Achtundzwanzig
„Da seid ihr ja! Ihr lebt noch!", rief Tae aus und war im nächsten Moment in den Armen von dem jungen Pärchen verschwunden, die zusammen mit den anderen am Eingang aufgetaucht waren. „Ich hab mir solche Sorgen gemacht!"
Jimin lachte leise. „Wir leben ja doch noch. Wir haben es rausgeschafft, du kannst also aufhören dich zu sorgen."
„So einfach lässt sich das nicht sagen, ich hab euch nicht retten können, so wie versprochen.", meinte Tae und löste sich von ihnen, um sie schmollend anzusehen.
Ach ja, sein Versprechen, dachte Jimin schmunzelnd. „Schon gut, ich bin nur froh, dass Chen dich da schnell und sicher rausgeholt hat."
„Da hat er nicht unrecht.", sagte nun auch Yoongi und wuschelte Tae durch seine bunten Haare. „Chen muss doch jetzt dein Held sein."
„Von wegen!", lachte der Schwarzhaarige falsch. „Der Kleine hat mich die ganze Zeit angeschnauzt, dass ich euch im Stich lasse und ein Verräter wäre."
„Ich habe nie gesagt, dass du ein Verräter bist!", warf Tae aufgebracht ein und sofort zogen sich ihre Augenbrauen zusammen.
„Ach das streitest du ab, aber den Rest nicht?", fragte Jongdae.
„Natürlich nicht, du hast sie ja auch im Stich gelassen!"
„Ich hab dich da rausgeholt!"
„Betrogen hast du unseren Codex und wofür wir damit einstehen!"
„Was denn für einen Codex, bist du jetzt vollkommen bescheuert?! Du laberst wieder irgendeinen Mist und lenkst total vom Thema ab!"
„Du hast in die falsche Richtung gelenkt, als ich dir gesagt habe, dass du umdrehen sollst!"
„Jetzt schiebst du ja doch wieder alles auf mich!"
„Weil es ja auch stimmt!"
„DU HÄTTEST DRAUFGEHEN KÖNNEN!"
So ging das die ganze Zeit lang und keiner von beiden wurde ruhiger. Kyungsoo seufzte und blickte zu der neuen Gruppe, die sie aufnehmen wollten. Die Frauen sahen verwundert zu den Streithähnen, während der blauäugige junge Mann wie gebannt jemand bestimmten anstarrte. Als der Anführer sich umdrehte, konnte er sich auch schon denken wen. Taehyung war nicht nur eine sehr aufgeweckte Person, sondern auch ein echter Blickfang. Kein Wunder also, dass Kyungsoo grinsend ein paar Zusammenhänge erkannte. Er tauschte einen stummen Blick mit Yoongi, der ebenfalls schmunzeln musste.
„Vielleicht wird ihn ja unser TaeTae von der Sicherheit dieses Camps überzeugen können.", meinte Jimin gerade mal so laut, dass ihn die beiden verstanden.
Yoongi schlang lachend seine Arme von hinten um ihn. „Bleibt abzuwarten. Außerdem glaube ich nicht, dass Kooks Zweifel hatte was die Sicherheit betrifft."
„Was meinst du?", fragte Kyungsoo und drehte sich zu ihnen.
Der Grauhaarige seufzte leicht. „Er haut wohl gerne mal ab. Ich denke, er hat einfach keine großen Hoffnungen zu überleben."
Sein Blick wurde trauriger. Jungkook war gerade mal zwanzig Jahre alt, und selbst wenn jemand wie Jihyun auf Suche mitkam und fast immer lächelte, war dieser Junge anderer Meinung. Was auch immer ihm passiert oder auch nicht passiert war, Yoongi konnte sich nur vorstellen wie allein sich Jungkook manchmal fühlen musste. Doch warum stieß er dann seine Beschützerinnen von sich? Hatte er Angst wichtige Menschen zu verlieren? Was es auch war, Yoongi beschloss einmal mit ihm darüber zu sprechen. Er war vielleicht nicht sein Vater, aber er selbst hatte einen Bruder, mit dem er auch möglichst alles besprechen wollte. Er wusste wann man jemanden zum Reden brauchte und konnte sich bei Junkook auch vorstellen, dass er mit keiner der Frauen darüber diskutieren wollte. Sie waren vermutlich zu sehr involviert in seiner Geschichte.
