Epilog
Das leise Ticken der Uhr beunruhigte ihn nun nicht mehr so, wie sie es am Anfang immer getan hatte. Die warmen Farben waren ein Grund warum er sich diesem Therapeuten zugewandt hatte; anscheinend genau die richtige Entscheidung.
Er zog sich seine Jacke an, als ihn sein gegenüber lächelnd die Hand gab. „Ich würde sagen, dass wir heute wieder sehr gute Arbeit geleistet haben, Herr Park."
Jimin grinste amüsiert. „Wenn Sie meinen. Auch wenn ich immer noch denke, dass sie hier am meisten leisten, Herr Park."
Park Seojoon war ein ausgezeichneter Therapeut. Er war geduldig, nicht zu aufdringlich, wie man meist vermuten würde, und freundlich. Jimin hätte sich wirklich bei niemandem sonst so wohl gefühlt, außer bei seiner Familie.
Sein Doktor senkte schmunzelnd seinen Kopf, bevor er ihn wieder anhob. „Sie tragen viel dazu bei, ich hoffe nur, dass es auch in Zukunft so bleiben wird."
Jimin's Lächeln bröckelte leicht, weil er genau wusste worauf Seojoon anspielte. „Keine Sorge, Herr Park. Ich habe nicht vor mich meinen Wunden hinzugeben. Immerhin habe ich noch ein langes Leben an der Seite meines Ehemannes zu führen."
„Dann kann ich beruhigt sein." Park Seojoon öffnete ihm die Tür und Jimin trag nach draußen. „Dann sehen wir uns nächste Woche?"
Jimin nickte. „Ja, einen Tag später allerdings."
„Ja, natürlich." Ein aufmunterndes Lächeln, so als würde er zur Familie gehören. „Ihre Mutter freut sich sicher sehr, dass Sie sie an ihrem Sterbetag besuchen gehen."
„Ist es nicht seltsam so zu tun, als wäre sie noch am Leben?", fragte Jimin, ein unsicheres Lächeln auf seinen Lippen.
Sein Doktor schüttelte den Kopf. „Keineswegs. So behalten Sie sie immer mit dem Leben in Erinnerung und nicht nur mit der Trauer."
Jimin sah den Gang hinunter. Er fühlte noch immer diesen Druck auf dem Herzen, der vermutlich nie ganz weggehen würde, aber er würde besser werden. Immerhin hatte er dafür genug Gründe die ihm halfen.
Ein leichtes Seufzen verließ seine Lippen, als er sich ein letztes Mal lächelnd zu Seojoon drehte und sich dankend verbeugte, bevor er mit ein paar kurzen Worten dann verschwunden war.
Es waren zwei Jahre vergangen, seit dem er das erste Mal hierher kam. Drei, seit dem sie von der Insel kamen.
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„Schluss jetzt! Ich hab keine Lust, dass ihr euch den ganzen Abend darüber streitet, wer wo sitzen darf!", rief Seokjin laut aus, nachdem er den Pfannenwender auf den Tisch geknallt hatte.
„Er hat angefangen!", meinte Jihoon und zeigte auf seinen Bruder.
„Wohl eher du, du kleine Ratte! Du schnappst dir schon seit einem Monat den guten Stuhl!"
Doch Woozi ließ sich nichts sagen, sondern streckte ihm lediglich die Zunge heraus, woraufhin Yoongi aufsprang, aber nicht sehr weit kam, da Jin noch einmal die Stimme erhob.
Das ist ja wie mit Kleinkindern, dachte Jimin, der die Szene grinsend vom Wohnzimmer aus beobachtete. Er war gerade erst angekommen und zog sich seine Jacke aus.
Namjoon der aus dem Schlafzimmer kam, lächelte ihn an. „Wieder da?"
„Ja und ich hab auch Curry gebracht. Jin meinte ihr habt kaum mehr welches."
Namjoon nahm ihm die Jacke ab und nickte. „Danke dafür. Das hätte morgen vermutlich ein echtes Drama gegeben, hätte er nicht das kochen können, was er wollte."
Jimin lachte leicht, was Yoongi wohl gehört hatte, denn er kam schon in der nächsten Sekunde aus der Küche heraus.
