Neunundzwanzig
So wie Kyungsoo es angekündigt hatte waren sie am nächsten Tag auf dem Weg zur Stadtgrenze. Dafür fuhren sie nach Westen, weil Teikoku ans Meer grenzte und auf der süd-östlichen Seite dadurch kaum eine neue Stadt zu finden sein durfte. Drei Wagen waren auf den Straßen unterwegs. Yoongi und Jimin fuhren bei Chen, Hobi und Tae mit. Der Schwarzhaarige saß hinterm Steuer und folgte Kyungsoo, während Hoseok leise zur Musik aus dem Radio mitsummte.
„Ich bin echt froh, dass wir ein paar CD's gefunden haben.", sagte Taehyung nach einer Weile des Schweigens.
Jimin lächelte leicht. „Du musstest ja unbedingt in den Musikladen gleich neben den Supermarkt."
„Natürlich!" Seine Augen strahlten. „Es hat sich doch auch gelohnt, oder?"
„Ich meine ja.", grinste Hobi nach hinten. „Guter Musikgeschmack."
„Könnte besser sein.", murmelte Chen.
Tae funkelte ihn böse an, doch Hoseok fing an zu lachen und klopfte dem Fahrer auf die Schulter. „Das sagst du nur, um Tae eins reinzuwürgen, dabei singst du immer schon leise mit."
Yoongi und Jimin entfuhr ein Glucksen und auch Tae machte große Augen, die sich in ein fieses Grinsen umwandelten. Peinlich berührt räusperte sich Jongdae und sah einen Moment zur Seite.
„Ich ... Wie auch immer, können wir über etwas anderes reden? Zum Beispiel darüber, dass Yoongi und Jimin ruhig mal leiser machen könnten, wenn es bei ihnen heiß zur Sache geht."
Das Thema wechseln konnte er wie kein zweiter.
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„Jin?" Namjoon's sanfte Stimme drang an seine Ohren. Er stand gerade in der Küche und bereitete das Abendessen vor. Draußen war die Sonne noch lange nicht unter gegangen. Es war Sommer. „Irgendwer hier?"
Sein jüngeres Ich schmunzelte. „Bin in der Küche."
„Wo auch sonst.", hörte er seinen Mann seufzen. Kurz darauf lehnte dieser am Türrahmen. „Hast du kurz Zeit? Die Jungs wollen dir etwas zeigen."
Bei der Erwähnung ihrer erst frisch adoptierten Kinder erhellten sich Jin's Augen und er schaltete den Herd sofort aus, bevor er lächelnd die Hand seines Ehemanns nahm und ihm folgte. Namjoon filmte das Geschehen, während die Jungs im Wohnzimmer ein kleines Theaterstück aufführten. Sie lebten erst ein paar Wochen bei ihnen, hatten sich jedoch recht schnell eingelebt. Die beiden fanden Gefallen daran sich zu verkleiden und herumzutollen.
„Was wollt ihr uns denn zeigen?", fragte Jin liebevoll und kniete sich hin.
„Wir spielen...", fing Yoongi an und schaute dann zu seinem Bruder, auf dessen Einsatz er wartete.
„Rapunzel!", rief der Vierjährige aufgeregt aus, was Namjoon zum Lachen brachte.
„Dann zeigt uns doch mal, was ihr geprobt habt.", sagte er und hielt die Kamera auf sie gerichtet, um auch ja alles draufzubekommen. Er war so stolz sich nun Vater nennen zu dürfen.
„Jaaa!", kam es noch einmal laut von dem Kleinen. „Yoongi-Hyung ist der Prinz und ich die Prinzessin."
Als er fertig mit seiner kurzen Erklärung war, kletterte auch schon auf einen Stuhl hinauf, von dem aus er auf den Tisch stieg. Jin sah ihm dabei aufgeregt zu, bereit jederzeit aufzuspringen und ihn aufzufangen. Sie hatten eine Pappwand aufgestellt, die den Turm darstellen sollte. Namjoon hatte ihnen beim ausschneiden des Fensters geholfen und so guckte ihr Jüngster freudig heraus und winkte ihnen zu.
Die beiden Eltern lächelten liebevoll, dann ging es los. Yoongi kümmerte sich darum ein stattlicher Ritter zu sein und Rapunzel aus dem Turm zu helfen.
Als er seinen Bruder in die Arme nahm, kicherte dieser drauf los. Dann verbeugten sich die beiden. Das Stück ging insgesamt 5 Minuten. Die Erwachsenen klatschten Beifall.
„Wunderbar, das sah wirklich sehr sehr gut aus, meine Lieblinge."