Mit den abgeschlossenen Gedanken daran konnte er sich wieder den Gesprächen widmen. Kyungsoo runzelte seine Stirn und sah zum Fußende der Treppe, zu dem neuen Jungen.
„Na hoffentlich zieht er niemanden von uns mit hinein."
Jimin räusperte sich. „Deswegen meinten wir ja, dass jemand vielleicht ein Grund wäre nicht zu gehen."
„Ich will nur die Sicherheit vom Camp aufrecht wissen und halten.", sagte Soo und bedachte sie mit einem ernsten Blick. „Ich brauche niemanden, der einfach die Tore öffnet und so Zombies oder Angreifer hereinlassen könnte."
Yoongi versteifte sich und nun war er es, der seinen Anführer ernst ansah. „Glaub mir, wenn ich dir sage, dass er so etwas nicht tun wird. Ich kenne ihn vielleicht gerade mal einen halben Tag, aber wir werden ein Auge auf ihn haben."
Die Wahrheit aber war, dass Yoongi sich nicht vorstellen wollte - nein konnte -, dass jemand im Alter seines jüngeren Bruders zu so etwas fähig war. Leute in Gefahr bringen. Klar, sie waren nicht viel älter, dennoch hoffte er inständig und glaubte an Jungkook. Der Junge musste ihm nur einen Grund liefern, das zu bestätigen, und er würde nicht mehr hoffen, sondern vertrauen.
Kyungsoo schien sich mit seiner Antwort vorerst zufrieden zu geben, bedachte den jüngeren Schwarzhaarigen dennoch mit einem misstraulichen Blick. Dann wendete er sich an Taehyung und Jongdae, die beide immer noch nicht fertig waren mit ihrer Diskussion, aber mittlerweile zum Thema „Nachtisch klauen" gekommen waren.
„Es reicht jetzt!", gab der Anführer streng bekannt, was die beiden zum Verstummen brachte. Sie murmelten sich gegenseitig noch ein paar Flüche zu, was aber aufhörte, nachdem Yoongi sich von Jimin gelöst hatte und ihnen jeweils einen Klaps auf den Hinterkopf gab. Seufzend kam Soo vor der kleinen Gruppe zum Stehen. „Tut mir leid, dass die beiden solche Quälgeister sind."
„Schon gut.", lächelte Hyoyeon und Yoona grinste noch einmal verzückt in Jungkook's Richtung, welcher ihr einen vernichtenden Blick zuwarf.
„Okay, wir zeigen euch jetzt eure Zimmer, die ihr beziehen könnt. Falls ihr nicht bleiben wollt, könnt ihr jederzeit gehen, doch wir nehmen euch mit Freuden auf."
„Oh, stand es denn nicht schon fest, dass ihr einzieht?", fragte Tae, der mit einem Mal neben Jungkook aufgetaucht war. Der Jüngere zuckte leicht zurück bei seiner plötzlichen Präsenz und seine Wangen schimmerten rot. Tae bemerkte es nicht.
„Das sind die Leute, die uns gerettet haben.", sagte Jimin, woraufhin die Augen seines Freundes anfingen zu leuchten.
Er sah Jungkook an. „Ihr habt die beiden gerettet?"
„N-nein, also naja, eigentlich sie." Stotternd deutete er auf die Frauen, die sich nicht einig werden konnten, ob sie lachen oder sich vorstellen sollten. Die Entscheidung wurde ihnen abgenommen, als Taehyung sich vor ihnen verbeugte und sich bedankte.
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Es war ein paar Stunden später, da hatten sie sich als eine große neue Gruppe zusammen um den Tisch im Besprechungsraum aufgestellt und starrten auf eine alte Stadtkarte von Teikoku. Kyungsoo, Chen, Hobi, Halsey, Taehyung und Yoonmin, zusammen mit den Neuankömmlingen. Die früheren Hausbewohner wollten ihre Sachen am Abend noch heranschaffen. Jihyun ließ der Anführer diesmal aus, denn er wollte nicht, dass der Jüngere sich so schnell wieder mit auf eine Suche begeben musste.
