𝖅𝖜𝖆𝖓𝖟𝖎𝖌𝖘𝖙𝖊𝖘 𝕶𝖆𝖕𝖎𝖙𝖊𝖑
Irgendwann wachte ich auf. Da es immer noch wegen den Nachtwürmchen dunkel war, konnte ich nicht sagen wie lange ich geschlafen hatte. Und als ich das Zelt verließ, war die Sonne immer noch am selben Punkt. Wo sie auch bleiben würde. Ich lief ein bisschen, um zu schauen, wie es um mein Bein stand. Es schien langsam gut verheilt zu sein, denn es tat nicht mehr so fest weh wenn ich aufstand. Doch ich getraute mich trotzdem nicht, den Verband abzunehmen.
Nach einer Weile gesellte sich Shadow zu mir. Sie begrüßte mich sanft und trottete dann neben mir her. Nachdem wir uns ein wenig von den Zelten entfernt hatten, setzte ich mich in den heißen Sand. Ich legte das Schwert, das ich mit rausgenommen hatte, vor mich und begutachtete es.
Hätte mir vor einem halben Jahr jemand gesagt, was in der Zukunft passieren würde, hätte ich ihn ausgelacht. Nie hätte ich mir erträumt, einmal aus dem Palast rauszukommen.
Oder jemals daran gedacht, dass mein Vater sterben könnte. Dass ich seinen Platz einnehmen müsste. Und dann in den Krieg ziehen würde.
Ich fuhr mit dem Finger über die Symbole auf dem Schwert. Es war selbst in dieser Hitze kalt wie Eis.
Ich nahm den Griff in die Hand und hob das Schwert. Die Schwertspitze zeigte nun in die endlos scheinende Steppe.
Ich überlegte mir gerade, ob das Schwert an dem Thron gut aussah, als sich jemand neben mich setzte.
„Guten Morgen." begrüßte mich Jake verschlafen.
Ich antwortete nicht.
„Alles ok bei dir?" fragte er.
„Na klar."
Genervt stand ich auf.
„Ich ziehe ja nur in den Krieg. Und freue mich schon auf meinen Tod."
Ich drehte um und lief zurück zu den Zelten.
Jake folgte mir.
„Ich weiß das ist nicht hilfreich, aber ich hab Angst davor."
„Vor was?"
„Vor dem Tod."
Ich blieb kurz stumm.
„Du wirst ja auch nicht sterben." meinte ich dann.
„Ich geh mal stark davon aus das ich das werde."
Ich blieb stehen. Ich weiß nicht wieso, doch irgendwie hatte ich den Gedanken verdrängt das auch Jake sterben wird. Und auch Brooke, T und Lilian. Und vielleicht auch Shadow, Milky-Moon und die anderen Pferde.
„Oh Gott."
Ich fasste mir an die Stirn.
„Hey, alles ist gut. Jeder hier hat sich selbst dafür entschieden, mitzukommen und trägt auch selbst die Verantwortung für sich."
„Aber was bin ich den für eine Königin, wenn ich euch einfach..." Ich wollte es nicht, aber ich fing an zu schluchzen.
Jake griff nach meinen Schultern.
„Du bist die Mutigste von allen, die je diesen Thron bestiegen haben. Du musst dir erst mal klar werden, was für ein Opfer du hier bringst."
Jake nahm mich in den Arm.
„Das wird schon, ok?"
Ich nickte und er lies mich wieder los.
„Wir sollten zurück zu den anderen gehen."
Gemeinsam liefen wir zurück zu dem Zelt. Die anderen waren bereits dabei einzupacken, als wir ankamen.
„Ihr drückt euch aber schön vor der Arbeit." war Brookes einziger Kommentar, als wir ankamen.
Wir sattelten die Pferde und ritten dann direkt los. Während wir ritten, besprachen wir unsere Angriffsstrategie.
„Jake und ich greifen an. Wir sind die besten Kämpfer und am schnellsten." bestimmte Lilian.
„Angeberin." murmelte T, so das nur ich und Brooke es hören konnten. Ich musste schmunzeln.
„Und Brooke und T stellen den zweiten Angriff dar, außerdem die Verteidigung." schlug Jake vor. Er drehte sich zu uns um, da er mit Lilian vorritt, und schaute uns fragend an.
„Ist das ok so?"
Die anderen zwei nickten genervt.
"Was schaust du so wütend, Asena?"
"Verteigigung? Was sollen sie den verteidigen? Lass mich raten, mich?"
Jetzt drehe sich Lilian auch um.
"Asena, du musst doch verstehen, dass es besser wäre, wenn sie nicht gleich die Königin töten." versuchte sie mich zu überzeugen.
