Buch der Gefühle (Oneshot 11.2)
Völlig sinnlos räume ich irgendwelche Klamotten in meinem Kleiderschrank umher, als Jan plötzlich im Türrahmen steht und mich beobachtet. „Kann ich mir Schlafklamotten von dir ausleihen? Daran habe ich vorhin nicht gedacht..." „Klar", antworte ich und schmeiße ihm den Hoodie, den ich gerade zufällig in den Händen halte zu. Ich krame nach einer Jogginghose und reiche sie ihm ebenfalls. Jan bedankt sich und verschwindet Richtung Bad.
Kurz darauf verkündet meine Türklingel, dass unsere Pizzen angekommen sind. Es ist traurig, dass selbst der köstliche Geruch von frischem Essen, mir keinen Appetit macht. Jan nimmt mir freudig die Schachteln aus der Hand und geht in die Küche vor. Ich atme einen Moment durch bevor ich ein Lächeln aufsetze und ihm folge.
Nach dem Essen, bei dem ich mit Müh und Not eine halbe Pizza runtergebracht habe, spüre ich, wie die Müdigkeit in meine Knochen kriecht. Ich brauche Schlaf, den mir mein Kopf einfach nicht gönnen will. Wenn jetzt Jan auch noch über Nacht da ist, wird das sicherlich nur noch schlimmer. „Sollen wir noch irgendwas anschauen?", fragt Jan mich und ich stimme zu, denn so habe ich noch ein bisschen Beschäftigung. Wir lassen uns auf mein Sofa fallen und Jan schnappt sich die Fernbedienung und sucht nach einem guten Film. Während er so konzentriert auf den Bildschirm starrt, lasse ich mich für einen Augenblick in meine Gefühle fallen. Meine positiven Gefühle für Jan. Ich merke, dass ich Jan anstarre, aber mein viel zu schnell schlagendes Herz lässt mich den Blick nicht abwenden.
„Ist was oder warum guckst du so?", reißt mich Jan aus meinen Schwärmereien über ihn. Erwischt blicke ich auf den Fernseher. „Nein! Ich war nur in Gedanken." Es ist still und ich blicke kurz nochmal zu Jan, welcher mich stumm anlächelt, bevor er den Film startet. Ein lächeln schleicht sich in mein Gesicht und ich weiß, dass ich, mit jedem Stückchen, dass es mir jetzt besser geht, heute Nacht tiefer fallen werde, aber ich kann nichts dagegen machen. Einzelne Schmetterlinge probieren schon jetzt im Winter los zufliegen, aber eigentlich sind sie schon ihres Todes geweiht.
Ein Knall reißt mich aus einem sehr verwirrenden Traum. Ich schrecke hoch. Ich habe tatsächlich geschlafen, aber nicht in meinem Bett sondern auf dem Sofa. Jan sitzt nicht mehr neben mir und auch der Fernseher ist ausgeschalten. Ich höre ein leises Fluchen von der anderen Seite des Zimmers. „Jan?", frage ich vorsichtig. „Sorry, ich wollte dich nicht wecken, aber ich bin gerade gegen die Kommode hier gelaufen." Ich muss leise lachen. „Es gibt da so eine Erfindung die heißt Licht, ganz nützlich in solchen Situationen.", gebe ich von mir. „Danke Schlaumeier, aber dann hätte ich dich geweckt, ist jetzt auch egal. Willst du ins Bett oder bleibst du auf dem Sofa?" Ich stehe auf und folge ihm in mein Schlafzimmer.
Wir liegen nebeneinander, so wie früher auch schon, bloß bin ich jetzt nervös. Zum einen, weil Jan mir so nah ist und er sich nur einmal drehen muss, um mich zu berühren. Zum anderen, weil ich nicht weiß, was meine Gedanken mir diese Nacht antun wollen. Schon nach ein paar Minuten höre ich ein sanftes Schnarchen von der anderen Bettseite. Mir fällt auf, dass ich eigentlich gar nicht mehr müde bin. Ich bin sogar für die Uhrzeit erstaunlich gut gelaunt. Ich schiebe die Bettdecke beiseite und stehe auf. Leise öffne ich die unterste Schublade und nehme meinen Block heraus.