„Yoongi-Hyung, hast du das gehört, hee?"
„Wollt ihr euch euer Stück einmal ansehen?", fragte Namjoon, der sich ein paar seiner weißen Haare aus der Stirn strich.
Aufgeregt nickten die Kinder und rannten zu ihnen, um es sich in ihrem Schoß gemütlich zu machen, Yoongi bei Namjoon und sein Bruder bei Jin.
„Da hat mich Hyungie gerettet."
„So ein tapferer Ritter, nicht wahr?", schmunzelte Jin und gab seinem Jüngsten einen Kuss auf den Schopf, während sie alle auf den Handy-Bildschirm starrten.
„Eomma, wann gibt es was zu essen?", fragte Yoongi kurz vorm Schluss.
Erschrocken sahen Namjoon und Jin zu ihm. Der Kleine saß mit verträumten Blick dort und knabberte an seinen Fingernägeln herum.
„Was hast du gerade gesagt?", fragte Jin vorsichtig nach.
„Eomma!", quiekte der Jüngste glücklich auf und sah in seine Augen. Dann wies er auf Namjoon. „Und Appa!"
Das war er. Der Moment, in dem die beiden Kinder sie zum ersten Mal so nannten. Ja... sie waren Eltern.
Völlig überwältigt knuddelten sie die Kleinen und küssten sie auf ihre Wangen, was Yoongi aber so gar nicht gefiel, denn er wehrte sich mit Schreien und Händen dagegen. Sein Bruder jedoch kicherte nur vergnügt.
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Sie fuhren schon über eine Dreiviertelstunde durch die Stadt. Die Straßen waren überfüllt mit Leichen, Autos, Müll und wandelnden Zombies, doch sie kamen gut voran. Es gab keine versperrten Wege oder Sackgassen, die sie aufhielten. Kyungsoo sah währenddessen schweigend nach vorn. Bei ihm befanden sich Yuri, Hyoyeon und Jungkook. Yoona, Sunny und Taeyeon fuhren bei Halsey mit. Sie waren nur mit drei Wagen unterwegs, aber das sollte reichen.
„Wieso guckst du immer aus dem Fenster?", fragte mit einem Mal Yuri, die neben ihm saß.
Verwirrt runzelte er die Stirn. „Huh?"
„Du guckst immer mal aus dem Fenster."
Er hatte gar nicht bemerkt, dass es so auffällig war.
„Ich suche nach jemanden.", gestand er leise und sah wieder auf die Straße, wobei er die Blicke der anderen in seinem Nacken spürte. War es eine so gute Idee mit ihnen unterwegs zu sein?
„Und du hoffst denjenigen einfach so zu finden?"
„Das ist das Einzige das bleibt. Es passiert ganz automatisch, so als würde ich ihn gleich hinter einer Ecke hervortreten sehen." Kyungsoo schluckte einmal kräftig. Er wollte sich nicht vorstellen, dass sein Mann nun verwandelt war und deswegen hinter einer Ecke hervortreten würde.
Nein. Nicht er. Niemals er.
„Das tut mir sehr leid.", murmelte Yuri leise.
„Was, wieso?"
„Es muss furchtbar sein, nicht zu wissen ob der, den man liebt, überhaupt noch da ist."
Die Luft wurde mit einem Mal viel dicker, schwerwiegender auf seinen Schultern. Soo blinzelte ein paar Male, um zur Vernunft zu kommen. Er kannte sie kaum, aber sie sorgte sich nur um das Wohlergehen der Menschen auf dieser Insel.
„Ist es.", war das Einzige, das er noch sagen konnte.
Jungkook, der beim Gespräch zugehört hatte, dachte über seine eigene Situation nach. Taeyeon war immer der Meinung, dass es zu riskant war hinauszugehen, auch wenn ihm selbst egal war was mit ihm passierte. Er hatte sich nie vorstellen können, dass er den Frauen fehlen würde, wenn er wirklich tot irgendwo auf den Straßen liegen würde. Konnte es sein, dass sich seine Meinung nun änderte? Aber wieso?
„Kyungsoo?"
„Ich sehe es.", murmelte der Anführer mit einem Mal, weswegen der Jüngste von seinen Händen aufsah und verwirrt in die Runde guckte. Sie alle waren auf einen Punkt vor dem Auto fixiert, deshalb lehnte auch er sich vor, um aus der Windschutzscheibe zu schauen. Und es verschlug ihm die Sprache.
„Das ist doch nicht etwa..."
„Die Stadtgrenze.", beendete Kyungsoo seine unausgesprochene Frage. „Und eine Mauer drumherum."
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Spätes Update Sry 😅
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