Achtzehn
Gleich nachdem die Tore zu der Tiefgarage geschlossen wurden, parkten die beiden Autos an ihren Platz. Yoongi stieg aus, nur um die Sekunde darauf gegen die Seite des Autos gedrückt zu werden, da er von vorne überrannt wurde.
Oder besser gesagt erdrückt, dank der Umarmung die ihm Jimin gab.
Erleichtert seufzte der Grauhaarige aus und drückte ihn mit der gleichen Stärke an sich. „Baby..."
„Ich hab dich vermisst.", wisperte Jimin zurück, was ihn zum lächeln brachte und sein Herz zur selben Zeit erdrückte. Einsamkeit war eines der Dinge, vor denen er seinen Freund beschützen wollte.
„Ich habe dich auch vermisst.", flüsterte Yoongi ihm ins Ohr und küsste seine Wange. „Ich liebe dich, Jimin."
„Ich liebe dich auch, Suga."
Es war der Moment, in dem sie es einfach brauchten sich so nahe zu sein und ihre Gefühle laut auszusprechen. Das taten sie immer, wenn es dem anderen schlecht ging, einfach um zu wissen, dass sie sich unterstützen und vertrauen konnten. Es war ihr Zeichen dafür, dass sie immer füreinander da waren. Und solange sie diese Worte sagten, fühlten sie sich sicher und geborgen. Egal ob es wegen einem potenziellen Konkurrenten beim Tanzen oder Musikauftritt war; oder an schlechten Tagen wegen der Einsamkeit. Sie liebten einander und das war ihr Heilmittel.
Jimin vergrub seine Nase in Yoongi's Nacken und atmete seinen Duft ein, während der Ältere ihm den Rücken streichelte und ein paar sanfte Küsse auf seiner Schulter verteilte. Beide hatten sie ihre Augen geschlossen, um diese Sekunden der Ruhe zu genießen, die Wärme und das Wohlbefinden zu spüren.
„Geht's euch gut?", fragte mit einem Mal Taehyung, der neben ihnen aufgetaucht war. Der Jüngere sah sie mit verweinten Augen an, die noch ein wenig rot waren, und in seinem Blick lag ein kleiner Funken Furcht. Trotzdem stand er vor ihnen und kümmerte sich um ihr Wohlbefinden, mehr als um seines. So als wäre er nicht wichtig.
Jimin löste sich ein kleines Stück von Yoongi und musterte den Blond-Rosa-Haarigen mit sorgenvoller Miene. „Das sollte ich lieber dich fragen. Was ist denn passiert?"
„Nichts!" Taehyung lächelte schwach und winkte ab. „Wir haben nur ein paar Fäuste geschwungen, das war alles."
„Ihr habt was?", fragte Jimin alarmiert und suchte in Yoongi's Gesicht nach Anzeichen von Verletzungen oder Angst. „Geht es euch gut? Habt ihr euch was getan? Was ist passiert? Sollten wir nicht-"
„Baby.", murmelte Yoongi und das war alles, was es brauchte, um Jimin ruhig zu stellen. Sie sahen sich in die Augen. „Alles in Ordnung. Ich erzähl dir gleich was passiert ist, aber erstmal müssen wir die Vorräte wegbringen."
Unsicher nickte sein Freund, doch ließ er sich dann mitziehen und half beim Auspacken. Sie brachten die schweren Beutel, Rucksäcke und Kisten nach oben, wo ihnen ein paar weitere Leute entgegenkamen und ihnen etwas abnahmen. Kyungsoo bedankte sich bei ihnen, auch wenn es so schien als würden sich die Köche noch mehr freuen über den ganzen Reis, den Jihyun ihnen mitgebracht hatte. Der Jüngste lächelte schief und kratzte sich verlegen den Nacken, während sich ein Mädchen, etwa im gleichen Alter, mit ihm unterhielt. Sie sahen so unbeschwert aus und Yoongi wünschte sich, dass sie es weiterhin bleiben konnten.
Aber nach diesen Angriffen am selben Tag...
