Zweiundzwanzig
Dieses grässliche Ding starrte sie an und schien erfreut darüber sie endlich gefunden zu haben. Sein Fressen.
Einst war es wohl eine Frau gewesen. Möglicherweise hellbraune Haare, wobei auch das kaum noch zu erkennen war, durch den ganzen Dreck darin. Ihre Kleidung trug Löcher und sie hatte zerkratzte Wangen. Im allgemeinen ein Bild, so wie man es aus Zombiegeschichten schon kannte, und dennoch so erschreckend neu.
Weil es das für sie war.
Dieses Wesen, das einmal ein Mensch war, reckte seinen Kopf neugierig in die Höhe und kam einen Schritt die Treppe hinauf, woraufhin sich die Gruppe um einen Meter zurück bewegte. Ein angsterfülltes Wimmern verließ die Kehle der schwangeren Frau hinter Jimin, der schützend beide Arme um das Paar gelegt hatte, sein Blick wachsam auf das Wesen gerichtet.
Wesen...das war mal ein Mensch.
Ein leises Rauschen war zu vernehmen und daraufhin ein paar Stimmen. „Hoseok, wo seid ihr?"
Hobi sah zu Taehyung, der ihm die Hausnummer nannte. „Nummer 7, erster Stock."
Die Zombie-Frau fletschte ihre Zähne zu einem Grinsen - so sah es zumindest aus - und kam die letzten Stufen nach oben, sodass sie nur noch der lange Flur trennte. Ein Wunder, dass sie noch nicht bei den lauten Worten von Hoseok auf sie gestürzt war. Entweder Geräusche machten diese Kannibalen nicht verrückt oder alle waren anders.
Wie auch immer es sein mochte, Yoongi's Magen verkrampfte sich, bei jeden Meter den dieses Ding näher kam, weshalb er immer weiter vor Jimin rückte.
Es war vielleicht makaber, dass er so dachte, aber wenn es von jetzt auf gleich um's Überleben ging, dann würde er jeden anderen Menschen verlassen und nur Jimin schützen. Aber man durfte ihn deswegen nicht verurteilen. Jeder hatte eine Person, die er am meisten liebte.
Von Kyungsoo war nun schon seit einer Weile nichts mehr zu hören und die kleine Gruppe versuchte erst gar keine schnellen Bewegungen. Sie liefen immer weiter in die Wohnung und Hoseok, der ganz vorne stand, war schon beinahe über die Türschwelle, da passierte es.
Taehyung stolperte über Yoongi's Fuß und fiel zu Boden, woraufhin der Ältere sich schnell zu ihm bückte. Anscheinend zog genau das die Aufmerksamkeit auf sie, denn schon im nächsten Moment stürzte der Zombie vor und hetzte den Flur entlang.
Der Fremde legte seine Arme schützend um seine Frau und führte sie weg, in eines der Zimmer. Jimin zog Yoongi dichter an sich heran und schnappte sich die Waffe. Beide hielten sie sich bereit, während Taehyung sein Gewehr hob, jedoch wie erstarrt auf das Wesen starrte, das immer näher kam.
Dann fiel ein Schuss. Und der Körper, der einst menschlichen Frau, fiel zu Boden.
Hobi zitterte beim lauten ausatmen und auch seine Hände konnte er kaum ruhig halten. Dennoch stand er da, so wie er sie erschossen hatte. Er bewegte sich kein Stück. Yoongi schaute ihn von der Seite her an. Er wusste nicht, was er sagen oder tun sollte. Das Einzige, das ihm einfiel, war ihm eine Hand auf seine Schulter zu legen und ihn so zurück in die Realität zu rufen.
Hoseok blinzelte ein paar Male, seine Augen waren derweilen immer noch auf die Leiche gerichtet. Er rang mit seinen Worten. Es dauerte einige Sekunden. „Sie war..."
Doch weiter kam er nicht. Hoseok versuchte normal zu atmen, bevor er sich mit leeren Blick umdrehte. Und Yoongi verstand. Das war seine erste Tote.
Taehyung stand neben ihnen auf und sah so aus, als müsste er wieder weinen, doch sagte er nichts, sondern nahm einfach Hobi's Hand in seine; die, die nicht die Waffe hielt.
Jimin lehnte seine Stirn erschöpft an Yoongi's Nacken, woraufhin sich der Ältere seine Hände umband und an den Bauch legte. Er strich ihm sanft über seine Handrücken, wovon er wusste, das sein Freund diese Geste liebte.
Doch die Ruhe währte nicht ewig, denn kaum hatten sie sich vom Schock erholt und wollten sich nach dem Ehepaar erkundigen, hörten sie eine Menge an hitzigen Schritten, zusammen mit Lauten, die wie angriffslustige Rufe klangen. Sie brauchten gar nicht nachzugucken, um zu wissen, dass es eine weitere Belagerung war. Ohne etwas weiteres sagen zu müssen, drehten sie sich alle um und rannten in die Wohnung, um sie hinter sich zu schließen.
