
아홉장 • 𝗰𝗵𝗮𝗽𝘁𝗲𝗿 𝗻𝗶𝗻𝗲
Seit dem Abend, als Wooyoung dem Beta indirekt gestanden hatte, dass er schwul war und auf den Alpha stand, waren zwei Wochen vergangen. Diese zwei Wochen waren für den Omega entspannt, da Seonghwa sich um ihn kümmerte und pflegte u d stets darauf achtete, dass die Wunden gut verheilten. Nach der ersten Woche, durfte Wooyoung sogar wieder weitere Strecke im Haus laufen und sogar wieder selber kochen, was bis dahin der Beta übernommen hatte. Nach der zweiten Woche hatte Seonghwa dem Omega wieder erlaubt größere Distanzen zu laufen und hatte ihm sogar gesagt, dass er wieder arbeiten könnte. Wooyoung hatte sich so darauf gefreut, als der Beta ihm dies berichtet hatte, dass er ihm um den Hals gefallen war.
Während all dieser Zeit hatte er immer noch die Fäden in seinen Oberschenkeln, denn diese wurden erst nach vier Wochen laut dem Beta gezogen, um so ganz sicher zu gehen, dass alles gut verheilt war. Wooyoung hatte sich damit abgefunden. Doch dass er heute früh am Morgen von seinem Wecker geweckt wurde, entließ dem Omega nur ein leicht genervtes Schnauben.
Wooyoung hatte Angst vor der Reaktion seines Chefs, wenn er nach fast einem Monat wieder auf die Arbeit kam. Er hatte Angst, dass dieser ihn feuern würde, doch der Omega brauchte diese Arbeit, auch wenn sie seinem Körper vielleicht nicht besonders gut tat, da er maximal drei Stunden zwischen seinen Schichten schlief.
Doch dies hielt den jungen Koreaner nicht davon ab, nun wieder um drei Uhr aufzustehen und sich für die Arbeit fertig zu machen, ehe er sich um Punkt halb vier aus der Wohnung begab. Er schloss die Wohnungstür ab, ehe er die Treppen langsam nach unten ging und den Hof durch das Tor verließ. Gerade als er dieses abgeschlossen hatte und sich umdrehte, blieb der Omega abrupt stehen. Vor ihm stand Seonghwa.
Seine dunklen Haare wirkten in der Nacht fast schwarz und gingen ihm teilweise ins Gesicht. Seine Lippen waren etwas rot gefärbt, doch konnte Wooyoung das nicht genau erkennen. Doch das kleine Lächeln auf diesen, als er den Omega sah, konnte der Jüngere klar erkennen.
»Hey, Kleiner. Warum bist du so früh schon auf?«, fragte der Beta und sein Lächeln verschwand kurz darauf. Denn sobald er die Frage ausgesprochen hatte, fiel es Seonghwa wieder ein. Wooyoung hatte ihn in den letzten Tagen erzählt, wie er den Weg von der Arbeit und den Weg zurück genoss, da es ihn beruhigte über den Berg zu laufen.
Allerdings bemerkte der Omega, wie sich die Stimmung des Älteren auf einmal änderte und sein Blick leicht besorgt und mit einem Hauch von Wut in seine Augen traf. Leicht zog der Beta eine Augenbraue hoch, trat sogar einen Schritt auf den Jüngeren zu. Wooyoung schluckte schwer und biss sich auf die Unterlippe, bevor er seine Lippen ein wenig öffnete, um etwas zu sagen.
Er wollte sich erklären, die Wut und die Besorgnis des Betas verringern oder sogar ganz verschwinden lassen. Allerdings schloss Wooyoung seinen Mund wieder, ehe ein Wort seine Lippen verlassen konnte. Der Omega wusste, dass keine Wörter, welche er sagen würde, den Älteren beruhigen, sondern nur mehr Sorgen bereiten würden. Daher senkte Wooyoung seinen Blick und biss wieder auf seine Unterlippe.
