75. Kapitel
Wir betreten den großen Speisesaal. An der Seite stehen Butler in schwarzen Anzügen, die lange, geschmückte Tafel steht in der Mitte. Wie so häufig ist alles in Rot, Weiß und Gold gehalten. Gemma und Harper sind schon da, ebenso wie die Königin und der König. Ich schlucke, atme tief durch und versuche mich selbst irgendwie zu beruhigen. „Wo soll ich mich hinsetzen?" frage ich Harry leise. „Harper gegenüber." antwortet er mir. Die Tafel ist breit, das Königspaar sitzt am Kopf links uns rechts daneben sind Harrys und Gemmas Plätze.
„Guten Abend." sagt der König etwas verwundert und sieht zu seinem Sohn. „Wieso sagtest du nicht, dass du einen Gast heute Abend hast?" - „Was denkst du wohl, woher das zusätzliche Gedeck kommt." entgegnet Harry nur trocken. „Ich habe Bescheid gesagt." - „Mir nicht." erwidert er und Harry zuckt mit den Schultern. „Aber Mutter und ich bin davon ausgegangen, sie würde es dir sowieso erzählen."
Ich lasse meinen Blick über die verschiedenen Gabeln, Messer und Löffel schweifen, ehe ich mich zu Harry lehne und murmle, „Was davon benutze ich zuerst?" - „Von außen nach innen." flüstert er und drückt sanft meinen Oberschenkel. Heiliger Bimbam, wie soll ich diesen Abend nur überstehen? Hier liegt Besteck von dem ich nicht einmal wusste, dass es existiert.
„Also, Mr. Tomlinson, werden Sie auch bei der Hochzeit am Montag sein?" fragt der König mich dann, nachdem die Vorspeise gebracht worden ist. „Ich.. ähm.. um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht." stottere ich überfordert und sehe hilfesuchend zu Harry, der nur genervt seufzt. „Ich dachte, Sie und mein Sohn wären befreundet, da wäre es doch sicher schön, Sie dort zu sehen." antwortet er mir und Harry schüttelt den Kopf. „Vater, du weißt genau -" - „Oder nicht? Es lässt sich sicher einrichten, noch eine Einladung raus zu schicken." spricht er weiter und achtet gar nicht auf Harrys Worte.
„Sicher.." murmle ich und trinke einen Schluck des Rotweins, den ich, gelinde gesagt, absolut ekelhaft finde. Aber es gibt gerade nichts anderes und ich bin sicher, echte Weinkenner würden mir sofort sagen, dass er hervorragend zu dem Dinner passt. Da ich aber keiner dieser Weinkenner bin, habe ich wohl Pech, denn er schmeckt wirklich nicht.
„Ich werde Steven Bescheid geben, er wird Ihnen eine Einladung zukommen lassen." beschließt er König dann und ich schlucke. „Ich weiß nicht einmal, ob ich an dem Tag Zeit habe." weiche ich schnell aus." Sein Blick sagt mehr, als alles andere. Perplex, verwundert und abschätzend sieht er mich an und ich werde in meinem Stuhl immer kleiner. Hilfesuchend blicke ich zu Harry, aber dieser bleibt stumm.
„Das wäre natürlich schade, die Hochzeit wird wunderbar, es wird perfekt werden." versichert mir der König. „Sicher.." stimme ich gequält zu. Harper sieht mich entschuldigend an und Gemma stochert in ihrem Lachs herum. Die Stimmung ist alles, aber nicht schön. Aber das hält den König nicht davon ab, weiter von der Hochzeit zu sprechen. „Andrea wird auch da sein, Harry und Sie waren auf dem Gestüt richtig? Dann durften Sie bestimmt schon Ihre Bekanntschaft machen." - „Ja, ich habe sie kurz kennengelernt." nicke ich und trinke wieder etwas Wein. „Sie ist.. sehr nett." - „Nur leider immer noch schrecklich in Harry verliebt." murmelt Gemma und die Königin schnappt empört nach Luft. „Das stimmt nicht, sie ist eine gute Freundin."