„Aber ich kann mich doch verteidigen!"
Jake drehte sich wieder nach vorne. Er wollte anscheinend nichts mehr dazu sagen.
„Ich bin die Königin, ich kann doch wohl selbst entscheiden, wie ich kämpfe."
Jetzt wurde es leise.
Ich unterbrach die kurze Stille.
„Ich werde ebenfalls kämpfen. Jake und Lilian übernehmen die Stärksten, da ihr besser seid als wir. Wir übernehmen dann den Rest."
Lilian nickte.
„Von mir aus. Aber du musst mir versprechen, dass du, sobald es brenzlich wird, dich zurück ziehst."
„Ja, ich versprech's."
Jake sagte nichts mehr. Es war, als könnte ich in seinen Kopf hinein sehen. Ihm gefiel es überhaupt nicht, dass ich so stur war. Doch er wollte mir nicht widersprechen.
Wir erreichten einen größeren Hügel. Hinter ihm war der Treffpunkt. Es war ziemlich seltsam, so geplant in eine Schlacht zu ziehen.
Wir stiegen von unseren Pferden um eine kleine Pause einzulegen.
Niemand sagte etwas. Wir saßen einfach nur da und starrten auf den trockenen Sand, der unsere Füße bedeckte.
Ich fing an zu zittern, was ich jedoch erst merkte als Jake nach meiner Hand griff.
Ich versuchte mich selbst zu beruhigen, indem ich mir einredete, alles sei in Ordnung.
Aber das war einfach zu fest gelogen.
Dann ertönte ein Horn. Laut und tief.
„Es ist so weit. Xetras ist nun auch hier."
Wir gaben den Pferden ein Signal und sie rannten davon. In so einer Schlacht war es unpraktisch, auf einem Pferd zu reiten.
Shadow sah mich noch einmal an und rannte dann den Anderen hinterher. Ich wusste nicht, ob ich sie je wieder sehen würde.
Wir bestiegen den Hügel und ich konnte sofort die Truppe von Xetras erkennen. Sie standen auf einem Hügel gegenüber von uns. In der Mitte befand sich ein breites Tal. Es war eine halbe Einheit, ungefähr dreißig Männer und Frauen. Und angeführt wurden sie von einem Mann in goldener Rüstung. Er hatte ein langes Schwert, welches er in die Höhe hob.
Meine Hand schloss sich stärker um die von Jake.
Das war der König. Der König von Xetras war in der letzten Schlacht dabei.
Lilian holte ein Horn aus einer kleinen Tasche und sah uns an.
„Sobald ich mit diesem Horn antworte, ist es soweit."
Ich sah, dass selbst sie nervös war. Sie blickte nach vorne.
„Jetzt wäre die perfekte Zeit für heldenhafte letzte Worte." meinte sie lächelnd.
„Was? Darüber hab ich gar nicht nachgedacht!" meinte T total entrüstet.
Brooke boxte ihn in die Seite.
„T! Das war ernst gemeint!"
„Ich mein das auch ernst! Ich weiß doch nicht so plötzlich, was ich sagen soll?!"
„Dafür ist es jetzt auch ein bisschen zu spät." meinte Brooke lächelnd. „Also ich hab mir was überlegt." Sie räusperte sich und ich musste lächeln, da mir das alles ein wenig albern vorkam.
„Arîs krete marlion an lions dracrorak." präsentierte sie stolz ihre Worte.
„Hä? Was ist das für ne alte Sprache? Die spricht doch niemand!" meinte T, immer noch nervös weil er sich nichts ausgedacht hat.
„Also ich hab mir auch was überlegt." meinte Jake.
T stöhnte verzweifelt. Und auch ich war langsam am überlegen, ob das nicht was sinnvolles wäre.
In dem Moment beugte sich Jake zu mir und küsste mich. Zwar nicht lange, aber es reichte um mich in eine Schockstarre zu versetzten. Als er sich wieder von mir löste, lächelte er.
Ich brauchte ein wenig, doch ich lächelte auch.
Brooke schwieg grinsend vor sich her, da sie ihren letzten Satz nicht vermasseln wollte, und T schien es überhaupt nicht mitbekommen zu haben.
„Scheiß drauf, wenn ich drauf geh, hab ich halt Pech." meinte er.
„Bereit?" fragte Lilian und sah mich an.
Ich nickte. Sei blies durch das Horn und ein lauter Ton ertönte. Sofort setzte sich die Gegner in Bewegung.
Jake drückte noch ein letztes Mal meine Hand, dann rannten wir los.
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