Sechsundzwanzig
Sie durften bei ihnen auf der Couch im Wohnzimmer, unten im Erdgeschoss, schlafen. Als das Pärchen den Frauen eine gute Nacht gewünscht hatte, bereiteten sie alles dafür vor und legten sich dann auf das ausgefahrene Sofa. Yoongi zog Jimin sofort näher zu sich - es war eine Art Reflex, die er entwickelt hatte. Sein Freund kommentierte es mit einem kleinen Schmunzeln, bevor er ihm die Nase küsste und seine dann daran rieb. Jimin fuhr nebenbei mit seinen Händen unter Yoongi's Shirt, um ihn streicheln zu können, was der Grauhaarige mit einem wohligen Brummen kommentierte. Der Jüngere gluckste leise darüber, bis Yoongi ihn dann ebenfalls am Nacken und Rücken berührte.
Es beruhigte, diese Art von Leidenschaft.
„Geht's euch gut?", hörten sie mit einem Mal Sunny, die zu ihnen trat und sie anlächelte.
Yoongi hob leicht seinen Kopf an. „Ja und danke nochmal."
„Immer wieder. Keine von uns hätte euch allein da draußen gelassen."
„Es gibt aber auch nicht viele, die einfach so zwischen die Zombies und uns gesprungen wären.", sagte Jimin leise, woraufhin Sunny nickte.
„Das stimmt wohl..." Sie sah sich um und ihr Blick haftete ein paar Sekunden lang an dem Kamin, bevor sie sich bewegte und das Gitter davor richtig anschloss. „Das ist eigentlich nur zur Vorsicht, damit niemand Angst zu haben brauch. Normalerweise denke ich nicht, dass einer von ihnen dort hindurch kommen würde, aber man kann nie sicher genug sein."
„Da hast du wohl recht."
Ihr Lächeln war warm und aufbauend. „Wenn es euch nichts ausmacht, dann leg ich mich heute Nacht zu euch. So ein fremdes Haus kann einem schon Angst machen, aber vielleicht kann ich euch die ja ein wenig nehmen."
Dankbarkeit war das Wort, das es am besten beschrieb. Das Gefühl, das Yoongi in diesem Moment verspürte. Er schloss Jimin ein wenig näher an seine Brust und nickte Sunny leicht zu. Das war alles und dennoch genug. Denn auch wenn Dankbarkeit es am besten beschrieb, brauchte es keine weiteren Worte.
Die junge Frau wollte sie sicher fühlen lassen und ihre herzliche Art schaffte diesen Effekt.
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„Jimin..."
Leise atmete er aus.
„Jimin."
Die Stimme, die er hörte, die so weit entfernt schien, wurde klarer.
„Jimin.", sagte sie noch einmal mit Nachdruck, doch er konnte nichts um sich herum erkennen. „Jimin!"
Erschrocken wachte er auf. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals und er musste ein paar Male durchatmen, bevor er den Kloß hinunterschlucken konnte. Die Hitze stach ihm unter die Stirn. Jimin wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht, bevor er sich aufsetzte.
Ja, er war noch in dem Fremden Haus der Frauen. Aber Yoongi und Sunny waren nicht bei ihm. Die Matratze zu seinen Füßen war leer, genauso wie die Seite neben ihm.
Ein beklemmendes Gefühl sammelte sich in seinem Bauch, doch Jimin versuchte es abzuschütteln. Es lag nicht ganz daran, dass er alleine war, sondern eher an der Stimme, die er gehört hatte. Es war die seiner Mutter.
In letzter Zeit hörte er sie viel zu oft. Doch was konnte er dagegen tun?
Er hörte, wie ein Stuhl aus der Küche geschoben wurde und atmete erleichtert auf. Er brauchte jetzt eine Umarmung.
Jimin hob seine Decke an und setzte seine Füße auf den Boden auf. Es war kalt. Mit einem Mal, so als hätte die Temperatur einen Umschwung im Sturz angenommen.
Mit vorsichtigen Schritten bewegte er sich vorwärts, um nirgends gegen zu laufen. Er verschränkte seine Arme vor der Brust und versuchte sich warm zu halten, während er auf die Ecke zusteuerte, die zum Rest des Wohnzimmers führte.
„Yoongi?", fragte er leise.
Doch es kam keine Antwort.
Stirnrunzelnd lief er um die Ecke herum. Er setzte erneut an zu rufen. Doch erstarrte zu einem Eisblock.