„Hey, ich hab dich gar nicht reinkommen hören." Lächelnd gab er ihm einen Kuss, woraufhin Jimin seine Arme um ihn schlang.
„Wie auch, wenn du dich mit deinem Bruder streitest wie ein kleines Kind?" Grinsend sah Jimin seinem Mann dabei zu, wie dieser zu schmollen anfing.
„Ich bin nur froh, dass wir ihn nicht mit nach Hause nehmen müssen, sondern ihn nur ein paar Male in der Woche abends ertragen müssen."
„Hey! Das hab ich gehört!", rief Jihoon aus der Küche und Jimin fing an laut zu lachen.
Yoongi sah ihn dabei so liebevoll an, bevor er ihm einen Kuss auf die Wange gab und ihn mit in die Küche nahm. Sie halfen alle dabei den Tisch im Wohnzimmer zu decken, damit sie sich danach dort hinsetzen und essen konnten. Jin hatte sich mal wieder selbst übertroffen und schon nach dem ersten Bissen verfielen sie ins Schwärmen.
Nach einer Weile sah Namjoon auf die Uhr an der Wand und wurde ruhig. „Es ist fast acht Uhr."
Daraufhin sagte von ihnen keiner mehr etwas, stattdessen starrten sie alle auf den Fernseher, der im Hintergrund leise lief. Nun schaltete Namjoon den Ton wieder ein, damit sie die Nachrichten verfolgen konnten.
Schon die Bilder allein jagten ihnen Angst ein, wurden sie doch in die Zeit zurückversetzt, als sie auf der Insel waren, die gerade im Fernsehen gezeigt wurde.
„Drei Jahre ist es nun her, dass die Bergungsarbeiten der verlorenen Menschen auf der Insel Heiwa begonnen haben. Das Militär suchte bis vor knapp zwei Jahren noch, hatten dann aber alle Überlebenden gerettet. Die Infizierten sind noch immer nicht alle ganz geheilt, da Forscher noch nach verschiedenen Heilmitteln suchen. Es schlug nämlich nicht bei jedem Infizierten die gleiche Lösung an und so waren in den ersten Monaten der Testphasen einige Rückschläge zu erleiden."
„Rückschläge ist aber ein wirklich nettes Wort für Tod.", meinte Woozi, der die Zähne zusammenbiss. Seine Arbeit im Labor verlief schon ein paar Monate nicht mehr so, wie er es sich einst erhofft hatte. Immer mehr nahm er die Menschen als Experiment wahr, was ihm wohl Albträume einbrachte, hatte Jimin gehört.
„Ji...", ermahnte ihn Yoongi leise.
Im Bild konnte man ein paar Aufnahmen von Jihan sehen, wie er vollkommen verwirrt auf einem Krankenbett saß und Kyungsoo's Hand hielt, den er anscheinend erkannte. Ihre Familie allerdings wusste, dass er sich an kaum mehr etwas erinnern konnte. Nur noch an sein vorheriges Leben, dennoch fehlten ihm ein paar Jahre. Kyungsoo hielt sie weiterhin auf dem Laufenden.
„Die genaue Ursache der Seuche ist noch immer nicht bekannt, dennoch wird alles daran gesetzt dies herauszufinden. Bis dahin wird aber den betroffenen Familien eine monatliche Unterstützung zugeschrieben, für die nächsten Jahre, und sie müssen auch nicht mehr dem Militär beitreten, sollten sie dies noch nicht getan haben.
Die japanische Regierung spricht mit jedem Tag ihre aufrichtige Entschuldigung aus, was jedoch keinen besonders zu interessieren scheint. Wie die Vorsitzende Kim Chanmi sagte, sollten wir uns alle bei den Betroffenen entschuldigen und sie unterstützen so gut wie wir können, dafür dass sie so lange in Unwissenheit auf der Insel gefangen waren."
„Ist nichts wirklich Neues, das alles, oder?", fragte Jin, der seine Augen jedoch nicht vom Bildschirm nahm.
„Das was sie angekündigt hatten kommt wohl noch-"
Aber Jimin hörte selbst auf zu reden, als wieder Videos von den Straßen und Häusern Teikokus gezeigt wurden.