„Scheiße!", fluchte Hoseok laut, als er versuchte Kyungsoo über sein Funkgerät zu erreichen. „Soo! Melde dich, verdammt nochmal!"
Taehyung beobachtete den braunhaarigen Lockenschopf mit großen, verängstigten Augen, während er sein Gewehr parat hielt. „Hy-Hyung m-meinst du er ist...?"
„Nein.", meinte Hobi bestimmt und runzelte angestrengt die Stirn. „Nein, nicht Do."
In dem Moment krachte ein schwerer Körper gegen die Tür und sie fing an zu beben. Hoseok löste sich schnell von ihr, um auf Abstand zu gehen und seine Waffe zu zücken. Auch die anderen erhoben ihre, bereit um jeden umzulegen, der über die Schwelle trat.
Yoongi warf einen Seitenblick zu Jimin, dem der Angstschweiß die Schläfe herunterlief. Sonst aber zeigte er keine Anzeichen dafür wegzulaufen, weswegen Yoongi sich einfach nur einen halben Schritt weiter vor stellte, um im schlimmsten Fall als erstes umgerannt werden würde. Als Yoongi jedoch zu Taehyung blickte, wusste er, dass der Jüngere immer noch mit dem Trauma vom letzten Mal zu kämpfen hatte.
„Tae.", sagte er deswegen und nickte ihm zu, deutete ihm, dass er sich hinter sie begeben sollte. Er schluckte, ging dann aber zögerlich der Anweisung von Yoongi nach. Demnächst sollte er wirklich weg bleiben. Aber vermutlich würde dieser freche Knirps eh nicht hören, dachte sich der Grauhaarige.
„Kyungsoo ist auf dem Weg hierher.", sagte Jimin, als alle noch einmal zusammenzuckten, weil die Tür schon wieder eingedrückt wurde.
Yoongi sah flüchtig zu ihm. „Wir hätten sie nicht rufen sollen."
Taehyung schluckte. „Was ist wenn-"
„Sie werden uns helfen.", unterbrach Hobi sie alle. Seine Augen waren zu Schlitzen geformt. „Das haben sie immer, ohne sich zu verletzen."
Nachdem er diese Worte laut ausgesprochen hatte, hörten sie Schüsse und Messerhiebe. Die Rufe, das Gurgeln und die Fäuste gegen die Tür vergingen, nach und nach, und wenige Minuten später war alles verstummt.
„Hobi, seid ihr noch am leben?"
Aufgeregt griff der Angesprochene nach dem Funkgerät und bestätigte. „Ja! Bitte sag mir, dass ihr das gerade im Flur wart." Er ging zur Tür und blickte durch den Türspion hinaus. „Gott, sei dank."
Schnell schloss er auf und schon fiel ihm Jihyun in die Arme. Der Jüngste klammerte sich fest an ihn, woraufhin Hoseok nur lachte, auch wenn er seine Tränen nicht verbergen konnte.
„Scheiße.", flüsterte Chen, der sah wie Kyungsoo Taehyung umarmte. „Es geht euch gut."
„Ja.", meinte Yoongi mit einem Nicken und zog Jimin sofort zu sich. Die ganze Aufregung hat ihn vollkommen fertig gemacht. Er wollte nur noch zurück. Sanft gab er seinem Freund einen Kuss auf die Wange, während Jimin seine Nase in seiner Halsbeuge versteckte. Sie waren sicher.
„Alles in Ordnung soweit?", fragte Kyungsoo ebenfalls nach, als er sich von Tae gelöst und sein Gesicht in seine Hände genommen hatte.
Der Junge mit bunten Haaren nickte. „Ja, ihr seid rechtzeitig hergekommen. Wie geht es euch?"
„Keinen einzigen Kratzer haben wir abbekommen.", meinte Chen, sein Blick galt dem Gemetzel auf dem Flur. Es waren drei Männer und noch eine Frau dazugekommen. „Die sind verflucht stark, die Zombies."
Seufzend wendete sich Tae an Jimin. „Willst du sie holen?"
Der Braunhaarige stellte sich auf. „J-ja, das kann ich machen."
Yoongi sah ihm dabei zu, wie er zu der Tür lief, hinter der sich das Paar versteckt hatte. Er brauchte eine Weile sie davon zu überzeugen hinauszukommen. Chen und Yoongi bewachten weiterhin das Treppenhaus, während Kyungsoo sich um die anderen drei kümmerte. Hobi stand noch immer unter Schock und Tae versuchte sich jede Minute in den Griff zu bekommen. Jihyun sah ebenfalls mitgenommen aus. Hatte er sich gerade noch darüber gefreut seine Freunde wohlbehalten wiederzufinden, saß er nun auf dem Sofa und starrte auf seine blutigen Handflächen.
„Er hat mit seinem Messer kämpfen müssen.", sagte Chen ruhig, nachdem er Yoongi's besorgten Blick bemerkt hatte. Als der Grauhaarige sich zu ihm drehte, schaute er nach draußen. „Er hat seine Pistole verloren und musste sein Messer ziehen. Er wäre drauf gegangen, hätte er es nicht getan."