„Du weißt, dass ist gelogen, Mutter." - „Sie ist wohlerzogen und freundlich, Harry und sie kennen sich schon seit der Kindheit, was ein Unsinn, dass sie in ihn verliebt sein sollte." widerspricht sie sofort. „Ach und selbst wenn," wirft der König erstaunlich gelassen ein. „Diese Illusion der Liebe verschwindet so schnell, wie sie gekommen ist." meint er und ich beiße mir auf die Innenseite meiner Wange.
Von wegen Illusion. Gefühle sind alles, aber nicht das. Er sieht mich wissend an und ich verstehe die Stumme Nachricht. Ich solle mir gar nicht einbilden, dass meine Liebe zu Harry etwas an der Situation ändert, er wird sie heiraten und ich werde nicht im Weg herumstehen. Angespannt antworte ich erst einmal nichts darauf. Warum auch immer, ich möchte keinen schlechten Eindruck hinterlassen. Bescheuert, wenn man darüber nachdenkt.
„Harper, ich habe gehört, du hast heute dein Kleid bekommen." lenkt Harrys Mutter dann auf ein anderes Thema. Sie nickt und lächelt gezwungen. „Es ist echt schön. Sie holt ihr Handy heraus und reicht es der Königin." - „Wundervoll." schwärmt diese und zeigt das Bild ihrem Mann. „Perfekt, es steht dir hervorragend." stimmt er ihr zu. „Mr. Tomlinson, Sie sind doch Journalist, richtig?" fragt die Königin dann und verwundert nicke ich. „Ja, wieso?"
„Wir könnten Ihnen einen Presseausweis besorgen." schlägt sie vor und ich muss mich zwingen, ruhig zu bleiben. „Natürlich, ich müsste nur mit meiner Chefin sprechen, welcher meiner Kollegen zu Verfügung stünde." entgegne ich knapp. Der nächste Gang wird serviert. Harry sagt nach wie vor nichts.
Dann wechselt das Gesprächsthema endlich, aber meine Laune hebt sich ganz und gar nicht. Ich versuche freundlich zu sein, mich an die Regeln zu halten, aber als etwas später erneut die Hochzeit zur Sprache kommt, bin ich ziemlich sicher, gleich durchzudrehen. Ich wusste ja, dass es nicht unerwähnt bleibt, aber Harry sagt nichts, er verteidigt mich nicht, sagt nicht, dass er mich liebt, statt Harper und widerspricht nicht, als sein Vater betont, was für ein wundervoller Tag das wohl wird. Das ich nicht lache. Der Tag wird alles, aber bestimmt nicht wundervoll.
Es ist kurz vor dem Dessert, als ich mich räuspere. „Dürfe ich mich vielleicht für einen Moment entschuldigen?" Die Königin nickt lächelnd und mit schnellen Schritten verlasse ich den Saal. Ich muss nicht wirklich auf die Toilette, ich muss nur einen Moment durchatmen. Ich gehe den Flur entlang und stoppe hinter der nächsten Ecke. „Fuck.." murmle ich und drücke Zeigefinger und Daumen auf meine Nasenwurzel.
Ich hoffe, dass Harry mir nachkommt, mit mir spricht. Aber mit jeder Sekunde, die verstreicht, schwindet meine Hoffnung umso mehr. „Louis?" Verwundert sehe ich Steven an. „Hi." - „Alles okay?" fragt er mich und schnell nicke ich. „Ja.. es.. alles gut." - „Anstrengendes Dinner?" Seufzt er und ich nicke zögerlich. „Es.. Der König ist so begeistert von der Hochzeit und Harry sagt einfach nichts dagegen. Ich muss mir die ganze Zeit anhören, wie wundervoll es wird." meckere ich und Steven nickt verstehend.