Stirnrunzelnd blickte der Grauhaarige auf die Kabel, die Taehyung mitgebracht hatte und im Clubraum verteilte. Er bemerkte gar nicht, wie ihn Jimin und Tae besorgt musterten, bis der Braunhaarige seine Hand berührte.
„Yoongi, was ist los?"
Seine Stimme ließ deutlich werden, dass er eine Antwort verlangte, die ihm Yoongi nicht verweigern wollte. Seufzend schloss er einen Moment lang die Augen, bevor er sich Jimin's Hand nahm und ihm alles erzählte. Sein Freund hörte ihm zu, ohne ihn dabei zu unterbrechen, seine Miene war hart, aber Yoongi wusste um die verschiedenen Gefühle dahinter. Jimin hatte Angst um ihn. Angst, es könnte wieder passieren oder noch Schlimmeres.
Aber da war noch etwas. Nur konnte Yoongi nicht klar definieren, was es nun war.
„Ihr seid alle heil da rausgekommen?", fragte Jimin unter zusammengebissenen Zähnen.
Taehyung nickte zögerlich. „J-ja. Ich stand nur etwas unter Schock und Halsey hat sich, denke ich, den Fuß verstaucht."
Langsam nickte Jimin, auch wenn er lieber etwas anderes gesagt oder getan hätte, das wusste Yoongi. Sein Freund suchte bei jedem Problem, so klein es ihm auch schien, nach einer Lösung. Und sein Problem in diesen einem Moment, auf der Insel, mit den schlimmsten Aussichten?
Yoongi wollte ihn gerade fragen, da trat Kyungsoo in den Raum. Der Anführer sah sich mit ausdrucksloser Miene um. Überall auf dem Tisch lagen noch die Malsachen und Brettspiele der Kinder herum, die Sofakissen und Decken verstreut auf dem Boden. Es erinnerte an eine Flucht von dem Ort, den man als Zuhause bezeichnet hatte. Vielleicht hegten sie diese Gedanken aber auch nur wegen Heiwa.
„Wie geht es ihr?", fragte Yoongi und griff automatisch nach Jimin's Hand.
Kyungsoo blickte zu ihm. Er war beeindruckt, wie schnell sich die beiden Neuen um alle Leute in diesem Lager sorgten. „Gut so weit. Sie wird ein paar Wochen nicht mitkommen dürfen, sie sollte ihren Fuß schonen."
„Dann braucht ihr mit Sicherheit noch jemanden, der mit euch kommt, wenn ihr rausfahrt."
Es brauchte nur diese Worte und einen heftigen Herzschlag, damit Yoongi verstand was er in Jimin's Augen gesehen hatte. Entschlossenheit. Und zwar weil er vorhatte mit ihm vor die Tore zu gehen.
„Nein.", meinte Yoongi bestimmt.
Jimin sah ihn erschrocken an. „Was soll das heißen ‚nein'?"
„Was denkst du wohl?"
Der Braunhaarige zog seine Augenbrauen zusammen. „Du bestimmst ja wohl nicht über meine Entscheidungen!"
„Wenn es um deine Sicherheit geht, dann schon!"
„Ach und was ist mit dir?"
Yoongi wollte ihn unterbrechen. Er wollte Jimin davon abhalten sich diesen Gefahren auszusetzen. Sie dachten, dass nur die Zombies ihre Gegner wären, aber das stimmte so wohl auch nicht. Natürlich gab es noch andere Überlebende, die versuchten Nahrung zu finden. Ihm war schon seit der Rückfahrt klar, dass es auf der Insel zu einem Kampf des Überlebens kam, der nicht nur zwischen dem Lager und den Kannibalen stattfand. Aber Jimin in diese Welt zu lassen, wäre seine letzte Wahl gewesen.
