge und unterdrückt das Gähnen, ein weiteres Zeichen der Schwäche.
Seine Augen fragen unausgesprochene Fragen, doch er hält den Mund und sie ist ihm dankbar dafür.
Die zweite Bitte behält sie lieber für sich, obwohl es keinen Stolz mehr in ihr gibt, der dadurch verletzt wird. Sie möchte ihren Verbündeten, wie sie ihn vorsichtig in Gedanken nennt, nicht dadurch verlieren.
Obwohl sie Jacques' Blick auf sich spürt und ihr kalt ist, zieht sie den Mantel erneut aus, um wunde Stellen zu vermeiden und legt sich mit dem Rücken zu ihm und dem Raum hin. Den Mantel als Decke über sich, schließt sie die Augen und wartet seine Antwort gar nicht ab.
Leise sagt er:
"Gern, wenn ich damit helfen kann."
Noch leiser erwidert das Mädchen:
"Dank dir. Weißt du, vielleicht erzähle ich dir irgendwann meine Geschichte. Vielleicht. Wenn-
Sie bricht ab.
Beinahe hätte sie 'Wenn es sicher genug ist' gesagt, bremst sich jedoch rechtzeitig. Er soll es nicht wissen. Warum hat sie ihm das gesagt? Niemals darf er das wissen, sonst ist er in Lebensgefahr. Doch sie sehnt sich so sehr danach, mit jemandem zu sprechen, sich anzuvertrauen, dass ihr das wohl rausgerutscht ist. Auch wenn er ihr nicht helfen kann. Aber das ist naiv und egoistisch, und so will sie nicht mehr sein.
Damals ist sie doch genau deswegen voraus in den Minenschacht gelaufen, hat sich verlaufen und wurde von den Zweien, die jetzt über ihr Leben bestimmen, gefunden. Ihr war das Leben zu langweilig, sie suchte ein Abenteuer, die Herausforderung, denn mit Geld hatte sie alles, was sie sich kaufen konnte. Sie hatte geglaubt, ihre Eltern würden dann ihren Willen anhören und sie machen lassen, was sie wollte, wenn sie allein hineinging und wieder herausfand.
Diesen Fehler wird sie nicht noch einmal begehen, das steht für sie fest.
Ebenso wenig kann sie ihm sagen, wo und wer ihre Eltern sind, wo sie wohnt und wie sie ihr eines Augenlicht verloren hat. Auch der schreckliche Grund ihres ungesunden, abgemagerten, mit Kratzern übersäten Körpers muss im Verborgenen bleiben.
Also wird sie die zusätzliche Sicherheit genießen, ebenso wie die Gespräche und den sauberen Mantel. Aber sie wird das Leid, das allein ihre Schuld ist, einsam und stumm ertragen und nicht noch jemanden da hineinziehen.
Während sie noch in den Schlaf abdriftet, läuft eine Träne über ihre Wange, doch gleichzeitig lächelt sie.
Diese Träne - keine zwei Stunden nach der letzten - weint sie, weil sie genau weiß, dass ihr Leiden so schnell kein Ende finden wird und sie sich zurück in ihre langweilige -  aber sichere -Familie wünscht. Lächeln tut sie, weil sie einen Verbündeten gefunden hat, einen Lichtblick nach den dunklen Stunden im Minenschacht, und sie weiß, dass er sie unbewusst durch sein Verhalten unterstützen wird.

Vorsichtig überprüft Jacques, ob das Mädchen schläft, bevor er ihren Kopf sanft auf seinen Schoß bettet. Beinahe erwacht sie aus ihrem unruhigen Schlaf, was seine Ahnung einer ständigen Angst in ihr noch verstärkt. In ihren Augen, das eine milchig weiß, das andere blassblau, hatte er den starken Wunsch nach körperlicher Nähe für einen kurzen Moment sehen können. Nun hofft er, dass sie diese im Schlaf wahrnimmt und sich ein wenig entspannen kann.
Wachsam schweifen seine Augen durch die gut besuchte Gaststätte und bleiben an zwei Männern hängen, die sich leise bei einem Bier unterhalten, nachdem der Kleinere die Wirtin wegschickt. Obwohl sie sich nicht ein einziges Mal in ihre Richtung drehen, strahlen sie etwas aus, das er nur mit Macht bezeichnen kann. Jede Menge protzige Kerle scheinen sich instinktiv zu ihnen setzen zu wollen, werden jedoch jedes Mal von den giftigen Blicken des Kleineren verscheucht. Er scheint das Sagen zu haben.
Nachdenklich betrachtet er das junge Mädchen auf seinem Schoß.
Er hat begriffen, dass sie Angst hat und dass ihre Geschichte gefährlich ist. Sie ist in einem grauenvollen Zustand und scheint das nicht so schnell ändern zu können oder wollen. Doch dass dies mit den Zweien zu tun hat, ist reine Spekulation. Trotzdem hofft er, dass er ihr helfen kann und sie wiedersieht, wenn auch nur, um sich zu vergewissern, dass sie noch lebt. Denn er möchte ihr von ganzem Herzen die Last ihrer Angst abnehmen, da er erahnt, dass sie ihn ohne diese weit überragen würde.

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