„Das hatte ich mir fast gedacht." - „Dass Harry nicht das geringste sagen wird?" irritiert sehe ich ihn an. Er ist einen Moment still, bevor er einen Schritt auf mich zukommt und meint, „Eigentlich dürfte ich dir das nicht sagen, aber vielleicht macht es den Abend für dich etwas leichter... Harry muss die Füße stillhalten, er kann nicht anders." - „Wieso das denn?" - „Er hätte dich nicht einmal mitnehmen dürfen." erklärt er. „Es verstößt wieder gegen ein paar Regeln.. und nach der letzten Aktion..." - „Die Fotos?" Der Sicherheitschef nickt. „Nach so einem Skandal muss alles glatt laufen." erklärt er, aber ich verdrehe nur die Augen. „Aber es war doch nicht Harrys Schuld."
Steven möchte etwas antworten, stockt dann aber und meine Augen werden groß. „Was?" - „Du weißt das nicht." stellt er direkt klar, aber ich versuche in meinen Kopf zu bekommen, was ich gerade erfahren habe. „Aber.. wie?" - „Twitter, Louis. Ich glaube nicht einmal, dass es es extra gemacht hat, er hat einfach keine Ahnung, wie dieses Netzwerk funktioniert und anschließend hat er es sofort wieder gelöscht, aber die IT-Leute sagen, die Bilder sind ganz klar von ihm hochgeladen worden."
Ich stöhne genervt. Das kann doch alles nicht wahr sein. „Der König weiß es, oder?" - „Tut er, allerdings." Für einen Moment schließe ich die Augen. Jetzt ergibt das alles Sinn. Deswegen wurde von jetzt auf gleich die Hochzeit angekündigt, deswegen will der König, dass alles so schnell von statten geht und deswegen sagt Harry auch nichts weiter dagegen, er gibt sich die Schuld dafür, dass wir nicht bis zu dem Tag der Eheschließung mehr Zeit gehabt hätten.
Er denkt, dass, wenn ihm dieses Missgeschick nicht passiert wäre, der König die Hochzeit nicht noch dieses Jahr angesetzt hätte. Scheißdreck. Und Harry sagt es mir nicht, weil er wahrscheinlich denkt, dass ich dann wütend auf ihn bin. „Wie gesagt, sie wissen das nicht." betont Steven erneut. „Klar, ich sag nichts." verspreche ich ihm schnell und fahre mir durch die Haare. Harry hätte mit mir reden können und das sollte er doch eigentlich wissen. Ich hätte vielleicht gesagt, dass es nicht gerade klug war, aber wirklich wütend wäre ich nicht gewesen, oder? Vielleicht kurz angepisst.
„Ich muss wieder rein." meine ich dann und Steven nickt. „Viel Glück.. und starke Nerven." wünscht er mir und lächelt aufmunternd. Harry sieht mich kurz an, als ich mich wieder setzen. Mein Weinglas wurde inzwischen aufgefüllt und ich trinke einige Schlücke, ehe ich der Unterhaltung eher zuhöre, als aktiv daran teilnehme. Das Besteck meines Gedecks wird weniger und irgendwann nehme ich den letzten Löffel für den nun wirklich aller letzten Gang. Harry unterhält sich gerade mit seiner Mutter über die letzten Umbauten des Gestüts und wirkt erstaunlich glücklich dabei, angesichts der Situation aktuell zumindest.
„Harry? Ich gehe davon aus, du lässt Mr. Tomlinson gleich nach Hause bringen?" fragt sein Vater ihn dann. „Was?" - „Oder ist eines der Gästezimmer hergerichtet." - „Nein, es.." - „Gut. Mr. Tomlinson, ich werde Ihnen einen Fahrer organisieren." sagt er freundlich. Ich sehe zu Harry, aber dieser bleibt sogar jetzt stumm.
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Tja, da hat Harry sich ja was geleistet.. aber deswegen Louis' und seine Beziehung nicht verteidigen? Könnt ihr verstehen, dass es Louis wehtut? Und glaubt ihr, er wird wirklich gehen oder verbringt er die Nacht doch bei Harry und kann vielleicht sogar mit ihm darüber sprechen?
Love L
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