„Ich saß den ganzen Tag über hier rum und konnte an nichts anderes denken, als daran wie es dir wohl geht! Ob du okay bist, ob du dich verletzt hast, ob du dich verlaufen hast! Es ist mir gleich was du darüber denkst, dass ich mitkommen will! Du wirst nicht aufhören bei den Suchtrupps mitzufahren und du kannst mir nicht verbieten dich zu begleiten! Ich würde eher sterben, als dich zu verlieren, Yoongi! Du bist alles was ich habe, was denkst du wie es mir dabei geht zu hören, dass ihr angegriffen wurdet?" Jimin hatte sich bereits losgerissen und drohte ihm mit einem Finger, während heiße Tränen seine Augen füllten. Aber er hielt sie zurück und sah Yoongi einfach nur verletzt an. „Also untersteh dich mir zu sagen, was ich zu tun und zu lassen habe!"
Es wäre seine letzte Wahl gewesen...aber er konnte nicht über ihn bestimmen.
Yoongi wartete einen Augenblick, ließ Jimin ein paar beruhigende Atemzüge nehmen, bevor er nach der Hand seines Freundes griff und ihn zu sich zog, sodass sich ihre Oberkörper berührten.
„N-nicht!", schluchzte Jimin und versuchte sich zur Wehr zu setzen, doch Yoongi hielt ihn bei sich, seine Arme um seine Hüfte geschlungen, seine Stirn berührte die von Jimin. Er wusste, dass seine Liebe weinte und es tat ihm weh.
„Hör zu.", sagte er leise, weswegen Jimin sich an sein Shirt festkrallte. „Du wirst mir nicht von der Seite weichen, hast du verstanden? Du wirst bei mir bleiben."
Jimin schluckte und nickte dann zögerlich. „J-ja."
Yoongi küsste seine Lippen nur flüchtig, um ihn danach in eine warme Umarmung zu ziehen. Er schloss die Augen und genoss die Nähe, die er den ganzen Tag über schon so sehr vermisst hatte. Vor allem in den letzten Wochen war es schlimmer geworden. Er brauchte Jimin ständig um sich, musste wissen dass es ihm gut ging. Deshalb war es auch keine leichte Entscheidung gewesen ihm hierbei zuzustimmen. Aber er konnte ihm nichts befehlen und er wusste, dass Jimin stur genug war sich einfach mit ins Auto zu setzen, ohne ihm Bescheid gegeben zu haben.
Nachdem sie sich lösten, strich Yoongi Jimin's Tränen fort und küsste ihn noch einmal sachte auf die Wange. Er blickte ihm aufmunternd in die Augen, was Jimin, mit einem leichten Druck auf Yoongi's Händen an seinen Wangen, erwiderte.
„Ich wünschte, dass ich auch so jemanden hätte.", sagte Taehyung mit einem kleinen Grinsen, als er mit Hilfe von Kyungsoo die Kisten aufeinander stapelte.
„Du willst nicht wirklich hier auf der Insel jemanden haben.", meinte Yoongi, zog Jimin dabei aber näher an sich.
Tae hielt kurz inne. „Ich weiß nicht..." Er blickte zu Kyungsoo. „Meint ihr denn, dass ich meine letzten Tage lieber allein verbringen sollte?"
Ein wenig erschrocken sah das junge Pärchen den Jüngeren an, welcher normalerweise so voller Energie und aufmunternden Worten war.
Soo lachte leise. „Du bist nicht alleine, Kleiner. Du hast uns. Und hör auf zu sagen, das wären deine letzten Tage hier."
„Du weißt wie ich das meine."
„Mit der Liebe vielleicht, ja. Aber nicht wegen deinem Leben." Kyungsoo stellte sich auf und wirkte, trotz des Größenunterschiedes, stärker als sein Freund. „So lange ich da bin, wird dir nichts passieren."
Jimin lächelte. „Du prahlst doch sonst immer damit, dass du uns beschützen würdest. Denkst du das ist so viel anders bei uns mit dir?"
Tae blickte erstaunt zu dem Braunhaarigen auf der anderen Seite des Tisches. Selbst in dem beigefarbenen Sweatshirt und der abgetragene Jeans dazu, wirkte er in diesen Moment um Jahre jünger, als noch vor wenigen Stunden.