»Du gehst zur Arbeit, hab ich recht?«, fragte Seonghwa auf einmal und der Omega hob ertappt den Blick. Leicht verwundert und mit einem geschockten Blick sah er den Beta an. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals und ließ ihn schwer schlucken. Bei diesem Anblick musste der Beta seufzen. Leicht schüttelte dieser den Kopf, ehe er wieder seine Stimme erhob.
»Wooyoung, du kannst nicht immer auf die andere Seite des Berges laufen. Das tut dir nicht gut, wenn du immer so wenig schläfst«, kam es mit einer besorgen und gleichzeitig vorwurfsvollen Stimme von dem Älteren. Schuldbewusst senkte der Jüngere wieder seinen Blick nach unten auf die Straße, wobei der Kloß in seinem Hals noch größer wurde.
Wooyoung wusste nicht wieso, aber die Worte des Betas hatten ihn einen kleinen Stich in seinem Inneren verletzt und ließen vereinzelte Tränen in seine Augen wandern, welche der Omega jedoch einfach weg blinzelte. Er durfte jetzt nicht weinen und somit Schwäche zeigen. Der junge Koreaner wollte seinem besten Freund beweisen, dass er nicht schwach war und sein Leben selbst in die Hand nehmen konnte. Bisher war das auch gut gegangen. Jedenfalls bis San, Namjoon und Seonghwa sein Leben auf den Kopf gestellt hatten.
Leicht zittrig atmete der Omega tief ein und aus, sprach sich in Gedanken dabei Mut zu. Es dauerte nur ein paar Atemzüge, ehe er seine Augen öffnete und mit geballten Fäusten seinen Kopf wieder erhob, um Seonghwa in die Augen zu sehen. Seine Augen trafen auf die vorwurfsvollen Augen des Älteren. Um seinen Mut nicht zu verlieren, bohrte Wooyoung seine Fingernägel noch tiefer in die Haut der Innenfläche seiner Hand.
»Wieso? Denkst du ich bin schwach, weil ich ein Omega bin, der Schwächste in diesem Rudel? Denkst du, dass ich nicht für mich selbst sorgen kann? Es ist alles gut gewesen, nichts ist passiert. Jeden Abend und jeden Morgen bin ich diesen Weg alleine gelaufen und jetzt nach zwei Jahren greift mich dieser verdammte Alpha an und deswegen sagst du, dass ich damit aufhören soll, Hyung?« Anfangs waren Wooyoungs Worte fest, aber dennoch leicht angehaucht von Enttäuschung. Je länger der Omega allerdings sprach, desto zittriger wurde seine Stimme und seine Tränen fingen an sich in seinen Augen zu sammeln. Er konnte nicht mehr verhindern, dass er zeigte, wie ihn diese zwei Sätze, diese wenige Worte verletzt hatten.
Zum ersten Mal hatte Wooyoung jemanden gefunden, dem er voll und ganz vertrauen konnte und dann sagte Seonghwa diese Worte. Mit diesen hatte er den Omega verletzt, mehr als es bisher jemand getan hatte. Es verletzte ihn mehr als die Krallenspuren auf seinen Oberschenkeln es getan hatten. Und das, obwohl es ein anderer Schmerz war.
Der Omega sah, wie sich die Miene von dem Beta veränderte. Auf einmal sahen ihn besorgte und entschuldigende Blicke an. Seonghwa schien zu merken, was er mit seinen Worten angerichtet hatte, doch war es schon zu spät. Er konnte sie nicht mehr zurücknehmen, sondern musste sie irgendwie neutralisieren. Doch als er seinen Mund öffnete, um etwas zu sagen, wurde er von der brüchigen Stimme des Jüngeren unterbrochen.
»Ich bin nicht schwach und erst recht bin ich kein kleines Kind mehr, das man beschützen muss. Ich kann gut auf mich selbst aufpassen.« Kaum hatte Wooyoung diese Worte ausgesprochen, ging er einfach mit schnellen Schritten an dem Beta vorbei. Er wich sogar den Versuchen des Älteren aus, ihn zu greifen und somit daran zu hindern, ihn zurückzulassen.
