4. Kapitel
Ich mache mich auf den Weg in das Zimmer von mir und Xavier. Vielleicht ist er ja dort? Ich schließe die Tür auf doch auch hier ist er nicht. Vielleicht will er mir nach der Sache im Kraftkontrolle Unterricht aus dem Weg gehen. Ich kann es irgendwie verstehen, doch wieso hat er mir verschwiegen das ich auch auf dem Bild bin? Ich meine er kennt mein Aussehen zwar erst seit gestern doch der Streit scheint ja nicht so lange her zu sein, wenn er jetzt noch darüber nachdenkt.
Da öffnet sich die Tür und Xavier tritt ein. "Du Xavier können wir bitte..." "Camilla bitte. Ich...Bitte geb mir einfach noch ein bisschen Zeit", sagt er und verschwindet dann ins Badezimmer. Perplex starre ich ihm hinterher. Ist das gerade wirklich passiert? Da höre ich wie sich plötzlich die Balkontür öffnet. "Ach du Scheiße!", rufe ich. Da...da ist wirklich eine Hand auf Wednesdays Schulter! Eine Hand ohne Körper. Ich will gerade wieder was sagen da legt Wednesday einen Finger auf ihr Lippen.
"Camilla? Alles gut?", fragt Xavier vom Badezimmer aus. "Ja mir ist nur... was runtergefallen!", antworte ich. Dann zische ich Wednesday zu: "Was zur Hölle machst du hier? Und was ist das bitte auf deiner Schulter?" Die Hand zeigt mir den Mittelfinger. Ich gucke verwirrt zwischen den beiden hin und her. "Du willst mir nicht helfen dann finde ich eben selbst was über Xavier und Rowan heraus", zischt sie zurück. "Händchen du suchst dort auf Camillas Seite und ich hier auf Xaviers" "Wag es ja nicht meine Sachen zu durchwühlen", drohe ich der Hand, doch die hat sich schon am Bücherregal zu schaffen gemacht.
Ich lasse mich seufzend aufs Bett fallen. "Du willst doch wohl auch wissen was Xavier dir verheimlicht", sagt Wednesday, während sie den Schreibtisch von Xavier absucht. "Ja. Aber..." "Sieh dir das an!", unterbricht Wednesday mich und hält mir Xaviers Zeichenblock unter die Nase. Es ist eine Zeichnung. Von Wednesday. "Ja und? Er zeichnet halt gerne Leute was ist da schon dabei", frage ich und sie blättert weiter zu einer Zeichnung von...von mir.
"Sieh dir die Daten an. Zu dem Zeitpunkt als beide Bilder gezeichnet wurden waren wir noch nicht auf der Schule!", erklärt Wednesday scharf. Ich nehme den Block und schaue mir das Bild genauer an. Sie hat Recht. Aber wie kann das sein?
Es klopft an der Tür. Ich zucke zusammen "Erwartest du Besuch?", fragt Wednesday an mich gewandt. Ich schüttele den Kopf. Wednesday zieht mich auf den Boden und krabbelt in Richtung Bett. Ich schaue sie verwirrt an. "Vielleicht erfahren wir gleich mehr über das Geheimnis deines Mitbewohners", erklärt sie. Ich nicke und folge ihr.
Dort erwartet uns schon diese gruselige Hand doch bevor ich anfange loszuschreien legt Wednesday mir ihre Hand auf den Mund. Es klopft wieder. "Camilla? Machst du auf?", ertönt Xaviers Stimme in meinen Gedanken. "Sorry bin nicht mehr im Zimmer", lüge ich. Das fühlt sich echt scheiße an.
Nach ein paar Sekunden kommt Xavier aus dem Bad. Die nassen Haare kleben teilweise noch in seinem Gesicht als er die Tür öffnet und Bianca eintritt. Was will die denn hier?
"Du dürftest nicht hier sein", begrüßt Xavier sie harsch. Autsch. Die beiden scheinen sich wohl nicht so gut zu verstehen. "Auch schön dich zu sehen", sagt Bianca und Xavier schließt die Tür. "Wie bist du am Hausmeister vorbeigekommen? Mit deinen Sirenenkräften?", fragt Xavier. Sirenen? Die gruseligen, blutrünstigen Sirenen die mit ihrem Gesang Menschen in den Tod reißen? Worauf habe ich mich hier nur eingelassen?
"Wie, wenn ich das trage?", antwortet Bianca und hebt eine Kette in Form einer Muschel. Ich verstehe immer noch nicht so ganz was hier abgeht aber die Kette scheint ihren Sirenengesang zu blockieren. Immerhin war Ms. Weems nicht total lebensmüde. "Könntest du nicht einmal aufhören schlecht von mir denken?", fragt Bianca.
"Was willst du?", lenkt Xavier vom Thema ab. Was zur Hölle ist zwischen den beiden nur passiert? "Sehen wie es dir geht. Tut mir leid wegen Rowan. Ihr wart anscheinend gut befreundet", antwortet Bianca was mich vermuten lässt das sie Xaviers Hass nicht unbedingt erwidert. "Seit wann interessiert dich Rowan?", will Xavier wissen.