„Ihr schlagt also vor, dass wir uns die Stadtgrenze anschauen sollten?", fragte Chen, der mit verschränkten Armen dastand. Kyungsoo saß auf dem Stuhl neben ihm und hörte interessiert zu.
Taeyeon stütze sich mit ihren Händen auf den Tisch ab. „Wir konnten vorher nicht viel ausrichten, aber mit der Größe eurer Gruppe könnten wir auch helfen ein paar Menschen zu retten. Interessant wäre doch aber zu wissen, wie weit die lebenden Leichen sich ausgebreitet haben. Wir sollten beachten, dass es wohlmöglich auch noch Orte gibt außerhalb der Stadt, die frei von der Seuche sind. Es kostet uns nur einen Tag, höchstens."
Sie waren bisher nie weiter als ein paar Kilometer gekommen und hatten ihren Fokus mehr auf den Aufbau und die Absicherung ihres Lagers gerichtet. Wenn sie nun einen Ort finden würden, an dem die Leute keine Angst mehr zu haben brauchten die Mauern könnten jeden Moment einreißen, wäre das die beste Nachricht seit langer Zeit. Sie würden an vielen Hindernissen vorbeifahren müssen und vermutlich auch mit zwei oder drei Wagen, trotzdem...
„Einen Versuch ist es Wert, oder?", überlegte Yoongi laut und kratzte sich sein Kinn.
„Ich finde die Idee auch gar nicht schlecht.", meinte Halsey, die aufstand und sich über die Karte beugte. Sie deutete auf einen Punkt und berechnete den Weg zur Stadtgrenze. „Wir befinden uns im Zentrum, also dürfte es für uns nicht viel schwieriger werden, als zuvor schon."
„Du meinst, wenn wir alle schlimmen Geschehnisse zusammenrechnen würden?", fragte Jongdae und strich sich seufzend über sein Gesicht. „Was passiert mit den Leuten, die in der Zeit hierbleiben?"
„Wir haben genug Wachen, die aufpassen würden."
„Aber was ist, wenn uns jemand angreifen würde?" Chen biss sich auf seine Unterlippe.
„Seid wann hast du eigentlich solche Zweifel, huh?"
„Soo, was denkst du?", fragte Hoseok, der mit grübelnder Miene zu seinem Freund blickte.
Der Anführer strich sich über einen Mund und atmete einmal laut aus. Mit flinken Augen sah er über die Karte. „Wir sollten es versuchen. Ihr habt alle recht. Es wird Risiken geben, aber hier auf dieser Insel werden wir diese wohl eingehen müssen. Wir werden nur einen Tag opfern, am Abend sind wir wieder hier."
Sie alle sahen ihn einen Moment lang schweigend an. Einige aus Angst, andere aus Ungläubigkeit oder Hoffnung. Sie holten alle tief Luft. Der Anführer hatte gesprochen und es war klar, dass sie ihm alle folgen würden, egal was kommen mochte. Sie konnten austreten, aber sie taten es nicht.
„Wann brechen wir auf?", fragte Taeyeon und Sunny nahm ihren Blick von Kyungsoo, um bewundernd in die entschlossene Miene ihrer Freundin zu gucken.
Kyungsoo schaute in ihre Gesichter, in jedes Einzelne. „Morgen."
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Taehyung lief gerade in das Hotel hinein, als ihm im Foyer Hyoyeon und Yuri entgegenkamen. Die Gruppe hatte sich das Wichtigste aus dem Haus geholt und war gerade dabei alles in ihre neuen Zimmer zu bringen. Die beiden Frauen trugen jeweils eine Kiste in ihren Armen, gerade klein genug, dass sie noch ihre Füße sehen konnten.
„Hey, kann ich euch bei was helfen?", fragte er.
Yuri lächelte. „Oh nein, schon gut. Die paar Sachen bekommen wir auch noch nach oben."
„Wo ist denn Kookie, dass er euch nicht hilft?"
Hyoyeon lachte, erstens über den Fakt, dass Jungkook sich vermutlich gefreut hätte, wenn er wüsste Taehyung hätte über ihn geredet, und zweitens, weil Tae ernsthaft wollte, dass ihnen geholfen wurde. „Er ist noch was aus dem Auto holen gegangen."
„Achso." Verlegen kratzte sich Tae an seinen Hinterkopf. „Na dann..."