Er ignorierte auch die verzweifelten Rufe des Älteren. Dieser rief immer wieder Wooyoungs Namen, versuchte ihn somit davon abzuhalten abzuhauen. Doch auch wenn der Omega die Worte Seonghwas nicht verstand und ignorierte, so wurden seine Schritte mit jedem Wort, was den Mund des Betas verließ, immer schneller bis er irgendwann anfing zu rennen.
Ohne ein weiteres Wort von sich zu geben, rannte der Omega geradewegs Richtung Wald. Die Tränen liefen ihm nach einigen Metern über die Wangen, da er sie nicht länger zurückhalten konnte. Wooyoungs Hände griffen in den jeweiligen Schultergurt, welcher über seine Schultern gelegt war, und krallte sich damit fest.
Am liebsten wollte er die Worte des Betas vergessen, doch wiederholten sie sich immer wieder in seinem Kopf und trieben nur noch mehr Tränen in seine Wangen. Wooyoung konnte die salzigen Tränen sogar auf seiner Lippe schmecken, doch ignorierte er das. Er rannte einfach weiter, tiefer in den Wald und auf den Berg zu.
Mit der Zeit verlangsamten sich Wooyoungs Schritte. Je steiler der Anstieg zu dem Berg wurde und je weiter er sich von Seonghwa entfernte, desto schneller ging sein Atem und desto langsamer wurden auch seine Schritte. Immer wieder schnappte der Omegs nach Luft, versuchte sich noch während des Laufens zu beruhigen und seine Atmung wieder zu normalisieren, doch half das nicht besonders.
Nach mehreren Versuchen blieb der Koreaner stehen und atmete tief ein. Sein Atem ging zittrig und es war schwierig für ihn, diesen zu beruhigen. Wooyoung schloss sogar seine Augen und griff sich mit einer Hand an seine Brust, welche sich schmerzhaft zusammenzog. Er wollte dieses Gefühl nicht haben. Er wollte nicht weinen. Doch er konnte es nicht verhindern.
Der Schmerz, den Seonghwa ausgelöst hatte, saß einfach zu tief. Er konnte sich einfach nicht beruhigen und die Tränen stoppen. Immer wieder machte der Omega Schnappatmungen. Er warf seinen Kopf sogar in den Nacken und sah in den Himmel, um sich durch den Anblick der Sterne ein wenig zu beruhigen. Und dies half. Langsam hörten die Tränen auf und seine Atmung regulierte sich wieder.
Mit leicht brennenden Augen sah Wooyoung zu den Sternen auf, seine Atmung ging dabei zwar immer noch unregelmäßig, doch schnappte er nicht mehr nach Luft. Stattdessen biss er sich nun auf die Lippe und schniefte kurz auf, bevor er seine Unterlippe wieder von seinen Zähnen befreite und ein leises Seufzen aus seinem Mund ertönte.
Die Sterne hatten ihn schon immer beruhigt, genauso wie der Mond, welcher auch an diesem frühen Morgen in voller Pracht zu erstrahlen schien, auch wenn es kein Vollmond war. Der Omega wandte seinen Kopf ein wenig, um den fast vollen Mond anzusehen. Sein Licht schien direkt auf Wooyoungs Gesicht und erhellte es, weshalb die Haut des Koreaners fast schon so weiß wie Porzellan wirkte. Seine hellbraunen Augen bekamen durch das Mondlicht einen leichten goldenen Schimmer.
»Wieso hast du mich so gemacht?«, hauchte der Omega leise zum Mond hinauf, während er einfach weiterhin einfach einige hundert Meter von dem Wald entfernt am Berg stand und einfach in den Himmel blickte. Dabei stiegen ihm schon wieder einige wenige Tränen in die Augen, doch blinzelte Wooyoung diese nicht weg.