Ich habe nur die kleine Tischlampe in der Küche an, aber es reicht um etwas aufzuschreiben. Meine positiven Gedanken. Als kleine Erinnerung, dass manchmal zwischen den Stürmen auch die Sonne scheint.
Was ich dir eigentlich sagen müsste: Ich liebe dich! Tu ich aber nicht, dafür ist mir unsere Freundschaft zu wichtig! Viel zu oft habe ich Gedanken, die mir sagen, dass ich es nicht wert bin. Dass du niemals meine Gefühle erwiderst. Schon längst habe ich das akzeptiert und trotzdem bringt mich die Erkenntnis jedesmal fast um. Was ich dabei immer vergesse, dass ich dich schon längst habe. Dass du mein bester Freund bist, der IMMER für mich da ist. Du bist da! Und dafür liebe ich dich wahrscheinlich auch...
„Aufstehen, du Schlafmütze! Es ist bereits kurz vor zwölf!", wird mein Schlaf jäh unterbrochen. Müde reibe ich mir meine Augen. Seit langem fühle ich mich fast schon ausgeschlafen und bin dazu auch noch gut gelaunt. Es macht mir zwar Angst, weil ich mir sicher bin, dass ich wieder fallen werde, aber für den Moment genieße ich die Pause.
Die nächsten Stunden machen wir nicht wirklich etwas. Ich warte darauf, dass Jan wieder heim will, aber er sagt nichts dazu und da die letzte Nacht ganz gut war, stört es mich auch nicht weiter. Ich schneide gerade, dass neue Video, als Jan im Türrahmen erscheint. „Willst du eigentlich noch über die letzten Wochen reden?", fragt er vorsichtig. Sofort prasseln die verdrängten negativen Gefühle auf mich ein und eine Fassade umgibt mich. „Nein und ich muss mich konzentrieren. Das Video.", antworte ich eine Spur zu hart. Mein Schutzmodus hat übernommen. Als ich seinen verständnisvollen und gleichzeitig verletzten Blick sehe, wäre ich am liebsten zu ihm gegangen, hätte ihn in den Arm genommen und gesagt, dass ich es nicht so meine und gerne mit ihm darüber rede, aber ich bin wie an diesen Stuhl gefesselt. Und so nickt Jan nur kurz und verschwindet wieder.
Mit aller Kraft versuche ich die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Ich kann jetzt nicht weinen, ich muss dieses Video schneiden, befehle ich mir selbst. Es wirkt, die Gefühle verkriechen, sich in eine dunkle Ecke und lassen eine emotionslose Hülle zurück.
Später kommt Jan rein und fragt was ich zu essen möchte, ich antworte, dass ich keinen Hunger habe. Er schüttelt der Kopf und wird etwas für mich mit bestellen. Ich falle nicht, aber ich hänge nur an einem seidenen Faden, der jeden Moment reißen wird. Vielleicht schaffe ich es noch durchzuhalten bis Jan schläft.
Ich sitze im Schneidersitz auf meinem Bett, Jan ist im Wohnzimmer und schaut seine Serie weiter. Ich meinte, ich sei müde und würde mich schonmal schlafen legen. Stattdessen versuche ich endlich aufzuhören zu weinen. Es sind Tränen der Überforderung. Überforderung von der kompletten Situation, meinen Gefühlen und allem einfach. Ich kann einfach nicht mehr. Jan lässt mich seit meiner Abfuhr vorhin relativ in Ruhe. Ich wünschte, ich hätte nicht so überreagiert, wir wären mehr beste Freunde.
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Und wer hätte es gedacht, ich kann mich nicht kurz fassen und es wird noch mindestens ein Teil 3 folgen....
Die Geschichte bekommt noch einen Titel, aber erst wenn ich fertig bin, weil ich mich hier gerade einfach treiben lasse.
Ich sag dann mal GuNa an alle!
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