Als nächstes wurde ein Interview mit Kim Chanmi gezeigt. „Und heute können wir nun endlich sagen, dass die Insel vollkommen sicher gestellt ist. Alle Todesopfer, sowie auch die Infizierten sind wieder in ihrer Heimat. Wir mussten zwar mithilfe DNA-Proben feststellen, wer sie sind, aber selbst das ist uns bis zum Schluss gelungen. Die letzte verstorbene Person ist heute ihrer Familie gebracht worden, die uns dafür sogar gedankt hat. Ich bin sehr stolz darauf sagen zu können, dass wir es bis hierher geschafft haben, auch wenn ich den Betroffenen gerne eher geholfen hätte."
„Hätten viele gern.", murmelte Jin vor sich hin, woraufhin Namjoon sofort nach seiner Hand griff.
Jimin sah zu Yoongi, der sich auf seine Lippe biss und vollkommen blass aussah. Er fragte sich häufiger, ob er nicht auch irgendwelche Gedanken verfolgte, die er jedoch nur für sich behielt. Eigentlich war das klar, denn ihre Geschichte hinterließ Narben. Bei jedem.
Aber seit Neustem öffnete sich Yoongi mit jedem Tag ein wenig mehr und Jimin war froh ihm dabei helfen zu können.
„Ob die anderen jetzt wohl auch die Nachrichten sehen?", fragte Yoongi leise.
Jimin's Blick wurde traurig und er presste die Lippen aufeinander. Ihre Kameraden und Freunde hielten noch Kontakt, wenn auch nicht besonders viel. Kyungsoo und Chanyeol waren wohl auf und kümmerten sich um Jihan, der keine Familie mehr außer ihnen hatte. Jongdae und sein Freund waren ebenfalls auf einen guten Weg. Der sonst so grimmige Mann hatte wieder Lebensfreude gefunden und verbrachte seine freien Stunden oft mit seiner Familie. Halsey hatte Jihyun mit nach Europa genommen, wo sie versuchten ein neues Leben anzufangen. Die beiden waren wie Geschwister und haben zusammen beschlossen nicht mehr in Korea zu leben. Hoseok hatte wohl jemanden auf der Insel kennengelernt, mit der er jetzt schon ein paar Monate ausging. Es hatte eine Weile gedauert, aber so war es wohl bei vielen von der Insel. Die fünf Frauen, die sie einst vor den Zombies gerettet hatten, waren wieder am Theater. Sie schauspielerten und führten Regie ihrer selbstgeschriebenen Drehbücher. Sie hatten es geschafft wieder auf die Beine zu kommen, alles dank ihres Zusammenhalts.
Einzig und allein Taehyung und Jungkook waren diejenigen von denen niemand etwas gehört hatte. Nachdem sie wieder frei laufen durften, da sie lange genug in Quarantäne gesteckt hatten, kauften sie sich sofort ein Auto und waren damit verschwunden. Kyungsoo hatte ihnen von Tae's verstorbener Mutter erzählt. Eine furchtbare Geschichte, die diesen Sonnenschein wohl eine sehr lange Zeit verfolgt hatte. Jungkook hatte nicht mal mehr Eltern. Und dazu kam dann Heiwa. Kein Wunder, dass sie fort wollten.
Nun aber waren schon fast drei Jahre seit dem vergangen. Jimin machte sich unglaubliche Sorgen um sie, aber er wusste auch, dass jeder seine Dämonen auf unterschiedliche Weise bekämpfte. Der lebende Beweis dafür war seine eigene Familie.
Während Jihoon all seine Konzentration darauf legte zu forschen und Jimin selbst einen Therapeuten besuchte, verbrachte Namjoon seine Zeit damit Gebäude zu zeichnen, die ausreichend Schutzmöglichekeiten boten. Yoongi wiederum schrieb all seine Gedanken auf und verarbeitete sie zu Songs und Jin...er war das Band, das sie alle zusammenhielt, denn er sorgte dafür, dass sie nicht nur einmal in der Woche zusammensaßen und sich sahen. Das letzte Mal, als er sie einfach so hat gehen lassen, hatte er Todesangst um sie. Das würde ihm nicht nochmal passieren, hatte er gesagt.