„Gehst du ihm vielleicht doch nochmal nach?", fragte Yuri. „Er verläuft sich gerne mal, auch wenn er den Weg schon ein paar Male gegangen ist. Er hat sogar einmal den Supermarkt um die Ecke unseres Hauses nicht mehr gefunden."
„Ist doch leicht, wenn er die ganze Zeit über nur auf sein Spiel guckt.", meinte Hyoyeon.
Grunzend nickte der Jüngere. „Na klar. Macht euch keine Sorgen, ich werde ihn finden und zu euch bringen."
„Gut, danke."
Schmunzelnd lief Tae den langen Flur hinunter zu den Treppen.
In der Zwischenzeit schloss Jungkook den Van ab und wünschte den Leuten, die noch ein paar Minuten unten blieben, eine gute Nacht. Dann bog er in den Gang ein, von dem aus er zu den Treppen kommen sollte. Er ging durch eine Tür und bog nach links, nichtsahnend darüber, dass sein Ausgang eigentlich rechts hinter einer weiteren Tür lag, auch wenn er am Morgen noch den richtigen Weg genommen hatte.
Er lief durch einen langen Gang, spielte die Zeit mit einem alten Nintendo herum und wunderte sich warum er noch keine Stufen sah. Verwirrt blieb er stehen und sah sich um. Dann verdrehte er genervt die Augen.
„Ich bin zu weit gegangen."
Gerade wollte er sich umdrehen, da hörte er ein fernes Scheppern. Überrascht zuckte er zusammen und drehte sich auf der Stelle um. Doch da war nichts. Der Gang war lang und dunkel. Nur eine einzige Lampe schenkte dem Licht genug Freiraum, um ein paar der Schatten zu verdrängen, doch so schummrig wirkte es schon fast unheimlich. Jungkook dachte er hatte sich das Geräusch eingebildet und sah auf seinen Nintendo. Nein, der war es auch nicht gewesen. Er schaute den Gang hinunter und bemerkte ein paar weitere Türen. Mit gehobener Augenbraue trat er näher. Es war ja niemand hier, also wer sollte ihn schon überraschen. Nach ein paar Schritten vernahm er lautes Atmen.
Er wollte schon den Mund aufmachen, doch da gab es einen lauten Rums und ein erschöpftes Grunzen. Was war das?
Angestrengt versuchte er weiter darauf zu achten. Er klappte seinen Nintendo zu und verstaute ihn in seinem Rucksack, bevor er nahe der Wand näher kam. Es war so dunkel. Er lauschte. Da waren die Türen. Noch näher...
Aber es gab keine weiteren auffälligen Geräusche. Also hinter welcher Tür-
„Jungkook!", rief eine aufgeregte Stimme und sofort wirbelte der blauäugige herum.
„Taehyung?" Vergessen waren all die Dinge, über die er gerade gegrübelt hatte.
Der Ältere kam angejoggt und blieb keuchend vor ihm Stehen. „Was machst du hier?"
War er besorgt? Er sah ziemlich ängstlich aus, wenn nicht sogar nervös.
„Hab mich verlaufen."
„Oh, Yuri meinte schon, dass dir so etwas passieren kann."
Nicht rot werden, Jungkook, nicht rot werden. „J-ja, sie redet zu viel."
Taehyung versuchte sich in einem Lächeln, doch blickte dann fest in seine Augen, so als wollte er der Versuchung widerstehen irgendwo anders hinzugucken. „Na dann, wollen wir?", fragte er etwas gehetzt, aber Jungkook schob es auf das Rennen.
Tae griff ihn am Arm und hielt ihn fest, damit Kooks auch ja mit ihm kommen würde. Der Jüngere ließ sich von ihm führen und konzentrierte sich nur noch auf Tae's warme Hände, nicht auf das unangenehme Zucken, das er eine Minute zuvor noch im Magen verspürt hatte.
Sie verließen den Keller und ließen damit jegliche Geräusche hinter sich.
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2206 Wörter
Oh my ... ich freu mich schon auf die nächsten Kapitel :)
Gibt es Fragen?
Halt wartet- Fragen, die ich beantworten kann, meine ich.
Fragen wie: Was hat Jungkook da nur gehört? Gehen nicht ;)
Hopeyouenjoy
🎄
~safemenow
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