„Es muss schwer sein das zu tun. Sich zu verteidigen, meine ich. Es sind immerhin unschuldige Leben gewesen.", meinte Yoongi leise.
Von Chen kam daraufhin ein belustigtes Schnauben. „Das kann man wirklich nicht mehr ‚Leben' nennen, wir haben Ihnen einen Gefallen getan, denke ich."
„Das weißt du nicht. Ob sie jemand retten kann. Was ist wenn es ein Heilmittel gibt, dann sind diese Menschen alle unschuldig ermordet worden."
„Vermutlich, aber das sind sie so oder so."
Seine Worte trugen so viel Wahrheit. Weshalb sollte irgendeiner von ihnen sterben? Wann würde auch sie dieses Schicksal erleiden? War es ihr Schicksal? Diese Insel? Heiwa, dieser Gottverlassene Ort, der dafür in die Geschichtsbücher eingehen würde, dass es ein Krieg war, in dem sie sich befanden. Der Krieg ums Überleben.
Chen seufzte. „Wie auch immer. Du hast recht." Er sah ihm in die Augen. „Es ist schwer so etwas zu tun. Es ist schon schlimm genug mit einer Pistole, aber ein Messer? Der Junge musste an diese Dinger ran und sie wortwörtlich mit eigenen Händen töten. Das kann man nicht vergessen. Und es wird noch schlimmer dieses Gefühl loszuwerden. Er wird in den nächsten Nächten vermutlich gar nicht mehr schlafen können. Wenn überhaupt."
Yoongi sah zu dem Jungen, von gerade mal siebzehn Jahren. Kyungsoo kniete vor ihm, seine Hände auf Jihyun's Knie gelegt, versuchte er ihm in die Augen zu sehen und ihn zu beruhigen. Es schmerzte, dieses Bild. Es sah so hoffnungslos aus, so verloren.
„Du scheinst mit den ganzen Morden gut klar zu kommen.", sagte Yoongi, ohne sein Blick von den anderen abzuwenden.
Chen schnalzte kurz mit der Zunge und suchte nach den richtigen Worten. „Die Einen so, die Anderen so."
Yoongi sah ihn an. „Das glaub ich dir nicht."
Jongdae hob eine Augenbraue und zuckte mit den Schultern, bevor er sein Gewehr ein wenig höher rückte. Yoongi blickte schnell zur Seite, aber da war nichts. Nichts außer die Leichen.
„Glaub was du willst."
„Jongdae."
„Warum sprichst du eigentlich von Morden? Wir verteidigen uns doch nur. Ist das so eine Art Moralkodex von dir oder so?"
Sein kleines Grinsen ging Yoongi gewaltig auf die Nerven, aber bevor noch irgendwer etwas sagen konnte, kam Jimin mit dem Paar aus dem Zimmer heraus. Die beiden Wachen sahen sich an und gingen ein paar Schritte in die Wohnung. Taehyung lief zur Tür und schloss sie ab, damit die Frau nichts von dem Gemetzel sehen musste.
Während Kyungsoo sie alle vorstellte und ein wenig Vertrauen aufbaute, gesellte sich Jimin wieder zu seinem Freund, der ihm sofort eine Hand um die Hüfte legte. Er betrachtete die Leute vor sich.
Sie waren verheiratet und erwarteten ein Kind. Und Yoongi fragte sich, ob es möglich gewesen wäre so etwas in naher Zukunft aufzubauen. Eine Ehe mit Jimin, ein Bund. Ein Kind. Ob es nun adoptiert wäre oder nicht, es wäre das Leben, das sie umsorgen würden. Er stellte sich eine kleine Familie um sich herum vor, das Leuchten in Jimin's Augen, welches endlich ganz zurückkehrte.
Aber würde es das jemals? Oder waren sie dazu verflucht ewig zu leiden? Egal ob sie auf dieser Insel bleiben mussten oder es nur die Erinnerungen waren, wenn sie von dort weg kamen. Ja...vermutlich waren sie dazu verdammt mit diesen Albträumen zu leben. Das Glück war bis dahin immer noch ein Wunsch.
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Woah ich bin sehr zufrieden hiermit.
Fand das Gespräch am spannendsten. Ich mag meine Nebencharaktere sehr.
Was haltet ihr von Yoongi? Von Jimin? Irgendwie hab ich das Gefühl, dass da zu wenig rüberkommt... hmmmmmmmm
☺️ sorry
Whatever - ich mag das Chap und ich hab es geschafft euch eure versprochene Anzahl zu liefern. Und da in den nächsten Kapiteln so viel tolles passieren wird und ich etwas mehr Zeit habe, sollte die nächste Woche auch wieder ein wenig mehr kommen.
Und jetzt ratet Mal: es kommen ein paar neue Characters dazu und eiiinerrr ist aus eurer liebsten Gruppe^^ BTS WOHOOO
Wer wird es sein, wer wird es sein? Und wann taucht er auf?👀
Hope u enjoy
🙏🏻
~safemenow
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