„Kyungsoo, Chanyeol und Hoseok mit Sicherheit. Doch Chen wird sich wohl davor drücken.", meinte Yoongi. Sie alle nickten, da entfuhr dem Schwarzhaarigen ein glucksen. „Ich kann mir vorstellen, wie Halsey den Fernseher anschreit."
„Pff." Jimin schmunzelte, bevor er seinen Mann auf die Wange küsste. Solche kleinen Zärtlichkeiten gab es so gut wie in jeder Minute, die sie zusammen waren. Sie wussten nun, dass jeder Tag der letzte sein konnte.
Das plötzliche Klingeln des Telefons und der Tür ließ sie alle aufschrecken. Yoongi nahm den Anruf an, während Jimin schnell aufstand und zur Tür sprintete.
„Das wird unser Nachbar sein, er wollte uns noch ein wenig Mehl vorbeibringen.", sagte Jin.
„Alles klar." Lächelnd öffnete Jimin die Haustür und nahm das Mehl entgegen. „Vielen Dank hierfür. Einen schönen Abend noch."
„Gerne doch und Ihnen auch.", sagte er und wandte sich wieder zum gehen. Die ganze Nachbarschaft wusste um ihre Geschichte und alle traten ihnen mit Freundlichkeit gegenüber, auch wenn das vorher schon der Fall war, man merkte es. Es war keinesfalls etwas schlechtes, wie Mitleid, eher Unterstützung und Respekt.
Bevor Jimin die Tür zumachen konnte, kam Yoongi auf ihn zu und sein Gesichtsausdruck ließ ihn sofort gefrieren. Er hatte Tränen in den Augen und sah vollkommen fertig aus.
„Yoon-"
„Taehyung hat angerufen."
Jimin riss seine Augen auf. Nun verstand er warum Yoongi's Augen so glänzten. „Wo-"
„I-ich weiß es nicht." Yoongi's Blick wurde noch trauriger als zuvor schon. „Er hat nach ein paar Sekunden einfach aufgelegt, ich konnte kaum etwas sagen. Er hat sich bedankt. Er wollte uns sehen, aber..."
„Hier waren gerade zwei junge Männer, die vor ihrer Tür standen.", sprach mit einem Mal wieder der Nachbar, der ihr Gespräch wohl mitgehört hatte. „Sie sind als ich gekommen bin die Straße hinunter."
Er deutete in die Richtung, die weg von ihrem Haus führte. Und selbst jetzt noch, konnten sie in der Abenddämmerung ein paar Schatten wahrnehmen, die mit ruhigen Schritten unter den Laternen liefen.
Jimin's Herz raste, als ihm bewusst wurde, dass es nur die beiden sein konnten. Und noch bevor er den ersten Schritt setzen konnte, war Yoongi bereits an ihm vorbeigeflogen. Mit schnellen Beinen rannten sie die schummrige Straße hinab, auf die Gestalten zu, alles um sie herum war vergessen, sie konnten nur noch an diese zwei Freunde denken. Als die beiden sie bemerkten, drehten sie sich um.
Und bei Gott, sie waren es wirklich!
„Tae!" - „Kooks!"
Es war egal, ob sie je erfahren würden warum ihnen das alles je passiert war, denn manche Dinge würden wohl immer ein Rätsel bleiben. Sie würden die Narben tragen müssen, aber sie würden es nicht allein tun. Das war ihnen allen bewusst, als sie sich in der Dämmerung, dort auf einem Gehweg, in die Arme fielen. Sie hielten sich fest und damit auch ihr Versprechen füreinander da zu sein. Was noch kommen würde, war unklar. Aber nach der Insel konnte es nur besser werden.
Auch wenn sie ein paar Albträume auf ewig jagen würden, sie würden ihre wunderschönen Tage wieder erleben.
<•>
I ... am screaming inwardly.
Damn ... das tut mir gerade echt weh.
Ich muss sagen, ich liebe dieses letzte Kapitel wirklich sehr. Es hat mir so weh getan es zu schreiben, aber es war verdammt emotional.
Und ja das Ende ist ein bisschen sehr offen geblieben, ja, aber im Grunde ging es wirklich nur darum sie alle von der Insel zu holen - das war mein Gedanke dahinter - und ich hoffe, dass es euch gefallen hat.
(Danksagung folgt...)
thank you for reading my story
💜
~safemenow
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