Rowan. Der Typ der zerfleischt wurde. Allein beim Gedanken an das was ich in Wednesdays Kopf gesehen habe, läuft es mir wieder kalt den Rücken herunter. Das Xavier und er befreundet waren ließ sich aus seinen Gedanken allerdings nicht schließen. Doch ich kann mir nicht weiter Gedanken über ihn machen, denn die beiden beginnen ihr Gespräch fortzuführen.
"Du hast dir doch Sorgen gemacht, dass er Wednesday etwas tut. Folgst du ihr deswegen die ganze Zeit? Oder steckt da was anderes hinter?", will Bianca wissen. Ich blicke verwirrt von Wednesday zu Xavier. Dieser geht hinüber zu seinem Schreibtisch wo Wednesday den Block wieder platziert hat. Leider aufgeschlagen.
"Wirklich mal was siehst du in ihr? Und was ist das mit deiner Zimmernachbarin?", fragt Bianca weiter. Ja was war das zwischen mir und Xavier? Gespannt warte ich auf seine Antwort.
"Vielleicht weil die beiden mich nicht manipuliert haben", erwidert er kühl. "Ich habe einen Fehler gemacht und du kannst mir nicht verzeihen. Wednesday behandelt dich wie Dreck und du bemerkst es nicht mal", entgegnet Bianca aufgebracht. Steht Xavier etwa auf Wednesday? Ich spüre einen Stich im Herzen bei dieser Vorstellung, doch ich ignorierte ihn.
"Ok was hast du gegen die beiden?", fragt Xavier nun auch etwas aufgebracht. Wie ironisch das er uns gerade verteidigt, während wir ihn belauschen. "Wednesday denkt sie ist besser als jeder andere! Und Camilla trau ich einfach nicht über den Weg! Ich meine, sie kann Gedanken lesen!", sagt Bianca und es wird still.
Autsch. Nachdem sie mich zu Ms. Weems gebracht hatte, dachte ich eigentlich wir würden uns gut verstehen. Tja da hatte ich wohl der falschen Person vertraut. Wieso zur Hölle glaubt sie man könnte mir nicht vertrauen? "Ja wieso wohl Camilla? Du belauschst gerade deinen besten Freund und hast ihn angelogen.", meldet sich eine kleine fiese Stimme. Doch sie hat Recht. Was tue ich hier eigentlich? Ich nutze das Vertrauen meines Freundes aus.
Während ich mich noch in Selbsthass suhle reden die beiden über einen sogenannten "Poe Cup" bei dem Bianca Wednesday wohl unbedingt schlagen will.
"Und alle wundern sich warum ich Schluss gemacht habe", holen mich die Worte von Xavier wieder in die Realität. Und da fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Die beiden waren zusammen, doch anscheinend hatte Bianca Xavier wohl nur mit ihrem Sirenengesang dazu gebracht sie zu lieben. Das hat er irgendwann mitbekommen und Schluss gemacht. Etwas stolz auf mich selbst beginne ich zu nicken wofür ich einen Seitenblick von Wednesday kassiere.
"Ich dachte du liebst meinen Killerinstinkt", versucht Bianca wieder einen Annährungsversuch Keine Ahnung warum sie nicht kapiert das Xavier ja anscheinend nichts mehr von ihr will.
Eine Weile sagt keiner was. Doch dann unterbricht Bianca die Stille. "Wir passen gut zusammen Xavier" "Tun wir? Oder willst du nur das ich das denke?", fragt Xavier und schaut ihr direkt in die Augen welche verletzt zurückschauen. "Glaub mir. Du solltest weder Wednesday noch Camilla vertrauen", sagt Bianca genauso hart wie Xavier vorher und geht.
In meinem Kopf befinden sich tausende Gedanken und Fragen. Ich habe das Gefühl dieses Gespräch hat mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Auch Wednesday scheint stark zu überlegen was das alles mit Xaviers Geheimnis zu tun haben soll. Dieser starrt noch lange auf die Tür, bevor er wieder ins Badezimmer verschwindet.
Ich, Wednesday und die Hand krabbeln wieder unter dem Bett hervor. "Was hat es mit der Hand auf sich?", frage ich Wednesday, weil mir auffällt das sie es mir immer noch nicht verraten hat. "Eiskaltes Händchen ist ein Spion meiner Eltern", erklärt diese knapp. Ich will gerade weiterfragen, doch Wednesday hat schon die Balkontür geöffnet und ist auf dem Weg nach draußen.
Bevor sie geht, sagt sie noch zu mir: "Wenn dir etwas an ihm auffällt erzähl es mir" Ich nicke. "Gut", sagt Wednesday und geht. Eiskaltes Händchen sitzt auf ihrer Schulter und winkt mir zu. Ich winke zögerlich zurück.
Etwas später sitze ich in meinem Bett vor mir ein aufgeschlagenes Notizbuch. Nachdem ich wieder vergeblich versucht habe meine Gedanken zu ordnen habe ich beschlossen alles aufzuschreiben. Ich lese es mir noch einmal durch doch keine Chance. Es ist einfach zu spät und zu viel für einen Tag.
Seufzend lege ich Buch und Stift beiseite und knipse meine kleine Leselampe aus. Dann drehe ich mich auf die Seite und schlafe vor lauter Erschöpfung fast sofort ein.
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