𝖁𝖎𝖊𝖗𝖟𝖊𝖍𝖓𝖙𝖊𝖘 𝕶𝖆𝖕𝖎𝖙𝖊𝖑
Ich war kurz verwirrt, als ich statt von dem Morgenlicht, das durch mein Zimmer schien, von einem Schrei geweckt wurde.
Sofort zog ich mein Messer aus dem Stiefel und setzte mich auf.
„Claire!" Jake war auch aufgewacht und ging zu ihr. Sie lag am Boden, die Augen geschlossen, und schrie.
„Claire!" Jake rüttelte an ihren Schultern, doch sie wachte nicht auf. Ich steckte mein Messer wieder an seinen Platz und setzte mich zu Jake.
„Was hat sie?" fragte ich und sah ängstlich zu Claire.
Jake antwortete nicht sondern drückte Claire mit den Händen an den Schultern auf den Boden, damit sie sich nicht bewegte. Wieder schrie sie. Ich fasste an ihre Stirn.
„Sie ist ganz heiß! Was machen wir jetzt?!"
Jake fühlte nach ihrem Puls.
„Verdammt" fluchte er und ihm war die Angst ins Gesicht geschrieben.
Ich rannte zu der Tür und hämmerte daran.
„Hilfe! Wir brauchen Hilfe!"
Nicht passierte.
Ich rannte zurück zu Claire. Sie schwitzte am ganzen Körper.
Doch sie schrie nicht mehr.
„Jake! Was machen wir jetzt!? Sie darf nicht..."
Bevor ich das Schlimmste aussprechen konnte, öffnete jemand die Tür. Lilian trat hinein.
„Königin Asena, was machen sie hier? Die Wachen meinten, sie seien die ganze Nacht hier unten gewesen!"
„Das spielt jetzt keine Rolle. Wir brauchen einen Arzt, sofort! Bringen Sie Claire auf die Krankenstation!"
Lilian verschränkte die Arme vor der Brust.
„Königin Asena, was soll das? Diese Leute haben ihren Vater umgebracht! Warum sorgen sie sich ständig um ihr Wohl?"
Ich stand auf und stellte mich vor Lilian.
„Ich möchte, dass sie jetzt sofort Claire zu einem Arzt bringen. Und danach lassen sie die anderen ein Zimmer im oberen Stock bewohnen."
„Aber..."
„Jake wird mich heute unterrichten, also dürfen sie aus ihrer Zelle."
Lilian sah mich fragend an. Dann lächelte sie leicht.
„Natürlich. Es tut mir leid, was ich gesagt habe. Ich... bin mir es nur nicht so gewohnt. Aber sie wissen, was sie tun."
Sie trat an mir vorbei und hob Claire hoch, nicht ohne einen prüfenden Blick auf Jake.
Sie trug Claire aus dem Raum und fordere Jake auf ihr zu folgen.
„Wir treffen uns später draußen." verabschiedete ich mich.
Das Wetter hatte sich nicht gebessert. Der Regen prasselte immer noch vom Himmel hinunter und bildete kleine Pfützen am Boden.
Die Blumen verloren unter dem Gewicht des Wassers ihre Blütenblätter. Langsam flogen diese auf die Erde des Grabes. Ich starrte auf die Begräbnisse meiner Eltern. Es war nicht unwahrscheinlich, dass sich in zehn oder elf Tagen mein Grab neben ihrem befand. Ich gab es ungern zu, aber ich hatte große Angst vor dem Tod. Vor den Schmerzen, aber auch vor dem ,nicht mehr da sein'. Ich hatte noch nie darüber nachgedacht, aber jetzt wurde mir klar, dass ich mit der Entscheidung, alleine in den Krieg gegen Xetras zu ziehen, meinen Tod unterschrieben hatte.
Jake kam erst nach einer Stunde zum Trainingsplatz. Er hatte neue Kleidung an und, wie ich, eine leichte Übungsrüstung. In seinen Händen hatte er zwei Schwerter.
„Das hat aber lange gedauert. Wie geht es Claire?" fragte ich, als er mir ein Schwert in die Hand drückte.
„Ich weiß nicht ob sie das überlebt." meine er matt und ging ein paar Schritte von mir weg.
„Bringen wir das hinter uns."
Seine Laune hatte sich eindeutig verschlechtert seit gestern. Und es verletzte mich irgendwie, dass er so unmotiviert war, mir zu helfen.
„Fangen wir an, indem du mich angreifst."
Er begab sich in eine Verteidigungsposition, sein Gewicht eindeutig nach rechts verlagert. Ich konzentrierte mich. Wahrscheinlich erwartete er einen Angriff von links, was ich zu meinem Vorteil nutzen konnte. Doch als ich von rechts angriff parierte er locker. Bei meiner zweiten Attacke schlug er mir das Schwert aus der Hand und fing es auf.
Danach hatte ich eine Schwertspitze an der Brust und eine Schwertkante im Nacken.
„Das...war wirklich schlecht." Jake erlöste mich und gab mir mein Schwert zurück.
„Nochmal."
Ich hatte das Gefühl gehabt, wirklich Fortschritte gemacht zu haben. Doch Jake war da ganz anderer Meinung. Er war allgemein ziemlich schlecht drauf und unmotiviert. Ich vermutete mal stark, dass es an Claire legen musste.
„Machen wir morgen weiter, das wird nichts mehr." meinte er und schob das Schwert in die Scheide.
„Quatsch, ich schaff das schon. Du kannst ja aufhören."
„Asena, hier geht es nicht um Leben und Tod, also akzeptier einfach, dass du schlecht bist."
Wenn du wüsstest, um was es hier geht.
„Du bist ja so was von motivierend. Heute mit dem falschen Fuß aufgestanden?" fragte ich forsch. „Was hab ich falsch gemacht?"
Er sah mich lange einfach nur an.
„Es hat mich nur überrascht, dass deine Beraterin nicht wusste, warum du uns hilfst."
Auf was wollte er da hinaus?
„Anscheinend hast du es nicht für nötig gehalten, zuzugeben, dass du auch am Tod deines Vaters schuld bist."
Tränen stiegen mir in die Augen, und ich hoffte das Jake sie durch den leichten Regen nicht sah.
„Wenn ich das erzählt hätte, hätten sie mich bestimmt abgesetzt und es wäre wieder jemand wie mein Vater an die Macht gekommen." versuchte ich mich zu verteidigen.
„Aber du bist wie dein Vater."
Jetzt war alles still. Die Welt um mich schien stehen zu bleiben. Nein, ich durfte nicht wie mein Vater sein. Ich war nicht wie mein Vater.
„Willst du den wahren Grund wissen, warum ich deine Hilfe brauch?" zischte ich wütend.
„Weil ich mich dafür entschieden habe, alleine in die letzte Schlacht gegen Xetras zu ziehen, damit nie wieder jemand für mich sein Leben opfern muss. Und damit ich alle Versprechen halten kann. Ich bin NICHT wie mein Vater."
Ich lief an Jake vorbei, der mich nur anstarrte, und verließ den Trainingsplatz ohne ein weiteres Wort.
Wut stieg in mir auf.
Ich konnte machen was ich wollte, niemand verstand mich und niemand war zufrieden mit mir.
Ich legte meine Rüstung ab und versorgte das Schwert. Die Tränen konnte ich nicht mehr zurück halten.
Du bist wie dein Vater.
Ich wollte es nicht, aber die Worte von Jake drangen so in mich ein, dass ich Ihnen glaubte.
Ich war wie mein Vater.
Den auch wenn mein Vater nicht mehr da war, sein Thron war es immer noch.
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