Kyungsoo wuschelte dem Lockenschopf durch die Haare. „Jimin hat recht, so leicht wirst du uns nicht davonkommen."
Tae entfloh ein harmloses Kichern, während er versuchte die Hände seines Freundes wegzuschlagen. „Und ich dachte, ich werd euch endlich los."
„Niemals, du Knirps.", lachte Yoongi.
Es war ein ehrliches Lachen. Es kam von Herzen, wenn auch nicht besonders laut und ausdrucksstark. Aber Tae so zu sehen und zu wissen, dass er nicht alleine war und sich um die Leute um sich herum sorgte, brachte ihm Wärme, die er in den letzten Wochen sonst nur verspürt hatte, wenn Jimin bei ihm war. Sie hatten nicht viele Momente, in denen sie unbeschwert und fröhlich sein konnten, das hatte Yoongi nun selbst erlebt. Aber sie hatten sich und er spürte, dass sie alle füreinander da sein würden.
„Yoonie..." Taehyung's breites Lächeln galt nun ihm. „Du solltest öfter Lachen, das sieht so schön aus."
Schlagartig änderten Yoongi's Wangen ihre blasse Farbe in ein tiefes Rot, sodass er zur Seite sehen musste. Jimin, in seinen Armen, lachte daraufhin.
„Vorsicht, er gehört immer noch mir."
„Und ich bin genauso alt wie du, also wieso nennt er mich ‚Knirps'?", fragte Tae ein wenig beleidigt, doch fing sich schnell wieder und grinste erneut. „Er soll dein Freund bleiben, ich würde ihn nie jemanden wegnehmen."
„Du findest schon noch den Richtigen.", meinte Kyungsoo dann wieder.
Tae nickte, bevor sich sein Blick veränderte. Er schaute ihren Anführer mit mitfühlenden Augen an. „Du wirst ihn auch noch finden."
Yoongi fiel sofort wieder der erwähnte Ehemann ein, wegen dem Kyungsoo so ruhig wurde. Er betrachtete ihn von der Seite her, wie er Taehyung schweigend ansah und nach ein paar Sekunden schwach lächelte.
„Das hoffe ich doch."
„Wir sollten langsam Mal anfangen nach ihm zu suchen.", meinte Tae.
Kyungsoo schüttelte den Kopf. „Das Lager ist noch nicht sicher genug. Wir werden morgen noch einmal alle Mauern überprüfen und die Lücken füllen. Wir können uns keine Unfälle leisten, nicht jetzt da die Zombies näher kommen."
„Ist es so schlimm?", fragte Jimin.
Kyungsoo seufzte und stemmte seine Hände in die Hüfte. „Ich wünschte, ich könnte euch die Sicherheit garantieren, die ihr verdient habt."
„Mach dir deswegen nicht zu viele Gedanken.", versuchte Yoongi ihn zu beruhigen. „Du hast dieses Lager aufgebaut, um Menschen zu retten und das hast du getan. Ich war vielleicht nicht von Anfang an dabei, aber ich sehe doch, wie dir hier jeder vertraut. Und dieses Vertrauen beruht nicht darauf, wie sicher wir hier sind, sondern wie sehr wir es schätzen, dass du es versuchst."
Das mussten ein paar völlig neue Worte für ihn sein, da Kyungsoo ihn nur aus großen Augen anstarren konnte.
„Ich gebe Yoongi Recht.", stimmte auch Tae mit ein. „Lass uns also morgen das Lager erkunden und uns dann einen Plan überlegen, wie wir deinen Mann finden."
Soo brauchte noch einen Moment, in dem er sich fing und entschlossen nickte. „Ja." Dann sah er zu Yoongi. „Und einen Plan, um deine Familie zu finden."
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Ohoh nun will Jimin auch noch mit...ob das so gut ausgeht?👀
P.S.: Hey hier bin ich wieder!🥳
Irgendwie mag ich das Kapitel.
Hope u enjoy
🙏🏻
~safemenow
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