Was war das für ein Gefühl? Wie könnte man es beschreiben? Die meisten würden es wohl Panik nennen, aber es war viel mehr als das. Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung.
Jimin spürte wie sein Herz zu zerbrechen drohte und er brauchte eine Antwort. Er hatte noch nie in seinem Leben so sehr nach einer Antwort verlangt, wie in diesem Moment.
Aber genau diese Antwort war sein Leben.
„Yoongi!", brach es ihm unter zittriger Stimme hervor und schon stürmte er vorwärts, vorbei an Sunny's Leichnam.
Wenn ihr etwas geschehen war, wo war dann...
Jimin versuchte nicht an ihre leeren Augen zu denken oder ihre zerzausten Haare, die sonst so sanft zusammengebunden waren. Er versuchte nicht daran zu denken, was ihm passieren könnte, ohne irgendeine Waffe.
Schweres atmen drang über den Flur hinweg aus der Küche und als er dort ankam - sah er eine fiese Gestalt mit dem Rücken zu ihm gewandt, unter ihr...erkannte er Yoongi's Hand, an der sein blauer Ring haftete.
Er hörte seine eigenen Schreie nicht mehr, als der Zombie sich zu ihm drehte.
„Jimin!"
„Yoongi!"
Das Erste, das er spürte waren zwei starke Arme, die ihn dicht an einen Körper drückten. Das Zweite, das er wahr nahm war die plötzliche Wärme. Das Dritte waren seine Tränen und ein Kratzen im Hals.
„Jimin!", hörte er noch einmal seine Stimme.
Der Braunhaarige konnte nichts anderes tun als zu schluchzen. Er war weg. „Yoongi!"
„Jimin, ich bin hier!"
Und es war, als würde der Jüngere erst dann verstehen, dass er aufgewacht war aus einem schrecklichen Albtraum und sich nun in Yoongi's rettenden Armen befand. Er hörte auf sich zu wehren und verharrte ein paar Sekunden, versuchte seine Umgebung richtig zu deuten. Er starrte geradewegs auf den Brustkorb seines Freundes, dann hob er seinen Blick. Und als er in Yoongi's Augen sah durchfuhr ihn Erleichterung und all die Hoffnungslosigkeit schien von seinen Schultern zu fallen.
„...Y-Yoongi?"
Sein Freund brauchte einen Moment um das sacken zu lassen. Dieses Zittern in Jimin's Stimme. Diese Angst. Seinen Namen aus seinem Mund. Yoongi sah es ihm an, wie schlimm es diesmal war. Er sah ihm an, dass es ihn auffraß. Dieses verzweifelte Gesicht, das Jimin machte, als er sicher gehen wollte, dass es wirklich Yoongi war, der ihn hielt, und kein weiterer Albtraum.
Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, als er leicht nickte. „Ich bin hier."
Und daraufhin konnte Jimin seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Er vergrub sein Gesicht in Yoongi's Brust, der ihm sofort einen Kuss auf seinen Kopf drückte.
„Ich bin hier, Baby. Hab keine Angst mehr, ich bin bei dir."
„Yoongi...", hauchte Jimin zwischen seinen Schluchzern aus.
Er hasste es zu weinen.
„Ich mach ihm einen Tee.", sprach Sunny dann, was Jimin zum Wimmern brachte. Sie war noch am Leben!
„Danke.", murmelte Yoongi, während er weiter über Jimin's Rücken strich und durch seine Haare fuhr. „Ich liebe dich."
„I-ich l-liebe dich a-auch."
Es vergingen ein paar Minuten, bis sich alles ein wenig beruhigt hatte. Jimin erzählte Yoongi leise von seinem Traum und bekam dafür kleine Küsse im Gesicht verteilt. Ihn so zu sehen, ließ Yoongi's Herz verkrampfen und er wünschte sich nichts sehnlicheres als seinem Freund diese Schmerzen zu nehmen.
Sunny kam mit einer heißen Tasse Kamillentee wieder, die sie an den Braunhaarigen reichte. Er bedankte sich und nahm einen Schluck, ganz egal wie heiß das Wasser war.
Jimin versuchte sich zu beruhigen. Er versuchte sich klar zu machen, dass es keine Zombies im Haus gab. Sie waren sicher. Yoongi saß neben ihm und hielt seinen Arm um seine Hüfte geschlungen.
„Danke, Sunny.", sagte er irgendwann leise, was sie mit einem vorsichtigen Lächeln kommentierte. Er sah zu Yoongi und reichte ihm die Tasse. „Trink du auch was."
Yoongi nahm sie entgegen. „Okay."
