Automatisch schaute ich wieder auf die Uhr, 
noch etwa zwölf Minuten hatte ich Zeit.

Zeit wofür eigentlich?

Zum Nachdenken?

Zum Abschied nehmen?

Zum Nichts tun?

Was ist wohl das Sinnvollste, das man machen kann, wenn man nur noch zwölf Minuten Zeit hat, bis man abgeholt wird um zu sterben?
Ich entschied mich für das Nachdenken. 

Einfach immer weiter nachdenken.
Nachdenken über alles und jeden.
Über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Zukunft?

Welche Zukunft denn?

Ich hatte keine Zukunft, zumindest endete meine Zukunft in wenigen Minuten.

Doch das sollte mich nicht hindern nun über die Vergangenheit nachzudenken.
Denn meine Vergangenheit beinhaltet viele Ereignisse, welche ich erst im Nachhinein zu schätzen weiß.

Zum Beispiel all die Momente mit meinem Sohn und meiner über alles geliebten Frau.

An dem Tag meiner Hochzeit und dem Tag, an dem mein Sohn zur Welt kam, war ich der glücklichste Mensch auf Gottes Erde, mein Lächeln war an diesen Tagen ein wirklich wahrhaftiges und aufrichtiges Lächeln. 

Ich werde diese Momente niemals vergessen, aber auch Momente die auf den ersten Blick nicht positiv scheinen, der Tag beispielsweise, an dem mein Sohn sich den Arm gebrochen hatte, oder als meine Schwester als Kind beinahe im Teich ertrunken wäre. Dies sind Augenblicke, die ich nie vergessen werde.

Denn ich sehe das Positive, das Glück, welches in diesen Ereignissen liegt.

Mein Sohn ist wieder kerngesund, kann sogar hervorragend Tennis spielen und weiß seine Gesundheit zu schätzen, meine Schwester hat ihrer Nahtod-Erfahrung, ihren unerschütterlichen Glaube an Gott zu verdanken.

Man kann sagen ich liebte die Vergangenheit, denn ich hatte sie zu schätzen gelernt. Denn seit meiner Gefangenschaft wusste ich wie wertvoll mein Leben in der Freiheit war.