»Warum hast du mich dazu verdammt, ein Omega zu sein?«, wimmerte Wooyoung nach wenigen Sekunden erneut auf und wischte sich mit seiner linken Hand die aufkommenden Tränen weg, ehe er sich wieder in die Schultergrute krallte. Seinen Blick wandte der Wolf zu keiner Zeit von dem Himmel oder dem Mond ab.
Er sprach nicht mit dem Mond an sich, sondern mit der Mondgottheit Luna. Sie war die einzige Göttin, welche die Wölfe verehrten und anerkannten. So hatte auch Wooyoung sie anerkannt, was allerdings einige Jahre gebraucht hatte. Von einem christlichen Priester großgezogen zu werden, war einer der Gründe, weshalb es bei Wooyoung so lange gedauert hatte.
Dadurch dass er alleine herausfinden musste, dass er ein Werwolf war und niemand ihn dabei unterstützt hatte, dadurch dass er nicht von einer Werwolfsfsmilie großgezogen wurde, musste er sich jedes noch so erdenkliche Wissen selbst aneignen. Das war zum einen schwer und zum anderen auch verwirrend für ein Kind, das zu allem noch von einem Mann mit christlichem Glauben erzogen wurde.
Doch mit der Zeit hatte Wooyoung alles verstanden, hatte sich alles mögliche über die natürliche Welt eingeprägt, so dass er nun an das glaubte, was die Werwölfe innerhalb ihrer Kreise weitergaben. Er glaubte an die Mondgöttin, auch wenn er nicht verstand, warum seine Eltern ihn ausgesetzt hatten und warum die Göttin ihn zu einem Omega gemacht hatte. Es verwirrte Wooyoung immer wieder, doch hatte er sich damit abgefunden. Allerdings machte es sein Leben nicht einfacher, sondern irgendwie komplizierter.
Seufzend strich er sich durch die Haare und senkte seinen Kopf wieder nach unten. Egal wie oft er mit dem Mond redete, er bekam keine Antwort. Natürlich bekam er keine Antwort, denn noch nie hatte ein Gott sich mit einem seiner Kreaturen unterhalten. Wieso sollte es bei ihm dann anders sein? Er war immerhin nichts besonderes. Leicht schüttelte Wooyoung bei diesem Gedanken seinen Kopf.
»Es ist doch sowieso egal«, murmelte er leise, ehe er sich Richtung Sattel wandte und seinen Weg über die Steine hinweg fortsetzte, denn immerhin musste er trotz dem Geschehenen und seinem Gefühlschaos zu dem Diner und seine Arbeit antreten. Er konnte es sich nicht erlauben nach seiner langen Auszeit zu spät zu kommen. Wooyoung musste sich nun noch mehr ins Zeug legen, denn er hatte zu viel Angst, dass Jin-ho in feuern würde, wenn er entweder wieder ausfallen würde oder wenn er zu spät kam.
Der Omega brauchte diese Arbeit. Denn auch wenn er sie nicht besonders gut leiden konnte, da in dem Diner zu viele Menschen kamen, war es die einzige Arbeit, welche er bekommen hatte. Immer wieder hatte er Bewerbung weggeschickt, versucht eine andere Arbeit zu finden, doch hatte er keine bekommen. Daher hatte er nach mehreren Wochen aufgegeben und nach keiner anderen mehr gesucht.
Doch nun musste Wooyoung sich auf den Weg konzentrieren, so dass er nicht die Gefahr lief, abzurutschen und sich wieder zu verletzen. Einen weiteren Tag auszufallen konnte er sich nicht leisten. Unter anderem auch finanziell.
Daher atmete er immer wieder tief ein und aus, regulierte seinen Atem und richtete seinen Blick auf den Weg. Nun würde er sich von nichts mehr ablenken lassen und sich auf den Weg konzentrieren, welchen er zurücklegen musste. Der schwierigste Part ist in den Augen des Omegas sowieso der Aufstieg und diesen würde er bald hinter sich haben. Doch mit jedem Schritt, welchen er dem Diner näher kam, wuchs in ihm auch die Angst. Was würde nach fast einem Monat seines Ausfalles passieren?
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