Es tat gut, dass sie etwas warmes zu sich nahmen. Jimin hatte das Gefühl, dass er nur noch selten diese Wärme genießen konnte.
„Tut mir leid, dass ich euch wach halte."
„Nein schon gut!", sagte Sunny sofort. „Schlafen fällt mir auch schwerer...in letzter Zeit."
Jimin sah sie einen Augenblick lang einfach nur an, bevor er wieder auf die Tasse starrte. „Ich denke, dass wir jede Chance auf Schlaf nutzen sollten."
„Dann lass uns das gleich wieder tun.", meinte Yoongi und blickte ihm ins Gesicht. „Du liegst in meinen Armen, also hab keine Angst mehr. Ich werd dich nicht verlassen."
Um seine Aussage zu unterstützen, behielt Yoongi ihn so lange in den Augen, bis Jimin fertig war mit dem Getränk und sie sich wieder hinlegten. Er streichelte seinem Freund über die Wange und wartete, bis er eingeschlafen war.
Und tatsächlich konnten sie die Nacht ohne weitere Vorfälle überstehen.
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Am nächsten morgen dann saßen alle wieder zusammen am Frühstückstisch im Wohnzimmer. Taeyeon und Hyoyeon am jeweiligen Ende, Sunny gegenüber von Yoonmin, neben denen Yoona saß, ihr gegenüber Yuri. Es war still, aber nicht unbedingt erdrückend. Yoongi merkte seinem Freund jedoch an, wie es ihm nach dieser Nacht ging und war nicht überrascht zu sehen, dass er ab und zu kräftig gähnte.
Auch Yoona schien es zu erkennen, denn nach ein paar Minuten, in denen nur Klappern vom Besteck zu hören war, griff sie nach Jimin's Hand. Als er sie ansah, lächelte sie vorsichtig. Er tat es ihr gleich.
Dann klopfte es an der Tür. Taeyeon stand sofort auf und lief gereizt aus dem Raum, um sie zu öffnen. Yoongi und Jimin tauschten einen verwirrten Blick aus, bis sie dann die Stimmen hörten.
„Was ist dieses Mal deine Ausrede, huh?", fragte Tae.
„Ich bin doch wieder zurück."
„Kleiner, hörst du mir überhaupt zu?!"
Es musste der Student sein, den die Gruppe gerettet hatte. Yuri seufzte, während sich die beiden weiter stritten. „Das passiert ständig.", sagte sie.
„Lass mich doch erst mal ankommen.", kam es von dem Jungen, der in das Wohnzimmer trat, seine Anführerin hinter ihm mit verschränkten Armen.
Er hatte etwas längere, dunkle Haare, die er sich zu einem Man-Bun gebunden hatte, und er trug blaue Kontaktlinsen. Er bemerkte sie gar nicht.
„Warum bist du wieder abgehauen?", fragte Taeyeon aufgebracht, doch der Junge zuckte nur mit seinen Schultern.
„Ich hab euch was zu essen mitgebracht."
„Kleiner! Das ist kein Spaß, irgendwann gehst du noch drauf!"
Auf ihre lauten Worte hin, funkelte er sie böse an. „Das wird doch so oder so passieren!"
Stille.
Alle starrten sie ihn sprachlos an, doch es schien nichts Neues zu sein, dass er so etwas sagte. Yoona schaute mitleidig zu ihm und Sunny seufzte leise. Yoongi fragte sich, was mit ihn allen passiert sein mochte, dass sie sich so nahe standen und doch aneinander gerieten. Er konnte sehen, dass sie für diesen Jungen da waren.
Taeyeon und der Jüngling lieferten sich ein Blickduell, bis die Ältere einmal mehr durchatmete und die Augen schloss. „Gut. Darüber reden wir noch."
„Oder auch nicht.", murmelte er.
Sie ignorierte ihn und wies dann auf das Paar. „Das sind Yoongi und Jimin."
Der Junge drehte sich zu ihnen um. Er schien nicht älter als einundzwanzig zu sein. „Hi." Lächelnd winkte er ihnen zu.
Yoongi und Jimin nickten unsicher. „Hallo."
„Das ist Jungkook."
Er grinste zufrieden, so als hätte es den Streit nie gegeben. „Nennt mich Kooks!"
Und die beiden konnten gar nicht anders als das Lächeln zu erwidern.
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Perfect now we have Jungkookie here as well 🥰
Love it - so dramatic
P.S.: ich lieb das Bild von Oh!GG
~safemenow
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