13// Schock
"Miss Clifford, was machen Sie denn hier?" frage ich ganz scheinheilig, als Sie um die Ecke biegt und ich nichts gutes erahne.
"Sollte ich das nicht eher dich fragen, Jean?" fragt sie mich daraufhin, weil Sie weiß, dass ich schon lange Schluss habe.
"Ich habe Sie gesucht", sage ich, ohne darüber nachzudenken. Was, wenn sie gar nicht ins Zimmer des Schulleiters wollte? Dann habe ich Viki und mich nur noch mehr in Gefahr gebracht. Ich hoffe, sie kommt nicht aus dem Zimmer, solange ich noch mit Miss Clifford rede. Ich hoffe, sie ist schlau genug.
"Was wolltest du denn von mir?" fragt Sie mich und ich muss mir schnell eine gute Ausrede ausdenken.
"Ich wollte Sie etwas fragen, aber dafür müssen Sie mitkommen" , versuche ich einen Ausweg zu finden uns noch aus dieser Situation zu retten. Viki müsste inzwischen fertig sein. Ich gebe nun zwar meine Wache auf, aber dafür haben wir Clifford vom Hals.
Ich entferne mich mit Miss Clifford so weit, wie es nötig ist und frage sie dann etwas zum Unterricht am Freitag, auch wenn wir dafür nicht weg gemusst hätten, hoffe ich, es fliegt nicht auf. Nachdem Sie mir geantwortet habe, flitze ich schnell wieder zum Schulleiterzimmer. Viki steht davor. Das ist nochmal gut gegangen. Ein Glück.
"Lass uns schnell hier weg" , flüstere ich, weil ich Angst habe, dass Frau Clifford uns hört und Verdacht schöpfen könnte. Immerhin war meine Aktion eben nicht die klügste.
-
Als wir wieder in Vikis Auto sitzen macht Sie die Musik leise an und fährt los.
"Wieso hat das denn so lange gedauert?" frage ich Sie aufgebracht, als wir endlich im Auto sitzen und losfahren.
"Das wäre beinahe mächtig in die Hose gegangen" , füge ich noch hinzu und schaue Sie mit einem ernsten Blick an. Dabei fallen mir wieder ihre blauen Augen auf, die auf die Straße gerichtet sind.
"Ist es aber nicht" , sagt sie und grinst mich an. Ihre weißen geraden Zähne strahlen mich an. Viki ist echt ein hübsches Mädchen.
"Ich konnte die Schulakte von Sterling doch nicht einfach so mitnehmen, dass wäre aufgefallen. Erst einmal war es ein Akt, Sie überhaupt zu finden. Immerhin steht er bei S und wir haben sehr viele Schüler an der Schule, deren Nachname mit S beginnt. Und dannach musste ich ja auch noch jede einzelne Seite kopieren" , sagt sie lässig.
"Dass du überhaupt die Nerven dafür hattest" , sage ich erstaunt und bewundere Sie ein wenig für ihren Mut. Ich hätte mich das vermutlich nie getraut, ich habe ja schon die reinste Panik geschoben, als ich nur Wache halten sollte. Dabei ist Viki dass volle Risiko eingegangen.
"Wir sind da" , sagt Sie und steigt aus.
Sie hat in einer großen Einfahrt geparkt, neben ihrem Auto steht noch eine alte gelbe Ente. Ich schaue hoch, als ich aussteige und sehe ein wunderschönes weißes Haus, welches riesig aussieht. Dabei denke ich an meine kleine Wohnung, denn wir könnten uns sowas niemals leisten und ein bisschen beneide ich Viki darum. Genauso, wie ich meinen besten Freund manchmal um sein riesiges Haus beneide, welches ich wohl niemals besitzen werde. Wir hatten noch nie viel Geld, man könnte uns eigentlich schon als arm bezeichnen, was ich ungerne zugebe, aber so ist es nun mal. Ich weiß nicht, woran es liegt, dass wir so wenig Geld haben, aber wir kommen knapp über die Runden, wir können uns gerade mal unsere kleine Wohnung leisten und das günstigste essen, was mich manchmal sehr traurig macht. Immerhin hat es sich mit den Jahren geändert, in England war das ganze noch schlimmer. Ich wünschte, ich könnte mehr für meine Familie tun. Meine Eltern sind sehr liebevoll und würden uns jeden Wunsch erfüllen, ich liebe Sie sehr. Doch ich verstehe nicht, wieso solche Menschen so leiden müssen. Mein Vater arbeitet hart und verdient doch so wenig Geld. Er muss dauernd Überstunden machen, bekommt diese jedoch nicht bezahlt. Aber er hat Angst zu seinem Chef zu gehen, da er Angst hat, seine Arbeit dann ganz zu verlieren, da er dann nicht mehr für uns sorgen könnte und ich verstehe diese Angst. Auch meine Mutter macht einen anstregenden Job, jedoch wird auch dieser mit viel zu wenig Geld belohnt. Doch sie liebt ihre Arbeit, denn sie kann Menschen glücklich machen. Und doch ist es einer der härtesten Jobs, denn du weißt nie, ob dein Tag gut oder grausam enden wird. Ich selbst jobbe auch, doch da kommt auch nicht sehr viel zusammen. Ich würde gerne noch mehr arbeiten, doch ich schaffe es zeitlich nicht.
Viki geht vor und ich trabe ihr hinterher.
"Euer Haus ist ziemlich groß" , sage ich, als ich es betrete.
"Ja, es ist okay" , erwidert Sie und ich bin fassungslos. Sie sollte dankbar dafür sein!
Sie geht durch das riesige Haus und öffnet ein paar Türen, durch die Sie hindurch geht. Ich bin mir sicher, dass ich mich hier verlaufen würde. Dann sind wir anscheinend in ihrem Zimmer angekommen, denn an der Tür stehen die Buchstaben ihres Namens. Ich betrete es und staune nicht schlecht. Ihr Zimmer ist so groß, wie unsere Wohnung insgesamt. Sie setzt sich auf ihr Doppelbett, welches mitten im Zimmer steht. Ich staune nicht schlecht, als ich meinen Blick über all die Möbel schweifen lasse.
Ich stehe immer noch in der Zimmertür, weil ich es nicht glauben kann, dass Viki hier wirklich wohnt.
Wieso ist Sie nicht die beliebteste hier? Sind das nicht immer die reichen und coolen Kids?
An der einen Wand, rechts von ihrem Bett sind noch zwei Türen. Ich setzte mich auf das Sofa, welches gegenüber von ihrem Bett steht und schaue Sie an.
"Was ist da drinnen?" frage ich Sie und ihr Mund verzieht sich zu einem Grinsen.
"Mein Badezimmer und in der anderen Tür ist mein Kleiderschrank", sagt sie stolz.
Wow. Ich hätte das Mädchen echt nicht so eingeschätzt.
Sie kramt in ihrer Tasche herum und holt eine Mappe raus. Das muss Clarks Akte sein. Einen Moment zögere ich. Soll ich dort wirklich reinschauen? Es sind schließlich streng vertrauliche Informationen, die dort drinnen stehen. Doch dann denke ich an meine Freunde zurück, wie er sie für sich gewinnt und werde wieder wütend. Lass uns den Scheiß auseinandernehmen.
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